[-Ditz-]

Einleitung

Windows 8 ... Das zweischneidigste Schwert in der Geschichte des kommerziellen Betriebssystems. Die einen hassen es, die anderen wollen's erst garnicht kennen; Und die die es kennen gelernt haben würden größtenteils gerne die Uhren zurückdrehen um ihre vergeudete Lebenszeit zurück zu bekommen. Aber als alt-eingesessener Windows-Nerd, der so ziemlich alle Handgriffe und Hintergründe seines Lieblings-Os in- und auswendig kennt, musste ich mir natürlich das neuste Flagschiff aus dem Hause Redmond näher zu Gemüte führen.

Mein masochistischer Fetisch *sabber* - Ein Linux über Jahre hinweg stabil und problemfrei laufen zu lassen ist zwar eine Kunst (bzw. etwas Denkarbeit und logisches Handeln), aber das Selbige mit einem Windows-System zu bewerkstelligen ist Magie, Zauberei, Trickserei, Cheaten und alles Sonst was einem den letzten Nerv rauben würde. Aaber dann gehen die meisten so wie so hin und setzen den PC neu auf. Ich bin nicht von dieser Sorte ^^

Und genau deshalb kann ich mit Sicherheit sagen, dass Windows 8 sich im Prinzip ohne Weiteres hätte etablieren können (im Vorfeld) ... Wäre da nicht die größte Schwäche des alten neuen Betriebssystems: Das User-Interface. Für Viele fängt es alleine schon bei den Kacheln an... "Hässlich!" oder "Sinnlos/Scheiße!" sind da noch die harmlosesten Ausdrücke. Aber so engstirnig darf man Windows 8 einfach nicht betrachten. Denn unter der Oberfläche rennt ein echtes Super-OS, welches, in vielerlei Hinsicht, sogar Windows 7 hätte übertreffen können.



Guter erster Eindruck

Ich selbst, bin schon mal direkt ganz angetan von der neuen Speicherverwaltung, dem Multi-Tasking und den besser organisierten Hintergrunddiensten, denn: Alles läuft echt tutti, stabil, es gibt so gut wie keine Treiberprobleme. Selbst "fremde" Peripherie, wie meinen sehr exotischen WLAN-USB Adapter der Marke-Noname-Krüppel aká 3,50€ Wühltisch-Hardware hat Windows sofort erkannt, genau wie Name und Modellnummer meines uralten Monitors; Ist zwar absolut unnütz aber: Respect! Den kennt selbst Google gerade mal flüchtig; Für Windows 7 brauche ich für alles eine Treiber-CD / Webseite. ABER: Das man immer hin und her geworfen wird zwischen Metro-UI und Windows-Explorer macht einen kirre. Da treffen zwei völlig unterschiedliche Bedienkonzepte auf/ineinander ohne wirklich zu harmonieren.



Das "Einleben"

Es ist gerade zu Beginn, also in der empfindlichen "Kennenlernphase", schon recht stressig, wenn man sich durch das neue Umfeld klicken muss und versuchen muss herauszufinden, wie das neue System eigentlich "tickt" - Aber nach gerade mal 2-4std intensivem Einarbeiten hab ich's in den Griff gekriegt und auch durchgeblickt. Man muss nur erst einmal einen Weg finden mit den "2 halben UIs (Metro+Windows)" klar zu kommen.

Zum Beispiel kann man mit ein paar kleinen Tricks (popeligen CMD-Befehlen als *.bat Datei auf der Desktop-Oberfläche verknüpft) ganz schnell eine Ubuntu-ähnliche Taskleiste basteln. Dann spendiert man seinen Verknüpfungen noch ein paar hübsche Icons und zack: Scheiß auf "STRG+ALT+ENTF", "ALT+F4 im Desktopmodus" oder "Mauszeiger in die untere linke Ecke, Start, Rechtsklick auf 'Profil', abmelden, Klick auf Herunterfahren, bestätigen" .... Eine Batchdatei mit dem einfachen Inhalt "shutdown /s /t 1", verknüpft in der Taskleiste, genau zwischen dem "shutdown /h" (Ruhezustand) und dem "logoff"-Button, der direkt dort sitzt wo früher mal das "Start"-Symbol war (Wenn man nämlich aus Macht der Gewohnheit mal aus Versehen auf Start klicken will, ist's nur ein harmloser logout ^^)

Die Metro-Oberfläche habe ich dann wie mein altes Startmenü ausgestattet: Nur das Wichtigste, dafür übersichtlich und gut angeordnet. Die Verknüpfungen links am Bildschirmrand zeigten direkt auf "Desktop", "Computer", "CMD", "Taskmanager", "Ausführen" und direkt darunter "Mail", "Nachrichten", "Kontakte" und "Kalender". Somit war die gesamte rechte Bildschirmhälfte für lauter andere Apps frei und die Übersicht blieb trotzdem erhalten. Anstatt den "Explorer" habe ich jedoch den "Total Commander" verlinkt, aber das ist Geschmackssache.

