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23.02.25, 12:34
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Drehen wir den Brain-Drain doch um!
Zitat:
Trump vs. Wissenschaft
Drehen wir den Brain-Drain doch um!
Eine Kolumne von [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
Die größte Schwäche der Regierung Trump II ist ihre Irrationalität. Das rücksichtslose Vorgehen gegen die Wissenschaft ist das beste Beispiel dafür. Europa sollte jetzt das Richtige tun und um die besten Forscher werben.
23.02.2025, 12.07 Uhr

Meteorologe der US-Ozeanbehörde NOAA: Chaos und Verzweiflung Foto: Michael A. McCoy / Bloomberg / Getty Images
Die beiden wichtigsten wissenschaftlichen Publikationen der Welt sind das in den USA beheimatete Magazin »Science« und sein britisches Pendant »Nature«. Eine Publikation in einem dieser beiden Journale kann die Grundlage für eine wissenschaftliche Karriere sein.
In diesen Tagen widmen sich »Nature« und »Science« selbstverständlich weiterhin der Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten von überragender Bedeutung, egal aus welchem (empirischen) Fachgebiet. Aber auch einem zweiten Thema: dem Angriff auf die Wissenschaft, der in den USA gerade im Gange ist.
[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] ist, in vorauseilender Vorsicht, die Rede von einem »weltweit angespannten Umfeld für Wissenschaft«. Angriffe auf einzelne Studien und deren Qualität seien eine »gängige Taktik, um ganze Felder zu unterminieren«. Explizit nennen die Kommentatoren Fragen wie die, ob Impfungen Autismus auslösen (das tun sie nicht), ob die Menschen den Klimawandel verursachen (das tun wir definitiv) oder ob das HI-Virus Aids auslöst (das tut es).
Die Namen Trump oder »Robert F. Kennedy« kommen in dem Text nicht vor – aber es ist völlig klar, was hier eigentlich Thema ist. Der Text, in dem es vordergründig um wissenschaftliche Qualitätssicherung geht, ist ein verklausulierter Verweis auf Trumps Wissenschaftspolitik.
»Belagerung«, »halsbrecherisch«, »schockierend«
Die Schlagzeile [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] diese Woche ist direkter: »Trumps Belagerung der Wissenschaft: Wie die ersten 30 Tage abgelaufen sind und was jetzt folgt. Die halsbrecherische Geschwindigkeit und die vernichtenden Auswirkungen der Veränderungen durch die Regierung schockieren Forschende.«
Die Columbia University in New York City betreibt schon seit 2016 einen [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ], eine Website, auf der man nachlesen kann, wie etwa Verschwörungsglaube, religiöser Fanatismus und fossile Interessen gegen die Wissenschaft durchgesetzt werden. In den vergangenen vier Jahren ging es dabei oft um Vorgänge in republikanisch regierten Bundesstaaten.
Seit dem Amtsantritt von Donald Trump sind mehr als zwei Dutzend Einträge dazugekommen. Ein paar Beispiele:- »Trump-Regierung streicht vier Milliarden Dollar für medizinische Forschung«
- »NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) angewiesen, jeden Kontakt zu Ausländern abzubrechen«
- »Erwähnungen des Klimawandels von den Websites von Bundesbehörden entfernt«
- »CDC (Centers for Disease Control) entfernen Datensätze und ganze Seiten von ihren Websites«
- »Trump-Regierung stoppt National-Nature-Assessment–Wochen vor der Veröffentlichung«
Die Umsetzung von [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ], ist in vollem Gang. Das hat zur Folge, dass sich die US-Regierung von substanziellen Teilen ihrer wissenschaftlichen Elite verabschiedet. »Trump hatte sich von dem Dokument während seines Wahlkampfs offiziell distanziert, aber viele seiner Autoren sind jetzt Mitglieder seines Apparats«, konstatiert »Nature«.
Tausende Menschen, die im Wissenschaftsbetrieb tätig waren, haben ihre Jobs verloren, weitere werden folgen. Manche der Kahlschlag-Anordnungen wurden von Gerichten vorübergehend gestoppt. Wie all das ausgeht, ist unklar. Klar ist aber: Es herrschen Chaos und Verzweiflung.
