[gerhardal]

Boris Palmer bleibt Oberbürgermeister von Tübingen
Stand: 19:50 Uhr

Deutschlands wohl umtriebigster Oberbürgermeister hat alles auf eine Karte gesetzt – und gewonnen. Gegen den Widerstand der eigenen Partei konnte Boris Palmer die OB-Wahl mit absoluter Mehrheit für sich entscheiden.
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Boris Palmer ist als Oberbürgermeister von Tübingen wiedergewählt worden. Er setzte sich mit einer absoluten Mehrheit von 52,4 der Stimmen gegen seine Konkurrenten durch, wie die Stadt am Sonntagabend nach Auszählung aller Wahllokale mitteilte.

Palmer war wegen Ärgers mit seiner Partei nicht für die Grünen, sondern als unabhängiger Kandidat angetreten. Seine Konkurrentin Ulrike Baumgärtner (Grüne) kam auf 22 Prozent der Stimmen, Sofie Geisel (SPD, von der FDP unterstützt) auf 21,4 Prozent der Stimmen. Rund 69.000 Tübinger waren wahlberechtigt. Sechs Kandidaten waren zugelassen.

Palmer ist bereits seit 16 Jahren Stadtoberhaupt. Er hatte im Vorfeld erklärt, nicht mehr beim zweiten Wahlgang antreten zu wollen, sollte er in der ersten Runde nicht vorn liegen. „Wenn ich diese Wahl nicht für mich entscheiden kann, ist die politische Figur Boris Palmer am Ende“, hatte ihn die „Pforzheimer Zeitung“ zitiert.

Die Mitgliedschaft des 50-Jährigen bei den Grünen ruht bis Ende 2023 wegen Streitereien um Tabubrüche und Rassismusvorwürfe.

Quelle [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]

[MunichEast]

Er ist in Tübingen tatsächlich beliebt und hat nicht nur den Ruf dort ein "Macher" zu sein. Leider sind seine verbalen Entgleisungen, eigentlich vermehrt auf den sozialen Netzwerken, nur schwer zu ertragen. Wie sagt man im Ländle, "der isch halt so aber wir hab`n trotschdem lieb".

Hier nun ohne Grüne Ratsmitglieder im Rücken zu kandidieren war ein reiner Beweis für sein Ego. Er allein ist der schillernde Held. Nun muß er für jede noch so kleine Entscheidung um Mehrheiten verhandeln statt die stärkste Fraktion im Rathaus, die Grünen, automatisch hinter sich zu wissen.

[winsock]

Ich mag den Kerl seit dieser Aussage zu den SUV`s:

„Wir sind gar nicht so fett geworden, dass wir die brauchen würden. Der Porsche passt nicht mehr in die Parkhäuser und ich bau‘ keine neuen.“ Er ließ zudem klar durchblicken, dass er wenig davon hält, SUVs zu elektrifizieren, um sie umweltverträglicher zu machen. Als Grund nannte er, dass die Infrastruktur in den Städten darauf nicht ausgelegt sei. „Schmieren Sie sich das in die Haare, ich grabe nicht ganz Tübingen um, damit Sie Ihre Ladesäulen kriegen.“

Ich sehe auch nicht ein, warum man ein 2 Tonnen Fahrzeug mittels eines hybriden Motortyps, der nur 50 km elektrisch fahren kann, als "Fortschritt" bezeichnet.

Hier nun ohne Grüne Ratsmitglieder im Rücken zu kandidieren war ein reiner Beweis für sein Ego

Das haben die Wähler entschieden, so geht Demokratie.

Nun muß er für jede noch so kleine Entscheidung um Mehrheiten verhandeln

Auch dieses nennt sich Demokratie.

statt die stärkste Fraktion im Rathaus, die Grünen, automatisch hinter sich zu wissen

Hierzulande nennt man das "Fraktions-Zwang", wenn der gewählte Vertreter nicht seine eigene Meinung bei Abstimmungen zeigen darf.
Also wie in China, Nordkorea...

