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myGully |
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12.08.21, 06:55
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#1
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Survivor
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Schweden und die Gangs
Zitat:
Erst wurde ein Polizist erschossen, dann zwei spielende Kinder von Kugeln getroffen, schließlich fielen in den vergangenen Tagen immer neue Schüsse in Kristianstad, Linköping und anderswo.
Schweden, das gesteht sich das skandinavische Land längst ein, hat ein gehöriges Problem mit Gang-Kriminalität. Das gilt vor allem für die großen Städte und ihre Vororte, aber auch über Stockholm, Göteborg und Malmö hinaus.
Die Polizei sorgt sich besonders um Kinder und Jugendliche, die in kriminelle Kreise hineingezogen werden. "Die Macht der Gangs über die Jungen muss gebrochen werden", fordert die Zeitung "Sydsvenskan".
Löfven: "Wir haben das vielleicht nicht kommen sehen"
In der Vorstellung vieler Menschen gilt Schweden als friedliches Land mit Astrid-Lindgren-Idylle. Doch inzwischen sind Bandenkriminalität und Schießereien dort keine Einzelfälle mehr. Wie konnte Schweden zum Schauplatz solcher Verbrechen werden? Wer sind die Gangs, die dahinterstecken und was wollen sie erreichen?
Diese Fragen versuchte der Kriminalreporter Lasse Wierup 2020 in einem Buch mit dem Titel "Gangsterparadiset" - das Gangster-Paradies - zu erklären. Laut Wierup gibt es mittlerweile mindestens 350 kriminelle Konstellationen in Schweden, von Rockern über ethnisch zusammenhängende Banden bis hin zu lokal aktiven Netzwerken, die allesamt unter anderem um Einfluss auf dem Drogenmarkt ringen. Das sind mehr als dreimal so viele wie 2010.
Gleich zu Beginn zitiert der Reporter der Zeitung "Dagens Nyheter" eine Aussage von Ministerpräsident Stefan Löfven. "Wir haben das vielleicht nicht kommen sehen", räumte der Ende 2019 öffentlich ein. Dieser Satz klang lange nach, zeigte er nach Ansicht der Opposition und vieler Medien doch eine gewisse Hilflosigkeit der Regierung im Umgang mit Kriminellen.
Weniger Explosionen, mehr Schießereien
Was vor und seit dieser Aussage in Schweden passierte, klingt nicht nach Bullerbü, sondern eher nach Bronx. Immer wieder kam es in den vergangenen Jahren zu Explosionen, oft in Eingangsbereichen von Mehrfamilienhäusern, manchmal vor öffentlichen Gebäuden. Verletzt wird dabei nur selten jemand, dafür aber umso mehr Schrecken gesät.
Seit einiger Zeit sind die Explosionen seltener geworden - was nicht bedeutet, dass es friedlicher geworden wäre auf Schwedens Straßen. Im Gegenteil: Angesichts unzähliger Konflikte zwischen den Gangs gab es zwischen Januar und Juli rund 180 Vorfälle, bei denen geschossen wurde - durchschnittlich wurden also fast jeden Tag irgendwo in Schweden Kugeln abgefeuert. Das Niveau der beiden Vorjahreszeiträume war ähnlich hoch.
Das hat ernsthafte Folgen: 25 Tote und 53 Verletzte stehen bei den Taten in den ersten sieben Monaten 2021 zu Buche. Vor anderthalb Monaten wurde ein 33 Jahre alter Polizist in Göteborg auf offener Straße erschossen, als er sich nachts im Problemviertel Biskopsgarden im Gespräch mit mehreren Personen befand.
Es wird davon ausgegangen, dass der Beamte nicht gezielt ins Visier genommen wurde. Gleiches gilt für zwei Kinder, die Mitte Juli im Stockholmer Vorort Huddinge von Schüssen verletzt wurden. Es war der nächste Fall, bei dem Kinder zwischen die Gang-Fronten gerieten.
