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[Recht & Politik] Classified Matter: Ein Briefwechsel mit der NSA

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Ungelesen 15.07.13, 17:16   #1
Engine²
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Standard Classified Matter: Ein Briefwechsel mit der NSA

CLASSIFIED MATTER
Ein Briefwechsel mit der NSA

Zitat:

Ich bin ein geheimer Vorgang. Und ich stehe unter Terrorverdacht. Das ist eine Tatsache und kein Scherz. Executive Order 13526: Geheimsache zur "Abwehr des internationalen Terrorismus". Ich sage dir, was ich weiß und gebe die Hoffnung nicht auf, dass Menschen den Mut finden, mir zu sagen, was sie darüber wissen. Von Mathias Priebe.

Vor einigen Monaten habe ich der NSA geschrieben. Das ist der globalisierte Geheimdienst, der durch die Petze Edward Snowden erst richtig berühmt geworden ist. Ich habe höflich angefragt, was er über mich gespeichert hat. Ich habe das Recht dazu. Mein Verdacht wurde bestätigt.

Ist es der allgemeine Lauschangriff auf sämtliche E-Mails und Telefonate oder steckt mehr dahinter? Recherchen zur Nato-Propaganda im Kosovo-Krieg 1999 ("Öffentliche Meinung ist die verwundbarste Stelle der Allianz"), Freundschaft zu einem palästinensischen Kameramann, Zeitsoldat bei einer Nachrichtentruppe der NVA, Urlaubsreise nach Aserbaidschan, Trainingscamps zur Körperertüchtigung (ich mache Triathlon)... Mein Leben in zwei Systemen bietet ausreichend Anlass für Missverständnisse. Ich hatte sogar mal Geschäftskontakt zu einer Berliner Firma für Bohr- und Sprengtechnik. Da war ich bestimmt schon für eine Flugreise nach Guantanamo gebucht.

Nato: Geheimsache Öffentlichkeitsarbeit

Als ich 1999 und 2000 für den Deutschlandfunk in Brüssel recherchiere, heulen sich Verbindungsoffiziere aller Herren Nato-Länder bei mir aus. Sie fühlen sich von Briten und Amerikanern mächtig hintergangen im Kampf gegen den letzten europäischen Diktator Slobodan Milosevic. Du musst wissen: Das war der allererste Krieg der Nato, organisiert wie eine Klassenfahrt und mit Kommunikationsstrukturen wie in einem Landratsamt. Das hatte ich so geschrieben und im Deutschlandfunk gesagt. Meine wissenschaftliche Studie im Fachbereich Publizistik an der FU Berlin hat der "Gensec" gelesen. So nennen die Nato-Beamten ihren Generalsekretär. Süß, nicht? [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ].



Ich fürchte, ich habe außerdem die eingebetteten Journalisten erfunden. Jedenfalls müssen die lieben Kollegen seit dieser verkorksten Kriegspremiere brav antreten, wenn sie berichten wollen und sobald es wichtig wird, wegtreten. Wann hast du die letzte unabhängige Reportage aus Afghanistan gelesen? - Eben! Die Lehren aus der beinahe verlorenen Propagandaschlacht zogen Briten und Amerikaner, indem sie Öffentlichkeitsarbeit konsequent zur Geheimsache machten. Das ist paradox, hat aber Tradition. Bismarck war es, der gesagt hat: "Es wird niemals so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd."

Bei einer Tasse Kaffee lässt sich vieles klären

Ich will mich nicht zu wichtig nehmen. Aber, wären die Sicherheitsorgane damals nicht auf meinen Namen gekommen, würde ich selbst einräumen, dass sie schlampen. Ich bin nur sauer, dass diese Idioten nicht einfach anrufen. Bei einer Tasse Kaffee lässt sich vieles klären. Dass obendrein ein sonniger Septembertag die Welt 2001 in eine unheilbare Paranoia stürzen würde, konnte ich damals nicht ahnen. Zurück zu den Briefen, die ich nach zehn Jahren als mutmaßliche Zielperson geschrieben habe und zu den Antworten.

Diese Schriftwechsel sind eine spannende Testreihe zur persönlichen Freiheit und zum Schutz der Privatsphäre. Seitdem habe ich es schwarz auf weiß. Ich bin ein geheimer Vorgang - classified matter. NSA und CIA wollen mir nicht genau sagen, was los ist. Aber ich finde es nett, dass sie antworten. Das liest sich auf Deutsch ungefähr so: "Sie liegen auf unserem Stapel für zu erledigende Geheimsachen. Deshalb geben wir Ihnen keine Auskunft darüber, dass Sie, lieber Herr Priebe, terrorverdächtig sind."