[Draalz]

Zitat von winsock

Ich sehe auch nicht ein, warum man ein 2 Tonnen Fahrzeug mittels eines hybriden Motortyps, der nur 50 km elektrisch fahren kann, als "Fortschritt" bezeichnet.

Genau deswegen wird es die Menschheit nicht schaffen. Ignoranz, Überheblichkeit und was weiss ich noch.

[winsock]

Genau deswegen wird es die Menschheit nicht schaffen

???
Sorry, ich kann Dir nicht folgen.
Ist die "Menschheit" von deutscher Bürokratie abhängig?

Ignoranz, Überheblichkeit und was weiss ich noch.

Du hast anscheinend gerade eine Krise.

[karfingo]

Der funktioniert auch nur im Ländle so. Inner Großstadt geht der unter oder fällt innen Gulli.

[MunichEast]

Zitat von winsock

....
Das haben die Wähler entschieden, so geht Demokratie.
...
Auch dieses nennt sich Demokratie.
....
Also wie in China, Nordkorea...

Ein ziemlich unqualifizierter Kommentar. Ein Bürgermeister ohne Mehrheit kann de facto nichts selbst entscheiden. Rein gar nichts und die Parteien im Rathaus regieren an ihm vorbei. Möchte er etwas durchsetzen wird er zum Bittsteller und muß sich jedem Diktat beugen. Das wird eine lange Amtszeit. Das war nicht besonders klug von ihm und ob er die ganze Amtszeit, gerade mit seinem Ego durchhält fraglich.

[gerhardal]

Sieg des Aufmerksamkeitsjunkies: Palmers Erfolg sollte der Grünen-Spitze eine Warnung sein
Tübingens unbequemer OB liegt mit seiner Partei wegen diverser Äußerungen im Clinch. Doch nach Palmers Wahlsieg sollten die Grünen endlich lernen, richtig mit ihm umzugehen.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff
23.10.2022, 20:32 Uhr

Die Tübinger zeigen es den Grünen: dass sie ihre Vielfalt nicht aufgeben dürfen und Meinungsstreit aushalten müssen, Unbequeme und Querköpfe dazu, halt alles das, was sie groß gemacht hat. Und das gilt, auch wenn sie nun im Bund oder im Ländle regieren.

Boris Palmer, Enfant terrible der Partei, selbst wenn er ihr bis Ende 2023 nicht angehören darf, hat in Tübingen die Wiederwahl als Oberbürgermeister geschafft – deutlich geschafft. Im ersten Wahlgang. Den Parteivorderen sollte das eine Warnung sein.

Seit 2006 ist Palmer jetzt Oberbürgermeister, und es war nicht zum Leidwesen der 90.000 Einwohner Tübingens. Im Gegenteil, seine Bilanz ist brillant. Das bescheinigen ihm ja sogar die Gegner.


Und wer durch die Stadt geht, sieht es, hört es. Die Wirtschaft ist zufrieden, die Menschen überhaupt sind es. Deswegen die Wiederwahl bei einer für Kommunen imposanten Wahlbeteiligung.

Ein Auszug aus der Bilanz: 40 Prozent neue Arbeitsplätze, qualifizierte, saubere High-Tech-Jobs hat Palmer geschaffen. Das 40-Prozent-Ziel bei der CO-2-Reduzierung ist vorzeitig erreicht, durch sein Klimaschutzprogramm kann Tübingen im Krisenwinter drei Viertel der benötigten Energie selbst erzeugen und dabei auch noch viel Geld verdienen. Die Stadt ist schuldenfrei und wächst, ist fahrradfreundlich. Das Corona-Management mit dem „Tübinger Modell“ wurde bundesweit kopiert.

Ja, Palmer neigt zum Überziehen, sogar mitunter ausfällig zu werden. Ein Aufmerksamkeitsjunkie ist er. Aber es liegt auch an den Grünen, das zu ändern. Ihn mehr fordern, ihn besser auslasten in Zukunft, ihn Projekte und Pläne machen lassen.

