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Die neue Regierung will mit Tricks an den Fossilen festhalten
Zitat:
Geoengineering
Die neue Regierung will mit Tricks an den Fossilen festhalten
Mit CCS-Technologie klimaschädliches CO2 in der Erde zu speichern ist teuer und klimapolitisch fahrlässig, ist unser Gastautor überzeugt. Diskutieren Sie jetzt mit ihm.
Ein Gastbeitrag von [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
27. Mai 2025, 8:09 Uhr

Das Unesco-Biosphärenreservat Drömling in Sachsen-Anhalt: Vor etwa 15 Jahren hat die Wiedervernässung des Moores begonnen – Restemissionen lassen sich gut in Mooren und Wäldern binden. © Ronny Hartmann/?dpa
Felix Ekardt forscht als Leiter der Leipziger Forschungsstelle Nachhaltigkeit und Klimapolitik sowie Professor an der Uni Rostock zu Politikkonzepten für mehr Nachhaltigkeit. Er sucht anlässlich seiner oft sehr kontroversen Positionen die Diskussion mit den Leserinnen und Lesern von ZEIT ONLINE. Auch diesmal antwortet er direkt unter dem Artikel auf Leserkommentare. Diskutieren Sie mit!
Die Ampel war keineswegs Klima-radikal. Die vergangene Regierung wollte keineswegs schnell Klimaneutralität erreichen, wie es eigentlich das Klimavölkerrecht und die Grundrechte nahelegen. Weil die deutschen und, wichtiger, mittelbar auch europäischen Ambitionen so niedrig waren und sind, wurden noch zu Ampelzeiten mehrere [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Die neue schwarz-rote Regierung hat [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] nun geerbt – und antwortet darauf mit noch zweifelhafteren Bemühungen um den Klimaschutz.
Bei der Ampel war wenigstens noch klar: Sie strebt einen Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen Öl, Gas und Kohle an als Weg zum Klimaschutz für Strom, Wärme, Mobilität und Industrie. Auch wenn es zu langsam ging und auch wenn die Tierhaltung als zweite große Klimagasquelle vergessen wurde.
Die neue Regierung stellt jetzt gar die Notwendigkeit infrage, eine postfossile Ära überhaupt zu erreichen. Stattdessen sollen fossile Brennstoffe mindestens zeitweise gar noch stärker genutzt werden, vor allem durch einen massiven Zubau von Gaskraftwerken. Klimaneutralität soll dann durch den Trick CCS erreicht werden. CCS, das steht für Kohlenstoffabscheidung und Speicherung – Carbon Capture and Storage. Dabei werden Industrieanlagen und fossile Kraftwerke weiterbetrieben, doch wird das Kohlendioxid beim Betrieb separiert und unter der Erde endgelagert.
Das Ganze ist sehr unsicher
Doch CCS ist sehr aufwendig. Eine marktgängige Technologie ist es bislang nicht. Für Gaskraftwerke schon gar nicht, weil CCS bisher für Kohlekraftwerke vorgesehen war. Ob das Ganze funktioniert, ist daher unsicher. Wichtiger noch: Niemand weiß momentan, ob Kohlendioxid sich wirklich dauerhaft wegsperren lässt oder ob es doch sukzessive wieder an die Oberfläche kommt. Warum sollte man aber jetzt – und jetzt ist Handeln nötig – auf eine Technologie setzen, die kein rasches Handeln gegen die Klimakrise ermöglicht?
Zudem ist CCS extrem teuer. Am Markt behaupten kann es sich nur mit Subventionen. Doch ergibt es wenig Sinn, wenn der Steuerzahler eine Technik subventioniert, wenn doch andere kostengünstige, technisch etablierte Alternativen wie erneuerbare Energien oder Energieeffizienz bestehen. Besonders problematisch wäre es deshalb, wenn Teile des vom [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] im Februar geschaffenen Klima-Sondervermögens von 100 Milliarden Euro nun für die CCS-Förderung eingesetzt würden. Mit dem gleichen Geld lässt sich wesentlich verlässlicher Klimaschutz, etwa über den Erneuerbare-Energien-Ausbau oder über Wärmedämmung für Häuser und deren Subventionierung, betreiben.
Darüber hinaus ist CCS extrem energieintensiv. Ein Kraftwerk braucht mit CCS nicht etwa weniger, sondern noch viel mehr fossilen Brennstoff. Das wäre selbst dann noch ein großes Problem, wenn man die Treibhausgase der fossilen Brennstoffe durch CCS wirklich wegzaubern könnte. Denn das Festhalten an den fossilen Brennstoffen ist auch für Frieden und Demokratie fatal.
