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-   -   [Wirtschaft] Standard & Poor's stuft neun Euro-Staaten herab (https://mygully.com/showthread.php?t=2548172)

Seventeen 14.01.12 02:10

Standard & Poor's stuft neun Euro-Staaten herab
 
Zitat:

Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hat mit einem Schlag die Kreditwürdigkeit von neun Länder gesenkt. Erstmals verlor das Schwergewicht Frankreich die Bestnote AAA, auch Österreich wurde die Topbonität aberkannt. Beide Länder werden demnach nur noch mit AA+ bewertet. Das teilte Standard & Poor's auf ihrer Internetseite mit.

Die Bonität Italiens setzte die Ratingagentur gleich um zwei Stufen von A auf BBB+ herab. Damit steht es nun gleichauf mit Peru, Kolumbien und Kasachstan. Auch die Bewertung Spaniens, Portugals und Zyperns senkte S&P um zwei Stufen. Um eine Stufe sanken die Ratings für Malta, die Slowakei und Slowenien.

Aufatmen in Deutschland

Deutschland behielt dagegen sein Spitzenrating von AAA, sogar mit einem stabilem Ausblick. Zur Begründung schrieb S&P: "Die Benotung spiegelt unsere Einschätzung von Deutschlands moderner, hoch diversifizierter und wettbewerbsfähiger Volkswirtschaft wider und die Erfolgsbilanz der Regierung mit Blick auf eine vernünftige Haushaltspolitik und Ausgabendisziplin."

Auch die Niederlande, Finnland und Luxemburg behalten ihre Topbonität. Weltweit sind es damit noch 13 Staaten.

Grund: Keine Aussicht auf Krisenbewältigung

Europas Politiker hätten nicht genug getan, um die Schuldenkrise einzudämmen. Die politischen Initiativen seien nicht ausreichend gewesen, begründete S&P die Herabstufungen. Die Kreditkonditionen verschlechterten sich genauso wie die wirtschaftlichen Aussichten, warnte die Agentur. Europas Politiker seien sich noch immer uneins, wie die Krise zu lösen sei.

Gefahr für den Rettungsfonds EFSF?

Die Konsequenzen insbesondere aus einer Herabstufung Frankreichs könnten weitreichend sein. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone nach Deutschland trägt entscheidend zum Gelingen des Euro-Rettungsfonds EFSF bei. Auch zu dessen Bonitätsnote, bisher "AAA", will S&P demnächst eine neue Bewertung veröffentlichen.

Fakt ist, dass durch die Aberkennung der Bestnote für Frankreich im EFSF ein großes Loch entsteht, denn allein der französische Anteil von rund 160 Milliarden Euro kann nun vermutlich nicht länger für die Ausgabe von AAA-Anleihen zur Finanzierung von Rettungsprogrammen für Pleitekandidaten genutzt werden. Ohne den Anteil aus Paris könnte die Kreditsumme auf unter 300 Milliarden Euro schmelzen. Andererseits würde der Verlust der Spitzenbewertung für die EFSF-Schuldscheine das Geldleihen für den Fonds verteuern.

Euro-Staaten um AAA für Rettungsfonds bemüht

Nach dem Willen der Euro-Staaten soll die Bestnote für den EFSF erhalten bleiben - trotz der Herabstufung. "Die Teilhaber des EFSF bekräftigen ihre Entschlossenheit, die Möglichkeiten für die Bewahrung des AAA-Ratings zu prüfen", erklärte Eurogruppen-Präsident Jean-Claude Juncker am späten Abend.

Er beteuerte, der EFSF "hat ausreichende Ressourcen zur Verfügung", um seine Verpflichtungen aus laufenden und möglichen zukünftigen Rettungsprogrammen zu erfüllen. Zugleich betonte der Eurogruppen-Chef, dass das Aufspannen des dauerhaften Rettungsschirms ESM auf Juli vorgezogen und der ESM statt nur mit Garantien auch mit eigenem Kapital ausgestattet wird. "Deswegen wird er von den Ratingnoten seiner Mitglieder nicht so stark beeinträchtigt". Ob der Ausleih-Deckel von 500 Milliarden Euro aufgestockt werden muss, soll im März entschieden werden.

EU-Währungskommissar Olli Rehn kritisierte die Herabstufungen. Das sei "inkonsistent", sagte Rehn, denn es komme zu einer Zeit, in der die Länder "an allen Fronten entschlossen auf die Schuldenkrise reagieren".

Kritik und Kenntnisnahme

Die Betroffenen mühen sich hingegen um Schadensbegrenzung. "Es sind nicht die Ratingagenturen, die Frankreichs Politik diktieren", sagte Frankreichs Wirtschafts- und Finanzminister François Baroin am Abend in einem Interview des Fernsehsenders France 2. Er rief dazu auf, einen kühlen Kopf zu bewahren. Der Verlust der Note AAA sei keine gute Neuigkeit, aber auch keine Katastrophe. Frankreich behalte eine "exzellente Benotung".