Was macht er nachmittags? Das ist ein Teil seines Problems. Seine Kapazitäten sind enorm, er ist eher unterfordert. Dennoch muss Palmer – und das weiß er, sagt er selbst – immer um Impulskontrolle kämpfen. Er muss mit 50 endlich „g’scheit“ werden, wie die Schwaben sagen. Allerdings sagen sie das über die Vierzigjährigen.


Vielleicht, vielleicht… Umstrittene Beiträge auf Facebook oder in Talkshows, Sheriffattitüden in der Stadt, als Rassismus misszuverstehende Äußerungen – in seinem 90-sekündigen Abschluss-Statement an die Tübinger äußerte Palmer neben Sachangeboten für die kommenden acht Jahre eine Bitte: „Wenn ich Sie in den letzten 16 Jahren verärgert habe – verzeihen Sie mir.“ Die Tübinger verzeihen ihm.

Auch die Partei? Die sollte es. Besser wär’s. Wer Frieden mit immer mehr schweren Waffen schaffen will, wer die Atomkraftwerke und die Kohlekraftwerke länger laufen lässt, sollte ganz vorsichtig sein, vorgeben zu wollen, was typisch Grün ist. Palmer ist da jetzt eine laute Warnung.

Quelle [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]

[muavenet]

Was Stephan-Andreas Tagesspiegel also sagen will ist, dass der Boris der Grünen "Animal Mother" ist. Solange also die Partei ein Leben lang Handgranaten nach dem Bobbele wirft, lässt der zur Belohnung nicht mehr den Rassisten raushängen. Oder so.

[winsock]

MunichEast:

Ein Bürgermeister ohne Mehrheit kann de facto nichts selbst entscheiden

Er hat die "Mehrheit" der Wähler hinter sich, die können schon Einfluss ausüben.


MunichEast:

Möchte er etwas durchsetzen wird er zum Bittsteller und muß sich jedem Diktat beugen

Das was Du "Bittsteller" nennst, ist eigentlich der übliche parlamentarische Diskurs in einem demokratischen Parlament.
Einem "Diktat beugen" muss sich ein Oberbürgermeister in den meisten Fällen auch nicht.


MunichEast:

Ein ziemlich unqualifizierter Kommentar

Bist Du die Prüfstelle für Qualifizierte Kommentare?

[MotherFocker]

Zitat von MunichEast

[...]Wie sagt man im Ländle, "der isch halt so aber wir hab`n trotschdem lieb".
[...]

So schwätzt hökschtens äh Iiwohner us em Allgäu, wenn'er uff d'Gosch krieägt hätt

(Das ist Hochalemannisch -> dem Schweizerdeutsch ähnlicher als dem restlichen Slang in Baden! Und Tübingen liegt bekanntlich im Sauschwäbischen...^^)

Einer der wenigen Gemeindem bei den Schwaben ist die kleine Gemeinde [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ], welche noch bis in die Zwanziger Jahre hinein zu Preussen gehörte. Mein Grossvater hatte noch die Preussische Staatsbürgerschaft

Aber sonst alles Gelbfüssler!!

Ausser diesem kleinen Exkurs fällt mir zum Thema nichts ein

[Melvin van Horne]

Moin,

ich weiss nicht, wie Du dir die Arbeit und ganz speziell die Abstimmungen in einem Stadtparlament vorstellst. Da stimmen die Abgeordneten ab. Und wenn der Bürgermeister nicht genügend Stimmen der Abgeordneten hinter sich vereinen kann, muss er Kompromisse eingehen. Je mehr der verschiedenen Fraktionen er hinter sich bringen muss, umso größer sind die Kompromisse, die er eingehen muss. Das was sich "parlamentarischer Diskurs" nennt, sieht in der rauhen Wirklichkeit häufig so aus. Wenn ihr unsere Vorlage xy unterstützt, bekommt ihr bei der Abstimmung zur Vorlag yx unsere Stimmen. Ja, aber das ist genau das Gegenteil von dem, was auf unseren Wahlplakaten stand! Ok. Dann eben nicht.

