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Zitat von shaunderzombie
Ich geb dir recht. Sah das ja auch so.
Aber im englischsprachigen Raum ist slave nunmal Sklave.
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Die Übersetzung hab ich schon hingekriegt

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Versklavung ist ein bereichsübergreifender Ausdruck, der eine Machtlosigkeit gegenüber einer höheren Person oder Situation beschreibt. Es gibt z.B. Ameisenvölker, die sich untereinander versklaven - diese Terminologie findet sich so auch in der Fachliteratur wieder.
Das Wort "Sklave" in ein rassistisches, menschenfeindliches Licht zu rücken, ist eben NICHT richtig, bzw. vielmehr hat sich die Bedeutung über Jahrtausende zu unserem heutigen Sprachgebrauch hin verändert. Das hat nichts mit der afrikanischen Versklavung zu tun oder der Versklavung in der Antike.
Ich finds bei Negerkuss etc. ja schon etwas affig aber da wird wenigstens eine Ethnizität eingegrenzt, was es halbwegs nachvollziehbar macht. "Sklave", "Versklavung" etc. findet sich als Ausdruck heute in zu vielen alltäglichen Bereichen wieder, als dass hier noch eine negative Konnotation erkennen könnte.
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Zitat von shaunderzombie
Ich war Ewigkeiten ebenfalls in der IT tätig.
Hier geht's nicht um die deutsche Sprache und verbieten eines Wortes.
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Es geht um den deutschen Sprachgebrauch, der angereichert ist von Anglizismen. Damit werden englische Ausdrücke zum Bestandteil deutscher Sprache. Dieses Phänomen gibt es übrigens auch andersherum, z.B. beim engl. Substantiv "Kindergarden". Es geht also sehr wohl um eine weitere Einschränkung des deutschen Sprachgebrauchs und dagegen bin ich nun mal ein Verfechter.
Wenn du dich nicht genderkonform äußerst, kriegst du einen über den Deckel (im beruflichen Metier in jedem Fall; die Bibel Übersetzung von Ava war auch ein gutes Beispiel). Das selbe gilt für neutrale Aussagen über andere Ethnizitäten, die einem dann zu schnell als Rassismus ausgelegt werden. Wie man sich ausdrückt, die Menschen suchen als erstes das Schlechte aus dem Gesagten. Man darf die übermäßige political correctness nicht einmal kritisieren, denn dann wird man wieder als Rassist abgetan, wie der (Möchtegern-?) Soziologe Armin Nassehi unter Beweis stellt:
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Zitat von Nassehi
Moralische Überzeugungen seien oft über Ortofonie, also richtige Sprechweisen, durchgesetzt worden, sagt der Münchner Wissenschaftler. Und aktuell? „Es gibt zurzeit einen Kulturkampf zwischen weltoffenen, oder wenigstens ressentimentfreieren, Milieus und jenen Milieus, die ihre Weltsicht vor allem in Form von Zugehörigkeiten und Ausschluss einrichten.“ Dieser Kulturkampf werde nicht nur, aber eben auch auf dem Feld der Sprache geführt.
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Für dieses profane schwarz/weiß Denken habe ich wenig Anerkennung übrig. Als stünde man moralisch für Diskriminierung und Ausschluss ein, nur weil man den Abbau unseres Sprachgebrauchs nicht gut findet

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Sprache ist kein starres System, sondern befindet sich im stetigen Wandel. Sie wird beeinflusst durch kulturelle Veränderungen, neuen Ansichten, neuen Erkenntnissen und Errungenschaften und sie lässt sich nicht "beschützen". Wenn die überkorrekten Menschen einen ausreichend großen Impact auf unsere Gesellschaft erzielen, muss ich mich dem zwar privat nicht fügen (beruflich schon), gehe mit meinem Sprachbewusstsein in der Masse aber unter.
Dass man aufpassen muss, was man sagt oder tut, hat per se aber nichts mit Sprache zu tun. Ich sehe die Ursache eher in den Schattenseiten des WWW, der globalen Echtzeit-Vernetzung, die es den Menschen ermöglicht, sich mit alles und jedem zu vergleichen, sich zu erheben und der gesteigerten Selbstwertschätzung zur Folge in anderen Menschen das Schlechte zu suchen. Wenn du heute negativ aus der Reihe fällst, zeigen u.U. 100 Million Finger auf dich. In der Konsequenz führen unsere Lebensumstände zu einem aufpolierten, möglichst perfekt in Szene gesetzten Selbstkonzept, das aus Selbstschutz alles andere vermeintlich negative anprangert und mit der wirklichen Person hinter der Fassade wenig gemein hat.
Soziologisch gesehen führt das Internet imo zu ner mega abgefuckten soziokulturellen Entwicklung, so schön die ganzen Vorzüge der Vernetzung auch sind.