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Angriff auf „heute-show“-Team
Aus der heilen Welt zum Prügeln nach Berlin
Von Martin Lutz, Ibrahim Naber
Bei einem brutalen Angriff auf das „heute-show“-Team am 1. Mai in Berlin wurden ein Kameramann und ein Tonmann zusammengeschlagen. Der Generalstaatsanwalt geht von einer geplanten Tat aus. Die Spurensuche führt zu zwei Verdächtigen aus gutem Hause.
Noch wollen, noch können sie nicht darüber sprechen, was ihnen geschah. Und so spricht ihr Chef für sie. Harald Ortmann ist Geschäftsführer der Berliner „TV United GmbH Film- und Fernsehproduktion“, die für Sender wie das ZDF, RTL und ProSiebenSat.1 arbeitet.
Es waren sein Kameramann und sein Tonmann, die am 1. Mai zusammengeschlagen wurden, unweit vom Alexanderplatz. Seitdem kommt Ortmann kaum mehr zum Arbeiten, die juristischen und sonstigen Folgen des Überfalls auf seine Leute beschäftigen ihn.
„Meine Mitarbeiter, ein Kamera- und ein Tonmann, haben erhebliche Verletzungen erlitten“, berichtet er. „Ich gehe davon aus, dass sie mehrere Wochen nicht arbeiten können. Beide stehen unter Schock.“ Am Abend des 1. Mai wurden sie aus dem Krankenhaus entlassen, seither sind beide in ambulanter Weiterbehandlung.
Erst am Ende der Sendung kommt Welke auf den Angriff zu sprechen
Und es hätte noch schlimmer kommen können, sagt Ortmann: „Die Täter haben mit ihren Tritten und Schlägen gegen den Kopf der Opfer billigend in Kauf genommen, dass diese lebensgefährlich verletzt werden können.“ Demnächst werde man entscheiden, in welcher Form seine Firma Strafantrag stelle. „Dass wir Strafantrag stellen werden, steht außer Frage.“
Wer tut so etwas, wer geht so brutal auf Menschen los? Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin ermittelt nun wegen gefährlicher Körperverletzung gegen 15 Tatverdächtige. Sechs seien den Behörden bekannt, zwei habe der Staatsschutz dem Phänomenbereich „links“ zugeordnet, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Bei einer Person gebe es ein Indiz, dass sie zur sogenannten Antifa gehöre.
Das Motiv der Angreifer sei noch unklar. Der Generalstaatsanwalt geht aber davon aus, dass die Aktion geplant war und das TV-Team gezielt angegriffen worden sei.
Schläge und Tritte - auch gegen den Kopf
Zeugen, die anonym bleiben möchten, schildern WELT AM SONNTAG den Überfall so: Urplötzlich sei es passiert, ohne Worte. Das Team habe Pause gemacht nach einem Dreh. Der Tonmann, Anfang 20 und von schlanker Statur, sei auf einmal blitzschnell und ohne vorherige Ansprache attackiert worden.
Er habe sich verteidigt, er und der Angreifer seien zu Boden gegangen. Der habe laut „Hilfe“ geschrien. Daraufhin seien mehrere Mittäter herbeigeeilt, hätten den Tonmann ins Gesicht geschlagen und ihn getreten, auch gegen den Kopf.
Ähnlich sei es seinem Kollegen ergangen, dem 50-jährigen Kameramann. Der Kabarettist der „heute-show“, für die man drehte, Abdelkarim, habe die Polizei rufen können.
„Das habe ich noch nie erlebt, so feige, brutal und asozial“
Auch er betont das Überfallartige der Tat. „Ratzfatz“ sei es gegangen, sagte er der „heute-show“ danach. Das Team sei „im Feierabendmodus“ gewesen, als 15 bis 20 schwarz vermummte Personen „mit Hochgeschwindigkeit“ auf sie zugerannt seien. Abdelkarim vermutet Vorsatz: „Das sah schon sehr ausgespäht aus.“ Fluchtfahrzeuge hätten bereitgestanden. Noch einmal, wer tut so etwas, wer ist dabei?
Um Antworten auf diese Frage zu suchen, hilft es, Berlin zu verlassen. Knapp 610 Kilometer vom Alexanderplatz entfernt liegt ein süddeutsches Kleinstadtidyll im sonnig-milden Frühlingsglanz. Schwaigern bei Heilbronn, der Markt ist wie leergefegt. Rechts die Metzgerei Schweizer, links die Kreissparkasse, rundum Weinberge.
Hier lässt es sich leben, das bezeugen die Reihenhäuser und Gärten der 11.500 Einwohner. Etliche arbeiten im nahen Audi-Werk oder bei einem der vielen Zulieferer. Eine gutsituierte schwäbische Welt. Gründe für Straßenkampf? Hier eher nicht.
Von hier aber kommen zwei der sechs Personen, die am Tatort festgenommen und dann verhört wurden: nach Informationen von WELT AM SONNTAG sind es die Geschwister Miriam und Simon S., 27 und 25, aus dem Landkreis Heilbronn. Die vollständigen Namen liegen der Redaktion vor. Bilder auf Nachrichtenportalen zeigen Bruder und Schwester in Handschellen am Boden sitzend. Und Fotos, wie sie nach ihrer Vernehmung offenbar scherzend die Wache verlassen, in beigefarbenen Pullis und Hosen, bereitgestellt von der Polizei.
