[MunichEast]

Widerstand gegen Putin in Russland? Experten sehen erste Anzeichen – wegen heikler Armee-Strategie


Bei der Militärparade in Moskau im Mai 2022: Verteidigungsminister Sergei Schoigu (l.), Präsident Wladimir Putin (M.) und Premierminister Dmitry Medwedew. © IMAGO/ITAR-TASS

Unter dem Ukraine-Krieg leiden Millionen Menschen. Auch russische Soldaten, die an der Front kämpfen müssen. Putin verteilt die Lasten dabei wohl ungerecht - und riskiert dadurch ethnische Unruhen.

Moskau - Krieg ist, wenn Unschuldige in die Hölle müssen, lautet ein Spruch. Das gilt zuallererst für die Menschen in der Ukraine, die getötet oder verletzt werden, ihre Angehörigen und Häuser verlieren oder fliehen müssen.

Es gilt aber auch für die vielen russischen Männer, die von ihrer Regierung an die Front geschickt werden, um für die Sache zu kämpfen, die sich Machthaber Wladimir Putin in den Kopf gesetzt hat: Die Eroberung der Ukraine - oder zumindest von Teilen von ihr.

Putin vermeidet Generalmobilmachug - wohl zulasten ethnischer Minderheiten

Laut einem Bericht der US-Organisation „Institute for the Study of War“ (ISW) erfolgt die Rekrutierung der russischen Männer für den Ukraine-Krieg scheinbar nicht gleichmäßig über das ganze Land. Putin verfolge dagegen eine Taktik, die über kurz oder lang zu Unruhen von ethnischen Minderheiten im Land führen könnte. Denn: Diese müssten die Last des Krieges überproportional tragen, schreibt das Institut in einer aktuellen Analyse.

Putin wolle offenbar die breite russische Bevölkerung vor den direkten Folgen des Krieges schützen, heißt es, und vermeide deshalb eine generelle Mobilmachung. Stattdessen entstünden in Russland immer mehr regional basierte Bataillons, die sich aus Angehörigen bestimmter Minderheiten zusammensetzen, schreiben die Experten.

Viele dieser Bataillons würden mittlerweile in der Ukraine kämpfen. Sie bestünden oft aus Soldaten bestimmter autonomer Teilrepubliken Russlands, wie Südossetien, Tschetschenien oder Tuwa, einer zur Russischen Föderation gehörenden autonomen Republik in Sibirien. Auch die ethnischen Minderheiten der Baschkiren und Tataren oder das türkischstämmige Volk der Tschuwaschen würden sich zu eigenen Bataillons formieren.

Ethnische Minderheiten als Opfer des Krieges - es formiert sich offenbar Widerstand

Dass dieses Vorgehen innerhalb der ethnischen Gruppen auf Widerstand stößt, entnimmt das „Institute for the Study of War“ einem Bericht, den der russische Blogger Rybar am Montag, 18. Juli, via Telegram verbreitet haben soll. Demnach formiere sich in der autonomen Teilrepublik Tuwa in Sibirien eine Anti-Kriegs-Bewegung. Die Kriegsgegner, bestehend aus der Minderheit der Tuwaren, würden Anti-Kriegs-Materialien verbreiten und angeblich die Unzufriedenheit der Minderheit mit dem russischen Regime anstacheln. Auch in der autonomen russischen Republik Burjatien scheint sich eine solche Bewegung bereits formiert zu haben, heißt es in dem Bericht des ISW.

Putins Taktik, seine Soldaten vor allem aus ethnischen Minderheiten zu rekrutieren anstatt auf eine generelle Mobilmachung zu setzen, könnte also zu Unruhen innerhalb Russlands führen, folgern die Experten. In den ethnischen Enklaven Russlands sei jedenfalls mit steigendem Widerstand zu rechnen.

