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05.05.19, 11:10
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Sie schlugen zu, verhafteten Tausende und folterten Hunderte
Zitat:

Sie schlugen zu, verhafteten Tausende und folterten Hunderte: Wie die Hamas eine der grössten Demonstrationswellen des Gazastreifes zum Schweigen brachte
Mit einer Demonstrationswelle ganz neuer Qualität haben Bürger im Gazastreifen die Allmacht der Hamas infrage gestellt. Die hat sofort und mit äusserster Brutalität reagiert. Jetzt ist die Bewegung tot.
Am 15. März, nachmittags um 15 Uhr, protestierte Adam al-Madhun gegen die Hamas. Zusammen mit Hunderten anderer Aktivisten der Bewegung «Wir wollen leben» wagte er sich in Deir al-Balah, einer Stadt rund 20 Kilometer südwestlich von Gaza-Stadt, auf die Strasse. Die Sicherheitstruppen der Regierung hätten die Demonstration mit fürchterlicher Brutalität aufgelöst, sagt Adam, ein 30-jähriger, arbeitsloser Krankenpfleger, den wir an einem verschwiegenen Ort in Gaza-Stadt treffen. Später überreicht er der NZZ exklusives Filmmaterial, kurze Handy-Clips, die ein gutes Bild vermitteln vom Fieber der fünftägigen Kundgebungen, den grössten seit der Machtübernahme der Hamas im Jahre 2007.
Eine Geburt des Internets
Man könnte sagen, Adam al-Madhun habe ein gespaltenes Verhältnis zu den sozialen Netzwerken. Im Gespräch verweigert er mit feinem Lächeln alles, was das Internet liebt, fordert und fördert: den profanen Hassausbruch, billigen Alarmismus, die Personalisierung und die eitle Zurschaustellung des «ganz grossen», aber auf transferierbare Bits komprimierten «Gefühls». Über seine Person und seine Befindlichkeit redet Madhun nicht. Er sei kein Anführer, natürlich nicht, die Bewegung sei ohne jede Hierarchie. Es gehe um die Sache, nicht um ihn. Emotional wird Adam ein einziges Mal, als er zugibt, dass ihn der Gedanke an seine Frau und seine beiden kleinen Kinder belastete, als er demonstrieren ging. Doch dass das Internet und die sozialen Netzwerke bei den Demos eine zentrale Rolle spielten, ist ihm sehr wohl bewusst. Auf Facebook entstand die Bewegung Mitte Februar, sie wuchs explosionsartig: «Das geht so leicht.» Man habe beschlossen, an fünf verschiedenen Orten gleichzeitig zu demonstrieren. Die Zeit und die Treffpunkte wurden in letzter Minute bekanntgegeben.
Die Hamas war dennoch nicht überrascht. Natürlich hatte sie verfolgt, was sich da im Netz so zusammenbraute. Die Hamas ist selten überrascht. Sie herrscht total und brutal im Gazastreifen, und ihr Job ist es, alles zu wissen und dafür zu sorgen, dass nichts Spontanes aufkeimt. In den ersten Minuten des ersten Tages, als es meist noch friedlich blieb, hielten sich die Sicherheitstruppen zurück. Dann schlugen sie mit äusserster Brutalität zu, verhafteten Tausende und folterten in den kommenden Tagen Hunderte. Adams Handy-Filme zeigen teils wilde, teils gespenstische Szenen. Es wurde geschossen. Wohnungen von Aktivisten und deren Familien wurden durchsucht und verwüstet. Aktivistinnen und Aktivisten wurden geschlagen und in der nächtlichen Kälte mit Wasser übergossen.
Ahmed Safi, ein Aktivist mit neurologischen Augenproblemen, wurde bei einer «Vernehmung» derart geschlagen, dass er komplett erblindete. Mehrere Journalisten wurden verhaftet. Laut dem Syndikat Palästinensischer Journalisten, 1979 gegründet, in Ostjerusalem beheimatet und normalerweise mit der Kritik an Israel voll ausgelastet, haben die Sicherheitskräfte 17 Journalisten arretiert, ihre Handys konfisziert und etliche geschlagen. Sie sind mittlerweile wieder auf freiem Fuss. Osama al-Kahlut, einer von ihnen, wurde vier Tage lang verhört. Nikolai Mladenoff, Uno-Beauftragter für Israel und die besetzten Gebiete, verurteilte die «Kampagne der Verhaftungen und Gewalt» der Hamas, unter der auch Frauen und Kinder zu leiden gehabt hätten.
