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29.11.13, 16:00
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#1
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Erfahrener Newbie
Registriert seit: Sep 2011
Beiträge: 121
Bedankt: 99
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Zitat:
Zitat von King Crosby
Da kann ich Melvin van H. nur zustimmen.
Wir Deutschen gehen brav wie die Lämmer zur Schlachtbank. Kein Murren - kein Aufbegehren.
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Warum auch, wenn es der Mehrheit in Deutschland eindeutlig gut geht? Mir gehts super! Niemand kann mit dem politischen Prozess voll und ganz zufrieden sein, weil die meisten Deutschen (Bürger im allgemeinen) ihn gar nicht vollends verstehen und verfolgen können. In Frankreich ist die Situation eine ganz andere. Nach allem was man liest, geht es dem Land ja gerade nicht so Bombe.
Das Schlimme ist, dass sich viele erst dann zufrieden geben würden, wenn jeder ein Eigenheim besitzt, mit nem fetten Mercedes (wahlweise auch BMW, AUDI oder was auch immer) vor der Haustür. Solange das nicht alle haben, solange ist das Land ein absolutes Drecksland und alle Politiker korrupte, inkompetente Nichtsnutze!
Ich glaube in Deutschland werden erst dann viele Menschen mal ein gutes Wort für die Politik übrig haben, wenn sie sich jeden Abend gemütlich ihren goldenen, mit Diamanten besetzten Vibrator aus dem Arsch (nicht das dies was Schlechtes sein muss, wer es mag gerne) ziehen können.
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29.11.13, 17:25
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#2
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Chuck Norris
Registriert seit: Sep 2009
Beiträge: 3.738
Bedankt: 5.859
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Zitat:
Zitat von Zhou
Warum auch, wenn es der Mehrheit in Deutschland eindeutlig gut geht?
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Kurzer Realitätscheck: Die "Mehrheit" der Deutschen hat in den letzten zehn Jahren keine reale Lohnsteigerung erfahren - Niedriglöhner sogar Lohnkürzungen. "Wohlstand für alle" war ein Paradigma der politischen Stabilität. Allein schon auf die Mehrheit zu verweisen ist also eine Kapitulationserklärung, und das schlägt sich auch in den Wahlen nieder. 30% der Wahlberechtigten haben Merkel gewählt. Fast genau so viele blieben einfach zu hause. Hier haben wir in der Tat eine eindeutige Entwicklung. Statt zu protestieren ergibt man sich in Ohnmacht und Passivität. Ein wenig hat man ja noch (aka "geht es gut"), und das könnte man ja auch noch verlieren.
Da hilft auch kein Vulgärliberalismus oder ein fragwürdiges ad populum weiter, der offenbar nur dazu da ist, dass Offensichtliche zu verschleiern. Das klappt aber nur begrenzt.
Zitat:
Zitat von Melvin van Horne
Und davor soll sich die globale Elite fürchten? Seh ich nicht ...
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Allein der NSA Skandal ist so umfassend, dass man da schon den Überblick verlieren kann. Die Antwort auf die Frage wieso man Otto normal und Lieschen Müller umfassend überwachen will, ist so banal wie die jedes anderen Überwachungsapparates. Natürlich wäre es besser wenn jeder einsehen würde, dass es keine Veränderung braucht. Aber darauf kann man sich ja erfahrungsgemäß nicht vollends verlassen. Es muss vorgesorgt werden. Der Kampf der Systeme ist vorbei, wir können da weitermachen wo man in den 20ern aufhören (musste).
Keine Sorge, die Eliten machen sich schon darüber Gedanken. Mir ist vor Jahren ein Papier des IWF untergekommen in der man glaubte, dass die Gesellschaft in Griechenland wegen der Sparmaßnahmen kollabieren würde, aber man so feststellen könnte wie weit man im 'aufgeklärten Europa' gehen kann. Gleiche (ungewollte) Geschichte bei der NSA: Wer hätte gedacht, dass sich die Leute so ruhig verhalten? Ich denke die Eliten sind vor allem von ihrem eigenem Erfolg überrascht. Das heißt man kann ruhig bei den zukünftigen Reformen einen Zahn zulegen.
