[ziesell]

Circus Roncalli: Deutscher Zirkus zeigt Tiere nur noch als Hologramme

Löwen und Elefanten zeigt Circus Roncalli schon über 30 Jahre nicht mehr. Inzwischen ersetzt der Zirkus alle Tiere durch Hologramme.



Nachdem der in Köln beheimatete Circus Roncalli schon im Jahr 1991 Löwen und Elefanten aus seinem Programm genommen hatte, ging er 2018 noch einen Schritt weiter und stellte die Arbeit mit lebenden Tieren aus Gründen des Tierschutzes vollständig ein. Mittlerweile werden Tiere in dem 1975 in Wien gegründeten Zirkus im Rahmen der Show nur noch als Hologramme präsentiert.

Wie aus einem Bericht von Phys.org hervorgeht, entstand die Idee dafür durch eine Show von Justin Timberlake, in der der bekannte Sänger mit einem Hologramm des verstorbenen Prince interagiert habe. "Wenn man jemanden, der nicht mehr lebt, auf einen holografischen Bildschirm projizieren kann, warum dann nicht auch ein Tier, ein Pferd, einen Elefanten? So entstand die Idee", erklärte Zirkuschef Patrick Philadelphia dem Bericht zufolge.

Als technisch besonders herausfordernd habe sich dabei die Tatsache erwiesen, dass das Publikum im Zirkus in einer kreisförmigen Anordnung um die Show herum sitze. Um die verschiedenen Sichtperspektiven zu erfassen, kommen letztendlich elf um die Manege herum platzierte Hochleistungsbeamer zum Einsatz. Die hochauflösenden 3D-Bilder projiziere der Zirkus auf ein feinmaschiges Netz, das den Aufführungsraum umgebe und das, sobald das Licht ausgehe, nahezu unsichtbar sei.

Für Tiere ist bei Circus Roncalli kein Platz mehr

Einen Anreiz für die Umstellung habe etwa die zunehmende Platznot geschaffen, mit denen Zirkusse zuletzt konfrontiert gewesen seien. Es fehle oftmals schlichtweg der Raum, um auf einem Marktplatz in einem Stadtzentrum Außengehege für Tierausläufe aufzustellen. Ferner seien auch die wiederkehrenden Transporte von einem Ort zum anderen eine ständige Belastung für die Tiere. "Das machte für einen tierschützenden Zirkus keinen Sinn mehr", erklärte Philadelphia diesbezüglich.

Schlussendlich habe sich der Einsatz von Hologrammen für den Circus Roncalli sogar als Vorteil erwiesen. Die Abwesenheit echter Tiere sei bereits eine Attraktion für sich und mache die Show auch für jene Zuschauer interessant, die sich um das Tierwohl sorgen. Darüber hinaus erlaube die neue Technologie dem Zirkus, unerwartete Dinge zu tun. "Was immer man sich vorstellen kann, kann von einem Animator oder einem Grafiker kreiert und dann auch in einer Zirkusvorstellung gezeigt werden", so Toni Munar, der technische Leiter des Zirkus.

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Jetzt müssten noch die anderen Zirkusse und vor allem Zoos nachziehen!

[parlheinz]

Zitat von ziesell

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... und vor allem Zoos nachziehen!

Warum sollten sie das tun? Ich meine, dass das ziemlich dumm wäre, zumal alle Argumente, die für einen Zirkus zutreffend sind, für die Zoos nicht greifen. Zoologische Gärten kümmern sich um Artenschutz und mit Zuchtprogrammen um den Arterhalt, dazu kommt Forschung, wobei gezielter Informationsaustausch zwischen den Einrichtungen ermöglicht, immer das Richtige zu tun.

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Und (so nebenbei) spielt die Bildung der Bevölkerung in Sachen Tier- und Naturschutz auch eine Rolle. Wer gerne fotografiert, der bemerkt am ehesten, dass man wegen der artgerechten Haltung manchmal lange auf das Motiv mit der Fellnase warten muss

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[csesraven]

Zoos bringen für den Artenschutz viel weniger als man vermuten könnte .. aber etwas bringen sie wohl schon.