Abbas, der schlimme Verschwörer
Waren die Proteste spontan? Dies ist das Zeitalter der Verschwörungstheorien, das weiss auch Adam al-Madhun. Nichts ist echt, nichts spontan, alles ist «gemacht», nur die Naivsten verstehen das nicht. Der grösste Macher ist die CIA. Sie hat den IS und die Arabellion gemacht, den Putsch gegen Janukowitsch in Kiew, die Finanzkrise und natürlich Khomeiny, zwecks Schwächung der arabischen Welt. Doch es gibt auch kleinere Macher, ebenso gerissen, ebenso verkommen. Mahmud Abbas zum Beispiel, der Palästinenserpräsident, konspiriert für die Fatah. Wir sitzen bei Bassem Naim, dem Vorsitzenden des Hamas-Rates für Internationale Beziehungen. Naim ist Mitte fünfzig, aber bereits Vollmitglied im Klub jener meist betagten Politiker, die sich nie unterbrechen lassen, Fragen grundsätzlich nicht beantworten und Meister darin sind, beginnende Dialoge durch ein sofortiges Anheben der Stimme auf höchste Dringlichkeitsstufe abzublocken. «Das war eine Verschwörung von Abbas», sagt Naim barsch. «Das kam aus Ramallah. Wir haben die Namen.»
Klar haben sie die. Einer von ihnen ist Atef Abu Saif, ein bekannter Schriftsteller und Sprecher der Fatah, Mitglied im Fatah-Zentralkomitee. Abu Saif wurde am 18. März, also mitten in der Demonstrationswelle, in Gaza-Stadt von etwa zehn maskierten Männern zusammengeschlagen. Wer den Angriff auf dem Gewissen hat, ist nicht bekannt, die Hamas bestreitet jede Verantwortung. Abbas, der Palästinenserchef, kommentierte den Vorfall mit den Worten, die «Unterdrücker Gazas» gehörten auf den «Misthaufen der Geschichte». Es ist durchaus gestattet, zu vermuten, dass er die Hamas meinte. Tja, sagt der Dauerredner Naim, unschön sei diese Geschichte. Die Hamas habe eine Untersuchung veranlasst. Falls man die Schuldigen finde, würden sie bestraft.
Dosierte Zerknirschung
Damit ist die Taktik der Hamas gut umrissen. Man gibt sich zerknirscht, aber stolz und streitbar. Die Gewaltexzesse abstreiten kann man angesichts der Flut an Videos nicht. Also tut man massvoll Busse und kündigt eine Selbstbefragung an, betont aber gleichzeitig, diese Bewegung sei «natürlich» nicht spontan entstanden. Den Widerspruch, der diesem Konstrukt innewohnt, lässt man leben mit der Grandezza dessen, der weiss, dass die Welt halt hie und da nicht ganz schlüssig erklärt werden kann. Und für alle die, die das nicht schlucken, wird man gefühlig. Bassem Naim macht runde Augen und hebt die Hände. «Schauen Sie, unter der Blockade leiden doch alle in Gaza. Oder etwa nicht? Zwei Millionen leiden. Die Armen, die Reichen, alle. Alle haben die Nase gestrichen voll. Und wir verstehen das. Die Blockade tut weh. Die Elektrizitätsausfälle tun weh, der Gestank tut weh, die Lohnkürzungen tun weh. Wir verstehen, wenn demonstriert wird. Es ist zum Verzweifeln. Die Menschen haben das Recht, zu demonstrieren. Aber dennoch ist dies eine Verschwörung der Fatah.» Und nie, aber wirklich nie dürfe man vergessen, wer für das Elend in Gaza letztlich verantwortlich sei: Israel.
Madhun mag nicht einmal mehr grinsen, wenn er solche Argumente hört. Müde hebt er den Blick zum Himmel und winkt ab. Natürlich sieht auch er in Israel die grösste Belastung für den Gazastreifen. Natürlich ist er kein Fatah-Agent. Natürlich sind seine Mitstreiter keine Verschwörer. Natürlich ist es die katastrophale Lage und nicht niedrige Kabale, die die Menschen auf die Strasse treibt. Mag sein, dass einige Fatah-Leute an den Demos mitgemacht haben – «aber dies war keine politische Bewegung». Totalitäre Herrscher haben es schwer, sie müssen alles kontrollieren, das Geringste ebenso wie das Grösste. Und da sie sich nicht noch unbeliebter machen wollte, hat die Hamas die «Wir wollen leben»-Demonstrationen ganz einfach imitiert. Sie mobilisierte ihre Anhänger und schickte sie auf die Strasse, mit haargenau denselben Slogans. Dazu schoss sie zwecks Ablenkung noch ein paar Raketen nach Tel Aviv. «Ein bisschen wie in China war das», sagt Madhun. Ein bisschen wie in der DDR, könnte man ergänzen, wo die Sozialistische Einheitspartei einst Blockparteien erfand, um Pluralismus vorzutäuschen, wo es keinen gab. Egal, welche Nuance zum Zug kommt, das Ziel ist immer dasselbe: dem Gegner Wind aus den Segeln zu nehmen.
