[TinyTimm]

Der Ikea-Katalog wird nach 70 Jahren eingestellt. Das Kundenverhalten und der Medienkonsum hätten sich zuletzt gewandelt, und der Katalog sei immer weniger genutzt worden, teilte der schwedische Möbelriese am Montag mit. Der erste Katalog war im Jahr 1951 erschienen – er galt lange Zeit als wichtigstes Werbeelement des Konzerns.

Der erste deutsche Ikea-Katalog aus dem Jahr 1974

Das in Schweden gegründete Unternehmen will seine Produkte künftig vor allem auf digitalen Wegen vorstellen, wie aus einer Mitteilung der deutschen Ikea-Tochter vom Montag hervorgeht. „Die Entscheidung ist eine Folge des veränderten Medienkonsums und Verbraucherverhaltens“, sagte Ikea-Manager Konrad Grüss.

Grüss zufolge habe die Anzahl der Kataloge abgenommen, zugleich hätten mehr Menschen die Website, Apps und Soziale Netzwerke aufgesucht. „Der Katalog ist immer unwichtiger geworden“, so Grüss zudem.

Ikea plant Buch

Auch das Thema Nachhaltigkeit soll eine Rolle gespielt haben – bis 2030 will der schwedische Konzern klimapositiv sein. Das sagte Konzernchef Jesper Brodin zuletzt auch in einem Interview mit der Zeitung „Welt“. „Umweltschutz ist für Ikea ein sehr wichtiges Thema“, sagte Brodin darin zudem. Der Konzern arbeite dem Kultkatalog zu Ehren jedoch an einem Buch – dieses soll im Herbst 2021 in den Ikea-Filialen erhältlich sein und Inspirationen für die eigenen vier Wände liefern.

Erster Katalog erschien 1951

Der 2018 verstorbene Ikea-Gründer Ingvar Kamprad hatte den ersten Katalog 1951 – also acht Jahre nach Gründung des Konzerns – noch selbst zusammengestellt. Auf dem Cover der 68-seitigen Ausgabe war der gepolsterte Schaukelstuhl MK in Braun zu sehen. Damals wurden 285.000 Kopien gedruckt und im Süden Schwedens vertrieben. Anlässlich des 70-jährigen Jubiläums machte Ikea alle Kataloge der vergangenen sieben Jahrzehnte online verfügbar.

In Deutschland ist Ikea seit 1974 vertreten – im selben Jahr wurde in Deutschland auch der erste Ikea-Katalog verteilt. In Österreich wurde das erste Ikea-Einrichtungshaus im Jahr 1977 eröffnet.

200 Millionen Exemplare als Rekord

Im Jahr 1998 folgte der erste Ikea-Katalog, der im Internet verfügbar gemacht wurde. Dabei handelte es sich um eine Sonderausgabe für Geschäfts- und Büroeinrichtung. Im Jahr 2000 folgte der gleichzeitige Start einer Print- und einer digitalen Ausgabe des Katalogs.

Im auflagenstärksten Jahr 2016 waren 200 Millionen Exemplare des Katalogs in 32 Sprachen in über 50 Ländern verteilt worden. Auf dem umsatzstärksten Markt Deutschland waren im vergangenen Jahr noch 23 Millionen Kataloge unter die Konsumenten gebracht worden. Der aktuelle und wohl letzte Katalog hat nur noch eine Auflage von 8,5 Millionen Exemplaren.

Onlineumsatz während Krise stark gesteigert

In der Coronavirus-Pandemie hat Ikea seinen Onlineumsatz stark gesteigert bei gleichzeitig monatelang geschlossenen Einrichtungshäusern. In den zwölf Monaten bis Ende August stiegen die Onlineverkäufe um 45 Prozent. Auf dem deutschen Markt stieg der Anteil des im Internet erzielten Umsatzes im Geschäftsjahr 2019/2020 (30. August) von 9,4 auf 16,2 Prozent.

Für den Marketingexperten Martin Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU passt der Schritt des schwedischen Möbelhauses gut in die Zeit. „Es ist ein geschickter Zug von Ikea, gerade jetzt das Aus für den Katalog anzukündigen. Denn aufgrund der Corona-Krise sind wir alle viel digitaler unterwegs als noch vor einem Jahr.“ Die Social-Media-Kanäle von Facebook bis Instagram hätten dem Ikea-Katalog in den vergangenen Jahren ohnehin den Rang abgelaufen. Wirklich geschätzt werde er wohl nur noch von der älteren Generation, meint er.

Quelle: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]

Was in den Artikel nicht vorkommt sind die Druckereien die durch die Produktion des Katalogs einen gesicherten Umsatz hatten, und deren Mitarbeiter. Meist lässt man zugunsten eines Großkunden die kleineren Aufträge unberücksichtigt. Das rächt sich bei solchen Aktionen bitter.