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myGully |
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20.07.25, 22:35
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#1
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Super Moderatorin
Registriert seit: Mar 2009
Ort: South Bronx
Beiträge: 24.081
Bedankt: 63.006
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»Scheiß ARD«
Zitat:
Wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk seinen Auftrag vergisst, gewinnen die Falschen – und am Ende verlieren alle.
Es gibt viele berechtigte Gründe, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu kritisieren: seine erfahrbare Einseitigkeit, den Mangel an Selbstreflexion, die trägen Reformprozesse und die mitunter schwer zu rechtfertigenden Strukturen. All das ist real. Aber gerade deshalb darf nicht vergessen werden, was er ist und sein soll: eine institutionelle Sicherung der demokratischen Öffentlichkeit.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist nicht bloß ein Sender unter vielen. Er ist ein Ort, an dem politische Differenz möglich bleiben soll, ohne in bloßer Empörung oder algorithmischer Radikalisierung zu enden. Ein Gegenentwurf zum schnellen Reiz. Eine Bühne für Auseinandersetzung – nicht für Affirmation.
Am Sonntagabend aber hat der öffentlich-rechtliche Rundfunk diese Bühne nicht geschützt, sondern preisgegeben.
„Scheiß AfD!“ – brüllte am Sonntag ein Lautsprecherwagen über die Spree. Dauerbeschallung. Trillerpfeifen, Hupen, Chorgesänge. Auf der anderen Seite: das ARD-Sommerinterview mit Alice Weidel – oder was davon übrig blieb. Das Gespräch war nicht mehr hörbar. Die Reaktionen hilflos. Die Redaktion sendete weiter. Als wäre nichts geschehen. Als wäre die mediale Öffentlichkeit nicht längst zur Projektionsfläche zweier entgegengesetzter, aber methodisch verwandter Radikalismen geworden. Als diene sie nicht mehr der Verständigung, sondern nur noch der Verstärkung ideologischer Signale.
Der eigentliche Skandal dieses Abends liegt deshalb nicht im Lärm allein, sondern darin, dass niemand ihn unterbrach. Dass die ARD weitersendete, als wäre noch Gespräch möglich, während das Setting längst außer Kontrolle geraten war.
Denn genau darin liegt der Kern: Es wird nicht mehr allein um Inhalte gestritten. Es geht um die Kontrolle über den Raum selbst. Um die Frage, wer überhaupt noch sprechen darf – und unter welchen Bedingungen. Die Bühne ist nicht mehr Ort der Debatte, sondern Streitobjekt geworden.
Rechts******* und links******* Milieus mögen sich rhetorisch bekämpfen, doch sie bedienen sich längst ähnlicher Instrumente. Was sie eint, ist ihr Verhältnis zur Öffentlichkeit: nicht als Ort der Auseinandersetzung, sondern als Bühne der Inszenierung. Beide Seiten agieren zunehmend strategisch nach dem gleichen Muster. Sie ersetzen Substanz durch Symbolik und Differenzierung durch Dramaturgie. Der politische Gegner wird nicht argumentativ bearbeitet, sondern entmenschlicht, stigmatisiert, hinausdefiniert.
Auf der einen Seite steht die identitäre Reinheitsfantasie, auf der anderen die moralische Selbstüberhöhung. Was beide verbindet, ist das Misstrauen gegenüber der Idee, dass politische Ordnung im Gespräch entsteht. Es geht ihnen nicht um Diskurs, sondern um Dominanz. Nicht um Verständigung, sondern um Ausschluss. Der mediale Effekt wird zur Waffe.
Rechts außen arbeitet mit kalkulierter Grenzüberschreitung. Ziel ist nicht mehr die argumentative Auseinandersetzung, sondern die maximale Provokation des politischen Gegners. Die Grenzüberschreitung ist nicht Mittel, sondern Botschaft. Empörung wird nicht gescheut, sondern strategisch erzeugt. Jede Zurückweisung, jede Ablehnung wird in eine Erzählung eingebaut, die längst bereitliegt: Man wolle sie mundtot machen, man dürfe in diesem Land nichts mehr sagen, die Wahrheit sei verboten. Auf diese Weise wird die Grenzüberschreitung nicht als Ausnahme inszeniert, sondern als letzter legitimer Ausdruck eines unterdrückten Wahrheitsträgers.
Links außen begegnet dem nicht mit Argumenten, sondern mit Verweigerung. Mit der systematischen Verhinderung jedes Gesprächs. Wer der AfD ein Mikrofon gibt, hat sich disqualifiziert. Wer mit ihr spricht, verleiht ihr Macht. Die Gegenseite wird nicht bekämpft, sondern vorab exkommuniziert. Diskussion wird nicht als Möglichkeit der Abgrenzung begriffen, sondern als Verrat. Die Konsequenz ist ein geschlossener Raum, in dem Abweichung nicht mehr verhandelt, sondern gelöscht wird.
Beide Seiten eint der Versuch, das Gespräch als solches zu delegitimieren. Sie betrachten Öffentlichkeit nicht als Ort des Konflikts mit offenem Ausgang, sondern als Kampfplatz, dessen Ausgang feststehen muss. Wer redet, riskiert zu viel. Auch deshalb tragen die ******* keine Argumente, sondern Parolen.
