Aufstieg! Heute bebt der Kiez
Am frühen Montagmorgen gab's für die St. Pauli-Profis einen im wahrsten Sinne des Wortes begeisterten Empfang am Hamburger Flughafen. Hunderte Fans harrten seit Stunden aus und feierten mit ihren verspätet gelandeten Idolen die (fast) perfekte Rückkehr der Kiez-Kicker in die Bundesliga. "We love St. Pauli" und "Nie mehr Zweite Liga", skandierten die vom Dauerregen durchnässten Fans.
So sehen Aufsteiger aus: St. Paulis Deniz Naki feiert in Fürth mit Schal und Brille.
Aufstieg so gut wie perfekt machte, landeten die Kiezkicker mit knapp einstündiger Verspätung um 8.30 Uhr in Hamburg. Kurz darauf bereiteten die seit Stunden wartenden Anhänger ihren Helden im alten Charter-Terminal einen begeisterten Empfang.
"Montag und Dienstag wird gefeiert. Am Mittwoch ist wieder Fußball", gab Trainer Holger Stanislawski die Grob-Planung für die nächsten Tage bekannt. "Im Flugzeug gibt es ja nur Kaffee und Wasser. Von daher war das ein kleiner Abturner. Nachher geht es aber wieder richtig los."
In der Nacht hatten sich mehr als zehntausend Fans des Vereins auf den Straßen von St. Pauli versammelt, um den fünften Bundesliga-Aufstieg in der Geschichte des Vereins zu feiern. Die Reeperbahn musste für den Verkehr gesperrt werden. Die Spontan-Feier war lediglich Vorgeschmack auf die offizielle Aufstiegsparty. Die soll am kommenden Sonntag nach dem Heimspiel gegen den FC Paderborn auf dem Spielbudenplatz an der Reeperbahn steigen.
Lehmann: "Das war ein Wahnsinnsspiel!"
Obwohl die Statistik gegen die St. Paulianer sprach, die bei ihren sieben Auftritten in Fürth nur zwei Punkte entführen konnten, fertigten die Hamburger dieses Mal die SpVgg mit 4:1 ab und machten so den Aufstieg perfekt. Die um 16 Treffer bessere Tordifferenz gegenüber dem FCA wird auch bei einer Niederlage am letzten Spieltag gegen Paderborn standhalten. "Das war ein Wahnsinnsspiel! Wir wollen jetzt einfach nur noch mit den vielen Fans feiern", freute sich Matthias Lehmann am Sonntag.
Der FC St. Pauli ist also zurück auf der großen Bühne des Fußballs. Gerade einmal vier Jahre ist es her, da spielte der Verein noch in der Regionalliga, war überschuldet und drohte in der sportlichen Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Nun also die Rückkehr, die mit spielerischem Glanz und sehenswertem Offensivfußball vollzogen wurde.
SpielberichtGr. Fürth - St. Pauli 1:4 (1:0)
Für den Stadtteilklub ist es der fünfte Aufstieg, der zuletzt am 20. Mai 2001 erreicht worden war. Wie neun Jahre zuvor hatte sich St. Pauli erst während der Saison in den Kreis der Aufstiegskandidaten gespielt. Und erneut wurde der große Coup nun im Frankenland perfekt gemacht. Damals sorgte ein 2:1-Sieg beim 1. FC Nürnberg für die große Glückseligkeit, nun also ein 4:1 bei der SpVgg Greuther Fürth. Gemeinsam mit seinem Co-Trainer Andre Trulsen hatte der Coach das 2:1 von Nürnberg noch als Abwehrspieler auf dem Platz verteidigt.
Diesmal soll's kein Intermezzo sein
Anders als damals bedeutet die Bundesliga für den Verein aber kein Abenteuer. Seit dreieinhalb Jahren gießt der Verein stetig am Fundament für die Bundesliga. Der Abriss der alten Südtribüne im Millerntor-Stadion, den Präsident Corny Littmann im Dezember 2006 als Baggerfahrer höchstpersönlich begonnen hatte, darf als Sinnbild für den Startschuss der Operation Aufstieg gesehen werden. Mittlerweile steht neben der neuen Südtribüne auch ein Großteil der Haupttribüne. Der Verein ist seit dem vergangenen Jahr schuldenfrei, hat ein erneuertes, modernes Stadion mit 39 finanziell lukrativen Logen, baut im Sommer sein Trainingsgelände aus und verfügt, da kein Leistungsträger den Verein verlassen wird, über eine in den vergangenen Jahren gewachsene Mannschaft.
Die zeigte in Fürth eine vielversprechende Offensivleistung. Zwar brauchte sie 45 Minuten, um in Fahrt zu kommen. Dafür lief es umso besser, als Stanislawski den starken Deniz Naki auf die rechte Seite gegen den überforderten Rahn stellte. Einmal mehr ein gelungener Griff in die Taktikkiste des Hamburger Trainers. Auf solche können die Fans sicher auch in der Bundesliga hoffen.
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