Seit mir bewusst wurde, dass sie mich noch nicht erledigt haben und ich das mit den Drohnen weiß, zucke ich zusammen, wenn ich den ADAC-Hubschrauber höre. Egal was dahinter steckt, die Schreiben offenbaren eine technokratische, die Freiheit des Menschen verachtende Logik: Wir sagen Ihnen nicht, ob wir etwas über sie gespeichert haben. Wir sagen Ihnen schon mal, dass das, was wir gespeichert oder nicht gespeichert haben, unter "internationaler Terrorismus" abgelegt wurde. Sie können jetzt Widerspruch einlegen, aber ändern wird das nichts, Sie armes Würstchen! So klingt das für mich. Diese strukturelle Arroganz demokratischen Prinzipien gegenüber begegnet mir auch im Kontakt zur deutschen Staatssicherheit.

NSA und CIA haben schnell geantwortet. Ich hoffe, die Postfrau hat sich von dem Schreck erholt. Die haben schönes Büttenpapier und gepolsterte Umschläge. Zur gleichen Zeit kommen Antwortschreiben des FBI und des britischen MI5. Auch BND, Verfassungsschutz und LKA-Briefe habe ich abgeheftet. Mit dem Verfassungsschutz war es besonders lustig. Den militärischen Abschirmdienst (MAD) habe ich vergessen, wobei der in Bezug auf die Nato-Recherchen am ehesten infrage kommt. Wer soll aber auch durchsehen bei diesen vielen Geheimdiensten? Dass sie es selbst nicht tun, ist seit der Nazi-Mörderbande NSU hinreichend belegt.

Seit der Jahrhundertwende weiß ich, welche Hinweise Geheimdienste einem geben, um anzuzeigen: Pass auf, wir beobachten dich! Ich spreche darüber nicht, denn jedes Detail klingt so als hätte es mein Lieblingsschriftsteller John Grisham erfunden. Bleiben wir also bei den Fakten, dem was in der Akte geschrieben steht.

FOIA - ein Akt der nackten Freiheit

Es steht jedem frei - auch dir -, einen Antrag auf Akteneinsicht zu stellen. In den USA regelt das ein Gesetz mit dem Namen Freedom of Information Act und Privacy Act (FOIA). Die Freiheit des Privaten wird darin zu einem Akt im Sinne von nackig. Mich wundert, dass nach dem großen Lauschangriff der NSA noch niemand einen Aufruf gestartet hat, die Agency mit Anträgen zu fluten. Sie antwortet ganz brav. Wenn jeder dritte Deutsche einen Antrag nach FOIA stellt, fliegt dem Obama die Portokasse um die Ohren! Wetten, dass? Hier die Anschrift:



Wie in einem Bescheid über Müllgebühren strotzen die Antworten nur so vor Verwaltungsvorschriften. In den USA sind diese jedoch erstaunlich transparent. Jeder Querverweis führt zu einem bestimmten Absatz in den Geheimdienst- und Antiterrorgesetzen der USA. Man muss sie nur noch googeln. Warum begründen mir NSA und CIA so umständlich, dass sie mir nichts über das Ausmaß der Bespitzelung sagen wollen?

Die Ablehnung meines Antrages durch die NSA bezieht sich auf ein Statut mit der Bezeichnung 18 USC § 798, das mit Geldstrafe und bis zu zehn Jahren Gefängnis droht, für den Fall der Weitergabe von geheimen Informationen. Schreibt mir Pamela das, weil ich genau dessen verdächtigt werde? Sie schreibt jedenfalls, dass dieses Statut Anwendung auf meinen Fall findet. Andere beziehen sich auf die Befehlsstruktur der Geheimdienste. Pamela verrät mir zwischen den Zeilen, dass sie mich belügt, weil sie die Weisung hat, mich zu belügen. Falls dir beim Lesen der Originaltexte andere Interpretationen einfallen, schreib mir bitte einen Kommentar!

Die Spitzel wollen wissen, warum sie einen bespitzeln

In Deutschland ist die Freiheit zum Schutz persönlicher Daten von vornherein eingeschränkt. Solange ich den Spitzeln nicht selbst sagen kann, warum sie mir nachstellen, geben sie keine Auskunft. Mein besonderes Auskunftsinteresse muss ich schriftlich darlegen, sonst gibt es keine Akteneinsicht. So lässt man Menschen am ausgestreckten Arm zappeln. Ich muss im Zweifel erklären, warum die mein Haus verwanzen, meinen Computer und das Telefon anzapfen, Menschen in meinem Umfeld aushorchen - auch wenn das Ganze einem Irrtum oder einer kollektiven Paranoia entspringt.