Das kann man durchaus ein "Diktat" nennen.

[MunichEast]

Zitat von winsock

Er hat die "Mehrheit" der Wähler hinter sich, die können schon Einfluss ausüben.

Nein können sie nicht. Der Bürgermeister hat genau eine Stimme im Stadtrat. Der Rest die Parteien 40 Stimmen. Wie ich bereits schrieb, ohne Partei im Rücken und die Grünen sind stärkste Fraktion im Rathaus, kann er nichts ohne Unterstützung entscheiden.

Zitat von winsock

Einem "Diktat beugen" muss sich ein Oberbürgermeister in den meisten Fällen auch nicht.

Doch, siehe oben. Der Stadtrat kann völlig an ihm vorbei regieren.

[Caplan]

Das kann unter Umstaenden eine entscheidungsunfreudige Zeit fuer die Tuebinger als solches werden, bezueglich der Einigungsfaehigkeit.

Es gab schliesslich auch Zeiten, wo die Bundesregierung, nehmen wir an sie sei schwarz ausgepraegt, ihre Dinge nicht durchzusetzen vermochte, weil bei Entscheidungen unter Hinzuziehung des Bundesrates, unter Umstaenden die Laendermehrheit rot /rotgruen/ Majoritaeten besass.

Das auch mal anders herum.
Dann wird es eine Regierung der Blockadenhaltungen.

Fuer die Waehler und Waehlerinnen, viel vertane Zeit.

[parlheinz]

Munich hat absolut recht, es ist genau so, wie er es beschreibt. Wie ein parteiloser Bürgermeister bekämpft wird, das habe ich schon eingehend verfolgen können. Und es zeigt auch, was für ein Demokratieverständnis dabei am Werke ist. Die Wähler wollen mehrheitlich genau diesen Bürgermeister, weil er ganz offensichtlich beliebt und fähig ist. Das nennt man Wählerwille und nun können wir uns in der nächsten Zukunft anschauen, wie die Grünen in Tübingen damit umgehen werden. Wie genau schon kalkuliert wird, dass man an ihm "völlig vorbeiregieren kann", das verspricht einen Wissenszugewinn über die "stärkste Fraktion im Rathaus".

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[winsock]

Zitat MunichEast:

Der Bürgermeister hat genau eine Stimme im Stadtrat. Der Rest die Parteien 40 Stimmen. Wie ich bereits schrieb, ohne Partei im Rücken und die Grünen sind stärkste Fraktion im Rathaus, kann er nichts ohne Unterstützung entscheiden

Ich glaube, ich wurde hierbei missverstanden.
In erster Linie ist der Oberbürgermeister Chef der Verwaltung, also bestimmt er deren Mitarbeiter. Das hat schon einen enormen Einfluss.


Für größere Projekte braucht er halt die Zustimmung der Gemeinräte der verschiedenen Parteien. Und da sollte kein Fraktionszwang herrschen, sondern jeder Kommunalpolitiker nach eigenem Gewissen handeln.
Auch wenn Bündnis90/Grüne das anders sieht.

[Melvin van Horne]

Moin,

Zitat von winsock

In erster Linie ist der Oberbürgermeister Chef der Verwaltung, also bestimmt er deren Mitarbeiter. Das hat schon einen enormen Einfluss.

Damit die Posten anders besetzt werden können, müssen sie zuerst einmal frei werden. Und selbst, wenn das passiert, sind Personalentscheidungen, namentlich bei höheren Positionen, keinesfalls alleine vom Bürgermeister zu treffen. Solche Entscheidungen trifft der dafür zuständige Ausschuss. Wenn ich das richtig lese, ist das in Tübingen der Verwaltungsausschuss. [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] und [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]kann man sich die Besetzung ansehen.