Österreichs Regierung kritisierte die Abwertungen durch Standard & Poor's. Bundeskanzler Werner Faymann und Außenminister Michael Spindelegger nannten es unverständlich, wenn sich eine von drei US-Ratingagenturen im Alleingang dazu entschließe, die Bonität von Ländern der Eurozone herabzusetzen oder den Ausblick negativ bewerte. Kanzler Faymann argumentierte zudem, Österreich führe intensive Gespräche über zusätzliche Haushaltskonsolidierung für die Jahre 2012 bis 2016, auch habe es sich für eine Schuldenbremse ausgesprochen. Die Agentur Moody's habe das Triple-A-Rating aufrechterhalten und Österreich wirtschaftliche Stärke und einen stabilen Arbeitsmarkt bescheinigt. Ebenso habe die Agentur Fitch geurteilt.

Berlin will Eurokrise überwinden

Die Bundesregierung bemüht sich nach der Entscheidung in New York um Gelassenheit. Man nehme die Bekanntmachung von S&P zur Kenntnis, sagte der Sprecher des Bundesfinanzministeriums, Martin Kotthaus. "Unser Konsolidierungswille und unsere Entschlossenheit, zur Überwindung der Staatsschuldenkrise im Euroraum unseren Beitrag zu leisten, stehen außer Frage", betonte er. Dasselbe gelte für Deutschlands Partnerländer im Euroraum. Die Stabilisierung und nachhaltige Stärkung der Eurozone werde durch die gemeinsame Umsetzung der EU-Gipfelbeschlüsse und die Vereinbarung eines Haushaltspakts gelingen, hieß es in der Erklärung des Ministeriums weiter.

Der FDP-Finanzexperte Frank Schaeffler erwartet dagegen nun für Deutschland ein deutlich höheres Haftungsrisiko beim Euro-Rettungsfonds EFSF. Alleine die Herabstufung von Frankreich und Österreich führe dazu, dass der deutsche Beitrag zum Triple-A-Rating des EFSF von rund 40 auf fast 75 Prozent steige, sagte Schäffler "Handelsblatt Online". Der deutsche Garantierahmen von 211 Milliarden Euro werde daher nicht ausreichen. Das werde auf Dauer auch das deutsche Rating belasten, betonte der Euro-Skreptiker Schaeffler, der unter anderem Initiator des FDP-Mitgliederentscheids zum Euro-Rettungsschirm war.

Börsen belastet

S&P hatte im Dezember fast die gesamte Eurozone, darunter auch Deutschland, sowie den EFSF unter "verschärfte Beobachtung" gestellt. Eine Veröffentlichung neuer Ratings war deshalb für dieses Jahr erwartet worden. Demnächst wird mit Bewertungen der Ratingagenturen Moody's und Fitch gerechnet.

Schon am Freitagnachmittag hatten Berichte über die bevorstehende Herabstufung Frankreichs und anderer europäischer Staaten an den Börsen für Verunsicherung gesorgt. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss mit einem Abschlag von 0,4 Prozent bei 12.422 Punkten. Im Verlauf pendelte er zwischen 12.311 und 12.470 Zählern. Der breiter gefasste S&P-500-Index schloss bei 1289 Stellen, ein Minus von 0,5 Prozent. Auch der Index der Technologiebörse Nasdaq verlor 0,5 Prozent und ging mit 2710 Punkten aus dem Handel. Auf Wochensicht legten der Dow 0,5, der S&P 0,9 und die Nasdaq 1,4 Prozent zu. In Frankfurt schloss der Dax 0,6 Prozent leichter bei 6143 Stellen.
Quelle: [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...]

SandyII 14.01.12 02:34

Die USA brauchen wieder eine Erhöhung des Kreditlimits um 1,2 Billionen Dollar auf 16,4 Billionen Dollar, sonst sind sie in 15 Tagen zahlungsunfähig. Das wird natürlich wieder vom Kongress durchgewunken, was auch sonst. Somit steigt die Staatsverschuldung der USA auf 110 Prozent des BIP.
Wo bleibt die Objektivität der Ratingagenturen?

thyriel 14.01.12 03:38

@SandyII: Erklärt sich doch aus dem Text :D
"Europas Politiker hätten nicht genug getan, um die Schuldenkrise einzudämmen"

Heißt soviel wie, die USA ist kreativ genug neues Geld aus Nichts zu machen, während Europa verzweifelt gegen Windmühlen kämpft...

SandyII 14.01.12 03:49

Achja, sorry, mein Fehler!

Obama schreibt einen Wunschzettel an den Kongress, und dann wird das Geld handgeschnitzt und mundgeblasen. [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...].
1.200.000.000.000 $
Die FED fährt den Rechner hoch, macht 2 Mausklicks, fertig! Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten

Nana12 14.01.12 08:53

Zitat:

Zitat von SandyII (Beitrag 23179750)
Wo bleibt die Objektivität der Ratingagenturen?