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29.11.13, 17:46
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#3
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Erfahrener Newbie
Registriert seit: Sep 2011
Beiträge: 121
Bedankt: 99
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Zitat:
Zitat von Nana12
Kurzer Realitätscheck: Die "Mehrheit" der Deutschen hat in den letzten zehn Jahren keine reale Lohnsteigerung erfahren - Niedriglöhner sogar Lohnkürzungen. "Wohlstand für alle" war ein Paradigma der politischen Stabilität. Allein schon auf die Mehrheit zu verweisen ist also eine Kapitulationserklärung, und das schlägt sich auch in den Wahlen nieder. 30% der Wahlberechtigten haben Merkel gewählt. Fast genau so viele blieben einfach zu hause. Hier haben wir in der Tat eine eindeutige Entwicklung. Statt zu protestieren ergibt man sich in Ohnmacht und Passivität. Ein wenig hat man ja noch (aka "geht es gut"), und das könnte man ja auch noch verlieren.
Da hilft auch kein Vulgärliberalismus oder ein fragwürdiges ad populum weiter, der offenbar nur dazu da ist, dass Offensichtliche zu verschleiern. Das klappt aber nur begrenzt.
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1. Lohnsteigerung oder stagnierende Löhne haben per se nichts mit Wohlstand zu tun.
2. Der Niedriglohnsektor stagniert derzeit und wird auch nie vollends verschwinden. Dazu kommt, dass ein Niedriglohnsektor auch nicht unbedingt etwas mit Wohlstand (solange sich auch die Menschen im Niedriglohnsektor vernüftig in ihrem Umfeld behaupten können (was vernünftig ist, wäre auch wieder ein Streitpunkt)) zu tun hat.
3. Die Wahlbeteiligung hat auch nicht das geringste mit Wohlstand zu tun. Du versuchst hier die geringe Wahlbeteiligung auf soziale Missstände runterzubrechen, die in der Gesamtbevölkerung nicht messbar sind und das ist hier fehl am Platze, da nicht jede Meinung berücksichtigt werden kann. Bester Punkt wäre einfach Starrsinnigkeit, Selbstüberschätzung oder vieleicht auch mangelnder Intellekt (geht oft mit Selbstüberschätzung einher). Der Grund das Menschen nicht wählen ist so verschieden, dass man sie kaum fassen kann. Selbst hoch angesehene Forschungsansätze können sie nicht erklären oder werden einfach falsifiziert (Rational-Choice, Sozialpsychologischer Ansatz)
Die Gründe von Nichtwählern sind verschieden, der Niedriglohnsektor ist fluktuierend und kein starres Gebilde. Wohlstand ist subjektiv, maximal intersubjektiv.
Wohlstand braucht einen Bezugspunkt, wenn man von einem weltlichen Status ausgeht, dann geht es definitiv der Mehrheit in Deutschland gut. Geht man davon aus, wie die Menschen im vergleich zu dem dastehen, was so arabischer Prinzensohn als Wohlstand versteht, dann ja....wir sind alle ganz schön arm dran.
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29.11.13, 18:47
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#4
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Chuck Norris
Registriert seit: Sep 2009
Beiträge: 3.738
Bedankt: 5.859
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@Zhou
1. Stimmt, wenn jemand anderes sein Leben alimentiert bekommt (siehe Ölstaaten). Solange aber Menschen noch von Erwerbsarbeit ihr Einkommen beziehen hängt es unmittelbar mit (materiellen) Wohlstand zusammen.
2. Der Niedriglohnsektor ist die Auszeichnung für das Auseinanderdriften der Einkommen. Eine Momentaufnahme hilft auch hier nicht weiter. Das ist kein Streitpunkt sondern Realität. Dieser Staat hat es sich mal zum Ziel gesetzt das Gefälle zumindest so weit zurückzufahren, dass es keinen Niedriglohnsektor geben kann. Und er war lange Zeit sehr erfolgreich damit. Dann hat er sich zum Ziel gesetzt "den besten Niedriglohnsektor Europas" aufzubauen. Grund war ein Paradigmenwechsel u.a. bedingt durch ein Aussterben der Eliten die wussten warum man das nicht machen sollte.
