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01.02.20, 13:51
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#1
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Chuck Norris sein Vater
Registriert seit: Aug 2010
Beiträge: 6.100
Bedankt: 18.425
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Kein Prosit auf den EU-Austritt: Die reichsten Brexit-Fans sind längst weg
Zitat:

Premier Boris Johnson zu Gast bei dem prominenten Kneipier und Brexit-Unterstützer Tim Martin.
(Foto: imago images / PA Images)
Die Briten, die jahrelang für einen EU-Austritt gekämpft haben, sollten heute Abend in bester Feierlaune sein. Aber ausgerechnet die, die am meisten in die Kampagne investiert haben, wird man vergeblich auf den Partys suchen. Einige haben Großbritannien sogar den Rücken gekehrt.
Bedeckter Himmel, Regen und morgen stürmischer Wind vom Kontinent. Feierwetter sieht anders aus. Doch am typischen Londoner Schmuddelwetter liegt es nicht, wenn keine Partystimmung am Brexit-Tag aufkommen will. Den Brexit-Gegnern ist wie erwartet nach Trauermärschen zumute. Mancher Befürworter blickt dafür bereits mit banger Vorahnung auf die kommenden elf Monate, in denen die richtig harten Verhandlungen über ein Handelsabkommen stattfinden. Anderen Brexit-Fans verhagelt es die Laune, weil ein harter Schnitt mit der Europäischen Union (EU) vorerst abgewendet ist.
Zu letzterer Gruppe gehört der erfolgreiche Kneipier und radikale Brexit-Anhänger Tim Martin. Für den Gründer und Chef der Wetherspoon-Pubs ist das Feiern heute Abend keine Option. "Ich neige dazu, die meisten Nächte der Woche mit ein paar Pints Abbot Ale zu 'feiern', gefolgt von ein oder zwei Gläsern Merlot", spielt der Millionär gegenüber der Finanzagentur Bloomberg den Tag des Brexit-Vollzugs nach jahrelangem zähem Hin und Her herunter.
Dreieinhalb Jahre hat Martin in seinen Pubs für einen harten Brexit geworben - selbst, wenn er von Gästen niedergebrüllt wurde. Er war gern gesehener Gast in Talkhows und begleitete Brexitkampagnen mit Nigel Farage, dem ehemaligen Chef der Rechtsaußenpartei Ukip. Martin ist enttäuscht. Großbritannien verlässt zwar die Europäische Union, aber nicht so konsequent wie er es sich erhofft hatte.
Unternehmerisch von Nachteil war für ihn die Zugehörigkeit Großbritanniens zur Union nicht. Allein seit dem Referendum im Juni 2016 hat sich der Wert seines Anteils an der Kneipenkette verdoppelt. Martin kaufte seine erste Kneipe vor 40 Jahren, heute hat seine Kette 800 Gaststätten. Trotzdem gibt er sich bedrückt: Er werde Triumph und Katastrophe gleich behandeln und sich an seine "normale Routine halten". Am Abend wird Martin als Redner auf dem Parliament Square unweit von Westminster erwartet.
"Ich habe nicht bekommen, was ich wollte"
Auch andere reiche und prominente Brexit-Unterstützer zeigen sich wenig überschwänglich an diesem Tag der Tage. Peter Kendal Hargreaves, Mitbegründer von Hargreaves Lansdown, einem der größten Finanzdienstleistungsunternehmen Großbritanniens, hofft laut Bloomberg, dass er vor der Brexit-Stunde um 23 Uhr britischer Zeit eingeschlafen ist. Er hatte die Brexit-Kampagne mit insgesamt vier Millionen Dollar unterstützt. "Ich habe nicht wirklich bekommen, was ich wollte", lautet auch seine enttäuschte Bilanz. Für ihn ist es in den vergangenen Jahren - mit der Union - ebenfalls gut gelaufen. Sein Vermögen wuchs seit der Brexit-Abstimmung um 500 Millionen auf 4,2 Milliarden Dollar an. Einen harten Brexit hat er trotzdem favorisiert.

