Moin,
Solche Umfragen sind mehr oder weniger Fishing for Compliments. Es geht meiner Meinung nach darum, die eigene Ansicht als die Ansicht einer breiten Masse zu präsentieren. Man muss nur darauf achten, dass für den Gefragten aus der Antwort keine Unannehmlichkeiten oder gar Kosten entstehen. Dann bleibt der erwartete Regen gewünschter Antworten auch nicht aus.
Wenn ich jemanden Frage, "Muss die Bahnhofstoilette sauberer werden?" dann sagen alle: "ja, natürlich".
Ganz anders sieht es aus, wenn ich frage "Würden sie das Bahnhofsklo putzen?" Dann sinkt die Zustimmung schon erheblich. Und wenn dann ein im Hintergrund aufgestellter Putzwagen befürchten lässt, das jeder der "ja" sagt einen Lappen in die Hand gedrückt bekommt und in das
Bahnhofsklo kommandiert wird, liegt die Zustimmung sehr nahe bei Null.
Wenn man bei der Frage, ob beim Klimaschutz dringender Handlungsbedarf besteht, spricht nichts dagegen, das zu bejahen. Klingt doch gut. Und wenn dann noch die Reichensteuer suggeriert, dass die Sache einen selbst nichts kostet, kann man doch ganz ohne Risiko und mit stolzgeschwellter Brust seine Ansichten Gassi führen.
Wesentlich sinnvoller wären Umfragen zur Bereitschaft, die Anstrengungen, die Mühen, die Kosten, den Verzicht und all das, was nötig wäre um das Klima zu schützen, zu tragen. Wohlgemerkt tragen. Nicht von anderen tragen lassen. Solche Umfragen hat es mit Sicherheit gegeben. Nur werden sie selten veröffentlicht. Warum eigentlich?
P.S. Die Vorhersagen aus "Die Grenzen des Wachstums" wurden hin und wieder an die Wirklichkeit angepasst, werden aber immer noch hochachtungsvoll zitiert. Derartige Arbeitsbedingungen würden der Wahrsagerin auf dem Rummel vor Begeisterung die obligatorische Warze zum vibrieren bringen.