Derweil lässt Ex-Kremlchef Dmitri Medwedew kein gutes Haar am Westen – EU und USA seien „politisch impotent“. (smu)[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]

Tatsächlich gibt es eine große Trauer und Wut unter den Müttern getöteter russischer Soldaten. Die bekommen eine stattliche Summe für ihren Verlust und die meisten lehnen ihn nicht ab, unterzeichnen eine Vereinbarung Stillschweigen zu wahren.

Man darf nicht vergessen die russische Armee rekrutiert in den ärmsten Ecken Russlands junge Männer, daß Geld lockt viele und die hohe Arbeitslosigkeit schafft einen zusätzlichen Anreiz.

Die Hoffnungen auf zivilen Widerstand sollte man sehr tief stapeln. Gerade bei den massiven Repressalien sollte man wagen öffentlich Kritik üben.

[sauger2008]

Die russische Armee rekrutiert weltweit.
Wie andere Länder auch.

[dirk5]

Zitat von MunichEast

Man darf nicht vergessen die russische Armee rekrutiert in den ärmsten Ecken Russlands junge Männer, daß Geld lockt viele und die hohe Arbeitslosigkeit schafft einen zusätzlichen Anreiz.

Die Hoffnungen auf zivilen Widerstand sollte man sehr tief stapeln. Gerade bei den massiven Repressalien sollte man wagen öffentlich Kritik üben.

Die russische Armee gibt es nicht erst seit gestern.

Armut, Arbeitslosigkeit und Wiederstand ist in Deutschland auch kurz vor dem Höhepunkt.
Unsere Politiker leisten ganze Arbeit Brücken zu zerschlagen.
Nancy Faser hat schon jetzt beschlossen, wie Aufstände zu behandeln sind.
Ab in die rechte Ecke und zu den Reichsbürgern.
Der Bürger wird dumm aus der Wäsche glotzen und bis es nicht mehr geht, alles über sich ergehen lassen.
Und dann ?

[MunichEast]

Zitat von dirk5

Und dann ?

Wird Putin und der Iran die Weltherrschaft übernehmen.

Mal ernsthaft, warum vertauscht man ständig Ursache und Wirkung ?

Da bombt einer böse in Europa, erpresst uns mit dem Gas, wir haben über 900.000 ukrainische Flüchtlinge[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] in Deutschland aufgenommenen dank seiner Invasion und dann gibt man unseren Politikern die Schuld ?

Wie geil ist das denn ?

[Nana12]

Dass dieses Vorgehen innerhalb der ethnischen Gruppen auf Widerstand stößt, entnimmt das „Institute for the Study of War“ einem Bericht, den der russische Blogger Rybar am Montag, 18. Juli, via Telegram verbreitet haben soll.

...Minderheit der Tuwaren...

Das muss dieser Qualitätsjournalismus sein, von dem ich schon so viel gehört habe.

Ich denke der Artikel reiht sich in den Schund ein, der mehr über die Psychologie des Westens verrät als wirklich sachbezogen informiert. Siehe auch die "Expertisen" über Putins baldigen krankheitsbedingten Tod.

Die benannten Minderheiten standen ohnehin immer unter der Knute Mokaus. Das sie sich einem wie auch immer gearteten breiten Widerstand anschließen würden, ist durchaus denkbar. Das Minderheiten wirklich einen Ausschlag geben, die zusammen genommen nicht einmal eine halbe Million Menschen zählen in einem Land von 144 Millionen Einwohnern, kann man getrost vergessen.

Interessant wäre es zu erfahren, ob es wirklich gezielte Rekrutierungsmaßnahmen unter Minderheiten gibt, oder ob diese durch den Beitritt zur Armee nur versuchen einem Leben in Armut irgendwie zu entfliehen und es deshalb ein so arges Ungleichgewicht gibt.

€:

Zitat von MunichEast

...und dann gibt man unseren Politikern die Schuld ?

Ja, weil sie die Wahl hatten.

[MunichEast]

Zitat von Nana12

Ja, weil sie die Wahl hatten.

