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Chuck Norris sein Vater
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Corona-Kronzeuge: Hört mir auf mit Schweden!
Zitat:
Corona-Kronzeuge
Hört mir auf mit Schweden! Kommentar Jürn Kruse
13. Mai 2020
Die „Bild“ hat eine eigene Rubrik eingeführt: „Und wie geht‘s Schweden?“
Da steht beispielsweise, dass es in Schweden „immer weniger Neuinfektionen“ gebe (5. Mai), dass Schweden besser dastünde als Spanien oder Italien, „obwohl dort wochenlang Ausgangssperren galten“ (7. Mai), dass die Zahl der Neuinfektionen leicht zurückgehe (9. Mai), dass Schweden jetzt auch die Maskenpflicht diskutiere (6. Mai), dass es in Schweden keine Mundschutzpflicht für Pflegekräfte gebe (8. Mai) und dass in Schweden „wieder vermehrt Kultur-Veranstaltungen mit Publikum“ (11. Mai) stattfänden:
„Im Mai werden u.a. Burlesque-Star Dita von Teese (47) und Sänger Randy Newman (76) Auftritte in Stockholm absolvieren. Ein Künstler jedoch sticht besonders hervor: Black-Sabbath-Gründer Tony Iommi … will trotz schwerer Krebserkankung am 15. Mai im „Lilla Cirkus“ in Stockholm spielen.“
Das Konzert von Tony Iommi [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ], Randy Newmans Konzert wurde bereits am 27. April [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ], und dass für Dita von Teeses Auftritt ein neuer Termin gesucht wird, steht seit 31. März [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ].
Das Land der aufgehenden Bars und Kitas
Die Absagen und Verschiebungen verwundern wenig, sind doch in Schweden [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Hätte man wissen können, gerade wenn man nahezu jeden Tag eine Rubrik mit dem Titel „Und wie geht‘s Schweden?“ füllt, aber: Was tut man nicht alles für eine gute Meldung aus dem Land der aufgehenden Bars, Kitas und Schulen?
Doch nicht nur bei „Bild“ auch in der „Welt“ wird der schwedische Weg gepriesen: „Warum Deutschlands Lockdown falsch ist – und Schweden vieles besser macht“, [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]:
„Das Coronavirus wurde ohne Schaden für Grundrechte und Arbeitsplätze erfolgreich eingedämmt.“
Jakob Augstein sieht Schweden gar auf einem Weg, den das Land bis 2022 weitergehen könne.
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Schweden, der perfekte Kronzeuge
Schweden ist in der Corona-Pandemie und den Diskussionen um sinnvolle oder blödsinnige oder wirtschaftsfreundliche oder wirtschaftsfeindliche Maßnahmen zu einer Chiffre geworden für: Es geht auch anders, ohne allzu große Einschränkungen.
Und in dem Prozess, die hiesigen Maßnahmen als falsch oder überzogen darzustellen, ist Schweden der vermeintlich perfekte Kronzeuge: modern, demokratisch, weltoffen, sozial, solidarisch, mit striktem Tempolimit und Unisex-Toiletten, nicht dazu neigend, grundlos aus der internationalen Gemeinschaft auszuscheren. Ein Vorbild. Ein liberaler Leuchtturm im Meer vermeintlich obrigkeitshöriger anderer Staaten. Kurzum: ein besser Zeuge als Weißrussland.
Mit dem Fingerzeig auf das größte skandinavische Land soll viel zu häufig nur die eigene Meinung legitimiert werden. Ein „Die Schweden machen es auch so“ zieht halt mehr als ein schlichtes „Meine Meinung“.
Probleme in Altersheimen
Die bisherige Bilanz spricht allerdings nicht unbedingt für die Schweden:
• Schweden hat trotz guter Voraussetzungen (reiches Land, vergleichsweise gutes Gesundheitssystem, dünn besiedelt, viele Single-Haushalte) mit 2.700 Infektionen pro eine Million Einwohner relativ viele Corona-Fälle …
• … und (wieder pro eine Million Einwohner) viele Covid-19-Todesfälle.