3. Es gibt einen empirischen Zusammenhang zwischen Wahl (auch Protestwahl) und ökonomischen und sozialen Bedingungen. War sogar mal eine zentrale Lehre unserer Verfassung, wenn man denn willens ist sich das Grundgesetz zu Gemüte zu führen. Zu der sinkenden Wahlbeteiligung gibt es im Grunde nur zwei Theorieblöcke. Gut das wir nicht im Ungefähren bleiben müssen:
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Wer hier keinen Zusammenhang erkennen kann, verweigert sich der Realität. Auch 1933 ging es Deutschland wesentlich besser als so manch anderen Land, und trotzdem hat die Krise maßgeblich zum Sieg der Nationalsozialisten beigetragen. Und selbst wenn man aus Argumentationarmut so weit abdriften möchte, um alles zu relativieren, können wir auch absolute Armut relativieren. Denn niemand sagt, dass Hungertod den Aufstand der Massen provozieren muss. Die Frage ist nur wieso man dann hier schreiben sollte?
Der Sozialpsychologische Ansatz gilt zum Beispiel für die Neiddebatte. Der, der noch was hat, hat Angst dies durch die neidenden Hungerleider zu verlieren. Und er braucht es sich auch nicht einzureden, denn er wird ja öffentlich fortlaufend bestätigt. Empirisch ist dies natürlich nicht. Aber dazu ein passendes Beispiel:
Zitat:
Zitat von Zhou
Wohlstand braucht einen Bezugspunkt, wenn man von einem weltlichen Status ausgeht, dann geht es definitiv der Mehrheit in Deutschland gut. Geht man davon aus, wie die Menschen im vergleich zu dem dastehen, was so arabischer Prinzensohn als Wohlstand versteht, dann ja....wir sind alle ganz schön arm dran.
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Ich habe extra gesagt, das Vulgärliberalismus hier nicht weiter hilft. Denn Du unterstellst Dinge die nie gesagt wurden, und auch nicht im öffentlichen Raum stehen. Die einzigen die sich ununterbrochen solche Strohmannargumente ausdenken um das zu rechtfertigen, was es angeblich nicht gibt (die zunehmende Armut) sind Besitzstandswahrer.
Warum drehen wir die komplette Argumentation nicht mal um und fragen uns wieso es uns nicht besser geht oder uns schlechter geht als vor zehn Jahren? Oder warum müssen wir uns mit Burundi oder Kongo vergleichen, wo Kapitalismus doch höher, weiter und schneller bedeutet? Dann brauchen wir auch nicht mit Prinzen und absoluter Armut um uns werfen, wobei sich gewisse Argumentationen ganz von selbst erledigen. Wir könnten es auch bei den offenbar einzig relevanten Punkt belassen:
Zitat:
Zitat von Zhou
Mir gehts super!
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Aber dann ist man hier einfach nur falsch. Es geht um den Aufstand der Massen und nicht ob es einer einzelnen Person super geht.
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29.11.13, 21:39
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#5
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Erfahrener Newbie
Registriert seit: Sep 2011
Beiträge: 121
Bedankt: 99
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Zitat:
Zitat von Nana12
@Zhou
1. Stimmt, wenn jemand anderes sein Leben alimentiert bekommt (siehe Ölstaaten). Solange aber Menschen noch von Erwerbsarbeit ihr Einkommen beziehen hängt es unmittelbar mit (materiellen) Wohlstand zusammen.
2. Der Niedriglohnsektor ist die Auszeichnung für das Auseinanderdriften der Einkommen. Eine Momentaufnahme hilft auch hier nicht weiter. Das ist kein Streitpunkt sondern Realität. Dieser Staat hat es sich mal zum Ziel gesetzt das Gefälle zumindest so weit zurückzufahren, dass es keinen Niedriglohnsektor geben kann. Und er war lange Zeit sehr erfolgreich damit. Dann hat er sich zum Ziel gesetzt "den besten Niedriglohnsektor Europas" aufzubauen. Grund war ein Paradigmenwechsel u.a. bedingt durch ein Aussterben der Eliten die wussten warum man das nicht machen sollte.
