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[Technik] Innovation Lab NRW: Agiler als die Polizei erlaubt

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Ungelesen 16.04.23, 05:53   #1
ziesell
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Standard Innovation Lab NRW: Agiler als die Polizei erlaubt

Zitat:
Innovation Lab NRW: Agiler als die Polizei erlaubt

Die Polizei gilt nicht unbedingt als technisch innovativ, im Innovation Lab NRW ist das anders. Sein Vorzeigeprojekt: Roboter Spot, der überall dahin geht, wo es gefährlich wird.



Es ist schon etwas seltsam: Dominic Reese trägt eine Polizeiuniform und sagt Sätze wie: Wir wollen agil sein, wir nutzen Kanban-Boards, Epics, User Stories. Er zeigt den Besuchern riesige Videowände, Designermöbel und einen Roboter.

Reese ist der Leiter des Innovation Lab der Polizei Nordrhein-Westfalen in Duisburg, das Mitte Januar 2022 seine Arbeit aufgenommen hat. Dort befasst sich das fünfköpfige Team mit der Technik der Zukunft und bewertet, ob und wie sie sich für den Einsatz bei der Polizei eignet. Dafür werden auch gern externe Experten angeheuert. Neben dem Lab in Duisburg gibt es noch einige weitere, etwa in Hessen oder in Baden-Württemberg.

Das bekannteste System, das das Innovation Lab untersucht, ist Spot, der vierbeinige Roboter des US-Unternehmens Boston Dynamics. Der robotische Hund hatte seine erste Bewährungsprobe nur einen Monat nach der Eröffnung des Labors: Er erkundete ein ausgebranntes Haus in Essen.

Spot verändert den Brandort nicht

Das Szenario ist für einen Robotereinsatz ideal: Erstens weil es für Menschen gefährlich ist, in ein verbranntes Haus zu gehen; das Gebäude ist möglicherweise einsturzgefährdet, es liegen Hindernisse herum, Kabel hängen von der Decke, die möglicherweise noch Strom führen. Zweitens ist ein Roboter gut geeignet, weil der Ort nicht verändert werden darf.

Allein ein Einsatz der Feuerwehr verändert den Ort ja stark: Sie räumt die Hindernisse aus dem Weg, entfernt die Kabel, zieht Stützen ein. Für die Ermittler ist das unbefriedigend: "Als Kriminalist möchte ich einen Tatort möglichst unverfälscht aufnehmen. Wir wollen einen digitalen Zwilling davon, und zwar so frisch, wie es geht", erläutert Reese.

Hier soll der Roboter ins Spiel kommen: Beladen mit Kameras und anderen Sensoren und ausgestattet mit Kommunikationstechnik und einem Arm soll er in das abgebrannte Haus staksen und mit seiner 360-Grad-Kamera und seinem 3D-Laser-Scanner den Tatort aufnehmen.

Andere Einsatzszenarien könnten Chemieunfälle sein. Mit der entsprechenden Sensorik ausgestattet und in einen Schutzanzug gewandet, könnte der Roboter zum Unfallort geschickt werden, um zu erkunden, ob gefährliche Stoffe ausgetreten sind.

Ein weiteres Szenario, das das Duisburger Team testet: Mit einem Röntgengerät soll er verdächtige – und möglicherweise gefährliche – Gegenstände durchleuchten. Der Spot sei zwar nicht billig, sagt Reese. "Aber im Gegensatz zu einem Menschenleben ist der Roboter entbehrlich."

Andere mögliche Einsatzszenarien sind auch schon vorhanden.

Roboter oder Drohnen

"Wir testen den Spot im Moment auch für die Bereiche, die sowieso schon Roboter einsetzen", sagt Reese. Etwa für die Bombenentschärfer beim Landeskriminalamt (LKA), die schon seit längerem Kettenroboter nutzen. Für sie könnte sich der Laufroboter aber besser eigenen, weil er zum Beispiel Treppen steigen und sich aufrichten könne. Tatsächlich ist Spot Nummer 2, der mit einem Greifarm ausgestattet ist, bei unserem Besuch nicht im Innovation Lab, sondern für Tests beim LKA.

