[mannix70]

Steigende Verkehrssicherheit? Was ein Tempolimit auf Autobahnen nutzt

Annette Stolle von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) erklärt dazu gegenüber unserer Redaktion: "Ein Tempolimit führt nachweislich zu einer steigenden Verkehrssicherheit. Die Zahl der Toten und Schwerverletzten sinkt." Katrin van Randenborgh vom ADAC schränkt dazu ein: "Die Autobahnen sind bei weitem die sichersten Straßen in Deutschland." Rund ein Drittel aller Kraftfahrzeugkilometer würden dort gefahren, der Anteil der Verkehrstoten sei mit 12 Prozent aber weit unterdurchschnittlich.

Wohl auch deshalb fordert ein neues Bündnis aus DUH, der Gewerkschaft der Polizei NRW, des ökologischen Verkehrsclubs VCD, des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland und der Nichtregierungsorganisation "Changing Cities" die Herabsetzung der Höchstgeschwindigkeit außerorts auf 80 km/h. Die meisten Unfälle mit Todesfolge geschahen 2020 laut Statistischem Bundesamt in Deutschland nämlich auf Landstraßen (58,6 Prozent). Das Bündnis fordert aber auch ein Tempolimit für die Autobahn.

Tempolimit auf Autobahnen: Deutschland im europäischen Vergleich

Die theoretischen Gründe für eine höhere Verkehrssicherheit mit Tempolimit auf Autobahnen sind dabei vielfältig: Ein gleichmäßiger Verkehrsfluss, weniger hohe Geschwindigkeitsunterschiede zwischen den Fahrzeugen und eine geringere Durchschnittsgeschwindigkeit können angeführt werden.

Nach Daten der "European Road Safety Observatory" von 2018 liegt Deutschland bei der Todesrate je 1.000 Kilometer Autobahn in Europa im Mittelfeld. Höhere Todesraten weisen also auch Länder mit Tempolimit auf. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass ein Tempolimit nicht der alleinige Faktor für die Höhe der Todesrate ist. Weitere Faktoren sind beispielsweise der Konsum von Alkohol, die Verkehrsdichte und auch der Zustand der Straßen.

DUH-Sprecherin Stolle weist darauf hin, dass eine Datenanalyse des "Spiegel" aus dem Jahr 2017 dennoch zu dem Ergebnis kam, dass 140 Todesfälle mit Hilfe eines Tempolimits hätten verhindert werden können. "Auf Strecken mit einem Tempolimit passieren 75 Prozent weniger Todesfälle", erklärt sie.

Umweltschutz: Wie viel CO2 spart ein Tempolimit ein?

Eine aktuelle Studie des Umweltbundesamtes hat derweil die Auswirkungen eines Tempolimits auf die Umwelt untersucht und gibt dabei die CO2-Einsparungen mit 1,9 Millionen Tonnen bei Tempolimit 130 km/h, 2,9 Millionen Tonnen bei Tempolimit 120 km/h und 6,2 Millionen Tonnen bei Tempolimit 100 km/h an. Katrin van Randenborgh vom ADAC weist darauf hin, dass die aktuell diskutierten 130 km/h Tempolimit "einem Minus der CO2-Emissionen des Straßenverkehrs um rund 1,2 Prozent" entsprechen.

In der Studie des Umweltbundesamtes seien aber, sagt DUH-Sprecherin Stolle, "indirekte Effekte der Verlagerung auf andere Verkehrsmittel" und auch längerfristige Effekte auf den Bau von Fahrzeugen nicht einberechnet. Durch die Umsetzung der Forderungen des Bündnisses der DUH - auf Autobahnen 100km/h tagsüber und 120 km/h nachts, außerorts 80 km/h und innerorts 30 km/h - könnten jährlich "bis zu acht Millionen Tonnen CO2" gespart werden, sagt Stolle.

Die DUH-Sprecherin ergänzt noch einen weiteren Umweltaspekt: "Das Tempolimit ist eine Maßnahme zur Senkung der Stickoxide, die empfindliche Ökosysteme gefährden." Aus diesem Grund sei in den Niederlanden ein Tempolimit von 100 km/h tagsüber gegen die hohe Belastung von "Natura 2000-Gebieten" eingeführt worden.

"Natura 2000-Gebiete" sind verschiedene spezielle Naturschutzgebiete innerhalb der Europäischen Union, die von den Mitgliedsstaaten selbst festgelegt wurden. Der grenzüberschreitende Schutzraum soll vor allem bedrohte Tiere und Pflanzen schützen. In Deutschland seien laut Stolle "zwei Drittel der Fläche empfindlicher Ökosysteme 2015 durch zu hohe Stickstoffeinträge bedroht. Das Tempolimit ist auch hierbei eine notwendige Maßnahme."

Machen E-Autos ein Tempolimit überflüssig?

Doch wie steht es um den von Armin Laschet skizzierten Zusammenhang zwischen E-Autos und dem Tempolimit im Hinblick auf CO2? ADAC-Sprecherin van Randenborgh kommentiert: "Je höher der Anteil von E-Autos, desto geringer die Auswirkungen eines allgemeinen Tempolimits auf Autobahnen im Hinblick auf die Reduzierung der CO2-Emissionen. E-Autos fahren tatsächlich CO2-frei, sofern sie mit Strom aus erneuerbaren Quellen unterwegs sind."