3. Es gibt einen empirischen Zusammenhang zwischen Wahl (auch Protestwahl) und ökonomischen und sozialen Bedingungen. War sogar mal eine zentrale Lehre unserer Verfassung, wenn man denn willens ist sich das Grundgesetz zu Gemüte zu führen. Zu der sinkenden Wahlbeteiligung gibt es im Grunde nur zwei Theorieblöcke. Gut das wir nicht im Ungefähren bleiben müssen:
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Ich glaube wir sollten uns zu allererst mal darauf einigen, ob wir an der Stelle auf politikwissenschaftlicher oder soziologischer Ebene argumentieren, damit überhaupt abschätzbar ist, was hier einen normativen Wert hat. Ich möchte nicht beides vermischen, weil es nur zur Verwirrung führt.
Aus Powi-Sicht kann ich dir in keiner der Antworten zustimmen, weil du Politik auf einen rein deskriptiven Charakter beschränkst.
Warum soll eine Momentaufnahme keine Tatsachen unterstreichen und unrealistisch sein? Deine Argumentation mit Materialien klingt für mich zu marxistisch.
In all deinen Ausführungen gehst du in keinster Weise auf das Individuum ein, du beziehst dich nur auf das Kollektiv und behauptest, dass die derzeitigen Entscheidungen schlecht sind. Das ist natürlich in Ordnung. Aber du verknüpfst an deine Argumentationen mit einer Absolutheit, der ich absolut nicht zustimme.
Es ist natürlich richtig, dass man Wahlen auch empirisch erforschen kann und das es Protestwähler gibt. Aber Protestwahl und Wohlstand stehen nach wie vor in keiner Verbindung. Unzufriedenheit und Wohlstand stehen auch in keiner Verbindung. Es ist ja nicht automatisch der Arm, der unzufrieden ist.
Wohlstand ist nicht Messbar, so wie eigentlich Armut nicht Messbar ist. ES SEI DENN! Man legt einen Bezugspunkt fest. Z.B. Einkommen, aber selbst dabei ist sich die Sozialforschung uneinig.
Zitat:
Zitat von Nana12
Wer hier keinen Zusammenhang erkennen kann, verweigert sich der Realität. Auch 1933 ging es Deutschland wesentlich besser als so manch anderen Land, und trotzdem hat die Krise maßgeblich zum Sieg der Nationalsozialisten beigetragen. Und selbst wenn man aus Argumentationarmut so weit abdriften möchte, um alles zu relativieren, können wir auch absolute Armut relativieren. Denn niemand sagt, dass Hungertod den Aufstand der Massen provozieren muss. Die Frage ist nur wieso man dann hier schreiben sollte?
Der Sozialpsychologische Ansatz gilt zum Beispiel für die Neiddebatte. Der, der noch was hat, hat Angst dies durch die neidenden Hungerleider zu verlieren. Und er braucht es sich auch nicht einzureden, denn er wird ja öffentlich fortlaufend bestätigt. Empirisch ist dies natürlich nicht. Aber dazu ein passendes Beispiel:
Wenn ich mich recht entsinne ist die Neiddebatte der Rational-Choice-Ansatz und nicht der Sozialpsychologische.
Ich habe extra gesagt, das Vulgärliberalismus hier nicht weiter hilft. Denn Du unterstellst Dinge die nie gesagt wurden, und auch nicht im öffentlichen Raum stehen. Die einzigen die sich ununterbrochen solche Strohmannargumente ausdenken um das zu rechtfertigen, was es angeblich nicht gibt (die zunehmende Armut) sind Besitzstandswahrer.
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Ich Argumentiere auch bei diesem Absatz, dass man einen vernünftigen Bezugspunkt braucht.
Ich unterstelle deshalb, weil das von mir beschriebene meine Erfahrung mit meinem Umfeld und das von mir erworbene Wissen darstellt. Und wehre mich gegen die Aussage, dass wir einen Aufstand oder meinetwegen eine Revolution bräuchten.
Das Armut zunimmt ist von dir auf was bezogen? Rein auf Deutschland? Dann frage ich dich auch hier, an was machst du das fest? An den Armutsbericht und die staatliche Definition von Armut? Das ist für viele noch keine Grund zu rebellieren, denn es gibt sehr viele Menschen die sich unterhalb dieser staatlichen Armutsgrenze befinden und dies gar nicht wahrnehmen. Wenn man also jetzt diesen Menschen unterstellt sie müssten sich auf Grund ihres sozialen Status automatisch zur Wehr setzen, dann verkennst du wieder das Individuum.