Klar ... Das der gute alte Start-Button fehlt ist ungewohnt, aber das legt sich schnell wenn man mit ein wenig Verstand seine UI organisiert. Es ist lediglich etwas fummelig.



Weichware ^^

Auch wenn die Eingewöhnung in die neue Oberfläche etwas zuppelig von Statten ging, lief dafür meine gesamte Software einwandfrei (FL-Studio, Adobe Premiere, Wirecast, Fraps/Camtasia). Bis auf die Grafiktreiber, weil da gibt's von AMD noch nix offizielles für meinen Chip. Trotzdem liefen meine Anwendungen und auch Spiele (Guild Wars 2 auf Hoch, Crysis 2 auf Hoch [nicht extrem], Dark Siders 2) auf 1680x1050p bei etwa 30-35 fps ohne Tearing oder großartigen Rucklern. Frame-Einbrüche gab es nur vermehrt in den "Ladezeiten".

Die Sprachbedienung hat sich um Welten verbessert und die Integration der Sozialen Netzwerke (Facebook/Twitter/Flickr) und fremden (!) Email-Accounts (google, gmx) ist hervorragend gelungen. Nur wenn man seinen online-status wechseln will muss man wieder blöd im Metro-UI und seinen Apps herumswitchen (In "Nachrichten" kann man seinen Online-Status wechseln). Das macht jedoch die "Task-Übersicht" am linken Bildschirmrand wieder ganz gut wett. Und für die die gerne Online sind: Windows 8 ist, wie ein Android Handy, stets mit Deinem Mail- und Microsoft-Account verbunden. Das wird den paranoiden Microsoft-Hatern zwar missfallen, doch bietet es ungemeine nützliche Vorteile.



Online-Kram

Der Account und seine Einstellungen können sowohl Online als auch Lokal gespeichert werden. Steht Dein Profil auf "Online-Account", kannst Du Dich trotzdem lokal & offline anmelden, lediglich die Onlinefunktionen fallen weg. Änderungen an Deinem Account werden dann auch nicht gespeichert (Keine Änderung des Microsoft-Passwortes usw). Versuchst Du oder jemand Anderes Dein Microsoft-Passwort zu ändern oder zurückzusetzen, ruft Microsoft auf Deine hinterlegte Handy- oder Haustelefon an und gibt Dir eine PIN-Nummer durch, damit Du Dich und Deinen PC verifizieren kannst. So kann Dir niemand Deinen Account wegnehmen, außer vielleicht über Email. Doch wenn Du diese z.B. bei Google registriert hast, kann Dir, dank der raffinierten "2 Wege Verifizierung (Anruf/SMS/Authenticator) schon fast nix mehr passieren (Außer natürlich man stellt sich absichtlich doof).

Ansonsten werkeln die bekannten Mechanismen aus Windows 7, z.B. der Defender und die entschlackte Firewall, munter im Hintergrund, ohne dass sie spürbar Leistung fressen. Das geht teilweise effizienter als im Vorgänger von statten und macht das ganze System, zumindest gefühlt, etwas flotter und "direkter".



Der Workflow

Es kostet Nerven, Zeit und Umdenken, sich an das neue System zu gewöhnen. Besonders wenn man den Komfort eines Windows 7 gewöhnt ist. Aber wenn man bereit ist über den Tellerrand zu blicken, steckt ein echt gutes Stück Software unter der Kargen Kachel-Haut. Da pumpt das Herz einer frischen API, da sind verbesserten Plug&Play-Elemente der Saft der durch die gelungenen Treiber-Erkennungs-Venen fließt und eine Benutzerkontensteuerung die nicht zu krass ist wie in Vista, aber auch nicht zu lasch wie in Windows 7. Sie stellt einen guten Kompromiss dar und für jeden der bereit ist ein paar Zeilen zu lesen gibt es gute Hilfestellungen, damit auch Nicht-Profis schrittweise lernen ihr Windows-System angemessen zu bedienen.

Bei einem (Upgrade-) Preis von gerade mal 60-80$ ist es meiner Meinung nach ein tolles Betriebssystem für die Bastler und für die "Casuals" gleichermaßen. Lediglich die verkackte Benutzeroberfläche lässt Microsoft's neues OS abstinken. Eine Auswahl zwischen Metro-UI und Windows-UI wäre besser gewesen (so ähnlich wie die Wahl zwischen KDE und XDE).



Mein Fazit

Windows 8 ist ein gelungenes Betriebssystem, doch deutlich auf den "einfachen" Gebrauch ausgelegt. Alles was über Social-Netzwworking und kurze Casual-Games hinausgeht, ist mit Aufwand verbunden bzw mit Tricks und Kniffen. Deshalb gebe ich dem neuen Windows 8 von 10 Punkten.

Und mal sehen, wenn Microsoft einen Patch nachlegt um die UI besser zu vereinen/balancen, werden vielleicht 9 Punkte draus. 10 gibt's leider nicht, dafür sind mir dann doch zu viele potentielle Abhörmechanismen verbaut die, mit krimineller/staatlicher Energie zu viel Einblick in die Privatssphäre geben.

Zum Schluss ein paar Screenshots