Nebeneffekte des Tempolimits: Weniger Stau, weniger Stress, weniger Lärm

Die DUH führt noch einige weitere Gründe für ein Tempolimit an. Dazu gehören eine Lärmreduzierung und ein besserer Verkehrsfluss, auch durch weniger unfallbedingte Staus. Das hänge mit der Aufnahmekapazität der Autobahnen zusammen, die bei Tempo 80 bis 100 am größten sei, erklärt Stolle. Darüber hinaus führe ein Tempolimit zu einem sinkenden Kraftstoffverbrauch und damit zu einem finanziellen Vorteil für die Fahrer, und darüber hinaus zu weniger Stress im Straßenverkehr.

Der ADAC stimmt letzterem zu: "Unabhängig von der Geschwindigkeit erfordert das Führen eines Autos grundsätzlich höchste Konzentration und Aufmerksamkeit. Für Verkehrsteilnehmer kann jedoch ein Tempolimit weniger Stress beim Fahren bedeuten", sagt van Randenborgh.

Tempolimit - ja oder nein? Das sagen die Bürgerinnen und Bürger

Doch was sagt eigentlich die Bevölkerung? In einer Umfrage unter ADAC-Mitgliedern sprachen sich 50 Prozent für und 45 Prozent gegen ein generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen aus. Und einer Studie des Bundesumweltamtes zufolge sprach sich eine Mehrheit von 64 Prozent der Bürgerinnen und Bürger für ein Tempolimit aus, wobei 21 Prozent deutlich gegen eine Umsetzung Stellung bezogen.

Ob ein Tempolimit in nächster Zeit eingeführt wird, hängt nun vor allem von einem Ereignis im September ab: der Bundestagswahl. Die Grünen und die SPD treten für ein Tempolimit von 130 km/h ein, die Linke fordert 120 km/h. Union und FDP lehnen pauschale Höchstgrenzen ab. Je nach Regierungskoalition könnte eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf deutschen Autobahnen also zu erwarten sein.

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[MunichEast]

Ein wiederkehrendes Thema, gerade in der sommerlichen Urlaubszeit. Vorteile sind nicht von der Hand zu weisen, weniger CO2 Emissionen, geringerer Treibstoffverbrauch und weniger schwere Unfälle, gerade mit Todesfolge.

[Klopperhorst]

Da man sowieso auf Grund des Verkehrsaufkommens nur noch auf den wenigsten Strecken sein Auto mal wirklich ausfahren kann, kann man auch gleich dauerhaft von 7-22 Uhr auf Tempo 130/140 begrenzen. 120 ist in meinen Augen zu knapp bemessen.

[parlheinz]

Man darf das nicht so einseitig sehen und nur das Tempolimit auf Autobahnen bzw. für den Autoverkehr begrenzen wollen. Munich hat alles sehr gut beschrieben: Wenn Geschwindigkeit verringert wird, dann sinkt grundsätzlich der Energieverbrauch, der CO2-Ausstoss und eventuelle Unfälle haben einen viel glimpflicherem Ausgang. Das gilt immer und überall, für den ICE ebenso und ganz besonders, wenn es gelingen sollte Flugverkehr einzusparen. Und wenn die Geschwindigkeit gesenkt sein wird, dann muss man immer daran denken, dass man noch mehr einsparen kann, wenn man noch weiter senkt.

Ich finde, dass das gerade jetzt im Wahlkampf ein wichtiges Thema ist, weil es ja auch die Aufklärung der Wähler bedeutet und genau die wollen wir.

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[Draalz]

Die Maschine meines Pkw hat über 380000 km auf dem Buckel. Der muss nicht mehr getreten werden. Ich bin leider auf ihn angewiesen, berufstechnisch. Wenn es der Verkehr zulässt, schalte ich bei 100 den Tempomaten ein.

Früher war ich ein ziemlich rasant unterwegs, aber im Grunde ist gleiten doch viel entspannter.

[MunichEast]

Das ist der Vorteil von E-Autos, denn damit ist kaum einer am rasen....

[karfingo]

Zitat von MunichEast

denn damit ist kaum einer am rasen....

In Kroatien gibt es einen Tüftler, der baut E-Autos mit Geschwindgkeit 400.
Hier im Board war ein fred über ihn .. finde ich grad' nich'

[MunichEast]

Natürlich sind E-Autos in der Beschleunigung den Verbrennern überlegen. Der typische E-Fahrer schont lieber seinen Akku ....

[pauli8]

Zitat von karfingo

In Kroatien gibt es einen Tüftler,... .
...Hier im Board war ein fred über ihn .. finde ich grad' nich'

Du altes Schlitzohr karifngo.