Natürlich kann man Abwärtstendenzen in den letzten Jahren der Bankenkrise nicht verleugnen, aber das rechtfertigt noch nicht den wunsch nach einer Vernichtnug des gesamten Systems, noch einem angeblichen Aufstand gegen diese "Eliten". Bzw. könnte man sie schon rechtfertigen, allerdings ist die Frage, ob die Mehrheit sie trägt? Es ist selbstverständlich viel "Besitzstandswahrertum" bei vielen Menschen verankert, aber wie soll man das ändern?
Zitat:
Zitat von Nana12
Warum drehen wir die komplette Argumentation nicht mal um und fragen uns wieso es uns nicht besser geht oder uns schlechter geht als vor zehn Jahren? Oder warum müssen wir uns mit Burundi oder Kongo vergleichen, wo Kapitalismus doch höher, weiter und schneller bedeutet? Dann brauchen wir auch nicht mit Prinzen und absoluter Armut um uns werfen, wobei sich gewisse Argumentationen ganz von selbst erledigen. Wir könnten es auch bei den offenbar einzig relevanten Punkt belassen:
Aber dann ist man hier einfach nur falsch. Es geht um den Aufstand der Massen und nicht ob es einer einzelnen Person super geht.
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Ob es uns schlechter als vor zehn Jahren geht...darüber lässt sich wieder streiten. Je nachdem woher du deine Quellen beziehst und wen du mit WIR meinst?
Du fragst warum man vergleicht? Ganz einfach. Man vergleicht sich deshalb, damit man weiß, was jetzt dieser nicht vorhandene Wohlstand ist und was nicht. Wir müssen natürlich nicht gleich zu *******n greifen, aber einen Vergleich braucht man. Auf welchen Werten sonst Entscheidungen treffen?
Zitat:
Zitat von Nana12
Es geht ja nicht um die Sympthome, sondern um den großen Gegenentwurf.
HartzIV ist Teil einer Politik mit falschen Zielsetzungen. Wie schon gesagt: Es ging darum den Niedriglohnsektor auszubauen. Da fragt man sich schon, wie sowas ein Ziel sein kann, wenn man kein Technokrat ist. Genau das Gleiche beim Strom: Es war niemals Ziel unseres Staates mit einem Oligopol den "freien Markt" zu überlassen.
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Also ich erkenne eine kleine Wagenknecht in dir und denke du solltest die Worte: "ich finde" öfter gebrauchen. Ich gehe jetzt nicht weiter auf Harz IV ein. Denke, das dieses Thema lange genug diskutiert wurde.
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30.11.13, 00:35
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#6
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Chuck Norris
Registriert seit: Sep 2009
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Zitat:
Zitat von Zhou
Es ist natürlich richtig, dass man Wahlen auch empirisch erforschen kann und das es Protestwähler gibt. Aber Protestwahl und Wohlstand stehen nach wie vor in keiner Verbindung. Unzufriedenheit und Wohlstand stehen auch in keiner Verbindung. Es ist ja nicht automatisch der Arm, der unzufrieden ist.
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Du hättest auch mit einem Schulterzucken antworten können. Fakt ist das es eine massive Korrelation zwischen solziökonomischen Gefälle und Wahlbeteiligung gibt. Das es dazu eine gegensätzliche Theorie gibt, geschenkt. Für diese Theorie fehlen leider entsprechende Daten. Tut mir Leid aber Zusammenhänge zwischen materieller Armut und Zufriedenheit gibt es genug. Kann sich schon ziemlich auf das Gemüt ausschlagen wenn man grad am Verrecken ist, auch wenn es Menschen gibt die sowas geil finden (siehe ritueller Massensuizid bei Sekten). Aber weil nicht alle Menschen, die am Hungertuch nagen, das toll finden, entsteht daraus keine Regel.
Natürlich entsteht nicht jede Unzufriedenheit aus materiellen Mangel. Aber die Sicherung (oder die Bedrohung) der materiellen Bedürfnisse sind eine Triebfeder für Unzufriedenheit. Es absurd etwas Anderes zu behaupten, weil das Sanktionierungssystem von HartzIV sogar darauf aufbaut.
