Bye Bye myGully
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Media-Markt-Verbot für Aachens Torwandschreck
Missglückte Werbeaktion
Zitat:
Reihenweise traf ein Aachener Hobby-Fußballer beim Torwandschießen eines großen Elektromarktes – und sahnte kostenlose Elektrogeräte ab. Nach sechs Treffern wurde es dem Marktleiter aber zu bunt.
In Aachen ist die Gefahr, gute Fußballer zu treffen, mittlerweile ziemlich klein. Das Aushängeschild der Stadt, die Alemannia, ist vor sechs Jahren aus der Bundesliga abgestiegen. Und jetzt ist der Klub auch noch pleite; die Stars sind längst weitergezogen.
Aachen, so durften die Initiatoren vermuten, ist also ein guter Ort für das Torwandschießen von Media Markt, das vom 30. Mai bis 11. Juni deutschlandweit stattfand. Das Versprechen des Elektro-Riesen: Wer an der Torwand trifft, bekommt seinen Einkauf umsonst. Die Regel: ein Schuss pro Kassenbon.
Das Problem: Mit einem wie Dany Ward hatten sie in Aachen offenbar nicht gerechnet.
Der 33-Jährige, von Beruf Außendienstler, in seiner Freizeit Innenverteidiger des Fußball-Siebtligisten Arminia Eilendorf, strammer Schuss, beinhart im Zweikampf, marschierte am vergangenen Freitag in den Aachener Media Markt. Er schob einen Einkaufswagen vor sich her und packte ein: einen Flachbildfernseher, eine Hifi-Anlage, eine Kaffeemaschine, eine Fritteuse und einen Wasserkocher. Der Gesamtpreis lag bei 1500 Euro. Ward ließ sich jeden Posten einzeln quittieren. Mit fünf Kassenbons ging er dann zur Torwand.
Aus sieben Metern traf er drei Mal in das einzige Loch, "leider waren es nicht die Schüsse, die dem Flachbildfernseher und der Hifi-Anlage galten", sagt Ward. Aber immerhin: 230 Euro ließ er sich wieder auszahlen – und startete eine zweite Shopping-Tour: ein Mini-Radio, noch eine Kaffeemaschine und zwei DVD.
Wieder ging er zur Torwand, zwei von vier Schüssen verwandelte er. Es gab dann einen großen Menschenauflauf. Ward wurde plötzlich von einer älteren Dame angesprochen. Sie hatte acht Tablet-PC für 2400 Euro gekauft und fragte ihn, ob er für sie schießen könne. Sie hatte nur einen Bon.
"Ich habe mein Sakko abgelegt und mich total konzentriert", sagt Ward: "Ich war nass geschwitzt wie ein Bundesliga-Profi bei einem Spiel." Die Meute feuerte ihn an, er lachte, lief an – und traf. "Die Frau hat mich umarmt, dann war sie weg." Ein Mann brüllte der Frau hinterher, sie solle dem Schützen wenigstens 500 Euro abgeben. Dany Ward schüttelte den Kopf und fuhr nach Hause.
Am nächsten Tag sagte sein Vetter, er wolle seiner Mutter einen Trockner kaufen. Ward sagte, er wisse auch schon, wo. Zusammen mit dem Vetter und zwei Freunden fuhr er zum Aachener Media Markt und schob einen Einkaufswagen vor sich her. Er packte ein: fünf Navigationsgeräte, eine elektrische Fliegenklatsche, eine DVD und eben den Trockner. Er ging zur Kasse, zahlte und ließ sich acht Kassenbons geben. Dann machte er sich auf den Weg zur Torwand.
Zu den folgenden Geschehnissen gibt es zwei verschiedene Versionen. Die erste, die von Dany Ward, geht so: "Wir wurden vom Marktleiter und zwei Bodyguards rüde aufgehalten. Mir wurde verboten, an der Torwand zu schießen. Man warf mir vor, ein Krimineller und bandenmäßiger Betrüger zu sein."
Angeblich bloß ein ruhiges Gespräch
Die zweite Version, die von einer Unternehmenssprecherin, lautet: "Wir haben ihn angesprochen und ihm freundlich gesagt, dass das alles so nicht gedacht sei. Wir haben ihm angeboten, die Ware zurückzugeben und das Geld zu erstatten. Es war ein freundliches und ruhiges Gespräch."
Unstrittig ist, dass Dany Ward nicht mehr schießen durfte. "Der Kunde hat gekauft, getroffen, gekauft, getroffen. Es gab das Gerücht, dass er mehrere Kunden angesprochen und ihnen seine Hilfe angeboten hat. Am Tag danach ist er mit einer ganzen Crew gekommen und hat im ganz großen Stil eingekauft – und zwar in nicht handelsüblichen Mengen, sondern gewerblich. Das ist nicht zulässig."
Ward sagt, das sei Unsinn. Er hat von dem letzten Einkauf auch nichts zurückgegeben, "weil ich es wirklich brauchte." Media Markt hat ihm mittlerweile angeboten, noch einmal zu schießen. Trifft er, wolle das Unternehmen das Geld für einen guten Zweck spenden. Ward weiß noch nicht, ob er zusagt: "Ich mache mit denen jetzt nicht auf Friede, Freude, Eierkuchen."
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Quelle: Welt.de
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