Dann lass uns das mal durchspielen. Russland greift die Ukraine an und wir halten uns völlig zurück.

Wo wären dann die 900.000 ukrainischen Flüchtlinge in Deutschland[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] geblieben ? In Polen die bereits über 2.000.000[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] aufgenommen haben oder hätten wir die EU Grenzen dicht gemacht ? Die Ukraine hätte zusätzlich die 9.500.000 Flüchtlinge (Ausland[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]) und 6.000.000 Binnenflüchtlinge[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] nicht versorgen können. Also hätten wir, trotz Neutralität, ukrainische Flüchtlinge aufgenommen. Niemand in Europa hätte die sich selbst überlassen. Diese Hilfe kostet uns Deutschen aktuell 3.600.000.000 Euro im Monat, mittlerweile schon 15.000.000.000 Euro.

So oder so wären wir die dummen gewesen. Ich bezweifel stark das wegen unserer Neutralität Polen, USA oder GBR keine Waffen geliefert hätten. Der Krieg wäre also so oder so nicht schnell entschieden worden.

Dieses Gedankenspiel soll mal aufzeigen was wäre wenn. In jedem Fall hätte die russische Invasion uns echt viel Geld gekostet, egal wie unsere Politiker entschieden hätten. Dazu hat der Weltmarkt zu hohen Preisen wegen dem Krieg geführt, der Euro wäre trotzdem inflationär mit höheren Preisen zur Folge denn unsere Neutralität wäre kaum in Europa ansteckend gewesen.

Aber wir hätten Gas gehabt ...

[muavenet]

Zitat von MunichEast

Man darf nicht vergessen die russische Armee rekrutiert in den ärmsten Ecken Russlands junge Männer, daß Geld lockt viele und die hohe Arbeitslosigkeit schafft einen zusätzlichen Anreiz.

Heldenhafter Denazifizierer Anton Raevsky (Photo unten im Spoiler) hat jüngst mal die derzeitig drei gängigsten Möglichkeiten dargelegt, wie mer auch einer der Glorreichen auf Freiwilligenbasis (als nich via Armee) werden darf, ganz wie er:

1. Der Weg über's Verteidigungsministerium:

• Mindestvertragsdauer: zwei Monate (angeblich mit einmonatiger, beidseitig kündbarer Probezeit)
• Beworbener Sold: mindestens 200.000 Rubel (ca 3.400 USD) pro Monat (205.000 Rubel für Mannschaften, 265.000 für einen Zugführer)
• Ausrüstung und Training wird übernommen bzw. gestellt
• Trainingsdauer ist ca. eine Woche, dann geht's ab in den (Front-)Dienst; Raevsky selbst gibt an, dass sein Zug vier Tage (er persönlich drei Tage) im Trainingslager zugebracht hat
• Beworbene Kompensazija:

2. Wagner

• Mindestvertragsdauer: sechs Monate
• Beworbener Sold: rangunabhängig fixiert auf 240.000 Rubel (ca. $4.100 USD) pro Monat, kann aber individuell angepasst werden
• Ausrüstung und Training inclusive
• Beworbene Kompensazija: garantiert für im Kampf Getötete bzw. Vermisste

3. Mit den Tschetschenen

• Mindestvertragsdauer: ein Monat
• Sold: 300.000 Rubel (ca. 5.150 USD) bei Dienstantritt in der Ukraine
• Ausrüstung und Training: inclusive
• Kompensazija: "undurchsichtig", lol
• Kontraktniki gehen an die Front, Kadyrows Tik-Tok-Homies geben wohl weitestgehend die Etappenschweine

Alles natürlich cum grano salis, insbesondere die Angaben über die Angehörigenkompensation. Raevsky empfiehlt aber den eigentlichen Armeekontrakt (ein Jahr für Mannschaften und Unteroffiziere, vier Monate davon Pflichtdienst in der Ukraine; für Offiziere sind es drei Jahre Dienstverpflichtung, mit einem Jahr davon in der Ukraine).

