Willkommen |
|
myGully |
|
Links |
|
Forum |
|
|
|
 |
29.04.25, 17:14
|
#1
|
Erfahrener Newbie
Registriert seit: Jan 2010
Ort: Berlin
Beiträge: 176
Bedankt: 242
|
Armutsbericht beschreibt düsteres Bild – ein Bundesland ist besonders betroffen
Zitat:
Paritätischer Verband
Armutsbericht beschreibt düsteres Bild – ein Bundesland ist besonders betroffen
Aktualisiert am 29.04.2025, 16:02 Uhr
Die viel zitierte Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich weiter. Der Paritätische Wohlfahrtsverband stellt in seinem neuen Armutsbericht fest, dass die Armen in Deutschland zunehmen. Ein Bundesland in Deutschland ist besonders betroffen.
Arme Menschen in Deutschland haben in den vergangenen Jahren weiter an Kaufkraft verloren. Schuld sei die Inflation, die sozial Schwache am härtesten treffe, schreibt der Paritätische Wohlfahrtsverband in seinem am Dienstag vorgelegten jährlichen Armutsbericht. Auch die Zahl der Armen sei weiter gestiegen – fast jeder sechste Mensch in Deutschland müsse als arm eingestuft werden. "Arme werden ärmer", resümierte der Verband.
Im vergangenen Jahr habe das mittlere Einkommen von Menschen unter der Armutsgrenze preisbereinigt nur noch bei 921 Euro gelegen, schrieb der Verband. Im Jahr 2020 seien es noch 981 Euro gewesen.
Zahl der Armen in Deutschland nimmt zu
Der Paritätische stufte rund 13 Millionen Menschen in Deutschland im vergangenen Jahr als arm ein, das waren rund 15,5 Prozent der Bevölkerung. Damit sei die Armutsquote 2024 im Vergleich zu Vorjahr um 1,1 Prozentpunkte gestiegen. Besonders betroffen seien Alleinerziehende, junge Erwachsene und Rentnerinnen und Rentner – "wobei die Altersarmut stark weiblich geprägt ist". Rund 30 Prozent der Armen besäßen nicht die deutsche Staatsangehörigkeit.
Das Einkommen der Betroffenen reicht laut Paritätischem Wohlfahrtsverband generell nicht aus, "um in angemessener Weise an der Gesellschaft teilhaben zu können". Von den insgesamt rund 13 Millionen Armen lebten demnach 5,2 Millionen sogar "in erheblicher materieller Entbehrung". Das bedeute, sie könnten es sich etwa nicht leisten, ihre Wohnung zu heizen oder alte Kleidung zu ersetzen.
Zu diesem Kreis der besonders Armen zählt der Verband auch 1,1 Millionen Kinder und Jugendliche. Ferner seien 1,2 Millionen Vollzeiterwerbstätige in dieser Gruppierung. Nötig seien deshalb bessere Erwerbseinkommen.
Handlungsbedarf sieht der Paritätische auch in anderen Bereichen. Dazu gehörten die Bekämpfung der Wohn- und Familienarmut, die Stärkung der Rentenversicherung sowie der Ausbau staatlicher Grundsicherung. "Die Kaufkraftverluste der vergangenen Jahre verschärfen die ohnehin schon schwierige finanzielle Lage von Millionen Betroffenen", erklärte Joachim Rock, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes. "Die neue Bundesregierung muss die Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung jetzt ganz oben auf die Agenda setzen."
Lage in Bremen ist besonders prekär
Weitere Zahlen brachte Ende vergangenen Jahres der Ex-Geschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, Ulrich Schneider, bei einem Treffen der Gewerkschaft Verdi ins Spiel. Vor allem die Pandemie habe zum Anstieg der Armutsquote beigetragen. Seit Dezember 2019 seien die Lebenshaltungskosten um 22 Prozent gestiegen. Die Preise für Lebensmittel stiegen sogar um 35 Prozent. Während immer mehr Menschen in die Armut abrutschen, nehme hingegen die Zahl der Milliardäre, so Schneider, weiter zu. Waren es vor Corona noch 109 Milliardäre in Deutschland, sind es inzwischen 246.
