[ziesell]

Star Trek: Das Rätsel um die verschwundene Enterprise

Die Historie von Star Trek ist wohldokumentiert, aber mitunter gibt es Mysterien, die auf Aufklärung warten – wie das des Enterprise-Modells, das auf einmal weg war.



Für die Umsetzung der Effekte der originalen Star-Trek-Serie aus den 60er Jahren war ein etwa ein Meter großes Modell der Enterprise vonnöten. Dieses Modell ging nach dem Ende der Serie im Jahr 1969 in den Besitz von Gene Roddenberry über. Acht Jahre später verschwand es, nachdem der Schöpfer von Star Trek es bei den Vorbereitungen für den ersten großen Star-Trek-Film aus der Hand gegeben hatte.

Es gab zwei Modelle, die für die Dreharbeiten benutzt wurden. Das erste war jenes knapp einen Meter große Modell – genau genommen hatte es eine Länge von fast 84 Zentimetern. Es wurde von Richard C. Datin aus Holz gefertigt und für die Schiffsaufnahmen im ursprünglichen Pilotfilm Der Käfig, aber auch für die Titelsequenz benutzt.

Später wurde ein detaillierteres Modell mit einer Länge von mehr als drei Metern benutzt, das kleinere Modell findet sich aber sogar in der Serie selbst wieder. In der Folge Planet der Unsterblichen gibt es die miniaturisierte Enterprise zu sehen – auf einem Tisch.

Das Modell verschwindet

Gene Roddenberry nahm es zu Conventions mit, ansonsten fand es seinen Platz auf seinem Schreibtisch. Davon trennen wollte er sich nie, aber in der Vorproduktion von Star Trek: Der Film wurde er um das Modell gebeten.

Die Effektfirma Robert Abel and Associates benötigte es als Vorlage zum Bau einer neuen Enterprise – Roddenberry erhielt es aber nicht zurück. Es aus der Hand zu geben, war offenbar ein Fehler – noch dazu an eine Firma, deren Effekte später so schlecht waren, dass man sie verwarf und den Auftrag an eine andere Firma gab.

Noch zwei Jahre später versuchte Roddenberry, das Modell zurückzubekommen. Er schrieb sogar an Jeffrey Katzenberg, damals Manager bei Paramount Pictures, und erklärte, dass das Modell auf Nachfrage von Paramount Pictures von ihm verliehen und von dem Produzenten Jon Povill abgeholt worden sei.

Der Abholer erinnerte sich nicht

Povill konnte sich zwei Jahre später aber nicht mehr daran erinnern, ob er es jemandem bei Paramount oder bei Robert Abel and Associates übergeben hatte. Auf jeden Fall war es nicht mehr auffindbar – und Katzenberg konnte da auch nichts tun.

Seitdem blieb das Modell verschwunden. Die wahrscheinlichste Erklärung war und ist, dass jemand bei Paramount oder Robert Abel and Associates es gestohlen hat, aber wer, wann oder wie, ist und bleibt ein Mysterium.

Die Enterprise taucht wieder auf

Im Oktober letzten Jahres tauchte das Modell wieder auf – oder zumindest hat es den Anschein. Es wurde in einer Ebay-Auktion als Rare Custom Star Trek USS Enterprise Spaceship by Richard Datin angeboten. Der Aufrufpreis war mit 1.000 US-Dollar sehr moderat. Zum Vergleich: Ein Original-Modell des Enterprise-Shuttles Galileo 7 wurde bei einer Auktion für mehr als 200.000 US-Dollar verkauft.

Die Auktion wurde nach mehreren Stunden ohne Verkauf beendet. Vermutlich hat der Verkäufer ein Angebot bekommen, das er nicht ausschlagen konnte.

Einige Star-Trek-Experten haben die Fotos, mit denen die Auktion beworben wurde, studiert. Dabei ist Konsens, dass es sich um das echte Modell handelt. Das erklärte auch Noel Datin McDonald, die Tochter des längst verstorbenen Richard C. Datin, dass ihr Vater einen Mikroskopständer als Halterung für die Enterprise benutzt habe und das auf dem Bild genauso aussehe.

Versuche, das Schiff zurückzubekommen

Gene Roddenberrys Sohn Rod bestätigte Trekmovie.com, dass er über einen Mittler in Kontakt mit der Person stehe, die die Auktion gestartet hatte. Er wollte, dass das Modell nicht in private Sammlerhand geht, sondern ebenso wie das drei Meter große Modell der Enterprise in die Sammlung des Smithsonian's National Air and Space Museum übergehen sollte, damit jeder Fan es sehen könne.

In einem Statement erklärte er: "In den letzten zehn Jahren war es eines meiner Hauptziele, im Rahmen des Roddenberry-Archiv-Projekts bedeutendes Star-Trek-Material und Artefakte zu finden, zu bergen und digital zu archivieren. Die Absicht sei bei diesem Modell, sie für das Roddenberry-Archiv bis ins kleinste Detail zu scannen und sie nach strenger Prüfung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen."

"Ein Leuchtfeuer der Hoffnung"

Er sei der festen Überzeugung, dass ein Stück von solcher Bedeutung nicht in einer privaten Sammlung aufbewahrt werden solle. "Dieses ikonische Artefakt sollte zusammen mit dem großen Drehmodell im Smithsonian's National Air and Space Museum aufbewahrt werden, wo es dazu dienen kann, die Geschichte des Fernsehens und die Geschichte der Weltraumforschung zu erzählen und letztendlich ein Leuchtfeuer der Hoffnung für die Zukunft zu sein."

Es ist noch nicht endgültig geklärt, ob es sich bei dem Modell um das Original handelte und wie weit sich Rod Roddenberrys Bemühungen ausgezahlt haben. Seit dieser Auktion sind einige Monate ins Land gegangen, das Modell hat sicherlich den Besitzer gewechselt und die Schwierigkeit wird sein, dass der neue Besitzer viel Geld bezahlt hat, mutmaßlich wohl wissend, dass er ein gestohlenes Stück erworben hat.

Über ihn könnte zumindest ein bisschen Licht in die Sache gebracht werden, wie das Modell in seinen Besitz kam. So könnte man ein klein wenig mehr nachvollziehen, welche Wege die Enterprise in 46 Jahren zurückgelegt hat.

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