Ein nächtlicher Schuss nahe einer Tankstelle in Botkyrka bei Stockholm hatte im August 2020 ein zwölfjähriges Mädchen getötet. Schweden war schockiert.
"Wir haben einen Trend beobachtet, dass es üblicher geworden ist, dass Außenstehende von dieser Art von Gewalt betroffen sind", stellte der Kriminologe Manne Gerell jüngst im Rundfunksender SVT fest. Zuvor waren in der Stadt Kristianstad zwei jüngere Männer und eine Frau zwischen 60 und 70 angeschossen und damit schwer verletzt worden.
Immer mehr Jugendliche werden zu Tätern
Die Schützen sind meist junge Männer und immer häufiger Teenager. "Der durchschnittliche Täter ist etwa 20 Jahre alt und wohnt in einem sogenannten gefährdeten Gebiet", sagt Kriminalreporter Wierup der Deutschen Presse-Agentur (dpa) - im Deutschen würde man diese "utsatt omrade" wohl am ehesten als Problembezirk bezeichnen.
"Der neue Trend ist jedoch, dass Minderjährige eine immer größere Rolle spielen." Ein Grund dafür: Der Polizei ist es durch die Entschlüsselung der App EncroChat gelungen, ältere Kriminelle zu fassen.
Im Fall des getöteten Polizisten wurde ein 17-Jähriger festgenommen. Auch nach der Tat in Kristianstad fiel der Verdacht zunächst auf drei Minderjährige, die später aber freigelassen wurden. Bei Schüssen wenige Tage später in Linköping starb ein Jugendlicher, nachdem dort erst zweieinhalb Monate vorher ein 20-Jähriger erschossen worden war.
Kinder und Jugendliche werden von den Gangs auch beim Verstecken und beim Transport von Drogen und Schusswaffen ausgenutzt, wie Informationen aus den entschlüsselten Chats zeigten. "Ich bin tatsächlich ziemlich besorgt um unsere Zukunft", sagte der örtliche Polizeichef in Sollentuna im Norden Stockholms, Christoffer Bohman, im SVT.
Ist Schwedens Justizsystem zu nachsichtig?
Was macht Schweden falsch? Eine der wichtigsten Erklärungen für die eskalierende Gang-Gewalt ist nach Ansicht von Wierup die geringe Aufklärungsquote. "Die kurze Antwort ist, dass der Preis, ein Gangster-Leben in Schweden zu führen, oft niedrig ist", sagt er.
"Viele Junge, nicht zuletzt die, die aus anderen Ländern eingewandert sind, entdecken, dass man viele Straftaten begehen kann, ohne zu einer empfindlichen Strafe verurteilt zu werden."
Die schwedische Gesetzgebung stamme in der Hinsicht aus einer anderen Zeit, sagt Wierup. Im Reichstag in Stockholm habe man letztlich eingesehen, dass man etwas tun müsse, und mehrere verschärfte Gesetze auf den Weg gebracht.
Löfvens kritisierte Regierung legte Mitte Juni einen 34-Punkte-Plan vor, um die Gangs in den Griff zu bekommen. "In Schweden sollen alle sicher sein, egal wo man wohnt", heißt es darin. Das Problem für Kriminalreporter Wierup: Die kriminellen Netzwerke haben sich in den verlorenen Jahren längst etabliert - diese zu "brechen", wie es Löfven häufig versprochen habe, sei deshalb keine leichte Aufgabe für die unterbesetzte Polizei. (dpa/thp)
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Die folgenden 2 Mitglieder haben sich bei mannix70 bedankt:
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12.08.21, 07:04
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#2
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Freigeist
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Zitat:
Gang-Kriminalität ist Dauerthema
Inzwischen ist die Gang-Kriminalität in Schweden ein Dauerthema. Dass hier etwas versäumt wurde, räumt auch Innenminister Mikael Damberg im ARD-Interview ein: Über Jahre seien arme Wohngebiete entstanden, die man alleine gelassen habe. "Der Staat war nicht da, die Polizei nicht vor Ort - da hat Schweden einen Fehler gemacht." ....