Sir James Dyson hat den Hauptsitz seines Unternehmens nach Singapur verlegt. Er selbst ist hinterhergewandert.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die britischen Unternehmer Jim Ratcliffe und James Dyson sind prominente und - auf dieser Seite des Ärmelkanals - besser bekannte Persönlichkeiten aus dem Club der superreichen und radikalen Brexit-Unterstützer. Wie sie den heutigen Abend verbringen, ob der Gründer und Chef des petrochemischen Konzerns Ineos und der Föhn- und Staubsauger-Milliardär überhaupt in Großbritannien weilen, ist nicht bekannt. Sie haben ihren Lebensmittelpunkt inzwischen ins Ausland verlegt.

Jim Ratcliffe, Großbritanniens reichster Unternehmer und Brexit-Anhänger ist mit seiner Firma nach Monaco gezogen.
(Foto: Danny Lawson/PA Wire/dpa)
Auch für sie gilt: Als britische Unternehmer in der EU hatten sie nichts zu klagen. Das Vermögen von Ratcliffe, den die Queen 2018 zum Ritter geschlagen hat, ist laut Bloomberg seit dem Referendum um zehn Milliarden Dollar auf 19 Milliarden Dollar gestiegen. Das von Dyson, der bereits 2003 den Titel Sir für seine außergewöhnlichen Leistungen fürs Königreich erhielt, von acht Milliarden auf 14 Milliarden Dollar.
Die größten Brexiteers sind keine Patrioten?
Patriotisch motiviert dürfte ihre harte Brexit-Haltung auch nicht gewesen sein. Durch Vaterlandsverbundenheit haben sich die beiden Sirs jedenfalls nicht hervorgetan. Dyson hatte sich Ende 2018 für die britische Sache stark gemacht und vehement den Abbruch der Verhandlungen mit der EU und einen ungeregelten Brexit gefordert. Im Januar 2019 kündigte seine Firma dann an, den Firmensitz nach Singapur zu verlegen. Dyson wanderte bereits vor dem Brexit ebenfalls nach Asien aus. Für 54 Millionen Dollar kaufte er sich in Singapur eine Luxusbleibe. Wie es hieß, wollte er seinen Kunden in Asien näher sein. Angesichts der Notfallpläne für einen harten EU-Austritt schien Dysons Euphorie plötzlich wie weggeblasen. Er erntete viel Kritik dafür.
Ratcliffe fiel ebenfalls in Ungnade, weil er trotz großer Brexit-Töne, die er spuckte, fahnenflüchtig wurde. Auch er hatte die Regierung nach dem Brexit-Referendum zu aggressiven Verhandlungen mit der EU aufgefordert. Großbritannien hätte "gute Karten in der Hand", sagte er. Anfang vergangenen Jahres dann die Nachricht: Ratcliff wird Großbritannien verlassen und nach Monaco ziehen. Er könne so knapp 500 Millionen Dollar Steuern sparen. Den Plan zu der legalen Steuerflucht soll die britische Beratungsfirma PricewaterhouseCoopers (PwC) mitentworfen haben. Das Unternehmen Ineos hatte bereits 2008 aus steuerlichen Gründen den Sitz in die Schweiz verlegt.
Die Brexit-Verhandlungen waren rückblickend ein langer Schlauch: für Unterstützer wie für Gegner. Und die Hängepartie ist noch nicht vorbei. Die Gespräche über Fragen im Zusammenhang mit Finanzdienstleistungen beispielsweise werden schwierig. Premier Boris Johnson will weiterhin Rosinen picken, Handelsvorzüge rausschlagen, aber sich gleichzeitig von EU-Vorschriften befreien. Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, warnte diesen Monat einmal mehr, dass der Zugang Großbritanniens zum Binnenmarkt davon abhängt, inwieweit das Land sich bereit erklärt, die Regeln der Union einzuhalten.