Beim Verfassungsschutz in Köln habe ich deshalb versucht mir vorzustellen, was Interesse an meiner Person geweckt haben könnte. Das ist komisch, denn je mehr du darüber nachdenkst, desto verdächtiger findest du dich selbst. Was wollte Mahmut (Name vom Autor geändert) 2006 wirklich von mir? Mein Fernsehkollege vom damaligen ORB ist Palästinenser. Seine Familie lebt verstreut über die ganze Welt. USA, Iran, Libanon. Viele seiner Landsleute hatten in der DDR studiert. Die Schlagworte im NSA-Register könnten PLO, DDR, SED und Kommunismus sein. Reicht es, mit so jemandem einen Kaffee zu trinken und über Projekte zu spinnen? Wir haben nicht mal Wasserpfeife geraucht, wenn ihr's wissen wollt!

"[...] dass die gesetzlichen Voraussetzungen für einen Auskunftsanspruch [...] nicht vorliegen, da Sie weder einen konkreten Sachverhalt mitgeteilt, noch ein besonderes Auskunftsinteresse vorgetragen haben." Aus dem Ablehnungsbescheid des Verfassungsschutzes.

Nun ist mein besonderes Auskunftsinteresse ganz einfach: Ich will meine Ruhe haben, für mich und meine Familie. Meine Erlebnisse und Beobachtungen werde ich zu gegebener Zeit aufschreiben. Nur damit du ein Gefühl dafür bekommst, was eine Überwachung auslösen kann: "Hast du mal eine schwere Schuld auf dich geladen", fragte mich ein ehemaliger Geschäftspartner, nachdem die Kommunikation ohne erkennbaren Grund von freundschaftlich zu feindselig gekippt war. Wie kommt jemand auf eine solche Frage? Hatte sich wieder jemand nach mir erkundigt? Die Spitzel machen immer den gleichen Fehler. Sie glauben, Menschen könnten dichthalten. Tun sie nicht!

Wenn ich keinen konkreten Sachverhalt kenne, wird meine Akte nach Gesetzeslage zur dauerhaften Hängepartie. Niemand muss sie herausgeben. Irrtum und Korrektur sind in diesem System nicht vorgesehen. Die Geheimdienste halten sich für unfehlbar. In der öffentlichen Debatte verweisen sie gern darauf, dass ihre zigtausend Mitarbeiter von einer Hand voll Abgeordneten kontrolliert werden. Diese Volksvertreter brauchen dafür übrigens eine Sicherheitsfreigabe. Die bekommen sie von wem? Richtig, von denen, die sie kontrollieren sollen! Absurd.

Die Briten verlangen 10 Pfund Bearbeitungsgebühr

Die Briten waren ganz frech. Die haben auch eine Art FOIA, verlangen aber 10 Pfund Bearbeitungsgebühr. Das schreckt mich ab. Dann behaltet doch den ganzen Kram. Ich weiß über mein Leben sowieso am besten Bescheid.

Nun habe ich gelesen, dass BND und NSA hin und wieder Datenaustausch betreiben. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass ich als Terrorverdächtiger durchgemeldet wurde. Aber auch der Bundesnachrichtendienst will keine Daten über mich gespeichert haben und schickt mir dazu einen umständlichen Bescheid. Also, lieber Herr oder Frau B. beim Bundesnachrichtendienst, entweder seid ihr beim Filesharing von euren Freunden verarscht worden oder ihr verarscht mich. Ich bin noch unschlüssig, was schlimmer ist.

Beim Verfassungsschutz habe ich spontan angerufen. Frau P. kannte den Vorgang schon. Es ist aufschlussreich, wenn jemand ran geht und ohne Aktenzeichen sofort Bescheid weiß. Das kriegt das Ordnungsamt bei meinen Knöllchen nicht hin.

Ich habe zu dieser Sache viele Überlegungen angestellt. Wie werde ich diesen Schatten los? Ist es wichtig oder nicht? Wie stark behindert es mich? (Ein langsamer Rechner ist weiß Gott kein Einzelschicksal, eine zurückgenommene Zusage als Programmchef zu arbeiten schon). Du kannst an den Daten sehen, dass ich jahrelang geschwiegen habe. Das war falsch. Es braucht nur einen deutschen Snowden und der ganze Apparat fliegt auseinander. Zeit wird's.

Es gibt nur ein Mittel für eine Zukunft in wahrer Demokratie und Freiheit. Um nichts weniger geht es hier. Ich nenne dieses Mittel seit einiger Zeit den Hygienespüler der Demokratie: Transparenz. Es braucht Menschen, die den Mut haben, ihr Wissen zu teilen. So wie den amerikanischen Ex-NSA-Mitarbeiter Edward Snowden, der für ein reines Gewissen sein Leben riskiert. Er hat uns die Chance zur Umkehr eröffnet. Nach dem Gesetz in den USA ist er ein Verbrecher. Aber das waren all jene, die in der DDR gegen die korrupte Macht der Stasi aufbegehrten auch. Ich kann nicht erkennen, warum Menschenverachtung, Machtmissbrauch und Korruption aufgehört haben sollen. Geheimniskrämerei ist immer der Nährboden dafür. Transparenz ist das einzige Gegenmittel und es hat eine fantastische Nebenwirkung: Vertrauen! Misstrauen haben wir genug auf dieser Welt.