Wenn dir doch danach ist, das anders zu sehen, dann hast du ja auch nichts dagegen den Wohlstand über 1:1 auf jeden Menschen zu verteilen. Wenn das bei dir auf Unmut stößt sollte es vielleicht langsam mal dämmern.
Zitat:
Zitat von Zhou
Wohlstand ist nicht Messbar, so wie eigentlich Armut nicht Messbar ist. ES SEI DENN! Man legt einen Bezugspunkt fest. Z.B. Einkommen, aber selbst dabei ist sich die Sozialforschung uneinig.
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Mal vorweg: Deine Argumentation baut auf unterschiedlichen Normen auf, die ebenfalls sich je nach Nutzen flugs wechselt. Zwar sind die Meisten zufrieden, aber jeder will nen Vibrator im Arsch haben? Bitte was?
Ich vermutete bereits: Dir geht es gut, Bedrohung kommt nur aus einer Richtung: von Unten. Dagegen muss man sich wehren. Das ist ein Standpunkt nur vertretbar ist er wohl kaum. Denn dahinter steckt das subtil sozialdarwinistische Menschenbild des Zeitgeistes. Deswegen wirfst mir wohl ich gehe nicht auf das Individuum ein. Wenn es dir um das Thema Chancengleichheit geht, muss ich wohl kein Wort verlieren.
Mal eine wesentlichere Frage: Woran machst du es fest, dass es den Menschen in Deutschland mehrheitlich (!)eindeutig(!) gut geht? Weil man es ihnen sagt? Weil man es dir sagt? Weil sie Genügsam sind und sich sagen "lieber HartzIV/Minijob/Niedriglohn als nichts"? Weil sie das Merkel gewählt haben? Weil sie noch nicht verhungern? Oder weil man dich noch nicht einen Kopf kürzer gemacht hat? Die Wahrheit ist, wenn man es an empirische Daten knüpft, geht es den Menschen mehrheitlich eher schlechter unabhängig ihres Befindens. Und die Menschen finden sich damit noch ab.
Und ich glaube ich habe dir das schonmal gesagt: Das ist eine endliche Entwicklung, auch ganz unabhängig vom Befinden. Befinden regelt nur das Wann, nicht das ob es mal knallt. Eine politische Destabilisierung ist bei uns ja auch schon feststellbar (geringere Wahlbeteiligung, Zersplitterung der Parteienlandschaft). Das wird aber in Abrede gestellt, weil man sich ja zu den vermeintlichen Gewinnern zählt, einfach köstlich.
Zitat:
Zitat von Zhou
Das Armut zunimmt ist von dir auf was bezogen? Rein auf Deutschland? Dann frage ich dich auch hier, an was machst du das fest? An den Armutsbericht und die staatliche Definition von Armut? Das ist für viele noch keine Grund zu rebellieren, denn es gibt sehr viele Menschen die sich unterhalb dieser staatlichen Armutsgrenze befinden und dies gar nicht wahrnehmen. Wenn man also jetzt diesen Menschen unterstellt sie müssten sich auf Grund ihres sozialen Status automatisch zur Wehr setzen, dann verkennst du wieder das Individuum.
Natürlich kann man Abwärtstendenzen in den letzten Jahren der Bankenkrise nicht verleugnen, aber das rechtfertigt noch nicht den wunsch nach einer Vernichtnug des gesamten Systems, noch einem angeblichen Aufstand gegen diese "Eliten". Bzw. könnte man sie schon rechtfertigen, allerdings ist die Frage, ob die Mehrheit sie trägt? Es ist selbstverständlich viel "Besitzstandswahrertum" bei vielen Menschen verankert, aber wie soll man das ändern?
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Vorweg: Ich habe nicht für den Umsturz des Systems plädiert noch sonstige revolutionäre Ideen geäußert. Bis jetzt scheint sich nur einer in diesem Thread eine Revolution zu wünschen. Ich tue es nicht, weil mir die Gefahren auch bewusst sind, und ich immer noch denke, dass wir auch noch die Chance zum Kurswechsel haben, bevor die Schlinge um den Hals festgezurrt wird. Denn dann gibt es nur noch den hässlichen Weg, und wie so oft geht es dann vom Regen in die Traufe. Und ich glaube auch, dass Menschen die vorerst nicht mal an der Wahlurne Zähne zeigen, dies auch sicher nicht auf der Straße tun werden.