Für mich liest sich die Besetzung so, als könnten die den Bürgermeister, der ja auch nur eine Stimme hat, bei jeder Entscheidung nach Belieben Männchen machen lassen.

Nein, das ist nicht undemokratisch. Wer das glaubt, übersieht, dass eine Bürgermeisterwahl keine Diktatorwahl ist. Die Befugnisse und die Möglichkeiten eines Bürgermeisters sind vor der Wahl für jeden zu ermitteln. Und das sollte man auch tun, wenn man nicht nach der Wahl enttäuscht sein will, weil der gewählte "Einzelkandidat" nicht die Wunder vollbringen kann, die man sich vielleicht erhofft hat.
Palmer wusste um seine Möglichkeiten. Er hat vielleicht die Hoffnung, dass er auch ion der jetzigen Konstellation für die Dinge, die ihm wichtig sind, die erforderlichen Mehrheiten zusammenbekommt ohne zu große Kompromisse eingehen zu müssen. Das kann funktionieren, muss es aber nicht.

[Caplan]

Warten wir es ab, wieviel Format oder Formatlosigkeit die Grundsaetze erodieren lassen.
Wir hatten diese Situation auch schon mal vor ~ 12 Jahren hier.
Da wurden fromme Wuensche, wie die einzelne Entscheidungsfindung nach Gewissen, etc, voellig umschifft. Hauen und Stechen war eher die Devise.

[parlheinz]

Zitat von Melvin van Horne

Nein, das ist nicht undemokratisch. Wer das glaubt, übersieht, dass eine Bürgermeisterwahl keine Diktatorwahl ist. Die Befugnisse und die Möglichkeiten eines Bürgermeisters sind vor der Wahl für jeden zu ermitteln. Und das sollte man auch tun, wenn man nicht nach der Wahl enttäuscht sein will, weil der gewählte "Einzelkandidat" nicht die Wunder vollbringen kann, die man sich vielleicht erhofft hat.

Soll das ein Witz sein? Demokratisch ist es (nur) dann, wenn es eine Diktatorwahl wäre?

Der Wähler soll abwägen, welche Befugnisse und Möglichkeiten die Bürgermeisterkandidaten haben und dann wählt er nicht den, den er als den fähigsten Kandidaten betrachtet, sondern einen, damit er nach der Wahl nicht nicht enttäuscht ist?

Wirklich Melvin, so was wäre mir nicht annähernd in den Sinn gekommen. Natürlich geht es hier um nichts anders, als das Unterlaufen demokratischer Prinzipien. Wieviel (oder wenig) Kompetenz diese Fraktion auch auf sich vereinen mag, aber das wird klappen.

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[MunichEast]

Zitat von parlheinz

Soll das ein Witz sein? Demokratisch ist es (nur) dann, wenn es eine Diktatorwahl wäre?

Es ist sehr demokratisch. Der gewählte Stadtrat entscheidet mehrheitlich und der Bürgermeister ist gewählter Leiter einer Behörde und stimmberechtigter Teil des Gemeinderats, dessen Entscheidungen für ihn bindend sind.

[Melvin van Horne]

Moin,

Zitat von parlheinz

Soll das ein Witz sein? Demokratisch ist es (nur) dann, wenn es eine Diktatorwahl wäre?

Ich würde mal vermute, wenn du das, was ich geschrieben habe, noch mal komplett, also nicht nur jedes dritte Wort, liest, erübrigt sich die Antwort von mir.

Zitat von parlheinz

Der Wähler soll abwägen, welche Befugnisse und Möglichkeiten die Bürgermeisterkandidaten haben und dann wählt er nicht den, den er als den fähigsten Kandidaten betrachtet, sondern einen, damit er nach der Wahl nicht enttäuscht ist?

findest du es unzumutbar, sich vor einer Wahl zu informieren, welchen Posten mit welchen Möglichkeiten man da eigentlich besetzt? Das würde manches erklären. Dabei ist es keine Raketenwissenschaft sich zu informieren, was man auf dem Posten kann und was nicht.