Ein letzter Toast auf die EU - und dann nichts wie weg
Gründe, nicht ausgelassen zu feiern, haben sowohl Brexit-Unterstützer als auch -Gegner. Die meisten britischen Führungskräfte haben die vergangenen Jahre damit verbracht, den EU-Austritt des Königreichs zu bedauern. Viele werden heute Abend einen letzten Toast auf die Europäische Union aussprechen - und Großbritannien dann vielleicht für immer den Rücken kehren. So wie der Inhaber von Goodfish, Greg McDonald. "Ich werde ein oder zwei Gläser Cotes du Rhone, Burgund oder Riesling genießen", zitiert Bloomberg McDonald. Goodfish ist ein Hersteller von Kunststoffteilen mit Sitz in Cannock. McDonald will sich nun darauf konzentrieren, eine Präsenz in der Eurozone aufzubauen, auch mit einem neuen Werk in der Slowakei.
Die Zahl der Briten, die für sich weitreichende Konsequenzen gezogen und zum Beispiel Pässe außerhalb des Königreichs beantragt haben, ist in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. Seit 2016 sind es mehr als 350.000 britische Staatsbürger. Die britische Wirtschaft steht an einem kritischen Punkt. Das Vertrauen ist zuletzt zwar leicht gestiegen, aber der eng gesteckte Zeitrahmen für das entscheidende Handelsabkommen, auf das alle nun gespannt warten, könnte diese Erholung abwürgen. Die Weltwirtschaft ist mit dem Ausbruch des Coronavirus in China neuen Risiken ausgesetzt. Der Handelsstreit zwischen den USA und China ist dabei noch nicht einmal beigelegt.
Zurecht wird der historische Moment nach fast 50 Jahren EU-Zugehörigkeit in London mit schmalem Programm begangen: Nur eine Lightshow, Union-Jack-Fahnen und eine Rede des Premiers sollen den Schritt begleiten. Kein Feuerwerk, nicht einmal das Londoner Wahrzeichen Big Ben soll läuten. Man wolle die Brexit-Gegner nicht vor den Kopf stoßen, begründete Johnson diese Zurückhaltung. Die britische Gesellschaft ist und bleibt tief gespalten.
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Quelle:[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
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Die folgenden 4 Mitglieder haben sich bei BLACKY74 bedankt:
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01.02.20, 23:59
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#2
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Super Moderatorin
Registriert seit: Mar 2009
Ort: South Bronx
Beiträge: 24.088
Bedankt: 63.035
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Die Ratten verlassen das sinkende Schiff.
Mal sehen, wann den Briten aufgeht, wie beschissen es ihnen in den 70/80gern ging,
vor der EU. Da sind total viele her gekommen.
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Die folgenden 2 Mitglieder haben sich bei Avantasia bedankt:
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02.02.20, 09:23
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#3
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Banned
Registriert seit: Apr 2011
Beiträge: 446
Bedankt: 603
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Ich glaube, dass das Thema schon etwas differenzierter zu betrachten und zu erklären ist als eine Grafik der Arbeitslosenquote.
Zumal GB bereits 1973 der europäischen Wirtschaftsgemeinschaft beigetreten ist
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei Schwammkopf2011:
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03.02.20, 05:35
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#4
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Freigeist
Registriert seit: Sep 2010
Ort: München
Beiträge: 11.319
Bedankt: 23.577
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Zitat:
Zitat von Schwammkopf2011
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Zumal GB bereits 1973 der europäischen Wirtschaftsgemeinschaft beigetreten ist
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Der EU Binnenmarkt ist 1993 Realität geworden und das spiegelt sich sehr gut in der Arbeitslosenquote wieder. Es ermüdet das Du ständig Nebelkerzen wirfst...
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei MunichEast:
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03.02.20, 06:54
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#5
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Master of Desaster
Registriert seit: Dec 2014
Beiträge: 4.285
Bedankt: 3.374
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Die Arbeitslosenstatistik da zu Grunde zu legen , sehe ich auch als heikel.
Irgendwann gab es einmal eine Miss Thatcher oder auch die eiserne Lady genannt.
Ihre Hauptaufgabe bestand darin in diesen 70/80iger Jahren erst einmal die Gewerkschaften zu zerschlagen und auf ein Grundmass zu bringen.
