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19.04.23, 15:10
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Streuner
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KI-Hit klingt nach Drake und The Weeknd
Zitat:
Sind Musiker nur noch Stimmenlieferanten?
Ein Newsletter von Patrick Beuth
Liebe Leserin, lieber Leser,
»Heart on my sleeve« wirkt wie ein Duett zweier Superstars, stammt aber von einer künstlichen Intelligenz. TikTok, YouTube und Apple Music haben den Song gelöscht. Anscheinend ohne gute Begründung dafür.
19.04.2023, 15.03 Uhr
Die Songs von Drake und The Weeknd werden millionenfach gestreamt, verkauft und geteilt. Doch nun haben der Rapper und der R&B-Künstler Konkurrenz bekommen, auf gewisse Weise von sich selbst.
Vergangenes Wochenende verbreitete sich ein Song mit dem Titel »Heart on my sleeve« rasend schnell über TikTok, YouTube und dann auch über Streamingdienste wie Spotify und Apple Music. Zig Millionen Menschen wollten ihn hören. Kein Wunder, denn er klingt, als sei er von Drake und The Weeknd gesungen – ein Duett zweier Superstars. Das allerdings nie stattgefunden hat.
Angefangen hat es mit dem Upload des Songs auf dem TikTok-Account von ghostwriter997. Wer hinter diesem Pseudonym und dem zugehörigen Bettlaken-Profilfoto steckt, ist unbekannt. Aber die Person hatte zumindest sofort klargestellt, dass es sich um einen mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) generierten Song handelt. Ob das allein die geklonten Stimmen von Drake und The Weeknd betrifft oder auch den Text und die Musik, ist unklar. Ebenso, ob die Modulation ebenfalls mit einer Software vorgenommen wurde und welche KI zum Einsatz kam. Aber für den Moment ist nur das Ergebnis wichtig.
Manche Nutzer sind zutiefst beeindruckt davon, wie realistisch die Stimmen klingen. Davon, dass »Heart on my sleeve« wie eine etwas roh produzierte, aber ansonsten charttaugliche Demo-Aufnahme klingt. Tatsächlich zeigt der Song als eines von mehreren Beispielen der jüngeren Vergangenheit, wie weit fortgeschritten die Stimmensynthese mittlerweile ist, und wie verbreitet entsprechende Werkzeuge sind. Für Fans ist es ein Traum und ein großer Spaß zugleich: Sie können ihre Lieblingsmusikerinnen und -musiker beliebige Songs singen lassen, auch selbst komponierte. Die Stars von heute werden so allerdings auch zu reinen Stimmenlieferanten für morgen degradiert, ihre eigenen Werke zu Trainingsmaterial für irgendeine KI.
Eher entsetzt als beeindruckt zeigte sich die Universal Music Group (UMG), bei der Drake und The Weeknd unter Vertrag stehen. UMG verlangte umgehend die Löschung des Songs von den großen Social-Media- und Streamingplattformen – und die gehorchten. Zwar taucht »Heart on my sleeve« immer wieder auf, erneut hochgeladen von Nutzerinnen und Nutzern. Aber zumindest nicht in den Accounts von ghostwriter997.
Die Frage ist nur, worin sein oder ihr Vergehen bestehen soll. YouTube etwa blendet mittlerweile den Hinweis ein: »Dieses Video ist aufgrund einer Beschwerde wegen Urheberrechtsverletzung von Universal Music Group nicht mehr verfügbar.« Das Unternehmen schrieb mir zur Erklärung: »Wenn ein Urheberrechtsinhaber oder eine in seinem Namen tätige Drittpartei uns über ein Video informiert, das gegen sein Urheberrecht verstößt, entfernen wir den Inhalt umgehend in Übereinstimmung mit dem Gesetz, was wir auch in diesem Fall getan haben. Das Video, das in diesem Fall entfernt wurde, enthielt ein urheberrechtlich geschütztes Musikstück.«
Ich habe sofort nachgefragt, was genau damit gemeint ist. Musik, Melodien und Text sind schließlich keine Kopien, sondern komplett neu. Und dass Drake und The Weeknd etwas mit der Entstehung des Songs zu haben, hat ghostwriter997 nie behauptet. Sind die Stimmen der beiden Superstars an sich urheberrechtlich geschützt?
Joschka Selinger, Rechtsanwalt bei der Bürgerrechtsorganisation Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) schreibt mir: »Eine Urheberrechtsverletzung nach deutschem Urheberrecht sehe ich nicht. Die Stimme selbst ist urheberrechtlich nicht geschützt.« UMG verweise seinerseits »lediglich darauf, dass die unerlaubte Nutzung von Songs für das Training von KI urheberrechtlich verboten sei«, so Selinger – Details würden aber nicht genannt.
In den USA könnte aber etwas anderes zum Tragen kommen: In den meisten Bundesstaaten, schreibt Selinger, könne das »Right of Publicity« vor der ungefragten Verwendung erkennbarer persönlicher Merkmale schützen, also auch der Stimme. Das sei dann aber eine Verletzung des Persönlichkeitsrechts wegen der Verwechslungsgefahr, kein Urheberrechtsverstoß. Andere Experten hatten in der »FAZ« kürzlich ähnlich argumentiert .
Trotzdem, so vermutet es Selinger, geht UMG nun mit einer Urheberrechtsbeschwerde gegen den Song vor, weil das einfach der schnellste Weg sei, einen Inhalt aus dem Netz zu kegeln: »YouTube sperrt Inhalte auf eine Beschwerde von bestimmten Rechteinhabern hin sofort und schaltet sie nur dann wieder frei, wenn die Uploader eine Gegendarstellung einreichen.« Dafür gebe es sogar einen bekannten Präzedenzfall: »In einem ähnlichen Fall hatte YouTube ein Video, das die Stimme von Jay-Z mit künstlicher Intelligenz nachgeahmt hatte, zunächst wegen einer Urheberrechtsbeschwerde von Jay-Zs Label gesperrt, aber nach einer Prüfung der Beschwerde wieder freigeschaltet.«
TikTok habe ich zu dem Fall auch angefragt, aber das Unternehmen hat bisher nicht geantwortet. Apple hat nach Angaben eines Sprechers »dazu derzeit nichts zu sagen« und bittet dafür auch noch um Verständnis.
Ich gehe davon aus, dass die Social-Media- und Streamingdienste wenig Lust haben, ihre mühsam ausgehandelten Abmachungen mit Rechteverwertern wie UMG zu gefährden. Also müsste ghostwriter997 schon selbst Beschwerde einlegen und die ganze Angelegenheit notfalls gerichtlich klären lassen. Das Bettlaken müsste er oder sie dann allerdings ablegen.
Ich wünsche Ihnen eine Woche mit den allerschönsten Soundeffekten,
Patrick Beuth
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Quelle: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
Na, denne doch lieber die Musike von [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ], „Puh, anstrengende Musik (?), die der Paule da macht. Kommt mir fast wie ein soundtrack vor“, schrieb lilprof.
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei karfingo:
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