Sehr interessanter Thread, auch wenn ich mir bei manchen intoleranten Äußerungen hier doch schon an den Kopf greifen musste. Aber gut, ich bin das teils auch und fast keiner ist frei von voreingenommen Meinungen. Wobei ich allerdings früher weitaus verbissener drauf war als heute.
Das Thema ist ohnehin wie gemacht für mich, da ich sowieso schon fast alle Subkulturen - für mich das passendstee Wort für solche Bezeichnungen wie Punk, Gothic o. ä. - durch habe. Und wenn man mich heute fragen sollte, was ich bin so würde ich wohl voller Inbrust sagen, dass ich ein alternativer, linksgerichteter Hardcore-Emo-GothEdger oder sowas bin

Aber mal Spaß bei Seite: so richtig in Schubladen stecken möchte ich mich selbst gar nicht mehr, bezeichne mich wenn überhaupt als Alternativ, merke aber immer an, dass ich mich wenn überhaupt in der Hardcore/Punk-Szene am wohlsten fühle.
Angefangen hab ich mit Metal, war da mal ziemlich True drauf und hab alles andere außerhalb dieser Szene fast verteufelt. Aber gut, wenigstens waren mir aber selbst zu diesen Zeiten solche "Vorzeigebands" wie Manowar viel zu peinlich. Hinterher kam die Gothicphase, da ich mich mit Heavy Metal und diesem unbekümmerten Saufen, Feiern, Spaß haben kombiniert mit Fantasy-Themen bei einigen Texten nichts mehr anfangen konnte. Mit meiner eher ruhigeren Art, fand ich dann die schwarze Szene - düstere Themen interessierten mich zum Teil ohnehin schon immer - irgendwie besser. Doch auch diese hat sich sehr verändert. Die meisten Frischlinge heutzutage scheinen sich nur noch aufbrezeln zu wollen und haben schier keine Ahnung, wie das mit der Gothszene anfing. Zumal stieß mir diese Art der Oberflächlichkeit sauer auf.
Also machte ich mich schlau, was mit Emo so geht, lernte ich doch während der Metalzeit sowas wie EmoCore kennen, zu einer Zeit, als da noch niemand dran dachte, dass sowas mal Teenietrend wird. Ich schaute mir dadurch auch mal noch die Punk- und Hardcore-Szene genauer an und da ich mit der Zeit auch politischer im Denken wurde, gefiel und gefällts mir da am Besten. Irgendwie ist das dort am lockersten und individuellsten und auch wenn es hier natürlich hier und da einige selbsternannte "Szenepolizisten" gibt, kann ich mich damit noch am meisten identifizieren. Trotzdem höre ich mittlerweile aber wieder verstärkt Metal, ja sogar Black wofür mich Aufgrund der Brisanz innerhalb dieser Szene so manche Extrempunks wohl schief angucken würden. Ich hör auch das gerne, was man heute Emo nennt, aber mittlerweile auch vereinzelt sowas wie Blumentopf, Flobots oder Fettes Brot.
Wenn Leute in diese Szenen eintreten, dann werden sie so eingenommen von den gängigen Mustern und Verhaltens"regeln" innrhalb dieser Subkultur, dass sie das als einzig wahres wahrnehmen. Machen sie das nur für sich und scheren nicht alles andere über einen Kamm und bezeichnen das als schlecht, dann ist das in Ordnung. Nur gibt es eben viel zu viele Idioten, sorry für den Ausdruck, milder geht's im Moment nicht, die eben nicht ihren eigenen Kopf einschalten um mal nachzudenken und viel zu sehr einigen "Sprachrohren" innerhalb ihres Umfelds, wenn sie sich in gewissen Szenen bewegen, nachplappern. Natürlich, es gibt überall solche Spezies, die alle Klischees erfüllen und somit einfach nur lachhaft rüberkommen. Darüber kann man sich nur lustig machen. Aber trotzdem sollte man da nicht so energisch dabei sein.
In meinem Leben gibt es drei Frauen, die sehr enge bzw. beste Freundinnen für mich sind. Eine bezeichnet sich als Goth, die andere wars mal und ist heute einfach nur noch Alternativ und die andere ist Stinknormal. Einer meiner besten Freunde hört Hip Hop. Na und? Ist trotzdem ein sehr korrekter Mensch, auch wenn er aus einer ganz anderen Szene kommt als der Rest des Freundeskreis. Das Problem ist einfach das, was ich schon oben bei einigen Gestalten aus den Subkulturen gesagt habe: die breite Masse, von der sich jeder Anhänger einer solchen abzuheben versucht, funktioniert einfach nach dem Muster, dass einem durch gesellschaftlich geprägte Konventionen vorgelebt wird. So und so funktioniert das Leben im Falle zu 50% und fertig. Alles was davon abweicht, wie eben Punk, Gothic und/oder Emo ist eben "abnormal".
Ein schlimmes Wort. Sagen wir doch einfach, die Leute dort heben sich vom Rest der "Normalen" ab, da diese (aber auch hier gibt es natürlich ausnahmen) das Ding in ihrem Kopf namens Gehirn eben noch etwas mehr gebrauchen als andere. So sehe ich das. Ich habe nichts gegen Emos, Goths oder Punks. Ich mag, wenn man das so will, einfach alternative Menschen etwas lieber als die normalen. Keine Ahnung wie ich es beschreiben soll, aber man hat einfach so ein gewissen Gefühl bei Menschen, die wie man selbst eben etwas anders drauf sind. Sowas ist gut, sowas ist wichtig. Das bereichert das Leben und macht es abwechslungsreich. Und wie vorhin bin auch ich nicht frei von gewissen Vorurteilen. Da ich mittlerweile Straight Edge lebe, erwische ich mich dabei, wie ich gegenüber Rauchern und Leuten, die etwas mehr Alkohol trinken, eine gewisse Arroganz mit mir bringe (nach dem Motto: Straight Edge means I'm better than you!). Dies ist natürlich falsch, aber so richtig abschalten kann ich das nicht. Jeder hat halt so seine kleinen Fehler.