«Angst macht brutal»
Doch in Gaza ging es nicht nur um Taktik. Die Hamas habe ums Überleben gekämpft, sagt Mchaimar Abusada, ein Politikwissenschafter an der Al-Azhar-Universität in Gaza-Stadt. Abusada ist das Gegenstück zum doktrinären Hamas-Mann Bassem Naim: ein offener, dialogbereiter Wissenschafter, der sich im Gespräche sogar manchmal das Nachdenken gestattet. Der Professor ist weder tollkühn noch suizidal. Geschickt übernimmt er die Linie der Hamas und sagt, Leute der Fatah hätten bei den Demonstrationen im Jabaliya-Flüchtlingslager eine führende Rolle gespielt. Und er verweist darauf, dass es zwischen Hamas und Fatah aus der Zeit des Bruderkriegs 2006 und 2007 noch viele offene Rechnungen gibt. Doch dann redet er Klartext. Die Hamas sei derart brutal gegen die Demonstranten vorgegangen, weil sie sich in ihrer Existenz bedroht fühlte, sagt Abusada. So etwas habe man noch nie erlebt. Mit anderen Oppositionsformen habe man keine Mühe. Mit den Dutzenden von Milizen, zum Teil aus Iran finanziert, habe man sich längst arrangiert. Im «Joint Operation Room» führe man einen konstanten Dialog mit allen wichtigen Gruppen. Doch wenn «die Strasse» erwache, sei das etwas ganz anderes. «Wenn die Erfolg haben, werden sie uns auslöschen», hätten sich die Hamas-Führer gesagt. Angst hätten sie gehabt, nackte Angst. Und Angst mache brutal.
Aber Angst kann auch lähmen. Die Verzweifelnden und Geschlagenen werden nicht brutal im Kaltbad der Furcht, sondern passiv. Es könne sein, sagt Madhun, dass die Bewegung irgendwann wieder erwache. In ferner Zukunft. Aber für den Moment sei sie gestorben. Die Unbarmherzigkeit der Hamas habe Wirkung gezeigt. Er kenne niemanden, der es wagen würde, sie noch einmal herauszufordern. Und so hat sich die Hamas einmal mehr geschickt an der Macht gehalten. Im Falle des «Marsches der Rückkehr» hat man die Bewegung usurpiert und ihren Gründern gleichsam entwunden, um sie zu einem Instrument im Kampf gegen Israel zu machen. Das hinderte die Hamas allerdings nie, bei Bedarf zu behaupten, dies sei eine «spontane» Jugendbewegung, die man kaum steuern könne. Das Gegenteil ist wahr, der «Marsch der Rückkehr» wird komplett von der Hamas kontrolliert. Die Bewegung «Wir wollen leben» aber liess sich nicht usurpieren. Also hat man sie, ganz nach dem Rezept Wladimir Putins, der Iraner Theokraten oder der Herrscher in Saudiarabien, gleich von Anfang an mit allen Mitteln bekämpft, auch mit unverhältnismässigen, um sie mit Stumpf und Stiel auszurotten. Nun hat man Ruhe und kann sich gelassen und konzentriert wieder den Gesprächen mit Israel und der Fatah zuwenden.
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Ohne den Geldfluß aus dem Ausland, auch von der Europ. Union, würde diese ganze Diktatur zusammenbrechen. Manchmal drängt sich der Verdacht auf, beide Seiten haben sich mit der aktuellen Situation gut arrangiert. Der Gedanke für die Bevölkerung besseres zu erreichen ist nicht mehr erkennbar.
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Die folgenden 6 Mitglieder haben sich bei MunichEast bedankt:
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05.05.19, 14:02
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#2
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Süchtiger
Registriert seit: Aug 2017
Beiträge: 869
Bedankt: 816
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israel kommt nie zur ruhe "dank" der hamas:
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und der dschihad mittendrin
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