Vergesst Geheimdienste als Instrumente zur Terrorabwehr. Diese sich selbst legitimierenden Apparate sind blind. Wissen NSA und BND, wie einfach es ist, eine Nachricht aus Afghanistan abhörsicher nach Europa zu bringen?

Jagt Taubenzüchter und nicht mich!

Mathias Priebe arbeitet als Marketing- und PR-Berater. Davor war er mehrere Jahre als Journalist für Radio- und Fernsehsender tätig. Privat bloggt er auf [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ].
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Ja, ich weiß, ein ganz schöner Klopper. Und auch keine wirklichen "News" im klasischen Sinne. Der Artikel ist auch schon ne Weile online. Aber ist wirklich interessant, lesen lohnt sich. Wusste erstmal keinen besseren Bereich dafür, also sorry schonmal
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Ungelesen 16.07.13, 11:03   #2
Nortall
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Total der coole Typ^^... Erstmal die Eier haben alle anzuschreiben wenn man eh schon sich selbst verdächtigt dort Aktenkundig zu sein... Ich feier den Kerl grad heftig
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Ungelesen 16.07.13, 13:19   #3
Nana12
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Zitat:
Diese Volksvertreter brauchen dafür übrigens eine Sicherheitsfreigabe. Die bekommen sie von wem? Richtig, von denen, die sie kontrollieren sollen! Absurd.
Nunja, jetzt macht auch die Aussage Merkels Sinn. Als ehemaliges FDJ Mädel ist sie stark vorbelastet und bekam keine Freigabe.

Aber unabhängig davon kommt es immer auf das Gleiche hinaus: Durch den Überwachungsskandal haben wir jetzt erfahren, dass die Geheimdienste sich demokratischer Kontrolle fast völlig entziehen können. Der Staat im Staate unserer Zeit. Und das sich dies durch mehrere Nationen zieht kommt noch erschwerend hinzu.
Nana12 ist offline   Mit Zitat antworten
Ungelesen 16.07.13, 14:04   #4
megabeau
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vielleicht sollten wir ihnen ja alle briefe schreiben, vielleicht könnte sie das sogar daran erinnern, dass menschen hinter daten stecken.
slim chance, ich weiss

aber da gibts noch jeman, der das gemachte hat

Zitat:
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Offener Brief an die NSA: Mein digitales Ich
Andrea Maria Dusl, 13. Juli 2013, 09:45

Andrea Maria Dusl: "Ich schreibe Ihnen öffentlich, weil mir viel daran liegt, auch andere in unsere Korrespondenz einzuweihen. Aus einem tief empfundenen Gefühl, Gleichgewichte wiederherzustellen."
foto: heribert corn/corn.at


"Viel ist dieser Tage davon die Rede, wie viel ihr über jede und jeden von uns wisst."
"Mein digitales Ich hat sich übrigens mit Edward Snowden gemeingemacht."

Korrespondenz mit dem US-Geheimdienst: "Es gibt da ein zweites Ich von mir, es liegt draußen auf euern Servern. Ich finde, wir sollten einmal miteinander darüber reden, was ihr damit anfangen wollt"

S. g. Damen und Herren der
National Security Agency
Salt Office Petitions
9800 Savage Road, Suite 4711
Fort Meade, MD 20755-4711

Abs.: Andrea Maria Dusl,
Adresse bekannt

Sehr geehrte Damen und Herren!

Ich erlaube mir, mit einem offenen Brief an Sie heranzutreten. Mir ist bewusst, dass es dessen nicht bedürfte, ich könnte Ihnen auch einen geschlossenen Brief schicken (man sagt, Sie können ihn ungeöffnet lesen), ja ich könnte irgendwem einen Brief schicken mit diesem Inhalt. Oder eine E-Mail absetzen (verschlüsselt oder nicht), eine SMS, ein Facebook-Posting, einen Tweet, whatever. Mir fiele jetzt nicht ein, wie ich verhindern könnte, dass Sie meine Nachricht erreichte.