[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] wird das mal erklärt. Etwas komplexer dann [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Ist für jeden was dabei.

Für den Anfang wäre schon viel geholfen, wenn das Bild des Bürgermeisters Dafke aus Benjamin Blümchen als allmächtigem Stadtvater aus der Vorstellungs- zurück in die Märchenwelt geschickt wird.

Natürlich ist der Bürgermeister auf Grund seiner Direktwahl und durch seine Position in einer stärkeren Position als der gewöhnliche Abgeordnete. Aber diese Position ist wiederum nicht so stark, dass sie Mehrheiten bei den Abstimmungen des Gemeinderats überstimmen könnte. Um also seine Position in politische Erfolge umzumünzen, muss er sich Mehrheiten in der Gemeindevertretung "besorgen". Und das bei allen Fraktionen. Mit all den Kuhhandeln, die dadurch erforderlich werden. Das macht ihn zwangsläufig zu einem schwächeren Bürgermeister, als es ein Vertreter einer starken Fraktion wäre. Und ich meine mit "schwächer" nicht seine Fähigkeiten, sondern seine Möglichkeiten.
Wer das verstehen wollte und auch konnte, kann dieses Wissen in seine Wahlentscheidung einfließen lassen. Wähle ich einen Einzelkandidaten, bei dem wahrscheinlich vieles von dem Einfluss, den diese Position bietet, bei der Mehrheitsbeschaffung verloren geht? Bei dem ich immer überlegen muss, wollte er das oder musste er? Was hat er wohl dafür geben müssen? Oder gebe ich einer von mir bevorzugten Partei noch mehr Möglichkeiten, selbst wenn der Einzelkandidat persönlich als geeigneter erscheint. Beides ist richtig und falsch in einem.

Zitat von parlheinz

...Natürlich geht es hier um nichts anders, als das Unterlaufen demokratischer Prinzipien.

Wie sollte das demokratische Prinzipien unterlaufen? Entspräche es denn eher den demokratischen Prinzipien, wenn es jemand gäbe, der an den Wahlergebnissen der an den Gemeinderatswahlen vorbei das politische Verhalten der Stadt diktieren könnte? Denn, wie stark die Position des OB auch ist. Stärker als die Position der gewählten Gemeindevertretung darf sie nicht sein. Denn das wäre für mich ein Verstoß gegen demokratische Prinzipien.

[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]findet man die Geschäftsordnung für den Gemeinderat Tübingen. Die enthält 37-mal das Wort "Oberbürgermeister". einfach mal danach suchen.

[parlheinz]

Mal vorweg angemerkt, hätte doch eigentlich die Gegenkandidatin der Grünen die Bürgermeisterwahl gewinnen müssen, wenn die Wähler so denken und entscheiden würden, wie es hier von euch dargestellt wird. Hat sie aber nicht und das muss ja irgendwelche Gründe haben.

Wenn ich ganz ehrlich bin, dann habe ich auch keine Lust mich in all die Möglichkeiten einzuarbeiten, mit denen man einem parteilosen Bürgermeister das Leben im Amt schwer machen kann. Aber dass man das kann, das steht außer Frage und die Grünen haben sich offensichtlich damit schon gut beschäftigt, da muss man sich #7 gaaaanz langsam durchlesen und das Mal sacken lassen. Was war denn nicht besonders klug von ihm? Dass er sich zur Wahl gestellt hat? Und ob er das durchhält? Was soll er denn nicht durchhalten? Wenn man versucht diese Fragen zu beantworten, was kommt denn dabei heraus? Etwa, dass hier der Wille der Wähler umgestzt werden wird? Denn genau das sehe ich eben nicht.

Palmer ist aus einigen Fernsehsendungen bekannt, er ist ein beliebter Macher und hat gesunde Ansichten, das kommt bei den Leuten an und so einen wollen sie alle. Ich glaube auch, dass in der Bevölkerung hauptsächlich der Wunsch besteht, dass bestimmte Dinge angepackt werden. Und all die ganzen Spielchen, zu denen Munich schon die Frage in den Raum geworfen hat, wie lange er das wohl durchhält - das wird beim Wähler nicht gut ankommen.