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[Caplan]

Wenn man mal den typ. Verkehrsruepel , der fuer 3 Ausfahrten aus der Anlaufzone in die 2te oder dritte Spur rast, allemoeglichen irre Mannoever vollzieht und noetigt wo es nur geht ,um dann in 5 km wieder abzufahren absieht, faehrt es sich im wesentlich hochprozentig gerad einmal um die geforderten Geschwindigkeiten im Alltag.
Die Nacht klammer ich einmal bewusst aus. Anderes Verkehrsaufkommen.
Hinzu kommt, das vielerorts die Begrenzung auf 120 plus die ueblichen 10% schon laengst installiert sind.

Frueher; 80iger Jahre, fuhr ich nach Sueden, Richtung Schweiz, ~2,75 Std auf 480 km
Heute 4-5 h. Also mehr Tempo seh ich da nicht.
Und, was die meisten auch schon wissen, der Verbrauch nimmt ab 130-140 km/h erheblich zu, ob nun Diesel oder Benziner, wenn man von dort in Richtung 180 plus geht.
Und ja, Autofahren kann auch mal anders Spass machen, wenn die Situation das ueberhaupt zulaesst.

Fuer mich ist eher fraglich, in wie weit die mittlerweile volumfanglichen Multientertainmentsysteme unfalltraechtig einzustufen sind, in der Ablenkung zu Fahrzeugfuehrenden. Das sieht man schon im Stadtverkehr@ beschaeftigt mit allem moeglichem Kram, bis hin zum freisprechen.

Und CO2 kann man auch reduzieren, wenn wir die Staulandschaften als erstes aufheben, den darin sind wir auch Weltmeister. Tote Baustellen ohne Ende
Da lehrt soagr ein Nachbarland wie Holland, das das SO nicht sein muss.
Diese Dinge fliessen alle in die Argumentation sachlich nicht ein.


Aber immer mal wieder schoen davon zu lesen..gute Fahrt.

[Tuxtom007]

Zitat von Klopperhorst

Da man sowieso auf Grund des Verkehrsaufkommens nur noch auf den wenigsten Strecken sein Auto mal wirklich ausfahren kann, kann man auch gleich dauerhaft von 7-22 Uhr auf Tempo 130/140 begrenzen. 120 ist in meinen Augen zu knapp bemessen.

120 halte ich für genau das richtige Tempo.
In den kompletten Niederlanden galt jahrelang Tempo 130 auf allen Autobahnen, mittlerweile sogar nur noch Tempo 100 zw 6 und 19 Uhr.
Die einzigen, die sich nicht dran halten sind die Deutschen - die werden dafür dann aber auch so richtig zur Kasse gebeten, was leider in Deutschland nicht geschieht.

Der Zeitvorteil zwischen 100 und 120/130 km/h ist maginal

[Klopperhorst]

Zitat von Tuxtom007

120 halte ich für genau das richtige Tempo.
In den kompletten Niederlanden galt jahrelang Tempo 130 auf allen Autobahnen, mittlerweile sogar nur noch Tempo 100 zw 6 und 19 Uhr.

Meinetwegen auf Tempo 120, allerdings unter Vorbehalt in bergigen Landschaften. Da brauchts dann ab und an mal etwas "Anlauf" zum Erklimmen der nächsten Anhöhe.
Ich habe aktuell nur Autos die zum cruisen und nicht zum rasen einladen, von daher ist eine Tempo-Begrenzung auf Autobahnen für mich unproblematisch. Die Herren von PS-starken Renn-Boliden, ein naher Verwandter fährt mit seinem RS6 gerne und schnell, schaut dann halt in die Röhre.

[Spammerman]

Ich bin gegen ein generelles Tempolimit.

Mit meinem Smart geht realistisch eh nicht mehr.
Im Berufsverkehr geht es eh fast nur viel langsamer.

Aber bei freier Bahn? Da sollte man sein Auto auch mal ausfahren dürfen.
Meit meinem Kilometerschwein mache ich fast immer 130 und Tempomat.

Kritisch für die Sicherheit sind eher die Fahrzeuge die unangepasst unterwegs sind.
Mittelspurblockierer, Anhängergespanne mit 130 auf der linken Spur, Nichtblinker und die eiligen "Medikamentendienste", die dann dicht auffahren oder rechts überholen.

Wenn frei ist ... warum nicht mal 250 fahren? Auf das Weltklima hat das keine Auswirkung.

[MunichEast]

Zitat von Spammerman

Wenn frei ist ... warum nicht mal 250 fahren? Auf das Weltklima hat das keine Auswirkung.

Ein normaler Mittelklassewagen verbraucht bei 160 km/h ein Drittel mehr Kraftstoff als bei 130 km/h und der Ausstoß erhöht sich. 3,5 Millionen Tonnen CO2 könnten nur in Deutschland mit Tempolimit 120 eingespart werden.

[Klopperhorst]

Zitat von Spammerman

Wenn frei ist ... warum nicht mal 250 fahren?

Wenn man sinnigerweise eine zeitliche Befristung des Tempolimits festlegt, 6-22 Uhr zB., sollten beide Parteien zufriedengestellt sein. Denn tagsüber unter der Woche irgendwo dauerhaft schneller als 140 ? Habe ich noch nie geschafft.