Selbst unversandt, auf meinem Laptop geschrieben (IP-Adresse ist Ihnen bekannt) und in den Tiefen meiner Festplatte versteckt erreichte Sie jeder meiner Texte. Diese Zeilen erreichen Sie via Lachs, die Tageszeitung am Ufer der Wien (Klarnamen und Gesamtdatenaufkommen dieser Publikation und ihrer Mitarbeiter und Zuträger sind Ihnen bekannt). Ich schreibe Ihnen öffentlich, weil mir viel daran liegt, auch andere in unsere Korrespondenz einzuweihen. Aus einem tief empfundenen Gefühl, die Gleichgewichte wiederherzustellen.
Das kumpelhafte "Ihr"

Unter Unbekannten im Netz hat sich (man mag das bedauern) das Du-Wort breitgemacht, wie auf der Baustelle, am Theater, im Möbelsupermarkt, auf dem Berg, im Bett. Wir wollen also vom förmlichen Sie zum kumpelhaften Ihr wechseln. Angesichts der Intensität der Intimität, die ich mit euch teile, erlaube ich mir diese Erosion der guten Sitten.

Viel ist dieser Tage die Rede davon, wie viel ihr über jede und jeden von uns wisst, wie umfangreich eure Sammlung ist. Ihr wisst alles über alle, alles über mich. So heißt es. Ihr seid die Verwalter meines Ichs. Meines digitalen Ichs. Wenn ich Nachdenker Schirrmacher und den Quellen glauben darf, die er digestiert, wisst ihr, was ich vorhabe, bevor ich selbst einen Plan entworfen habe. Und wenn ihr die Zukunftsschau jetzt noch nicht auf die Reihe bekommt, steht zu befürchten, dass es damit bald einmal so weit sein wird. Treten wir also offiziell in Kommunikation, liebe Damen (von euch gibt es weniger) und Herren (ihr habt auch in der NSA die Nase vorn)! Reden wir über mein digitales Ich.
Das "digitale Ich"

Es gibt ein zweites Ich von mir, es liegt da draußen auf euren Servern und denen eurer Lieferanten, man nennt es das "digitale Ich". Lasst uns über mein digitales Ich sprechen. Wir müssen da was zurechtrücken.

Wo fangen wir an? Es ist völlig egal, wo wir anfangen, denn eine Erkenntnis liegt wie ein süßer Schatten über allem. Digitales Ich und Ich sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Digitales Ich und Ich sind verschiedener, als es Schuhe sein könnten. Wisst ihr. Weiß ich. Wisst ihr, dass ich weiß. Weiß ich, dass ihr wisst, dass ich weiß. Und so weiter, bis einer von uns aufgibt. Ich werde es nicht sein. Warum das so ist? Weil ich die Information erzeuge. Wisst ihr auch. Weiß ich. Und wieder geht das Spiel los. Es ist wie beim ungleichen Rennen zwischen Has und Swinegel. Ich bin immer schon dort, wo mein digitales Ich erst hinwill. Bevor ihr es einspeichert und missbraucht. Nun denn, wir wollten anfangen. Und wir sagten, es sei egal, wo.
"Die Sprache ist ein Hund"

Fangen wir bei der Sprache an. ihr sprecht Englisch, NSA. Es ist also nicht ganz klar, ob eure Übersetzungsprogramme, oder die Native Speakers, die meinen Text hier in dossierfähiges Englisch übertragen, den Unterschied zwischen mir und dem Ich sichtbar machen können. Sie würden "mich" in "me" übersetzen und das "Ich" in "ego". Würden also schon ein so simpel erscheinendes Wort wie "ich" in der Landessprache der USA, der Bürosprache der NSA, in zwei verschiedene Wörter aufspalten müssen. Wir sehen und ihr wisst das: Daten können komplex sein. Die Sprache ist ein Hund.

Macht nichts, sagt ihr, wir haben Spezialisten für solche Dinge, die bereiten das auf. Ach ja. Woher wisst ihr, dass sie Spezialisten sind? Aus den Daten, die wir über sie haben! Wer prüft die Quellen, sage ich, prüft die Überprüfer, prüft die verwendeten Algorithmen, prüft deren Autoren?
Datenhalden ohne Antworten

Eine Handvoll von euch Knilchen. Mehr ist das nicht. Und das ist euer Problem. Die DDR ist daran zugrunde gegangen, dass der eine Teil damit beschäftigt war, Daten zu verarbeiten, die der andere Teil vor ihm verheimlichte. Auch wenn der Erwerb von Information heute nicht mehr aus dem Dampföffnen von Briefen besteht und Akten nicht mehr auf der klappernden Schreibmaschine verfasst werden - irgendwer muss die Fragen stellen, zu denen die Datenhalden die Antworten liefern soll.