Was zählt, ist das Spektakel. Die ARD hat das am Sonntag mit voller Wucht erlebt – und den entscheidenden Fehler gemacht: Sie hat es mitgespielt. Nicht aktiv, aber durch Unterlassung. Das Interview hätte abgebrochen werden müssen. Nicht nur aus Respekt vor Weidel, sondern aus Respekt vor der Form und dem Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. In diesem Sinne: Scheiß ARD, dass ihr das nicht gemerkt habt.
Denn wer zulässt, dass der Resonanzraum des demokratischen Gesprächs von außen zertrümmert wird, übergibt ihn jenen, die genau das wollen: die systematische Auflösung einer streitenden Mitte, die gezielte Zerstörung demokratischer Austauschformen und die bewusste Verweigerung jeglicher Verständigung. Übrig bleiben dann zwei ******* Lager, die sich wechselseitig zum Feind erklären – und ein Publikum, das nicht mehr weiß, woran es sich halten soll.
An diesem Abend hat die ARD nicht einfach ein Gespräch gesendet, das aus dem Ruder lief. Sie hat ihren demokratischen Auftrag verfehlt. Nicht, weil sie einer politischen Gegnerin eine Bühne bot – sondern weil sie diese Bühne nicht mehr als Schutzraum verstand. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist kein neutraler Zuschauer der politischen Debatte. Er ist ihr institutioneller Garant. Wenn dieser Garant nicht erkennt, dass Gesprächsform, Sicherheit und Verständlichkeit keine Nebensachen sind, sondern die Grundlage demokratischer Öffentlichkeit, dann gerät er selbst ins Wanken.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk muss sich neu wappnen. Nicht durch mehr Haltung, sondern durch mehr Struktur. Nicht durch neue Narrative, sondern durch eine Rückbesinnung auf seine eigentliche Aufgabe: ein verlässlicher Raum zu sein für das, was sich außerhalb von Algorithmen, Empörungsökonomien und Lautsprecherwagen ereignen soll – die Demokratie als Gespräch.
Was es braucht, ist eine neue, ernsthafte Verständigung über den Zustand und die Zukunft des demokratischen Diskurses. Nicht als intellektuelle Spielerei, sondern als politische Notwendigkeit. Denn Öffentlichkeit ist kein Naturzustand. Sie ist eine konstruierte Ordnung – fragil, fehleranfällig und bedroht. Eine Ordnung, die nur funktioniert, wenn es Verfahren gibt, die auch unter Druck tragen. Wenn das Gespräch geschützt wird, selbst wenn es unangenehm wird. Wenn Form, Rahmen und Fairness wichtiger bleiben als Wirkung und Quote.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk muss genau das verteidigen: nicht Inhalte, sondern Bedingungen. Wenn er diese Rolle aufgibt – sei es aus Gleichgültigkeit, aus Überforderung oder aus falsch verstandener Neutralität –, dann hilft er nicht der Demokratie. Er hilft ihrer Aushöhlung.
Wenn das so weitergeht, dann braucht es auch gar keine ARD mehr. Dann ruft niemand mehr etwas, weil niemand mehr zuschaut. Dann wird nur noch gestreamt, geschrien, gecancelt. Dann ist das, was einmal Öffentlichkeit war, nur noch ein Kommentarbereich im Kreuzfeuer der *******.
Und die demokratische Mitte?
Kann sich dann ein Sharepic machen: „Wir waren auch dagegen.“
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[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
***** = E X T R E M
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Die folgenden 6 Mitglieder haben sich bei Avantasia bedankt:
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21.07.25, 09:15
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#2
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sauger
Registriert seit: Apr 2010
Beiträge: 388
Bedankt: 689
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Dafür bezahlen wir Rundfunkgebühren
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21.07.25, 11:02
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#3
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Agnostiker
Registriert seit: Dec 2009
Beiträge: 4.451
Bedankt: 4.868
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Ja, das hätte die ARD abbrechen müssen und sie hat bereits Konsequenzen angekündigt! Die Weidel hat es sicherlich innerlich genossen, weil ihr klar war, dass sie es ausschlachten wird. Während eines Einspielers sollen sich Weidel und Preiß einig gewesen sein, das Interview fortzuführen. Also wenn es hier Scheiß ARD heißt, dann, weil sie der Scheiß AfD einen Gefallen getan haben und die AfD macht jetzt einen auf Empörung...
Dennoch muss ich leider vielem in dem Artikel zustimmen...
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Der Klügere gibt nach... deshalb regieren die Dummen die Welt
Geändert von eitch100 (21.07.25 um 11:25 Uhr)
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Die folgenden 2 Mitglieder haben sich bei eitch100 bedankt:
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21.07.25, 13:16
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#4
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Süchtiger
Registriert seit: Sep 2013
Beiträge: 819
Bedankt: 946
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Zitat:
Zitat:
Was zählt, ist das Spektakel. Die ARD hat das am Sonntag mit voller Wucht erlebt – und den entscheidenden Fehler gemacht: Sie hat es mitgespielt. Nicht aktiv, aber durch Unterlassung. Das Interview hätte abgebrochen werden müssen. ...