Oh, als das letzte Mal als S&P über Deutschlands Rating laut nachdachte hat es ganz konkrete Begründungen genannt. Die war etwas tiefgreifender als "Europa hat es nicht geschafft die Schuldenkrise einzudämmen". Das lautete sinngemäß das die aus Berlin verordnete Austeritätspolitik für die Eurozone scheitern werde und das Problem darüber hinaus nur noch verschärft. Auch Deutschland werde schlußendlich davon betroffen sein. Auch ein Grund dafür waren die fehlenden Mechanismen makroökonomische Ungleichgewichte auszugleichen. Daraus resultiert, mit der Austeritätspolitik, eine abgewürgte Wirtschaft der Krisenländer und damit keine chance die Schulden jemals zurückzuzahlen. Während Deutschland das mit horrenden Kosten rettet was es selbst zerstört hat. Die Katze beißt sich selbst in den Schwanz.

Für mich klang das sehr objektiv, bei aller Kritik an den Rating Agenturen selbst. Die USA haben richtigerweise nicht einmal ansatzweise solche Probleme. Hier geht es nur darum ob man Obama seine Politik diktieren kann. Sicher werden auch die Republikaner (mit Ausnahme der Radikalsten) 5 vor 12 die Schuldengrenze anheben. Sie wollen Obama ja ende dieses Jahres beerben.

Hinzu kommt das die Fixierung auf Ratings bzgl der USA absolut irrelevant ist. Als man der USA das Rating entzog sanken die Zinsen für die Anleihen. Die Zinsen sind aber nunmal relevant. Als die Medien und Untergangspropheten in trauter Einigkeit vor einem halben Jahr die Katastrophe beschwörten, weil sie USA herabgestuft wurden, passierte nichts. Die Frage lautet aber eher wieso etwas passieren sollte?

Die Fixierung auf die Druckerpressen ist einfach nur ein deutsches Trauma, was aber nichts mit der Realität zu tun hat. Eine Hyperinflation ist genau das Problem was wir nicht haben. Wir opfern gerade alles andere wegen unserer Angst vor er Inflation. Sie ist die treibende Kraft hinter er Politik der EZB und Merkel - Preisstabilität um jeden Preis.

Eichhörnchen86 14.01.12 16:44

Zitat:

Zitat von SandyII (Beitrag 23179750)
Die USA brauchen wieder eine Erhöhung des Kreditlimits um 1,2 Billionen Dollar auf 16,4 Billionen Dollar, sonst sind sie in 15 Tagen zahlungsunfähig. Das wird natürlich wieder vom Kongress durchgewunken, was auch sonst. Somit steigt die Staatsverschuldung der USA auf 110 Prozent des BIP.
Wo bleibt die Objektivität der Ratingagenturen?

Naja, es handelt sich hierbei auch um US Rating Agenturen! Name ist hier scheinbar auch Programm! :dozey:
Europa sollte es wie China handhaben, einfach ne eigene Rating Agentur installieren.

Exelto 14.01.12 17:51

Passt doch. Die Ratings sind absolut gerechtfertigt! Immerhin leuchtet es durchaus ein, dass z.B. Österreich schlechter geratet wird, da Ungarn und Italien seine Schulden an Österreich mit größerer Wahrscheinlichkeit nicht mehr bezahlen können.
Damals, also vor 2008, als die Agenturen zu großzügig waren, haben alle einen Aufstand gemacht, und jetzt, wo sie strenger sind, das Selbe.
Und an alle, die fordern ein schlechteres Rating für die USA fordern: Sollte es wirklich mal dazu kommen, müssen auch wir in Europa dann mit den Folgen leben, ich hoffe, dass ist euch klar!

SandyII 14.01.12 18:09

Die Ratingagenturen haben doch mit AAA-Ratings für Schrottpapiere erst die Krise losgetreten.
Wieso macht sie niemand haftbar?
Und jetzt werfen sie mit schlechten Ratings um sich, ausser für die USA, hier gilt 2 mal AAA und einmal AA+.
Und dann trickst Goldman Sachs die Griechen in die Eurozone, mit fatalen Folgen.
Wieso macht sie niemand haftbar?
Und weil sich eh niemand beschwert, setzt man den Griechen und den Italienern zwei ungewählte Pappnasen aus dem Hause Goldman Sachs vor.
Wer kann mir das bitte erklären?

Nana12 16.01.12 12:14

Zitat:

Zitat von Nana12 (Beitrag 23180170)
Oh, als das letzte Mal als S&P über Deutschlands Rating laut nachdachte hat es ganz konkrete Begründungen genannt.

Der Vollständigkeit halber:

[Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...]

Statt eine Verschwörung zu wittern, sollte man sich doch mal mit den tatsächlichen Ursachen beschäftigen.


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