Seit sieben Jahren versucht er, die Gewalt in den Griff zu bekommen. Das sei schwierig, die Täter würden oft nicht ermittelt, denn aus Angst schwiegen die, die was zu sagen hätten. Die Kriminellen stammen fast alle aus dem gleichen Milieu, so der Polizist: "Viele dieser Kinder und Jugendlichen hatten es schwer im Leben. Abwesende Eltern, oft keinen Kontakt zum Vater, schlechte Schulnoten. Und nun wollen sie irgendwo dazu gehören." In einer kriminellen Gruppe bekämen sie schnell ein Zugehörigkeitsgefühl.[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
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Eine aktuelle Ergänzung. Härtere Strafen werden das Problem nicht lösen.
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12.08.21, 07:45
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#3
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Zitat:
Zitat von MunichEast
Härtere Strafen werden das Problem nicht lösen.
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Mer muss sich aber auch nicht gleich vorne über beugen und schon jugendlichen Intensivtätern die Eier kraulen.
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12.08.21, 08:08
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#4
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Freigeist
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Armut und Perspektivlosigkeit kann man nicht mit härteren Strafen oder Haft verbessern. Die Vereinigten Staaten sind da ein lehrreiches Beispiel.
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12.08.21, 08:24
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#5
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Are YOU a people person?
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Zitat:
Zitat von MunichEast
Armut und Perspektivlosigkeit kann man nicht mit härteren Strafen oder Haft verbessern.
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Korrekt. Aber Schmusen verhindert Intensivtäter auch nicht. Haben die ja bisher probiert. Gibt auch genug Unterprivilegierte, die nicht straffällig werden. Somit zieht die Erklärung als Rationalisierung bzw. Entschuldigungsgrund von vornherein net.
Zitat:
Zitat von MunichEast
Die Vereinigten Staaten sind da ein lehrreiches Beispiel.
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Die Staaten sind dafür tatsächlich ein lehrreiches Beispiel, allerdings auch sehr weit von den sozialstaatlichen Realitäten Schwedens entfernt.
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Die folgenden 2 Mitglieder haben sich bei muavenet bedankt:
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12.08.21, 08:55
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#6
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Freigeist
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Ich halte eine Betrachtung der Täter als Intensivtäter und erhöhtem Strafverfolgungsdruck als Lösung für sehr einseitig. Hier müssen deutlich tiefer einhergehende Lösungsansätze miteinbezogen werden. Armutsbekämpfung, Sozialarbeiter und intensive Schulunterstützung sind zielführender als kurzfristige Erfolge durch Polizeidominanz. Gerade in diesem Milieu führen sonst staatliche Machtdemonstrationen zu hoher Solidarisierung und Unterstützung untereinander in den Armutsvierteln.
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12.08.21, 09:36
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#7
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Are YOU a people person?
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Zitat:
Zitat von MunichEast
Ich halte eine Betrachtung der Täter als Intensivtäter und erhöhtem Strafverfolgungsdruck als Lösung für sehr einseitig.
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Erstens geht es hier nur um die Intensivtäter, und zweitens lässt sich ein erhöhter Strafverfolgungsdruck nicht umgehen. Wie auch, wenn die Strafverfolgungsbehörden vorher als praktisch nicht anwesend wahrgenommen wurden (siehe Damberg).
Zitat:
Zitat von MunichEast
Hier müssen deutlich tiefer einhergehende Lösungsansätze miteinbezogen werden. Armutsbekämpfung, Sozialarbeiter und intensive Schulunterstützung sind zielführender als kurzfristige Erfolge durch Polizeidominanz.
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Soviel zur Vorbeugungsstrategien. Heisst nicht, dass Abwehrstrategien vernachlässigt werden sollten. Insbesondere bei Strukturen organisierter Kriminalität.
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12.08.21, 09:46
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#8
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sauger
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Beiträge: 353
Bedankt: 634
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Gang-Kriminalität ist aber nicht nur ein schwedisches Problem.