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[MunichEast]

Die Bürgermeisterwahl ist nun einmal eine Personenwahl und weniger eine Parteien Wahl. Die Kommunalwahl dagegen ist eine Parteien Wahl und nur wenige Kandidaten bekommen eine hohe Zahl an Direktstimmen durch ihre Bekanntheit. Das sieht man schön an den Listenplätzen. Selten rücken Kandidaten durch Direktstimmen vor.

Gerade Boris ist ein Einzelkämpfer und bisher hat das sehr gut mit der stärksten Fraktion im Rücken geklappt. Das er sagt ich kann auch ohne die Grünen und schaut her, ich bin doch die treibende Kraft in Tübingen ist kein guter Start für sechs lange Jahre. Nun muß er Teamfähigkeit und Kompromissfähigkeit beherrschen. Das wird sehr spannend.

Eine Stadt wird demokratisch regiert, abgebildet durch die Kommunalwahlen.

[Melvin van Horne]

Moin,

Zitat von parlheinz

Mal vorweg angemerkt, hätte doch eigentlich die Gegenkandidatin der Grünen die Bürgermeisterwahl gewinnen müssen, wenn die Wähler so denken und entscheiden würden, wie es hier von euch dargestellt wird. Hat sie aber nicht und das muss ja irgendwelche Gründe haben.

das sehe ich nicht so. Ganz im Gegenteil. Es gibt einige Politiker, von denen ich manchmal denke "den würde ich gerne wählen. Aber nicht die Partei, für die er antritt". Andersherum ist es genau so. Geht Dir das nicht manchmal auch so?

Nur mal als Beispiel. Ich kann das nur vermuten. Aber ich wage die Behauptung, dass Harbeck heute Kanzler wäre, hätten die Wähler ihn direkt wählen können.

Zitat von parlheinz

Wenn ich ganz ehrlich bin, dann habe ich auch keine Lust mich in all die Möglichkeiten einzuarbeiten, mit denen man einem parteilosen Bürgermeister das Leben im Amt schwer machen kann. Aber dass man das kann, das steht außer Frage und die Grünen haben sich offensichtlich damit schon gut beschäftigt, da muss man sich #7 gaaaanz langsam durchlesen und das Mal sacken lassen.

Ich glaube nicht, dass man bei den Grünen eine Vendetta gegen Palmer plant. Sie sind nur eben nicht mehr gezwungen, alles was er so bringt mehr oder weniger zähneknirschend mitzumachen um "ihren" Oberbürgermeister nicht zu beschädigen. Wenn er nun von den Grünen etwas möchte bekommt er das nicht mehr automatisch wie er es als grüner Bürgermeister kannte.

Die Grünen haben auf den sicheren Bürgermeisterposten verzichtet, weil sie ihn nicht als Gesicht der Tübinger Grünen haben wollten. Abgesehen davon, dass sowas nicht allen Parteien zuzutrauen ist, glaube ich nicht, dass eine Partei, die sich so verhält Vorschläge, die sie eigentlich unterstützen würden blockiert, um dem Oberbürgermeister eine reinzuwürgen.

Abgesehen davon wäre es auch gefährlich. Das Wahlergebnis zeigt, dass Palmer bei den Tübingern einen enormen Rückhalt genießt. Geraten die Grünen in den Verdacht ihre Position im Gemeinderat nicht für die Politik in diesen harten Zeiten sondern für einen Kleinkrieg gegen Palmer zu verwenden, kann das bei den nächsten Wahlen zum Bumerang werden. Denn die sind deutlich eher als die Neuwahl des Oberbürgermeisters.

Zitat von parlheinz

Was war denn nicht besonders klug von ihm? Dass er sich zur Wahl gestellt hat? Und ob er das durchhält? Was soll er denn nicht durchhalten?

