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Sonnensystem: Leben auf der Venus kann möglich sein

In den Wolkendecken der Venus können laut dem Laborexperiment einer MIT-Gruppe Aminosäuren überleben. Die Möglichkeit auf außerirdisches Leben ist damit nicht auszuschließen.



Ein Forschungsteam vom MIT (Massachusetts Institute of Technology) wollte wissen, ob es auf der Venus Leben geben könnte. Dabei haben die Forscher nicht auf die Planetenoberfläche geschaut, die eine durchschnittliche Oberflächentemperatur von etwa 465 Grad Celsius hat, sondern sich auf die Wolkendecke in einer Höhe von 48 bis 60 Kilometern fokussiert.

In dieser Höhe ähnelt die Temperatur derjenigen auf der Erde. Die chemische Zusammensetzung der Venus-Wolken besteht jedoch aus konzentrierter flüssiger Schwefelsäure – "einem aggressiven Lösungsmittel, von dem angenommen wird, dass es die meisten biochemischen Stoffe des Lebens auf der Erde schnell zerstört", heißt es in der Studie. Deswegen geht die Fachwelt davon aus, dass es auf der Venus und in ihren Wolken eigentlich kein Leben geben kann.

Lebens(un)wirkliche Bedingungen

Dennoch untersuchen verschiedene Forschungsgruppen in den letzten Jahren diesen Bereich und unseren Nachbarplaneten im Allgemeinen auf die Möglichkeit von Leben. Das MIT-Forschungsteam untersuchte für ihre aktuelle Studie 20 biogene Aminosäuren.

Aminosäuren sind die grundlegenden Bausteine von Proteinen, die für die Bildung von Geweben, Enzymen und Hormonen im menschlichen Körper unerlässlich sind. Diese 20 biogene Aminosäuren wurden im Labor in eine Schwefelsäurelösung gegeben, die den chemischen Bedingungen der Wolkendecke der Venus entspricht.

Fast alle Aminosäuregerüste blieben intakt

Dabei blieben die Gerüste bei 19 getesteten Aminosäuren in konzentrierter Schwefelsäure intakt. Sie waren nach vier Wochen entweder nicht reaktiv oder waren nur in der Seitenkette chemisch verändert.

"Die Stabilität von Nukleinsäurebasen in konzentrierter Schwefelsäure lässt vermuten, dass in der Umgebung der Venuswolkenpartikel eine lebensfreundliche Chemie existieren könnte", erklärt das Forschungsteam. Dazu gehören die Nukleinsäurebasen Adenin, Cytosin, Guanin, Thymin und Uracil sowie 2,6-Diaminopurin. Aber auch die Kern-Nukleinsäurebasen Purin und Pyrimidin. Die Bausteine des Lebens könnten damit in den Wolkendecken der Venus überleben. Aus einfachen Vorläufermolekülen kann sich "reichhaltige organische Chemie entwickeln", heißt es in der Studie.

Die Suche nach den Spuren des Lebens

Bereits vor Milliarden von Jahren soll es einen Ozean auf dem Planeten gegeben haben. In diesem könnte bereits Leben entstanden sein – zumindest ist dies ein mögliches Szenario. Im Laufe der Zeit sei das Wasser verdunstet. Die dort angesiedelten Lebewesen könnten sich an eine Umgebung mit Schwefelsäure angepasst haben.

Falls dies der Fall sein sollte, müssten Spuren von Leben in einer Höhe von 48 bis 60 Kilometern über der Venusoberfläche zu finden sein. Das Forschungsteam will nun "den Kreis der Moleküle" erweitern, "von denen bekannt ist, dass sie in konzentrierter Schwefelsäure stabil sind".

Dennoch sollten irgendwann weitere Untersuchungen mit Raumsonden oder speziellen Fluggeräten, die in der Wolkendecke aus konzentrierter Schwefelsäure überdauern können, vor Ort erfolgen.

Zur Studie

Die Studie wurde am 2. Januar 2024 auf dem Pre-Print-Server arxiv.org veröffentlicht: Stability of 20 Biogenic Amino Acids in Concentrated Sulfuric Acid: Implications for the Habitability of Venus' Clouds (Stabilität von 20 biogenen Aminosäuren in konzentrierter Schwefelsäure: Implikationen für die Bewohnbarkeit der Venuswolken).

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