Im Schiffsbau war der , der eine Niete hielt, in einer anderen Gewerkschaft als der, der den Hammer schwang.
Der Lokfuehrer in einer anderen , als der Schaffner. So reihten sich ueber hundert Gewerkschaften aneinander.
Defacto streikte irgend eine Gewerkeschaft immer.
Das laehmte den gesamten Arbeitsmarkt unf war ausschliesslich ein britisches Problem.
Das spiegelt nicht die Zugehoerigkeit oder der den profitablen Teil eine vorangegangenen Geschichte der EWG , spaeter EG und zuletzt EU wieder.
Partizipiert haben alle, die dem Verbund beitraten.
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04.02.20, 18:54
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#6
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Chuck Norris
Registriert seit: Sep 2009
Beiträge: 3.738
Bedankt: 5.859
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Kausalität und Korrelation.
@Caplan
Für die Ziele Thatchers war die Zerschlagung der Gewerkschaften nicht Ziel sondern lediglich das Mittel.
Auch ging es nicht um 'Nietenhaltergewerkschaften' sondern darum, dass jeder Mitarbeiter verpflichtet war sich zu organisieren (Closed Shop Modell). Dazu kamen die Streikposten (Flying Pickets) die auch Betriebe dichtmachen konnten, die nicht am Streik beteiligt waren. Durch diese beiden Säulen hatten die Gewerkschaften die Möglichkeit die Wirtschaft zu lenken, was letztendlich zum Winter of Discontent 78/79 führte und zu Thatchers Wahlsieg. Das Thatcher nicht aufhörte, als sie die beiden Faktoren aus dem Spiel nahm, sollte bekannt sein. Sie erschuf dazu künstliche Arbeitslosigkeit um Arbeitslose gegen Beschäftigte auszuspielen, wie man es an der Kurve sehen kann.
Ohne das noch weiter auszuführen: Ihr Traum war eine Gesellschaft die sich nicht als solche verstand. [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] Obendrein hat sie die Finanzmärkte von der Kette gelassen, denen das aber immer noch nicht genug ist, wo wir wieder beim Thema wären.
Wer die Ära Thatcher nicht versteht, wird auch solche Artikel nicht verstehen können. Nachdem also ihre Nachfolger (zB Blair) ihr Werk mehr oder weniger fortgesetzt haben, fängt die Gesellschaft an auseinander zu fliegen. Sogar das vereinigte Königreich selbst steht auf dem Spiel, da die Schotten entschlossen sind in der EU zu bleiben. Boris Johnson, Steueroase incoming und eine zunehmend verarmte Bevölkerung. Ich würde mal sagen, dass sich Thatchers Politik gelohnt hat - fragt sich nur ob man zu den Profiteuren gehört.
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05.02.20, 07:40
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#7
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Master of Desaster
Registriert seit: Dec 2014
Beiträge: 4.285
Bedankt: 3.374
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Deine Beschreibung ist ausfuehrlicher, meine umreisst die Grundlagen, da sicherlich einige User hier ausser dem Film und dem Namen , die Wirksamkeiten nicht miterlebt haben.
Entsprechend ist die Graphik da oben schnell hergeleitet und nicht sachgerecht.
Es war zu derzeit ein probates Mittel, Kapital dazu zu bewegen etwas zu tun, wenn die Blockaden endlich aufhoeren.
So etwas inspirert das Kapital nicht.
Das ist allerdings auch kein rein englisches Geheimnis, da der Staat nicht alles abfedern kann, wenn gleichzeitg die Produktivitaet sinkt und die Einnahmen schwinden. Ein Irrglaube dem sich auch heute noch viele gern ergeben.
Was detailiert unuebersehbar ist, das es alternativ auch nicht unerhebliche Armut auf dem neu aufstrebenden Gross Britaninen lastet, da auch dortige ehem. Klassiker entfallen sind u.a.
Aber wir werden ja die Erfolge verfolgen koennen; man lernt ja nie aus.
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