Ob es klug war, wird sich zeigen. Das kommt wohl darauf an, ob er unter den neuen Bedingungen weiter das sein kann, was die, die ihn gewählt haben in ihm sehen. Wenn sich in den nächsten Jahren herausstellt, das er das was er will unter den neuen Bedingungen nicht erreichen kann ist es durchaus möglich, dass er den Kram hinschmeißt.

[Thorasan]

Ich weiß nun nicht, wie das dort war - aber es wäre nciht die erste Wahl, wo viele Stimmen aufgrund mangelnder, sinnvoller oder besserer Alternative zustande kommt.
Er war es vorher, hat es nicht komplett ruiniert - na gut, kommt er halt wieder dran.

Bei uns war das ähnlich - und bei der letzten Wahl dann das krasse Gegenteil. Unser damaliger OB war gefühlt das Betthäschen des örtlich größten Bauunternehmers - quasi jede Baustelle hatte sein Logo. Aber klar, war alles ganz offiziell und blablub. Dann wurde er aber trotzdem wieder gewählt, weil niemand sonst da war, der es besser gemacht hätte. Und als die dann doch, bei der nächsten Wahl, da waren, war er komplett abgesägt.

[parlheinz]

@ Melvin, ich glaube dir absolut, mit welchen Überlegungen du deine Wahlentscheidungen triffst und stimme dir sogar zu, dass das eine Herangehensweise ist, die Hand und Fuß hat. Und es gibt auch noch mehr Leute, die das so rational angehen und für die alle ist das auch o.k. so. Allerdings dürften das nicht so viele sein. Ich meine, dass die große Masse "nach Gefühl" entscheidet und wie wir wissen, sind Gefühle gut und leicht beinflussbar.

Ich glaube übrigens auch, dass bei einer Direktwahl beide Kandidaten der Grünen-Spitze die Chance gehabt hätten, im Kanzleramt landen zu können. Das wäre dann genau das gewesen, was ich versuche hier rüberzubringen. Einer wie du überlegt erstmal, ob die das überhaupt können, aber Frau Soundso findet, dass der Robert ein ganz netter Schwiegersohn wäre.
Auch bin ich überzeugt, dass die beeindruckende Stärke der Grünen im Gemeinderat Tübingen etwas mit der Person Palmer zu tun hat. Es wird also spannend.

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[MunichEast]

Zitat von parlheinz

Das wäre dann genau das gewesen, was ich versuche hier rüberzubringen. Einer wie du überlegt erstmal, ob die das überhaupt können, aber Frau Soundso findet, dass der Robert ein ganz netter Schwiegersohn wäre.

Das nennt man Demokratie und Wahlen sind nicht ohne Grund geheim. Die Beweggründe des Einzelnen sind nicht reglementiert. Ob jemand für ein Amt qualifiziert ist kann grundsätzlich niemand seriös entscheiden. Ich erinnere an Prof. Dr. med. Karl Lauterbach der mehr als qualifiziert ist und doch bei einigen zu großer Unzufriedenheit führt. Jens Spahn davor war gelernter Bankkaufmann und Politologe einer Fernuniversität da war es auch nicht recht.

Der Wahlkampf hat den Zweck Parteien und Kandidaten dem Bürger näher zu bringen. Die Wahlentscheidung selbst ist frei und das ist sehr gut so !

[parlheinz]

Nun haben wir uns gleich wieder im Kreis gedreht: Demokratie ist ein bisschen mehr und freie und geheime Wahlen sind ein Teil der Demokratie, das gehört zwingend dazu. Und nachdem das Wahlergebnis ermittelt ist, muss dann natürlich auch der Wille des Souveräns umgesetzt werden. Im Falle der Grünen in Tübingen erwartet die Mehrheit des Wahlvolkes, dass mit Palmer und nicht gegen Palmer gearbeitet wird. Wenn sie das genau so tun, das ist dann demokratisch.

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