Der Bericht zeigt im Vergleich der Bundesländer große regionale Unterschiede: Während in Bayern nur etwa jeder Achte von Armut betroffen ist (11,8 Prozent), ist es in Sachsen-Anhalt mehr als jeder Fünfte (22,3 Prozent) und in Bremen sogar jeder Vierte (25,9 Prozent).
Als positiv bewertet der Verband die weiter steigende Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Im Jahr 2020 habe sie bei 33,2 Millionen gelegen, im Dezember 2024 dann bei fast 35 Millionen. Positiv wirkten auch Mindestlohn und Wohngeldreform: Dadurch sei die Zahl der Erwerbsarbeitenden in Armut leicht zurückgegangen. Die Armutsschwelle liegt aktuell laut Paritätischem bei Alleinlebenden bei 1.381 Euro im Monat, für eine vierköpfige Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren bei 2.900 Euro.
Der Sozialverband VdK sah die Befunde des Armutsberichts als Auftrag an die neue Bundesregierung, Abhilfe zu schaffen. "Gerade von Armut betroffene Menschen leiden am stärksten unter den Folgen der letzten Krisen", erklärte VdK-Präsidentin Verena Bentele.
Auf der anderen Seite sei die Zahl der Milliardäre in Deutschland, die in den vergangenen Jahren trotz der Krisen gute Gewinne erzielen konnten, weiter gestiegen, kritisierte sie. Hier müsse die neue Regierung endlich mit einer gerechteren Besteuerung von sehr großen Vermögen und hohen Erbschaften gegensteuern.
|
[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
Immer mehr Milliardäre und Arme, das ist ein Trend, der schon Tradition hat. Auch in meinem Viertel sehe ich immer mehr Flaschensammler.
|
|
|
Die folgenden 6 Mitglieder haben sich bei Estorias bedankt:
|
|
29.04.25, 22:00
|
#2
|
Unruhegeist
Registriert seit: Sep 2008
Beiträge: 3.940
Bedankt: 5.575
|
Hier eine Grafik mit der traurigen Hitparade:
gefunden [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]!
__________________
|
|
|
Die folgenden 5 Mitglieder haben sich bei lilprof bedankt:
|
|
30.04.25, 05:46
|
#3
|
AZOR AHAI
Registriert seit: Aug 2013
Beiträge: 5.344
Bedankt: 22.593
|
Ergänzend, bzw. als vergleichende Statistik, hier mal eine Übersicht der EU (27 Staaten) des [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ].
Diese deckt sich so ziemlich mit obiger Erhebung. Besonders fällt auf, dass der Armutsanteil in der EU, bei ~450 MIO Einwohnern, bei 94,6 MIllionen Bürgern liegt. Also etwa 21% (oder ~ ein Fünftel). Erschreckend.
Die EU-Daten sind deshalb wichtig, weil in jedem dieser 27 Staaten ungefähr die gleichen Mechanismen greifen.
Heisst:
Auf politischer Ebene und bei den "CEO's" wird gejammert, dass die Zahlen nach unten gehen. Konjunkturprogramme werden eilig geschnürt, Zentralbanken müssen eingreifen und sonstige kurzsichtige Entscheide sollen den Karren aus dem Dreck ziehen.
Naturgemäss klappt dass nie, denn diese Waage wird nie ausbalanciert sein.
Und ganz unten kommt am Wenigsten an.
|
|
|
Die folgenden 5 Mitglieder haben sich bei MotherFocker bedankt:
|
|
01.05.25, 10:19
|
#4
|
Are YOU a people person?
Registriert seit: Apr 2015
Beiträge: 2.718
Bedankt: 4.797
|
Wer aus Dummheit oder Antisozialität Armut (bzw. "die Armut der Anderen") wählt, der darf sich hinterher nicht wundern, dass diese dann an die Türe klopft. Mit all den dazugehörigen Konsequenzen.
|
|
|
02.05.25, 11:38
|
#5
|
Echter Freak
Registriert seit: Apr 2009
Beiträge: 2.352
Bedankt: 3.172
|
Neben dem Punkt, dass wir natürlich dafür sorgen müssen, dass das Geld auch von oben wieder nach unten verteilt wird, frage ich mich, wie man als Vollzeitbeschäftigter mit mind 1600€ netto unter "ehrhebliche Armut" fallen kann.
|
|
|
02.05.25, 11:49
|
#6
|
Are YOU a people person?