Irgendwer muss den Antworten eine Qualität zusprechen und irgendwer der Qualität eine Dimension. Wir sprechen von vielen Leuten, die damit beschäftigt sind. Sehr vielen Leuten. Sehr viele Leute machen in Summe sehr viele Fehler, wie jeder bestätigen kann, der in einer großen Firma in überschaubarer Position beschäftigt ist. Einigermaßen motiviert müssen diese Leute auch sein, zumindest ausgestattet mit dem Motivans unserer Zeit, Geld. Ein funktionierender Datenmoloch kostet also Geld, viel Geld. Dazu später. (Die DDR ist übrigens auch daran zugrunde gegangen, dass die Überwachenden zwischen sich und den Überwachten keinen nennenswerten Unterschied an Unzufriedenheit ausmachen konnten.)
Rosinen

Wir zahlen gut, und das meiste geht automatisch, sagt ihr: Unsere Rechner-Cluster und die Server-Farmen, auf die sie zugreifen, machen die Drecksarbeit, wir picken nur mehr die Rosinen aus der Kacke. Schön gesprochen, NSA, aber nicht ganz so unfalsch, wie ihr tut.

Knnt hr ds lsn? Oedr dseein, dcoh eawts scerehrigewin, wiel skträer dgescüurhttechlten Staz? Nein, ihr steigt aus. Und eure Software. Die Krypto-Leute müssen da ran. Die aus dem Büro für deutsch Geschriebenes. Nicht gleich, aber dann halt. Wir hier im Lachs und im Online-Lachs können das lesen. Zumindest nach ein paar Sekunden. Das kleine Beispiel soll zeigen: Information ist nicht alles.
"Central Scrutinizer"

Frank Zappa, der große Bürgerschreck und manische Fürchter US-amerikanischer Daten-Akquise, hat das Problem des "Central Scrutinizer", des "Zentralen Überwachers" schon 1979 antizipiert. Im Song Packard Goose auf dem Album Joe's Garage lässt er Mary, das Groupie aus dem Bandbus, sein primäres Anliegen vortragen: "Information is not knowledge, knowledge is not wisdom, wisdom is not truth, truth is not beauty, beauty is not love, love is not music, music is the best! (...)" - Information ist nicht Wissen, Wissen ist nicht Weisheit, Weisheit ist nicht Wahrheit, Wahrheit ist nicht Schönheit, Schönheit ist nicht Liebe, Liebe ist nicht Musik, Musik ist das Beste.

Als meine beiden schwedischen Onkels, wir reden wieder von mir, NSA, während der Besatzung Norwegens durch Hitler-deutsche Truppen als Rekruten der Svenska armén, der Armee des neutralen Schwedens, an die innerskandinavische Grenze versetzt wurden, hatten sie Verbot, in Briefen nach Hause ihre Garnison, ja überhaupt ihre Anwesenheit an der norwegischen Grenze preiszugeben. Anders als ihre Kameraden, die ein paar Tage Bunker riskierten, fürchteten meine Onkels, gebürtige Deutsche aus jüdisch-österreichischer Großbürgerfamilie, um ihr Leben. Wären ihre Namen und ihr Aufenthaltsort an die Sympathisanten der Nazis geleakt, hätte ihr junges Leben leicht in der Vernichtung geendet.
Codierte Botschaft im Zweiten Weltkrieg

Um meinen Großeltern dennoch (erfolgreich) mitzuteilen, wo sie seien und dass es ihnen gutgehe, kritzelten sie ein paar Takte mit der Melodie des "Värmlandliedes" auf die Militärpostkarte. Die schwedische Zensur war zu einfältig, die Information überhaupt als relevant zu deuten, die deutschen Spitzel im schwedischen Militär zu ungebildet, daraus ihren Aufenthaltsort zu extrahieren.

Die Onkels kamen nach Kriegsende gesund und halbwegs munter wieder nach Hause. Zappa und Onkels, gleichermaßen irritiert und bedrängt von der Informationslüsternheit der Dienste, wussten sich zu helfen. Mit dem Ausweichen auf metasprachliche Kommunikation.

Na ja, sagt ihr jetzt, NSAler, nicht jeder ist Poet, noch weniger sind des Notenlesens oder anderer Spezialsprachen mächtig. Und das Abgreifen solcher Information ist weder die Regel noch ihre Auswertung von großem Belang. Wir können unsere Informationen aus Kontobewegungen und den Sendemast-Log-in-Daten eurer Handys rekonstruieren. Wir müssen nicht wissen, was ihr denkt, lasst ihr uns auf den Blogs eurer Kritiker wissen, es genügt zu wissen, was ihr kauft und mit wem ihr sprecht. Mag sein, sage ich. Magister Karl-Heinz Grasser, der Große Finanzminister sah das anders. Wohlweislich kommunizierte er mit mindestens acht verschiedenen Handys. Ähnliche Vorsichtsmaßnahmen wird er wohl für sein Plastikgeld und die Bipa-Vorteilscard getroffen haben. Der gute Mann ist ja Shampoo-Großkunde.
"Sehr viel Energie muss darauf verwendet werden, den roten Faden nicht zu verlieren, noch mehr Energie, liebe NSA, darauf, einen roten Faden überhaupt zu finden."

