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-   -   [Internet] Virenprogramme erkennen den Staatstrojaner (https://mygully.com/showthread.php?t=2448260)

SwatCorp 10.10.11 21:06

Virenprogramme erkennen den Staatstrojaner
 
Zitat:

Hamburg - Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat es zugegeben: Der vom Chaos Computer Club analysierte Trojaner, der nicht nur Internet-Kommunikation belauschen kann, sondern auch potentiell Vollzugriff auf den befallenen Rechner erlaubt, wurde in seinem Bundesland eingesetzt. Auch der Hersteller der Software, die von Experten als stümperhaftes Stück Code eingeschätzt wird, ist inzwischen bekannt: Das hessische Unternehmen DigiTask ließ über seinen Anwalt mitteilen, man sei der Urheber des vom CCC analysierten Staatstrojaners.

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Die Debatte über die verfassungsrechtlichen und politischen Folgen der Aufdeckung hat gerade erst begonnen - aber für Internetnutzer kann man schon einmal Entwarnung geben, wenn auch nur auf diesen konkreten Schädling bezogen. Denn das Programm, mit dem zumindest in Bayern Ermittlungsbehörden die Rechner von Verdächtigen ausforschten, wird von gängigen Anti-Virenprogrammen als Schadsoftware erkannt und am Funktionieren gehindert. Mehrere Hersteller haben seit Samstag Updates für ihre Programme bereitgestellt, mit denen der Trojaner eindeutig identifiziert wird.

Die Hacker vom Chaos Computer Club höhnten schon am Wochenende, der Trojaner tauge ohnehin nicht viel: "Wir sind hocherfreut, dass sich für die moralisch fragwürdige Tätigkeit der Programmierung der Computerwanze kein fähiger Experte gewinnen ließ", heißt es in einem 20-seitigen Dokument, das der Computerclub veröffentlichte. Die von SPIEGEL ONLINE befragten Virenexperten sehen das ähnlich. Einer konnte sich am Telefon das Lachen kaum verkneifen, als er auf die Schnüffelsoftware angesprochen wurde.

Bedenklich war die Software dennoch: Sie enthielt unter anderem die Funktion, weitere Software nachzuladen, was ihren Herren im Zweifel den Vollzugriff auf befallene Rechner erlaubt hätte. Die hätten sich damit in audiovisuelle Wanzen verwandeln lassen - über Zugriff auf Kamera und Mikrofon. Der Trojaner hätte es dadurch auch erlaubt, die Festplatte des befallenen Rechners auszulesen - oder aber Daten dort abzulegen. Handwerklich schlampig war nicht zuletzt, dass gerade diese Funktion unzureichend abgesichert war. Befallene Rechner hätten somit auch von anderen als den Ermittlern ferngelenkt werden können...

"Niemand, der wirklich viel Erfahrung hat"

Auch Benzmüller hält den Trojaner für nicht besonders ausgereift. "Das war niemand, der wirklich viel Erfahrung mit Programmieren hat", sagt Benzmüller von GData. "Bestimmte Ansätze, wie da Sachen gelöst wurden, sind eher schlicht", so der Virenexperte.

Laut den Herstellern haben Ermittlungsbehörden ein grundsätzliches Problem - auch wenn sie künftig einen rechtskonformen, bisher unbekannten Trojaner einsetzen würden: Sophos, Avira und GData erklärten gegenüber SPIEGEL ONLINE, man könne ihrer Software nicht beibringen, bei Staatstrojanern die Augen zuzudrücken. "Außerdem kommt das für uns nicht in Frage", sagt Elisabeth Rothbart von Avira. Das Unternehmen stellt das weitverbreitete Antiviren-Programm Antivirus her.

"Unsere Programme suchen automatisch nach Mustern und schlagen Alarm", so Rothbart - Ausnahmen gibt es nicht. Ähnlich äußerten sich Benzmüller und Pfeiffer. Sollte eine Behörde anfragen, so Benzmüller, würde man eine Absage erteilen müssen. "Wenn wir Hintertüren in unsere Programme einbauen würden, könnte dies ausgenutzt werden." Das ließe sich nicht mit dem Ziel vereinbaren, Nutzer vor Malware zu schützen...
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SandyII 10.10.11 22:20

Zitat:

Sollte eine Behörde anfragen, so Benzmüller, würde man eine Absage erteilen müssen.
So muss das sein!

Schade nur, um die zigtausend Euro an Steuergeldern die hierfür sinnfrei verprasst wurden.

Zitat:

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Kompetenz geht anders! :D

Aerosoul 11.10.11 00:39

da können die werten experten ja gerne noch so sehr über dieses "stümperhafte stück code" lachen, wenn dieses aber tatsächlich erst seit dem bekanntwerden von den gängigen antiviren-apps entdeckt werden kann, war es ja augenscheinlich gut genug.

Amstaff 11.10.11 00:45

Noch etwas Interessantes zu DigiTask:
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bzw.
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imosh 12.10.11 00:15

Danke für die Links Amstaff :T Dass der Chef wegen Beamtenbestechung verurteilt wurde wusste ich schon aber dass die Firma den "Big Brother Award" erhalten hat war mir neu :D Ja gut wie wir ja alle wissen heiligt der Zweck bei unserer Reagierung ja die Mittel, von daher ist es der Regierung anscheinend fast schon egal wer unser Geld kriegt damit sich der Staat sicher fühlt. Was ich mich allerdings nach wie vor Frage ist ob der "Big Brother Award" die Regierung jetzt dazu noch ermutigt hat oder ob das keine Rolle gespielt hat. Alles In allem ist die Aktion meiner Meinung nach ein Skandal aber leider wenig verwunderlich und ich bin auch der Ansicht, dass das ganze Ausmaß der Geschichte noch nicht ans Tageslicht gelangt ist, was die nächsten Tage umso spannender macht ;)

MFG iMOSH


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