Das gibt es in Deutschland auch schon, will bloß keiner zugeben.
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12.08.21, 09:53
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#9
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Freigeist
Registriert seit: Sep 2010
Ort: München
Beiträge: 11.245
Bedankt: 23.296
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Gut das es hier um Schweden geht ....
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12.08.21, 09:55
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#10
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Banned
Registriert seit: Feb 2016
Beiträge: 868
Bedankt: 784
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Gangs, die mit Kriegswaffen und Handgranaten "Drive-by-Shooting´s" veranstalten haben wir meines Wissens nach allerdings noch nicht in Deutschland. In der Hinsicht sind uns die Schweden 10-15 Jahre voraus.
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei Klopperhorst:
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12.08.21, 10:11
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#11
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Legende
Registriert seit: Aug 2011
Ort: in der Wildnis
Beiträge: 15.622
Bedankt: 34.762
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Zitat:
Zitat von Klopperhorst
"Drive-by-Shooting´s" veranstalten haben wir meines Wissens nach allerdings noch nicht in Deutschland.
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Ein Vorfall hat es bis in die US Medien geschafft:
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Die Schweden können sich ja mit den Engländern absprechen. London ist auch ein heißes Pflaster.
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei TinyTimm:
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12.08.21, 10:30
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#12
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Banned
Registriert seit: Feb 2016
Beiträge: 868
Bedankt: 784
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Zitat:
Zitat von TinyTimm
Die Schweden können sich ja mit den Engländern absprechen. London ist auch ein heißes Pflaster.
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Ok, dann sind sie uns nur noch 5 Jahre voraus, sofern der AK47/Handgranaten-Kelch nicht an Deutschland vorbeigeht.
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei Klopperhorst:
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12.08.21, 18:58
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#13
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Suppen Moderator
Registriert seit: Jan 2010
Beiträge: 6.429
Bedankt: 7.215
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Zitat:
Zitat von MunichEast
Gut das es hier um Schweden geht ....
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Ist zwar nicht mein Bereich, aber vielleicht sollte man diesen Satz hier mal beherzigen und die leidigen "woanders aber auch" OT Gespräche nicht noch fördern.
@topic
Ich weiß nun nicht, was seid 2019 und diesem Satz passiert ist - werde ich mal nachlesen müssen. Aber erschreckend ist es so oder so. Zwar sehe ich Schweden nicht als Ponywelt, aber ansich wusste ich bzw nahm ich es auch nicht als großes Problem-Land wahr.
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Urlaubsmodus
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Die folgenden 2 Mitglieder haben sich bei Thorasan bedankt:
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25.11.23, 14:33
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#14
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Anfänger
Registriert seit: Jul 2013
Beiträge: 7
Bedankt: 28
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Also ich hätte kein Problem, wenn die Typen im Nördlichsten Teil Schwedens weit ab von jeglicher Zivilisation, genauergesagt so weit, dass man nichtmal eben hinfahren kann...
in ein erziehungslager gesteckt werden.
Dach überm Kopf, Essen und 8h harte Körperliche Arbeit.... aber sowas darf man ja nicht sagen..
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25.11.23, 14:50
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#15
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Erfahrenes Mitglied
Registriert seit: Aug 2020
Beiträge: 651
Bedankt: 1.005
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Zitat:
Zitat von grapefruit89
Also ich hätte kein Problem, wenn die Typen im Nördlichsten Teil Schwedens weit ab von jeglicher Zivilisation, genauergesagt so weit, dass man nichtmal eben hinfahren kann...
in ein erziehungslager gesteckt werden.
Dach überm Kopf, Essen und 8h harte Körperliche Arbeit.... aber sowas darf man ja nicht sagen..
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Leider ja , darfst du denken aber nicht aussprechen ! Denn das stösst gegen die Menschenwürde , auch die ...die eine schlechte Kindheit genossen haben ,gewährt man am Leben teil zu haben .....ob die jetzt 20 Menschen weggemacht haben ist doch egal.
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei Luke_Sky123:
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