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19.05.23, 20:47
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Streuner
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Rohstoffhandel der Deutschen Bahn
Zitat:
Was passiert eigentlich mit dem Aushub von Baustellen?
Wenn gebaut wird, fallen Massen an Erdreich an. Nicht alles davon ist Abfall, es stecken brauchbare Rohstoffe darin. Doch nicht jeder will mit Recyclingbaustoffen arbeiten.
19.05.2023, 12.33 Uhr
Bauarbeiten im Rahmen von Stuttgart 21: Ein Großteil des ausgehobenen Erdreichs von Großbaustellen landet auf Deponien, doch ein Teil lässt sich verkaufen Foto: Marijan Murat / dpa
Wer im eigenen Garten einen Baum pflanzt, kann die ausgehobene Erde im besten Fall an anderer Stelle gebrauchen. Doch wie ist das bei Großbaustellen? Wenn etwa die Deutsche Bahn (DB) Tunnel baut, kommen pro Jahr mehrere Millionen Tonnen an Aushub zusammen. Dieser landet häufig auf Deponien. Doch Sand, Kies, Ton und Naturstein können in vielen Fällen anderweitig verwendet werden, weshalb die DB mit dem hauseigenen Start-up Erdpool die mineralischen Rohstoffe aus Bauprojekten verkauft.
Es gehe darum, das Material in den Wirtschaftskreislauf zu bringen und so Ressourcen zu schonen, sagt Bauingenieurin Katrin Fischer, die das Projekt mit einem Team entwickelt hat. Nicht nur das: »Wir stehen auch vor dem Problem, dass wir das Material nicht entsorgt kriegen«, sagt Fischer. Viele Deponien seien voll. Werden die Rohstoffe verkauft, spart die Bahn hohe Entsorgungskosten. Uneigennützig ist das Ganze also nicht.
Erde von Stuttgart 21 »nicht vermarktbar«
Beim Großprojekt Karlsruhe–Basel kann man gut sehen, wie es funktioniert: Dieser Tage liefen Erdbohrungen im Raum Offenburg. Diese werden sowieso gemacht, um den Boden zu analysieren, sagt Fischer. Die Proben werden umwelttechnisch untersucht, wie hoch etwa der Arsengehalt ist. »Schlechtes Material muss auf die Deponie.«
Ingenieurin Katrin Fischer mit Bohrkernen Foto: Philipp von Ditfurth / dpa
Anhand der Bohrkerne erkennen die Fachleute, mit welchem Material sie es zu tun haben. In diesem Fall: Einige Meter sind sehr lehmig, die Schicht darunter besteht vor allem aus Steinen. Schadstoffe finden sich entlang der Strecke Karlsruhe–Basel nicht, sagt Fischer. Anders sei es bei Stuttgart 21 gewesen. »Das war nicht vermarktungsfähig.«
Im Prinzip ist die Idee bekannt. Beim Bau des Berliner Flughafens BER etwa ist Aushubmaterial an der einen Stelle entnommen und an anderer Stelle wieder verwendet worden, um aus dem hügeligen Gelände flache Start- und Landebahnen machen zu können, heißt es vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie. Auch die Autobahn GmbH, die wie die Bahn große Bauprojekte verantwortet, nennt als oberstes Ziel, das ausgehobene und aus der Erde gebohrte Material innerhalb der geplanten Baumaßnahme zu nutzen.
Öffentliche Auftraggeber verweigern Einsatz von Recyclingbaustoffen
Laut dem 13. Monitoringbericht der Initiative Kreislaufwirtschaft Bau werden knapp 86 Prozent aus dem Bereich »Boden und Steine« verwertet – überwiegend, um Abgrabungen wie etwa Kiesgruben und im Deponiebau zu verfüllen.
Weil es immer komplizierter und kostspieliger wird, mineralische Bauabfälle zu entsorgen, verteuert sich das Bauen weiter, heißt es in einem Positionspapier der Bauwirtschaft Baden-Württemberg. Es gebe zu wenige Verwertungsmöglichkeiten und Deponien. Ein weiteres Problem: Öffentliche Auftraggeber verweigerten den Einsatz von Recyclingbaustoffen.
Das Bahnprojekt Erdpool gibt es seit knapp zwei Jahren. Das Start-up bietet auch eine Onlineplattform, über die Materialien angeboten werden. Insgesamt seien etwa 15 bis 20 Prozent des Aushubs vermarktbar, sagt Mitinitiatorin Fischer. Außer Erdpool gibt es noch weitere Vermarktungsplattformen wie den Mineral Waste Manager oder Schüttflix.
Der Bedarf ist offenbar groß. Mehr als acht Millionen Tonnen Angebot sind nach DB-Angaben auf der Plattform von Erdpool inseriert. Ihnen stehen derzeit Gesuche im Umfang von rund 600.000 Tonnen gegenüber, etwa aus der Ziegel- und Zementindustrie.
Mit den Kunden besprechen Fischer und ihr Team, ob das Material im besten Fall direkt von der Baustelle per Zug geliefert werden kann. Mit Behörden muss geklärt werden, dass der Erdaushub auch verwendet werden darf. »Erst mal ist das ja Abfall«, sagt Fischer.
koe/dpa
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Ist „Erdpool“ ein typischer Fall von Denglisch?
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