Unsere Fossilen kommen noch heute oft direkt oder auf Umwegen aus autokratischen Staaten, [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Der russische Staatshaushalt basiert jedoch zu einem Drittel auf dem Verkauf fossiler Brennstoffe. Und einen Staat, der derzeit die Hauptgefahr für Frieden und Demokratie in Europa darstellt, noch aktiv zu finanzieren, ist geradezu selbstmörderisch. Das Problem bestünde selbst dann noch, wenn wir die Fossilen woanders einkaufen – denn dann hält unser fossiler Konsum immer noch weiter die fossilen Weltmarktpreise hoch. Auch das nützt Russland.
Nun mag man einwenden: Selbst mit null fossilen Brennstoffen und einer reduzierten Tierhaltung braucht man Negativemissionstechnologie. Denn es sind einfach schon zu viele Treibhausgase in der Atmosphäre, und diese müsste man dieser auf irgendeinem Weg wieder entziehen. [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] und Aufforstung sind dafür sicherere, technisch etablierte Ansätze, die uns nicht an die fossilen Brennstoffe ketten. Diese Ansätze bekämpfen überdies zugleich den Biodiversitätsverlust, das zweite, gegenüber dem Klimawandel [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Nicht nur für fossile Kraftwerke, sondern auch Industrien wie etwa der Zementproduktion fehlt daher ein guter Grund, um CCS zu nutzen –Restemissionen lassen sich besser in Mooren und Wäldern binden.
CCS ist zwar statt mit konventionell basierten Anlagen auch mit Bioenergieanlagen kombinierbar. Pflanzen würden dann der Luft Kohlendioxid entziehen, und dieses könnte unter der Erde gespeichert statt im Kraftwerk wieder an die Luft abgegeben werden. Gerade die CO?-Abscheidung und -Speicherung mit Bioenergie, kurz BECCS genannt, propagiert auch der Weltklimarat IPCC als vermeintlich nötig. Jedoch ist Bioenergie gegenüber Wind- und Solarenergie eine teurere sowie aus Flächenmangel deutlich nachteilige Erneuerbare-Energien-Option. Wenn, dann müsste CCS mit [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ], also mit der direkten Kohlendioxid-Entnahme aus der Luft (DACCS). Diese Option ist schon eher diskutabel, bislang aber viel zu teuer.
CCS könnte zum Tricksen einladen
In jedem Fall darf man Negativemissionen – ob nun aus CCS oder mithilfe von Mooren und Wäldern – keinesfalls als Gutschriften zum EU-Emissionshandel zulassen. Denn erstens ist es so oder so nötig, von fossilen Energien gänzlich unabhängig zu werden, auch unabhängig vom Klima. Und zweitens laden derartige Ansätze zum Schönrechnen ein. Denn wie viele Emissionen durch Negativemissionsansätze real gebunden werden, ist schwer zu fassen. Damit wird also die Integrität des Emissionshandels untergraben. Umgekehrt könnte ein strengerer Emissionshandel für fossile und tierische Produkte bei einem besseren Schutz für Moore und Wälder helfen: Indem er beispielsweise die Tierhaltung und damit den Futtermittelanbau begrenzen würde, reduziert er den Nutzungsdruck auch auf Moore und Wälder.
Für die Energiewende gibt es viele gute Gründe, nicht nur für den Umweltschutz. Aber CCS ist keine gute Alternative und wahrscheinlich nicht mal als punktuelle Ergänzung tauglich. CCS, das auf Großkraftwerke und Großindustrie abzielt, wird uns nicht das von vielen geliebte Gas im Heizungskeller erhalten. Auch Schwarz-Rot wird daher Antworten auf die Frage finden müssen, wie wir zeitnah mit erneuerbaren Energien leben und heizen können. Dazu gehört auch ein stärkerer Fokus auf Energiesparen, Energieeffizienz und Resilienz. Denn die friedenspolitisch und ökologisch sicherste – und am wenigsten gegen Störungen wie zuletzt in Spanien anfällige – Energieeinheit ist die, die wir gar nicht erst verbrauchen. Am effizientesten und freiheitlichsten könnte uns ein [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] für Strom, Wärme und Mobilität in diese Richtung lenken.
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Meine Güte! 
Fusionsreaktoren und jetzt so etwas? Kann sich das neue Kabinett nicht mal bei Fachleuten informieren? Ach ja, die Lobby wirkt. 
Ich habe in einer Industrie gearbeitet, die sehr CO2 emittierend war. Dort beschäftigte man sich seit Jahrzehnten damit CO2 unterirdisch einzulagern. Hat keiner gemacht, weil das zu teuer wäre.
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