[ziesell]

Zitat von parlheinz

Warum sollten sie das tun? Ich meine, dass das ziemlich dumm wäre, zumal alle Argumente, die für einen Zirkus zutreffend sind, für die Zoos nicht greifen. Zoologische Gärten kümmern sich um Artenschutz und mit Zuchtprogrammen um den Arterhalt, dazu kommt Forschung, wobei gezielter Informationsaustausch zwischen den Einrichtungen ermöglicht, immer das Richtige zu tun.

ein Zoo hat per Se nichts mit dem Artenschutz zu tun, man unterscheidet wohl auch Zoologische Gärten von reinen Zoos mit Tieren.

Schau dir nur mal die meisten Eisbär gehege oder Elefanten gehege an, die sind imho immer zu klein, also von Artgerechter Haltung keine Spur.
oder braucht man keine Artgerechte Haltung weil es um Zucht und Artenschutz geht?

Zitat von csesraven

Zoos bringen für den Artenschutz viel weniger als man vermuten könnte .. aber etwas bringen sie wohl schon.

Geld, weil die Tiere sich nicht wehren können und deswegen auf gut Deutsch ausgebeutet werden.

[Draalz]

Naja, man muss halt Prioritäten setzen:

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[parlheinz]

Zitat ziesell:

Schau dir nur mal die meisten Eisbär gehege oder Elefanten gehege an, die sind imho immer zu klein, also von Artgerechter Haltung keine Spur.
oder braucht man keine Artgerechte Haltung weil es um Zucht und Artenschutz geht?

Die Umgestaltung und Verbesserung der Zoologischen Gärten oder auch Zoos ist eine laufende Entwicklung zum Positiven, zu erkennen an vielen Baustellen und besseren Gehegen. Ein schönes Beispiel findet man in Leipzig, sehr empfehlenswert übrigens.

Was man unter "artgerechte Haltung" zu verstehen hat, ist nicht eindeutig definiert. Man berücksichtigt Verhaltensweisen und Bedürfnisse der Tiere, aber es geht nicht darum, den natürlichen Lebensraum perfekt nachzubauen. Von Verhältnissen wie im Zirkus ist man ohnehin weit entfernt, den ständigen Transport gibt es nicht und das Wesen der Tiere wird nicht ständig manipuliert.

Als Beispiel möchte ich einmal den Hund anführen, der mit im Bett schlafen darf - das ist nicht artgerecht, aber er fühlt sich dort trotzdem sehr wohl.


Hier findet man eine kurze und gute Beschreibung zum Thema:

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[eitch100]

Zitat von ziesell

ein Zoo hat per Se nichts mit dem Artenschutz zu tun, man unterscheidet wohl auch Zoologische Gärten von reinen Zoos mit Tieren.

Das ist per se beides falsch... Beim Artenschutz hat das csesraven schon ziemlich auf den Punkt gebracht. Und Zoo ist schlicht das Kurzwort für Zoologischer Garten. Wenn man möchte, "könnte" man zwischen Zoo, Tierpark und/oder Wildpark unterscheiden. Die Probleme bzw. der Nutzen ähneln sich trotzdem überall.

Es gibt etliche gute Beispiele für Arterhaltung/Artenschutz in Zoos (z.B. EEP - Europäisches Erhaltungszuchtprogramm) und ebenso etliche Argumente gegen solche Einrichtungen, vor allem selbstverständlich bei artgerechter Haltung.

Zitat von ziesell

Geld, weil die Tiere sich nicht wehren können und deswegen auf gut Deutsch ausgebeutet werden.

Naja, dass sich die Tiere nicht wehren können, ist eindeutig, aber die allermeisten Zoos werden mit ordentlich Steuergeldern subventioniert.