Registriert seit: Apr 2015
Beiträge: 2.718
Bedankt: 4.797
|
Zitat:
Zitat von csesraven
[...] frage ich mich, wie man als Vollzeitbeschäftigter mit mind 1600€ netto unter "ehrhebliche Armut" fallen kann.
|
Reden wir hier von verwahrlosten Löchern wie Berlin, München, Frankfurt (am Main) und Bremen oder von Hi-Tech Industriehubs und anderen blühenden Landschaften... wie z. B. Raguhn-Jeßnitz und Gelsenkirchen?
|
|
|
02.05.25, 13:21
|
#7
|
Echter Freak
Registriert seit: Apr 2009
Beiträge: 2.352
Bedankt: 3.172
|
Ist das relevant? Ganz ehrlich, wenn sich jemand entscheidet 95% seines Gehalts für ne top Wohnung zu bezahlen und dann kein Geld hat diese zu heizen - eigene Entscheidung.
Bin offen für Szenarien aber ich kann mir keins Vorstellen. Also "Armut" ja. Das man mit 1,6k netto keine Riesensprünge machen kann klar.
|
|
|
02.05.25, 13:37
|
#8
|
Are YOU a people person?
Registriert seit: Apr 2015
Beiträge: 2.718
Bedankt: 4.797
|
Zitat:
Zitat von csesraven
Ist das relevant?
|
Also verscheißen kannst dich auch selber, lol. 1,6k netto verschaffen dir an unterschiedlichen Wohn-und Arbeitsorten in Deutschland radikal unterschiedliche soziale Mobilität. Insbesondere wenn erschwerende Faktoren hinzukommen.
Dasselbe Spielchen kannste auch in den Staaten machen, wo dich ein Jahresgehalt von 500k in Mississippi recht weit bringt (incl. McMansion)... aber in NYC oder der Bay (inner glorifizierten Wohnbox) nicht die großen Sprünge erlaubt.
EDIT: Ich hab grad mal geglotzt... die billigste gleichartige Butze (Lage, Größe, Austattung) in München, beworben mit dem Gütesiegel "sehr guter Preis", kostet mich ein bisschen weniger als das Dreifache an Kaltmiete als in Leipzig. Noch billiger? Alles Wohnungstauschobjekte (No-go für meinen Vermieter) in viel beschissenerer Lage.
Geändert von muavenet (02.05.25 um 15:46 Uhr)
|
|
|
02.05.25, 22:08
|
#9
|
Echter Freak
Registriert seit: Apr 2009
Beiträge: 2.352
Bedankt: 3.172
|
Schon klar. Aber zwingt dich jemand in München zu wohnen? Das meinte ich mit 95% der Kohle für Miete raushauen, damit man in der hippen Großstadt wohnt.
|
|
|
02.05.25, 23:31
|
#10
|
Are YOU a people person?
Registriert seit: Apr 2015
Beiträge: 2.718
Bedankt: 4.797
|
Das Problem der Mietbelastung ("rent-burdening") ist allgegenwärtig und beginnt, wenn mer mindestens 30 Prozent seines verfügbaren Einkommens für die Mietkosten des Wohnraums aufbringen muss. Dieses Problem ist ein wohlbekanntes Symptom einer Immobilienkrise.
Die "du kannst ja einfach/du musst ja nicht... [Kram einfügen]" ist nichts weiteres als eine billige Individualisierung eines volkswirtschaftlich kritischen, systemischen Problems.
Das München-Beispiel zeigte nur auf, dass dich ein Fixbetrag an unterschiedlichen Orten in Deutschland unterschiedlich weit bringt. Was in Leipzig noch zu ertragen ist, wird in München sofort zu einem massiven Mietbelastungsproblem, welches mit den wohraumbezogenen Zusatzkosten praktisch zwei Drittel des Einkommens wegbrennt. Und das ist nur der billige, lineare Vergleich und kein Modell basierend auf reellen Personen und deren komplexen Lebensdynamiken.
|
|
|
Gestern, 01:13
|
#11
|
Echter Freak
Registriert seit: Apr 2009
Beiträge: 2.352
Bedankt: 3.172
|
Also hier auf dem Land bekommst du 60m² Wohnungen für 500€. Mir ist klar, dass man auch den Job braucht. Aber wie kann ich in der Statistik als "sehr arm" auftauchen, wenn ich Brutto 2,2k verdiene?