Soße im Spoiler:

[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] (Twitter) und [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] (VK).

Denazifizierer Anton Raevsky in Dichter- und Denkerpose:

Russischer Durchschnittslohn im Jahre 2021 war [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] umgerechnet 970 USD pro Monat. Und da die Sanktionen aber sowieso nur dEm wEsTeN schaden, haben die Russen hier eh nich rumzubitchen.


Und [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] ist noch ein englischsprachiges Dossier der russischen Exilzeitung Meduza über Anton Raevsky und gleichgesinnte Leerdenker verlinkt.

[Nana12]

Zitat von MunichEast

Dann lass uns das mal durchspielen.

Kunststück wenn man genug Parameter weglässt.

Erstmal geht es hier nicht um Flüchtlinge, die wohl kaum Auslöser für "Aufstände" sein dürften (wobei sich das noch ändern kann, wenn die Verteilungskämpfe hier erstmal losgehen). Zweitens ist das Gas aus der Pipeline gebunden an langfristigen Lieferverträgen aus Vorkriegszeiten. Der explodierende Gaspreis auf den internationalen Märkten bezieht sich vornehmend auf die Spotmärkte. Auf dem Verbrauchermärkten treiben insbesondere Spekulanten den Preis nach oben, u.a. indem man Gas nach Polen verkauft hat die mittlerweile randvolle Speicher haben mit deutschen (also russischen) Gas.

Dein größter Irrtum besteht darin, dass "der Krieg" dafür verantwortlich sei. Dieser Krieg hat ja keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Gasversorgung (abgesehen von Kämpfen in Regionen wo eine Pipeline verläuft). Es sind Verlautbarungen von unseren Dummbeuteln, aus moralischen Gründen kein Gas mehr von Russland kaufen zu wollen. Oder anders: Sie erklären den Märkten, dass hier Energie bald ausgehen könnte und dann setzen die Animal Spirits ein. Sie hatten die Wahl das nicht zu tun. Bei jedem Zentralbankvorsitzenden wird peinlichst darauf geachtet wie er öffentlich auftritt, weil ein falsches Wort könnte Milliardenwerte verschieben. Und unsere Vollidioten erklären aus 'eigenem' Antrieb heraus vor aller Welt, dass im zweitgrößten Wirtschaftsraum der Welt die Energie knapp wird?
"Ja aber der Putin [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]" - hat er das? Oder wird hier Ursache und Wirkung verdreht? Ich weiß nur, dass man ein ziemlicher Vollidiot sein muss, wenn man tausend Kilometer Pipeline im Meer versenkt um seine Feinde dann vom Gas abzuschneiden.

Der Gipfel ist, dass das ganze nicht einmal zielführend ist. Noch haben wir ja nicht wirklich auf russische Energieträger verzichtet, aber schon jetzt entstehen Umwege wie die Energie trotzdem zu uns kommt - plus Transitkosten und plus Obulus für Putin weil die Märkte verrückt spielen. International zieht ja eh niemand außerhalb des Westens mit, was wohl auch unseren PR Aktionen der letzten Jahrzehnte lag die Welt als unseren persönlichen Spielplatz nebst Waffentestgelände durch Angriffskriege zu missbrauchen (aka "Regelbasierte Weltordnung"), aber das wäre jetzt Whataboutism.

Das die Flüchtlinge uns Geld gekostet hätten ist unbestritten, aber es macht einen Unterschied ob man zahlungsfähig ist oder nicht - um es in der betriebswirtschaftlichen Logik auszudrücken.

Dieser Konflikt mit Russland ist das Ergebnis einer langen Reihe von Fehlentscheidungen, die maßgeblich auch von uns gefällt wurden. Und das wir mit Aufständen rechnen müssen, wie sogar Baerbock gestern zugeben musste, ist nur der vorläufige Höhepunkt in einer Logik des Krieges.