Der Spot eignet sich für viele Einsätze auch besser als Drohnen, die die Polizei ebenfalls einsetzt. Er könne mehr Nutzlast tragen als die fliegenden Roboter und mit dem Greifarm Türen öffnen, sagt Reese. Zudem könne er stillstehen, was bei einem 3D-Laserscan von Vorteil sei. Schließlich wirble er nach einem Feuer keine Asche auf, was den Brandort verändere.

Spot hat Potenzial

Der Roboter habe Potenzial, sagt Reese. Bis er ein fertiger Polizeiroboter und richtig einsatzbereit sei, sei es noch ein langer Weg. Eine Erkenntnis aus den Tests und ersten Einsätzen war etwa, dass die Kommunikationstechnik des Spot nicht ausreicht. Boston Dynamics stattet ihn mit WLAN aus. Bei der Erkundung des ausgebrannten Hauses wurde jedoch schnell klar, dass die Reichweite zu gering ist. Also bekam Spot ein Mesh-Funksystem, das auch meterdicke Betonwände durchdringt oder eine Fernsteuerung auf 30 Kilometer ermöglicht.

Zudem zeigte sich, dass der in den USA entwickelte Roboter Schwierigkeiten mit den hierzulande üblichen Türgriffen hatte. Bis er Türen so mühelos öffnen konnte, wie von Boston Dynamics schon vor einiger Zeit demonstriert, bedurfte es eines gewissen Trainingsaufwandes.

Spot ist sicher der Star des Labors. Aber er ist längst nicht das Einzige, das hier getestet wird.

Das Lab bewertet Technik für die Polizei

"Wir haben tausend Themen", sagt Reese: der elektrische Streifenwagen und das Blaulicht der Zukunft, Kommunikationstechnik oder IT-Sicherheit. Das Lab entwickelt auch eigene Apps, weil viele Produkte – Drohnen oder Roboter ebenso wie Autos – über Apps gesteuert werden, die unter Umständen nicht der gebotenen Datensicherheit unterliegen.

"Die großen technischen Trends sind größer als die Polizei", sagt Reese. "Wir sind gezwungen, uns damit zu beschäftigen, damit wir zukünftig Handlungsalternativen haben."

Sogar das Labor selbst ist ein Testfeld, für ein neues Raumkonzept etwa. So gibt es keine Büroräume, sondern vier Zonen, die sich um einen Technikraum gruppieren, in dem unter anderem der Serverraum des Labors untergebracht ist. Feste Arbeitsplätze gibt es nicht. Einige der Möbel wie Sofa oder Designer-Sessel würde man eher in den Räumen eines hippen Start-ups als bei der Polizei erwarten.

Das Open-Space-Konzept funktioniert

Aber das Open-Space-Konzept zeigt Erfolg: Zwei Behörden experimentierten ihrerseits damit, weil sie festgestellt haben, dass das Konzept gut funktioniert, sagt der Lab-Leiter.

Die Wände der Zonen bestehen aus Bildschirmen. Das Lab nutzt sie beispielsweise für Videokonferenzen oder hybride Veranstaltungen. Zudem testet es "eine Art virtuelles Großraumbüro": Auf der Wand wird das Büro einer anderen Person dargestellt.

Vorteil sei, sagt Reese, dass man sehen könne, was diese Person gerade mache. Ist sie gerade am Telefonieren oder in die Arbeit vertieft, rufe man nicht just in dem Moment per Videocall an, sondern warte, bis es passe. "Das macht man ja im Büro auch so."

Zum Labor gehört auch eine gut ausgestattete Werkstatt, inklusive 3D-Drucker für das Rapid Prototyping. "Geplant war ein Entwicklungsbereich für Software, mittlerweile ist es auch einer für Hardware. Aber ohne Hardware geht IT eben nicht", sagt Reese. Hier wird auch entwickelt: So hat das Team eine Halterung konstruiert, mit der der Roboter ein Röntgengerät tragen kann. "Wir versuchen sehr agil zu sein, also schnell mit Eigenentwicklungen zu sein."