• Gerade im so wichtigen Vergleich mit den anderen skandinavischen Ländern Dänemark, Norwegen und Finland sind die Zahlen Schwedens im Moment deutlich schlechter.
• Besonders in Altersheimen steckten sich in Schweden viele Menschen an und starben auch an oder mit Corona. Der Chef der schwedischen Volksgesundheits-Behörde Johan Carlson [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]:
„Die schwedischen Pflegeheime waren tatsächlich nicht gut vorbereitet. Die Ausbildung der Mitarbeiter war mangelhaft, Schutzmaterial fehlte“
• Schweden testet wenig
• Und in Schweden trifft Covid-19 – wie anderen Ländern auch – [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ].
• Ökonomisch könnte Schweden am Ende womöglich auch nicht besser dastehen als die Länder, die härtere Maßnahmen ergriffen haben. Während die EU-Kommission für Schweden in diesem Jahr von einem Rückgang des Bruttoinlandsproduks (BIP) um 6,1 Prozent ausgeht, rechnet die landeseigene Zentralbank, die Reichsbank, gar [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Zum Vergleich: Für die gesamte Union erwartet die EU-Kommission einen [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ].
• Und auch in Schweden gibt es – neben breiter Zustimmung – [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ].
Da lang? Oder da lang?
Man kann geteilter Meinung sein, ob der schwedische Weg der bessere oder der schlechtere ist. [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] ähneln sich die Maßnahmen sowieso immer stärker – obwohl es natürlich einen Unterschied macht, ob vorher die Kurve durch strengere Richtlinien gedrückt wurde. Die Ziele waren sowieso von Beginn an nahezu identisch.
Das sagt auch der [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]:
„I think it has been overstated how unique the approach is. As in many other countries, we aim to flatten the curve, slowing down the spread as much as possible — otherwise the health-care system and society are at risk of collapse.“
(„Ich glaube, es wurde übertrieben dargestellt, wie einzigartig unsere Herangehensweise ist. Wie in vielen anderen Ländern versuchen wir die Kurve abzuflachen, die Ausbreitung so weit wie möglich zu verlangsamen – weil sonst die Gefahr besteht, dass das Gesundheitssystem und die Gesellschaft zusammenbrechen.“)
Überraschend hohe Todesrate
Tegnell verweist immer wieder auf den langfristigeren und ganzheitlichen Ansatz, wie wichtig geöffnete Schulen für das Wohlbefinden der Kinder seien oder wie wichtig der Joberhalt für die Erwachsenen. Aber auch ihn hat die hohe Todesrate in Schweden überrascht, wie er in der „Daily Show“ freimütig zugab.
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Abgerechnet wird in zwei oder drei Jahren. Dann, in der Rückschau, kann beurteilt werden, ob der eher sanfte Tritt auf die Bremse der richtige war oder ob das harte Abbremsen und langsame Lösen den möglichen Crash besser verhindern konnte – oder ob alle gleich gut zum Stehen gekommen sind.
Deshalb ist es natürlich genauso fragwürdig, wenn [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] den Schwedinnen und Schweden vorwirft, dass sie „unverantwortlich“ handeln würden, ihnen ein „erbärmliches Ergebnis“ attestiert und sagt:
„Grob gesprochen werden dort sehr viele ältere Menschen geopfert, damit man die Cafés nicht zumachen muss.“
Genauer hinschauen
Nicht falsch verstehen: Der Blick auf und in andere Länder ist mit Sicherheit hilfreich: Wie machen die das? Was läuft gut? Was läuft schlecht? Welche Methoden waren und sind vielversprechend? Wir wären ja bescheuert, wenn wir nicht voneinander lernen würden.
Aber: Dann müssen wir genauer hinschauen. Doch Grautöne gehen bei der Schwarz-Weiß-Malerei (Schweden alles offen, Deutschland im imaginierten „Lockdown“) allzu häufig verloren.
Und was mit Sicherheit nicht hilft, ist, sich Geschichten aus den Fingern zu saugen, um das Bild von einem Land zu entwerfen, in dem noch immer alle fröhlich zu Konzerten gingen.
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Quelle:[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
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