Die Spitzfindigkeit des ersten Absatzes ist dir vermutlich auch selbst bewusst. Die Grenzwerte kann man als willkürlich ansehen. Was aber nichts daran ändert, dass sie zunehmen unterschritten werden. Das heißt die Gesellschaft spaltet sich, egal welches Maß man anlegt. Diese Spaltung bietet langfristig immer massiv Stoff für Spannungen die sich auch in Revolten äußern können.
Müssen wir uns also über die Grenzen unterhalten oder stellen wir einfach mal fest, dass es eine Entwicklung gibt, die sogar noch forciert werden soll (siehe Koalitionsvertrag)? Es gibt auch eine optimale Vermögensverteilung, von der wir seit jeher weit entfernt waren - Postmaterialismus ist natürlich nicht berücksichtigt. Weitere Konzepte, die die Zufriedenheit beeinflussen, stehen aber trotzdem im Zeichen dieser Entwicklung (Ökonomisierung aller Lebensbereiche).
Die Bankenkrise war übrigens nicht der Wendepunkt. Die Bankenkrise ist das Etappenziel eines überbordenden Finanzmarktes und einem zunehmenden Missverhältnis [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] ähnlich wie in den 20ern. In Deutschland haben wir seit Jahrzehnten [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Zumindest wenn man den Sozialisten vom statistischen Bundesamt Glauben schenken mag. Kurzum: Gewinne aus Produktivität gehen an diejenigen, die es eh nicht ausgeben bzw an die Finanzmärkte bringen weil die Anlageninvestitionen sich nicht mehr lohnen. Ein todsicheres Rezept für den Untergang.
Deswegen handhabten wir das nach den Krieg fundamental anders. War auch besser so, denn sonst würden wir heute alle russisch sprechen.
Zitat:
Zitat von Zhou
Ob es uns schlechter als vor zehn Jahren geht...darüber lässt sich wieder streiten. Je nachdem woher du deine Quellen beziehst und wen du mit WIR meinst?
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Ich habe dir schon einmal gesagt, dass die Spaltung schon an sich eine Bankrotterklärung ist. Wenn du also nach WIR fragst, ist das schon ein Eingeständnis dass etwas fundamental schief läuft. Reichtum bedingt immer Armut der anderen. Und Armut und Reichtum bezieht sich auch immer auf die zur Verfügung stehenden Ressourcen gemessen an der Produktivität die man in Anspruch nehmen kann (Die real existierenden Ausnahmen dazu sind für uns nicht gangbar). Erhard erkannte, dass die Integration aller Schichten zu ständig wachsender Prosperität führen konnte.
Die zweite Bankrotterklärung ist die Quelle. Meinst du wirklich wenn der DGB das statistische Bundesamt zitiert macht das die Quelle schlechter?
Zitat:
Zitat von Zhou
Also ich erkenne eine kleine Wagenknecht in dir und denke du solltest die Worte: "ich finde" öfter gebrauchen. Ich gehe jetzt nicht weiter auf Harz IV ein. Denke, das dieses Thema lange genug diskutiert wurde.
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Nein, ich habe Schröder zitiert, 2005 Davos. Wenn ich mir die Mühe mache finde ich vielleicht auch noch den Passus im Schröder-Blair Papier von 1999. Fakt ist, dass der Niedriglohnsektor kein bedauerliches Abfallprodukt der Wirtschaftspolitik war, sondern erklärtes Ziel. Und dieses Ziel wurde mit Erfolg erreicht. Warum müssen wir jetzt was in Abrede stellen worüber sich jeder Beteiligter im Klaren ist?! Oder wenn ich vier feudal organisierten Energieriesen die Preisgestaltung überlasse, hat das nichts mit Wettbewerb zu tun, wie man an den Gewinnen sieht (doof nur wenn man sich verzockt hat, was der Verbraucher aber zu spüren bekommt).
Und nebenbei: Je näher das Ende rückt desto mehr Parolen werden ausgegeben. Was früher selbstverständlicher Diskurs war, ist heute Sozialismus. Dabei existiert letzterer gar nicht mehr. Man sieht Feinde wo garkeine sind, damit man sich nicht mit den Verfehlungen auseinander setzen muss. In den USA haben wir ja eine ähnliche Schmierenkomödie.
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