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Da bin ich anderer Meinung, man hätte das Interview nicht abbrechen müssen. Denn die technischen Möglichkeiten im Audio-Bereich hätten es auch ermöglicht, solche Störgeräusche ganz stark in den Hintergrund treten zu lassen. Aber man muss es eben wollen und man muss es dann auch machen.
Und bevor es zu einer Diskussion darüber kommt: Es gibt sogar ordentliche Interviews vor der Geräusch-Kulisse eines Fussballstadions und viele weitere und noch krassere Beispiele. Wie gesagt: Entscheidend ist, was man will.
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Die folgenden 4 Mitglieder haben sich bei parlheinz bedankt:
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21.07.25, 13:19
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#5
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Are YOU a people person?
Registriert seit: Apr 2015
Beiträge: 2.772
Bedankt: 4.863
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Zitat:
Und die demokratische Mitte?
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Die haut grenzdebiles, selbstbeweihräucherndes Geschwafel von selbsternannten "[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]" (cringe) raus. Warum tatsächliche Probleme benennen, wenn mer Alice den Rücken kraulen kann? Wenn jemand diesen "Dienst an der Frau" verdient hat, dann ist's Alice.
Na ja, zum Glück hat die CDU-Niete Eck auf X in einem seiner extrem seltenen luziden Momente wenigstens [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] gebacken bekommen: "Unterstelle nie einen Plan, wenn es schon durch Dummheit oder Naivität erklärt sein kann."
Und die ARD? Tja... Platforming, Normalisierung und Übernahme von Faschos und deren Politiken ist E X T R E M wichtig, da die hochintelligente, historisch versierte politische Mitte glaubt, das mer sich den Braunen auf diese Art entledigen kann.
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei muavenet:
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21.07.25, 13:32
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#6
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Suppen Moderator
Registriert seit: Jan 2010
Beiträge: 6.915
Bedankt: 7.946
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Natürlich hätte auch eine Frau Weidel ganz einfach sagen können, unter solchen Umständen (oder mit solchen Umständen) führt Sie das Interview nicht weiter - aber dann wäre man ja kein Opfer und könnte nicht über andere schimpfen. So musste die große Kämpferin eisern durchhalten und gegen den Lärm ankämpfen - heldenhaft.
Oder so.
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Urlaubsmodus
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Die folgenden 2 Mitglieder haben sich bei Thorasan bedankt:
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21.07.25, 14:01
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#7
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AZOR AHAI
Registriert seit: Aug 2013
Beiträge: 5.440
Bedankt: 22.914
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Die ARD hätte in jedem Fall schlecht dagestanden, ganz gleich ob mit oder ohne Lärm von aussen.
Als öffentlich-rechtlicher Sender muss/soll die ARD auch den Blaunen eine Interviewmöglichkeit geben. Jedweder Ausgang wäre IMMER von rechtsaussen missbraucht worden.
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Die folgenden 3 Mitglieder haben sich bei MotherFocker bedankt:
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Gestern, 19:59
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#8
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Master of Desaster
Registriert seit: Dec 2014
Beiträge: 4.279
Bedankt: 3.369
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ich lese weltmeisterliche Vorschlage..vom Stadiongebruell bishin zu weiss der Kuckkuck was nicht...offengesagt..es ist gebuchte Sendezeit, die man unter umstaenden, Kraft der neuen Umstaende, auch stoisch weiterlaufen lassen muss.
Weltmeister die hier versammelt sind, haetten NATUERLICh aus dem Aermel eine Loesung gewusst. Sorry folks, frueher war ich auch ein Besserwisser, bis Mutti sagte, komm ,Zeit fuer die Einschulung.
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Gestern, 21:55
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#9
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Newbie
Registriert seit: Jan 2011
Beiträge: 50
Bedankt: 36
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Na ja - frei nach Wolfgang Kubicki - wenn etwas scheisse ist, dann darf man auch scheisse sagen:
Dass die Aktion extrem unglücklich gelaufen ist, das ist wohl unstrittig. Die Rechten haben jetzt daraus eine Show gemacht und die Linken sind über das Stöckchen gesprungen. Verloren hat am Ende wieder die politische Mitte, die immer kleiner wird.
Unter Merkel entstand die AFD, Merz macht sie noch stärker - ich könnte kotzen!
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Heute, 05:04
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#10
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Master of Desaster
Registriert seit: Dec 2014
Beiträge: 4.279
Bedankt: 3.369
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Die AFD hat aber auch in der Zeit einen eigenen Wandel durchgezogen, der die Grundsaetze ihrer Bildung kaum noch beinhaltet.
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Heute, 09:34
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#11
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Bewusstsein Wandel
Registriert seit: Jun 2017
Ort: Antarktis
Beiträge: 666
Bedankt: 434
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Oder hat die Frau Weidel den Scheissdreck selber inszeniert um nicht ganz zu scheitern oder zu Triumphieren.... Glaub mal was sich rechts und links alles ausdenken. ich wurde Beide Seiten unter Verdacht stellen.
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