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[Recht & Politik] Gesetz soll Afghaninnen vor Prügel schützen

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Ungelesen 19.10.09, 13:55   #1
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Standard Gesetz soll Afghaninnen vor Prügel schützen

Zitat:
Kabul. Ein neues Gesetz in Afghanistan ermöglicht es schiitischen Frauen, ihre Ehemänner wegen Misshandlung anzuzeigen. Menschenrechtsgruppen begrüßen die Vorlage als Meilenstein, sind aber skeptisch, inwieweit die prügelnden Männer wirklich bestraft werden. Auch Zwangs- und Kinderehen vor dem Aus.

Die 19-jährige Araso wusste lange nicht, wie sie sich gegen ihren prügelnden Ehemann wehren könnte. Doch dann machten sie Freunde auf ein Frauenhaus in Kabul aufmerksam. Nachdem sie auch im Fernsehen einen Bericht darüber gesehen hatte, entschloss sich die junge Afghanin zur Flucht. Dafür musste sie allerdings einen hohen Preis zahlen: Ihren zweijährigen Sohn konnte sie nicht mitnehmen, denn nach afghanischem Recht steht immer dem Vater das Sorgerecht zu.

«Mir ist als Kind eingebläut worden, dass ein Ehemann wie ein zweiter Gott ist und dass ich ihm immer gehorchen muss», sagt Araso, die als Waisenkind mit 15 Jahren an einen ungeliebten Cousin verheiratet wurde. Er fing schon bald an, sie zu verprügeln, manchmal schlug er ihren Kopf gegen die Wand. Ihn zu verlassen, war für die 19-Jährige ein äußerst mutiger Schritt. Aus Angst vor ihrem Mann und seinen Verwandten ist sie nicht bereit, ihren vollen Namen oder ihren Herkunftsort zu nennen.


Gegenstück zum schiitischen Eherecht

Unter einem neuen Gesetz, das schon bald das Parlament passieren dürfte, hätte Araso das Recht, ihren Mann wegen Misshandlung anzuzeigen. Das will sie auf keinen Fall tun, weil sie den Behörden nicht traut. Selbst wenn sie ihn tatsächlich festnehmen würden, würden sie ihn bestimmt schon bald wieder freilassen, ist Araso überzeugt. Menschenrechtsgruppen teilen diese Auffassung. Dennoch begrüßen sie die Vorlage als Meilenstein in ihrem Kampf für Frauenrechte.

Das sogenannte Gesetz zur Eliminierung von Gewalt gegen Frauen ist das Gegenstück zum umstrittenen Eherecht der schiitischen Bevölkerung Afghanistans. Letzteres sorgte im vergangenen Frühjahr und Sommer für internationale Proteste, weil es Vergewaltigung in der Ehe praktisch rechtfertigte. Der entsprechende Artikel wurde daraufhin abgemildert. Demnach müssen Männer finanziell für ihre Frau sorgen, können dies aber ablehnen, wenn die Frau sich weigert, «sich dem vernünftigen sexuellen Vergnügen ihres Ehemannes zu fügen», wie es in einer Übersetzung von Human Rights Watch heißt.


Präsident Karsai hat unterschrieben

Zwar gilt das Gesetz nur für die schiitische Minderheit, die etwa 15 Prozent der afghanischen Bevölkerung ausmacht - 80 Prozent sind Sunniten. Für Menschenrechtsaktivisten war es jedoch Grund genug, sich massiv für den Entwurf zur Eliminierung von Gewalt gegen Frauen einzusetzen. Sie hoffen, dass ein solches Gesetz mehr Frauen dazu ermutigt, für ihre Rechte einzustehen, und dass sich dieser Gedanke allmählich auch unter der Landbevölkerung ausbreitet.

Erstmals wurde ein solches Gesetz schon 2004 vorgeschlagen. Im vergangenen Sommer wurde die jüngste Vorlage während der Parlamentspause bereits von Präsident Hamid Karsai unterzeichnet, doch muss sie nachträglich auch noch vom Parlament gebilligt werden. An einer Zustimmung wird kaum gezweifelt, zumal die strittigsten Passagen bereits im Sinne der Traditionalisten verwässert wurden.


Vergewaltigung und Ehebruch kaum zu trennen

Neben Gewalt gegen Frauen verbietet der Entwurf Zwangs- und Kinderehen. In der Realität dürften solche Traditionen allerdings nur langsam aussterben. Afghanistan war schon eine patriarchalische Gesellschaft, bevor die Taliban Frauen aus dem öffentlichen Leben verbannten und Mädchen den Schulbesuch verwehrten. Und die Verheiratung von Töchtern oder Schwestern, zum Beispiel um Schulden abzuzahlen, ist noch immer gang und gäbe.

Kritisch sehen Frauenrechtlerinnen vor allem die Tatsache, dass das neue Gesetz nicht klar genug zwischen Vergewaltigung und Ehebruch unterscheidet. Wenn Frauen eine Vergewaltigung anzeigen, riskieren sie, wegen außerehelichen Geschlechtsverkehrs verurteilt und im Extremfall sogar gesteinigt zu werden. Dennoch ist mit der Vorlage ein Anfang gemacht. «Wir haben jetzt ein Instrument, mit dem wir vor Gericht etwas verändern können», betont Sima Samar, Vorsitzende der Unabhängigen Menschenrechtskommission Afghanistans.

Bis Frauen wirklich den Mut aufbringen, prügelnde Ehemänner zu verlassen oder gar anzuzeigen, wird allerdings noch viel Zeit vergehen - zumal den Frauen viele Grenzen gesetzt sind. Die 19-jährige Araso kann nie mehr in ihr Dorf zurückkehren und wird noch lange auf die Unterstützung des Frauenhauses in Kabul angewiesen sein. Sie versucht nun, lesen und schreiben zu lernen, um sich vielleicht irgendwann einmal selbst ernähren zu können. Das Schlimmste aber ist für sie, dass sie ihren kleinen Sohn vielleicht nie wiedersehen wird.

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