Ich schweife ab. Das nächste Problem. Große Datenmengen verführen zur Abschweifung. Sehr viel Energie muss darauf verwendet werden, den roten Faden nicht zu verlieren, noch mehr Energie, liebe NSA, darauf, einen roten Faden überhaupt zu finden. Und wir sprechen von glaubwürdiger Information. Schwieriger noch, und bisweilen unmöglich, darüber sprecht ihr außerhalb eurer Mauern und Thermofenster nicht so gerne, ist das Aufspüren des richtigen roten Fadens in einem Büschel falscher roter Fäden. Oder die Erkenntnis, dass es trotz Büschels gar keinen Faden gibt.

Wusstet ihr, liebe Datenschürfer, dass ich überhaupt nicht in San Diego lebe? Wussten wir, sagt ihr jetzt, und ich weiß, dass ihr lügt. Euer Hauptzuträger für Intiminformation, das Datenschwimmbecken Facebook, weiß das nicht. Emsig stellt es mir Westküsten-Werbung aufs Profil. Fünf-Badezimmer-Immobilien aus Oceanside und Carlsbad, den Artsy-Fartsy-Vernissagen-Kalender von Südkalifornien, jede Menge Schickimicki-Yacht-Bedarf, Country-Club-Einladungen, Charity-Spam. Ach ja, NSA, ich hab ein bisserl geschwindelt, ich habe keinen Zweimaster mit Beiboot. Ich habe nicht einmal das Küstenpatent für Neusiedl. Ich träume nur davon. Mein digitales Ich weiß das nicht. Und ihr, mit ihm, seid ahnungslos.

Als nach den iranischen Präsidentschaftswahlen 2009 das Volk auf die Straße ging und die "Sea of Green" die Sympathien säkularer und aufgeklärter urbaner Kreise im Westen nährte, spielte ich auf Twitter Informations-Multiplikator. Über mir schwebte der Heiligenschein der Gutmenschen. Ich war im Dienste der Aufklärung tätig. Der Aufklärung im Kant'schen Sinn. Aha, eine Auslands-Iranerin, sagten die Algorithmen in Twitterland und im Zuckerbergwerk, gegen alle Vernunft, die eine Kompilation meiner anderen Daten geboten hätte.
"Die einzige iranische Freundin, die ich habe, ist vom Habitus wienerischer als die Jazz Gitti. Ach ja, drei Ausgaben der 'Persepolis' -Comics von Marjane Satrapi habe ich auch daheim."

Auf Facebook und Twitter regnete es einschlägige Freundschaftsvorschläge mit Exiliranern. Das Iranischste an mir, liebe Datenmineure, ist eine Taschenbuch-Ausgabe der Geschichten aus Tausendundeiner Nacht und mein gymnasiales Faible für Freddie Mercury. Die einzige iranische Freundin, die ich habe, ist vom Habitus wienerischer als die Jazz Gitti. Ach ja, drei Ausgaben der Persepolis-Comics von Marjane Satrapi habe ich auch daheim. Falls ihr die Bestelllisten meiner Lieblingsbuchhändlerin scannt, NSA, dann wisst ihr das auch.

Ein Datum ist nur so gut wie seine Verknüpfung. Ich hoffe, ihr bekommt das besser auf die Reihe als euer Datenlieferant Facebook. Geneigt, zu glauben, das Zuckerberg-Imperium verkaufe tatsächlich User-Content-generierte Werbung, bleibt unverständlich, wie ungenau die Platzierung und Auswahl personalisierter Werbung ausfällt. Hallo! Ich will nicht Ibiza-Lounge-Mta-Mta hören! Ich bin (als Apple-Fan-Girl) nicht an Microsoft-Server-Software interessiert. Als Trägerin dunkler, unaufgeregter Stoffe nicht an fleischfarbenen, umwerfend sexy wirkenden Mini-Abendkleidern und als Freundin englischer Sportlimousinen nicht am Citroën Picasso. Meine tatsächlichen Leidenschaften, Jimi Hendrix, Gibson-ES-335-Gitarren, orientalische Gewürze, französische Gerüche und italienische Olivenöle, tauchen nie auf in eurer Kommerz-Timeline. Möglich, dass ihr meine Obsessionen unter "persisch" ablegt. Bitte korrigieren! Ich bin Hippie!
Weißes Info-Rauschen

Wir können mehr, sagt ihr jetzt, NSA. Den Vorwurf, echte Information würde nicht als solche erkannt, Datenmüll und weißes Info-Rauschen hingegen zu Erkenntnissen hochgebürstet, haltet ihr für dumm und bestenfalls naiv. Gute Stichworte, NSA. Alle paar Monate spaziert einer eurer Mitarbeiter mit einer Festplatte voller Schlüsseldaten in die Öffentlichkeit. Ihr grast den Markt nach Hackern ab, in der Hoffnung, deren Talente bei euch sicher aufgehoben zu wissen. Dumm und bestenfalls naiv von euch, zu meinen, die IT-Krocha fühlten sich wohl in der Gesellschaft nerdiger Krawattenheinis und GOP-wählender Datenmaschinisten mit Magnetschlüsselbund und Master-Passwort-Palette. Es gibt auch den Gegenentwurf zur zentra- len Überwachung. Die Überwachung der Zentrale nämlich.