Noch wird untersucht, welche konkrete Rolle die Sechs bei der Tat spielten. Berliner Ermittler stellten eine Erkenntnisanfrage beim Landeskriminalamt (LKA) Baden-Württemberg zu den Geschwistern S. Demnach lägen keine registrierten einschlägigen Vorstrafen vor. Bezüge zur linken Szene seien aber erkennbar.
Recherchen zeigen: Die Geschwister hatten auch Kontakt in links******* Kreise. Das Phänomen ist nicht neu. Seit den Achtzigerjahren führt eine vielspurige Autobahn aus den bürgerlichen Zonen des Landes in die Straßenkämpfe von Berlin. Schon in West-Berlins besetzten Häusern wurde viel Schwäbisch gesprochen.
Wie weit dieses irre Berlin mit seinen Club- und Maiexzessen von hier weg ist, merken die Eltern der Geschwister sieben Tage nach dem 1. Mai. Erst durch WELT AM SONNTAG erfahren sie von der mutmaßlichen Verwicklung ihrer Kinder in die Attacke.
Angriff auf Kamera-Team: Polizei geht von geplanter Tat aus
Laut Zeugenaussagen waren die Angreifer auf das „Heute-Show“-Team am 1. Mai in Berlin mit Fahrrädern und einem Auto unterwegs. Die Polizei geht deshalb davon aus, dass die Tat geplant war. Außerdem gibt es erste Hinweise auf ein Motiv.
Quelle: WELT
Ihr Onkel auch, der ein Geschäft dort betreibt. Er sieht sich die Fotos der Festgenommenen auf dem Handy genau an. „Ja“, bestätigt er verdutzt, „das sind die beiden“. Simon S. sei kurz vor dem 1. Mai in Schwaigern gewesen. Er habe angekündigt, ein paar Tage nach Berlin zu fahren.
Dass die zwei der linken Szene angehören, wisse er. Das sei ja nicht verboten. Aber Gewalt? „Das kann ich mir bei den beiden nicht vorstellen.“ Ähnlich überrascht reagiert ihr Vater, der darum bittet, nicht zitiert zu werden.
Sein Sohn ist Trainer eines Kickboxklubs. Auf einem Profilbild in sozialen Netzwerken ist er in Kampfmontur zu sehen. Online bekundet er Unterstützung für Antifa-Plattformen und Initiativen wie „Sea-Watch“ oder „Seebrücke Heilbronn“. Im Juli 2018 teilte er einen Beitrag der „Organisierte Linke Heilbronn – IL“, in dem es um Ermittlungen nach einem Angriff von Vermummten auf AfDler geht. Auf „indymedia.org“ bekannte sich eine Gruppe aus dem linken Spektrum zur Tat.
Auch seine Schwester bekundet online Sympathien für linke Positionen und Aktionen. Ihr Name steht unter einem „Aufruf zur antirassistischen Parade in Hamburg“ vom September 2018. Ein Kommentar auf Facebook zu einem Beitrag der Polizei Berlin lässt sich – ohne dass es explizit zum Ausdruck kommt – wie Verständnis für Hass auf Polizisten lesen.
Früher trafen sich die Geschwister öfter mit Gleichgesinnten in der „Käthe“ in Heilbronn, ein „selbstverwaltetes Zentrum für linke Politik, Kultur und kollektives Wohnen“.
Am Freitagnachmittag sitzt dort ein Mann im weißen Unterhemd auf der Terrasse. Klar, Simon und Miriam seien hier bekannte Gesichter.
Als er die Bilder der Festnahmen auf dem Handydisplay sieht, reagiert er überrascht. „Das sehe ich zum ersten Mal.“ Eigentlich müssten die Freunde von der „Roten Hilfe“ Bescheid wissen, meint er und bittet den Reporter, ihm die Treppe hoch zu folgen.
Die „Rote Hilfe“ hat es in Publikationen des Bundesamts für Verfassungsschutz (BfV) geschafft. Es warnt, die Organisation unterstütze „linksextremistische Akteure im Aktionsfeld ‚Antirepression‘“.
Auch die Männer in der „Rote Hilfe“-Etage kennen die Geschwister S., geben sich jedoch ahnungslos. „Nein“, sagt einer, „das können auch keine Linken gewesen sein, das waren ganz sicher Nazis“.
Auf Facebook zeigen die Geschwister nicht nur Sympathie für Linke. Im Profil von Simon S. finden sich: Audi USA – Gefällt mir. Coca-Cola – Gefällt mir. WWF Deutschland – Gefällt mir. WELT AM SONNTAG hätte gern mit den Geschwistern gesprochen.
Die Tragik des Protestes
Ihre Verwandten in der Heimat sicherten zu, Kontaktdaten und Anliegen des Reporters rasch an sie weiterzuleiten. Bis Druckschluss meldeten sie sich nicht.
Nur ein wenig Spurenbereinigung: Freitagabend änderte Simon S. seinen Nutzernamen bei Facebook und nahm ein Profilbild heraus, das ihn in Kampfsportmontur zeigt.
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Quelle:
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Zitat:
Sein Sohn ist Trainer eines Kickboxklubs. Auf einem Profilbild in sozialen Netzwerken ist er in Kampfmontur zu sehen. Online bekundet er Unterstützung für Antifa-Plattformen und Initiativen wie „Sea-Watch“ oder „Seebrücke Heilbronn“. Im Juli 2018 teilte er einen Beitrag der „Organisierte Linke Heilbronn – IL“, in dem es um Ermittlungen nach einem Angriff von Vermummten auf AfDler geht. Auf „indymedia.org“ bekannte sich eine Gruppe aus dem linken Spektrum zur Tat.
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Kickboxer aus guten linken Milieu , wer hätte das gedacht.
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