Man sollte das also schon etwas sachlicher betrachten und nicht unbedingt ideologisch. Und letztlich MUSS man dann auch über artgerechte Haltung von zunächst nicht domestizierten Haustieren sprechen. Vögel in kleinen Käfigen, Schlangen, Spinnen, Geckos usw in irgendwelchen Terrarien und selbst Fische in Aquarien... das ist nicht wirklich artgerecht...
Nun, und wie jämmerlich zuweilen unsere domestizierten Haus- und Nutztiere gehalten werden, ist ja nun bekannt.

Und/Aber man muss natürlich bedenken, dass man weder unsere Schweine oder Rinder, noch ein Großteil der über Generationen in Zoos lebenden Tierarten wieder auswildern kann. Die sind dort kaum überlebensfähig...

[elise]

ich überlege seit jahren, ob es wirklich so wichtig ist, den folgenden generationen zum beispiel eine löwen-hülle zu zeigen... der halt unlöwig in einem zoo vor sich hin vegetiert.
es wird doch auch die art nicht wirklich erhalten - weil die tiere sich ganz anders verhalten.
wie mag es für einen eisbären sein, das ganze jahr über in der frankenmetropole im gras zu hocken? bei viel zu hohen temperaturen...

vielleicht müsste man akzeptieren, dass tiere aussterben... und draus lernen und versuchen, die arten in ihrer natürlichen umgebung zu erhalten...

insofern: find ich gut, was der zirkus da macht!

[parlheinz]

Ich hatte einmal die Gelegenheit, mit entsprechenden Zirkusleuten ins Gespräch zu kommen, und ich habe damals den Eindruck gewonnen, dass sie ihre Tiere über alles lieben. Keiner will seinen Schützlingen etwas schlechtes antun, aber die Lebensverhältnisse der Tiere sind vom Begriff "artgerecht" ganz sicher weit weg. Wenn es um Zirkus und Tiere geht, besteht bei der Beurteilung der Situation wohl Einigkeit.

Aber ich denke, dass die Rolle der Zoos bei der Erhaltung der Arten stark unterschätzt wird. In einem Ausschuss des Bundestages hatte im Jahr 2021 der Präsident des Verbandes der Zoologischen Gärten eine Stellungnahme abgegeben, hier Mal zwei Auszüge:

Mit der Biodiversitätskonvention (CBD) der Vereinten Nationen verpflichtet sich dieWeltgemeinschaft seit 1992 dazu, die biologische Vielfalt zu erhalten. Artikel 9 der Konventionfordert von den Vertragsstaaten explizit die Unterstützung und Finanzierung von Schutzmaßnahmen außerhalb des natürlichen Verbreitungsraums gefährdeter Arten („ex-situ Conservation“). Die Staatengemeinschaft, darunter auch Deutschland, kann Artikel 9 der CBD nur mithilfe wissenschaftlicher Zoos erfüllen. Entsprechend hat die Europäische Union die Umsetzung von Artikel 9 der CBD per EU Richtlinie 1999/22/EG („EU-Zoorichtlinie“) weitgehend den Zoos übertragen.

Weltweit konnte eine große Anzahl von Tierarten nur bis heute überleben, weil Zoos rechtzeitig ex-situ-Erhaltungszuchtprogramme etabliert haben. Und es ist zu befürchten, dass deren Anzahl in naher Zukunft deutlich steigen wird. Weiterhin stellen sich Zoos der Verantwortung für den Erhalt jener Tierarten, die in der Roten Liste der IUCN bereits als „in der Natur ausgestorben“ (EW) eingestuft wurden5,6: VdZ-Zoos arbeiten aktuell an der ex-situ Erhaltung von 7 der insgesamt 22 Wirbeltierarten, die nur noch in menschlicher Obhut existieren 7 sowie von einer Schneckenart mit EW-Status. Dies ist eine Leistung, die außer Zoos keine andere Natur- oder Artenschutzorganisation verbuchen kann.

Quelle:
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