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Ungelesen 03.03.11, 01:35   #37
Bierschwan
Anfänger
 
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Bierschwan gewöhnt sich langsam dran | 41 Respekt Punkte
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Ich lebe mit meiner AD(H)S - Diagnose (Über das H streiten sich die Gelehrten noch bei mir) seit 14 Jahren und war über Weihnachten in einer Reha. Verglichen mit anderen Patienten konnte ich aber feststellen, das ich meine Krankheit ziemlich gut im Griff habe, weil ich mich Konsequent mit den Dingen beschäftigt habe, die mich interresieren. Ein dummer Nebeneffekt dabei ist, das meine Zeugnisse dementsprechend aussehen. Mathe, Deutsch, Englisch, Physik...alles Fünfen, im krassen Gegensatz dazu standen dann aber Musik, Religion und Politik auf 1. Die typischen Verhaltensweisen konnte ich quasi auf mich abstimmen: den Aufmerksamkeitsdrang befriedige ich, wenn ich auf der Bühne steh und Keyboard spiele, oder aus meinen Büchern vorlese. (Selbst verfasst, versteht sich).
Sprunghafte Aufmerksamkeitsabschweifungen finden bei mir nur bei Dingen statt, welche für mich unwichtig sind. (Beispiel: Reihenfolge der Gläser in der Spülmaschine, solch banales will mir nicht in den Kopf). Die Hyperfokussierung nutze ich zum Schreiben, Zeichnen und zum Musizieren. In einem meiner Bücher kommen mehrere Blaupausen vor, die kilometerlange Raumschiffe schraubengenau darstellen, sowie 3D - Modelle, welche mit Blender entstanden sind. Der Informationsumfang würde ein Star Wars Fact File sprengen.

Über die Aussage "Gut im Griff" in Relation zu meinen Zeugnissen kann ich übrigens ebenfalls etwas sagen: Glücklicherweise brauche ich für meine Ausbildung (Musikstudium) nicht solche Noten, sondern kann dort mit der Hyperfokussierung, welche meistens einher mit ADS geht, erstaunliche Ergebnisse erzielen. Man muss nur ein Gebiet finden, welches einen Interresiert und dieses dann konsequent verfolgen. Und das geht!

Ich hatte übrigens auch ein Bewerbungsgespräch bei Crytek, weil ein Talent - Manager meine Zeichnungen und Ideen genial fand. Dies scheiterte letzendlich jedoch an meinen Englischkenntnissen.

Aber nichtsdestotrotz: versuche, aus deinem ADS herauszuholen, was nur möglich ist: wenn du auf irgend einem Gebiet produktiv bist, und es dir Spaß macht, schaffst du unglaubliches.

Achja, und CherryCola: Wenn du einem Kind für schlechte Noten eine auf die Zwölf gibst, ändern sich die Noten nicht zwangsläufig. Beispiel ich: ich war mit meinen Interressen derart Penetrant (und stellenweise wohl auch etwas Rücksichtslos, was mir im Nachhinein Leid tut), das ich trotz Prügel nie das Tat, was ich sollte. Da sind die Eltern und auch so mancher Lehrer und Sozialpädagoge dran verzweifelt. Meine schlechten Noten habe ich übrigens nie mit "ich hab ADS" entschuldigt, sonder klar gesagt: "Will ich nicht Lernen, Interresiert mich nicht!"

Außerdem stellte man mich fast Täglich vor die Wahl, ob ich irgend einen Teller voll mit Gemüsegrütze oder Spinat (Bin generell kein Grünzeugfan) runterwürge, sonst dürfe ich den Nachmittag nicht spielen. War klasse, bei jeder Mahlzeit, die ich nicht leiden konnte, den Nachmittag in der Küche verbracht zu haben. Echt. -.- (ich glaube, das ist aber eher Asperger - Autismus, bin mir da nicht sicher).

Soviel zu strenger Disziplinarerziehung.

Soviel von mir
Ich hoffe, damit könnt ihr auch was anfangen
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