Weder analoges noch digitales Ich eines gewissen Edward Snowdon konntet ihr daran hindern, mit Metainformation aus eurem Dunstkreis zu verschwinden. Dem obersten Dienstherrn eures Vereins fügtet ihr eine der schlimmsten außenpolitischen Schlappen seiner Amtszeit zu - Barack Obama, Exliebling europäischer Bobos, wird sich in die Geschichtsbücher als Big Brother einschreiben. "Yes we scan" hat, euch sei Dank, NSA, mehr Mem-Potential als "Yes we can". "Yes we cannot", Freunde, das läuft blöd für euch, wird gerade zu eurem inoffiziellen Bannerspruch.
"Ja, wir sind Flaschen, höre ich euch raunen"

Yes we could not, ja, wir konnten keine Informationen liefern, die Daten-Leaker Snowden an der Ausreise nach Hongkong hinderten. Unseren Schwesterdiensten aus der United States Intelligence Community gelang es weder auf diplomatischem noch auf undiplomatischem Weg, zu verhindern, dass er dort hinter den Kulissen plaudert, nicht daran, dass er es vor ihnen tat. Auch von seiner Reise nach Moskau erfuhren wir aus der Presse. Ja, wir sind Flaschen, höre ich euch raunen.

Wie brauchbar schließlich die Informationen sind, mit denen ihr operiert, wenn mal ein ganz großes Ding am Dampfen ist, zeigt die Geheimdienstfarce, die den Präsidenten Boliviens neulich vom Himmel über Österreich holte. Wollen wir mal konstatieren, telefonieren könnt ihr noch. Mit Kollegen aus befreundeten Geheimdiensten. In Frankreich, Italien, Spanien, Portugal. Die Nummer der deutschen Freunde hatte ihr auch. Und die der österreichischen. Ohne größeres Nachdenken hielten die in der Präsidentenmaschine eines souveränen Staates Nachschau, als wäre es der rostige Lada eines Schmugglers. Wo war das digitale Ich Edward Snowdens? Wo war sein reales? Keines der beiden jedenfalls in Evo Morales' Flieger.

Mein digitales Ich hat sich übrigens mit Edward Snowden gemeingemacht. Auf Facebook, auf Twitter, bei der Suche nach relevanter Information in den Tiefen der Datenkrake Google. Zumindest mit einem Aspekt seines Geheimnisverrats. Dem zentralen Aspekt. Dem Umfang der Information, die ihr, liebe Freunde bei der NSA, sammelt und verteilt. Verteilt? Verteilt. Ich erlaube mir, in den Kern eurer Agenda vorzustoßen. Das nationale Interesse. Dieses ist nicht Sicherheit. Sicherheit ist nur die clevere Marketing-Masche, die ihr dem Ding verpasst habt. Euer Kerngeschäft, NSA, die ideologische Verfasstheit eures Landes lässt kein anderes zu, ist der Markt. Und nach dessen Logik die Beherrschung desselben. Die Milliarden digitaler Ichs, deren konstituierende Partikel ihr verwaltet, werden großindustriell weiterverarbeitet. Gegen Geld.

Ich darf also meine Minimalforderung deponieren. Die spurenlose Kontrolle des realen Ichs über das digitale. Den allfälligen Ausstieg aus eurem Bergwerk. Und eine Autorenbeteiligung. Die Arbeit am digitalen Ich will honoriert sein. Tantiemen und Werknutzungsentgelte fallen an. All die Informationen, die wir für euch produzieren, muss erarbeitet werden. Her mit dem Anteil!

Mit freundlichen Grüßen,
Andrea Maria Dusl,
San Diego Marina.

PS: Edward ist bei mir auf der Yacht. (Andrea Maria Dusl, DER STANDARD, Album, 13.7.2013)

Andrea Maria Dusl, Filmregisseurin, Zeichnerin und Autorin, lebt in Wien. Zuletzt erschien von ihr im Metro-Verlag "Ins Hotel konnte ich ihn nicht mitnehmen. Kein Roman" .
megabeau ist offline   Mit Zitat antworten
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