Da hilft es auch nicht die teuerste Stadt in Deutschland zu nehmen um das System zu kritisieren. Das Mieten insg. häufig zu hoch sind, ist mir klar. Wobei "zu hoch" halt auch differenziert betrachtet werden muss.
|
|
|
Gestern, 01:28
|
#12
|
Newbie
Registriert seit: Feb 2024
Beiträge: 70
Bedankt: 106
|
Ich schäm mich das ich Bürgergeld beziehe aber bin auch froh das es sowas gibt.
In den USA würde ich auf der Straße leben.
Ich war hier im Ort auch bei Tafel angemeldet habs aber sein lassen weil andere habens mehr nötig.
Nach Abzug aller Sachen und ich hab kein Handy oder so bleiben mir 400 Ocken.
|
|
|
Gestern, 09:51
|
#13
|
Are YOU a people person?
Registriert seit: Apr 2015
Beiträge: 2.718
Bedankt: 4.797
|
Zitat:
Zitat von csesraven
Aber wie kann ich in der Statistik als "sehr arm" auftauchen, wenn ich Brutto 2,2k verdiene?
|
Wo hast du diese Zahl übrigens her? Die o. g. Metriken des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes definieren die Armutsschwelle "bei Alleinlebenden bei 1.381 Euro im Monat", wobei das mittlere, preisbereinigte Einkommen "von Menschen unter der Armutsgrenze [...] nur noch bei 921 Euro liegt", sprich 460 Euro unter dem Richtwert. Zwischen definitorischem Schwellenwert und der Realität klafft also ein Unterschied, der ein bissel über 100 Euro größer ist als meine gesamte Warmmiete (exkl. mtl. Stromabschlag an die Stadtwerke)!
Zitat:
Zitat von csesraven
Da hilft es auch nicht die teuerste Stadt in Deutschland zu nehmen um das System zu kritisieren.
|
Hör auf mit dem performativen Dummgestelle, du bist hier nicht in einem Workshop für FDP-Vampire. Die von dir gewünschte Differenzierung bekommt mer logischerweise über den bundes- und landesweiten (e. g. EU) Vergleich von Lebenserhaltungskosten; das Münchner Beispiel war, auf deine Frage hin, nur eine Illustration dafür, wie groß der Unterschied bei 1,6k netto wär. Das sind noch ganze 219 Euro überhalb der Armutsschwelle, was in München bei weitem schwerer wiegt als in Leipzig. That's it.
Laut Destatis waren im Jahre 2023 13 Prozent aller deutschen Haushalte "durch Wohnkosten überbelastet". Deren Methodologie ist sogar um ganze 10 Prozent (!) konservativer (Überbelastung ab 40 Prozent Mietanteil) als die von mir verwendete US-Metrik (Überbelastung ab 30 Prozent Mietanteil). Das liegt wohl am unterschiedlichen Immobilienmarkt und Sozialstaatsfragen... und der damit verbundenen institutionellen Kultur.
Die einzigen gelisteten Euro-Länder, die noch beschissener dastehen sind... Griechenland und Dänemark; Bulgarien, Schweden und Luxemburg sprengen ebenfalls die 10-Prozent-Hürde, sind aber etwas besser aufgestellt.
In Deutschland armutsbetroffen sind ganze 17,9 Millionen Menschen. Also mehr Seelen als im gesamten Beitrittsgebiet damals. Armutsgefährdung addiert mit knapp 14,5 Millionen praktisch noch mal ein weiteres Beitrittsgebiet.
Ihr müsst so langsam mal wieder mit der Wirklichkeit in Berührung kommen, Bambini.
|
|
|
Forumregeln
|
Du kannst keine neue Themen eröffnen
Du kannst keine Antworten verfassen
Du kannst keine Anhänge posten
Du kannst nicht deine Beiträge editieren
HTML-Code ist Aus.
|
|
|
Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 06:26 Uhr.
().
|