Zum Trainieren wurde auch gleich noch ein 3D-Modell des Geräts selbst gedruckt. "Wir brauchten für den Roboter ein Modell, um die Arbeitsabläufe zu programmieren", erzählt Reese. Das geht mit einem günstigen Modell sicher besser als mit einem 5.000 Euro teuren Gerät.

Die Aufgabe des Innovationslabors ist es jedoch nicht, Technologien oder Geräte bei der Polizei einzuführen. "Wir schauen uns Technologien an, bewerten sie und beraten dann beispielsweise mit der Einsatzfachlichkeit oder der Kriminalfachlichkeit über einen möglichen Einsatz", erläutert Reese.

Dafür sei es gut, dass das Innovation Lab etwas unabhängiger von der Polizeistruktur sei.

Technik der Zukunft

"Dieser Roboter zum Beispiel: Gehört er zu den SEKs oder zur Einsatzabteilung? Gehört er zu den Fahrzeugen? Oder zur IT, weil es ein laufender Computer ist?", sagt Reese. Tatsächlich gehöre er ein bisschen zu allen. "Früher hätten wir uns in langen, komplizierten Prozessen damit beschäftigen müssen. Hier sind wir außerhalb der starren Rahmenbedingungen der Bürokratie und können uns solche Sachen anschauen."

Vieles von der Technik, die hier getestet und bewertet wird, ist noch nicht einmal auf dem Markt. Reese zeigt zum Beispiel drei Controller, mit denen der Roboter per Elektromyografie, also mit den elektrischen Signale der Unterarmmuskeln gesteuert werden kann. Sie wurden per Forschungsklauseln aus den USA eingeführt, weil sie keine Zulassung für die Europäische Union haben.

"Wir reisen recht viel und schauen uns an, was es anderswo auf der Welt gibt", sagt Reese. Das Team besucht Messen, pflegt Kontakte zu Kollegen, aber auch zu Unternehmen und Forschungseinrichtungen. "Unser Betrachtungshorizont ist 5 bis 10 Jahre in die Zukunft. Das kann man nur machen, wenn man sich mit Herstellern an einen Tisch setze oder mit Universitäten und Forschungsinstituten."

Was die Beschaffung angeht, stecke die Polizei in einem Dilemma, sagt Reese: Da gebe es die Produkte für das Militär. Die Technik sei zwar weit vorne, aber oft teuer und erfülle diverse Anforderungen der Polizei nicht, etwa bei einer späteren Gerichtsverwertbarkeit. Geräte aus dem zivilen Bereich gibt es zuhauf und günstig, etwa Smartphones oder Drohnen. Die erfüllen dann aber nicht die Datenschutzanforderungen der Polizei.

"Das heißt, wir laufen eigentlich dazwischen: Wir brauchen hohe Zuverlässigkeit, wir brauchen aber auch hohe Datenintegrität und hohen Schutz der persönlichen Daten", erklärt Reese. Damit die Hersteller aber Technologien entwickeln könnten, die für die Polizei geeignet seien, müssten sie deren Bedarfe kennen. "Wenn ich mit niemandem rede, kann ich nicht erwarten, dass dann der Markt trotzdem unsere Bedarfe erfüllt."

Daran arbeitet das Team um Reese. Denn Technik und vor allem Roboter werden in der Polizeiarbeit der Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Davon ist Reese überzeugt. "Nicht weil wir weniger Menschen beschäftigen wollen, sondern weil wir perspektivisch in bestimmten Bereichen mit weniger Menschen auskommen müssen. Menschen sollen daher an der richtigen Stelle entlastet werden, um sich mit Dingen zu befassen die Menschen besser können; zum Beispiel mit Bürgerinnen und Bürgern sprechen."
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