Fundamental irrational
Die jungen Stipendiatinnen und Stipendiaten eines Elite-Fellowships für öffentliche Gesundheit [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] ohne Warnung unverschämte E-Mails, in denen ihnen erklärt wurde, sie seien »für eine Weiterbeschäftigung ungeeignet«, weil »ihre Fähigkeiten, ihr Wissen und ihre Fertigkeiten nicht den aktuellen Anforderungen der Behörde entsprechend und ihre Leistung nicht adäquat« seien. Tatsächlich hat die Stelle, die diese E-Mails verschickt hatte, »Science« zufolge gar keinen Zugriff auf Leistungsbeurteilungen. Und mindestens einer der Betroffenen hatte kurz vorher noch eine glühende Lobeshymne für seine Arbeit von der Programmleitung erhalten.
Wenn in den kommenden Jahren eine Pandemie ausbricht, werden die USA als Bollwerk dagegen voraussichtlich weitgehend ausfallen – und in den USA selbst werden katastrophale Zustände eintreten, weil Musk und Trump die Disziplin »öffentliche Gesundheitsfürsorge« als lästig und feindlich betrachten.
Der Feldzug gegen die Wissenschaft ist eines der vielen Signale, dass die Regierung Trump II eine fundamental irrationale, reaktionäre ist. Ihr Verhalten wird den USA schaden: Wissenschaftliche Exzellenz war immer eine der größten Stärken des Landes, auch wenn Trump, die Ölkonzerne und Musk das offenbar nicht glauben wollen. Sehr unklug ist das nicht zuletzt deshalb, weil der große Konkurrent China sich gerade anschickt, auch [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ].
Was Europa jetzt tun kann
Auch Europa sollte diese Chance nutzen. Und zwar, indem die Staatengemeinschaft es Forschenden so einfach wie nur irgend möglich macht, in die EU umzusiedeln und ihre Arbeit hier fortzusetzen. Bislang läuft der sogenannte Brain-Drain in der Regel in die andere Richtung: Weil viele prestigeträchtige Forschungseinrichtungen in den USA sitzen, gehen auch viele besonders qualifizierte Nachwuchsforschende zumindest vorübergehend dorthin.
Wir sollten den Brain-Drain umdrehen, und zwar schnell. Europa ist bislang vergleichsweise schlecht, bürokratisch und träge in Sachen Forschungsförderung. Spätestens jetzt ist die Gelegenheit, das schnell zu ändern, denn es winken höchst attraktive Neuzugänge.
Im Moment ist es zwar nicht allzu schwierig, ein Visum zu bekommen, um als Gastwissenschaftlerin oder -wissenschaftler aus den USA in Europa zu arbeiten. Es ist aber kompliziert: Das [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] hält eine Europakarte bereit, auf der man mit zwei Klicks zu den Seiten gelangt, die einem weiterhelfen sollen, wenn man zum Forschen nach Europa kommen möchte. Zwei Klicks deshalb, weil man zunächst den gewünschten EU-Staat und anschließend die Rolle »Forschender« auswählen muss.
Eine zentrale Anlaufstelle wäre das Minimum
Danach wird es, je nach Land, unterschiedlich kompliziert. Meist braucht man mindestens eine Bescheinigung, dass man über die entsprechenden wissenschaftlichen Qualifikationen verfügt und außerdem eine Bescheinigung der Institution, an der man arbeiten möchte. Ein Jahr ist oft einfach zu bekommen, eine Verlängerung von Bedingungen abhängig. All das ließe sich vermutlich nicht auf die Schnelle vereinheitlichen, aber vielleicht doch vereinfachen.
Wenn die EU in der Lage ist, schnell zu handeln. Ein sauber aufgesetztes Portal speziell für Menschen, die zum Forschen nach Europa kommen wollen, mit zentral vorgehaltenen Jobangeboten, Kontaktadressen, einfachen Anleitungen für entsprechende Anträge und so weiter, das wäre das Mindeste. Ein Akquiseprogramm für Spitzenleute.
Vor allem aber sollte die EU schnell zusätzliches Geld freischaufeln, auf welchem Weg auch immer. Es wird sich lohnen, denn der zweite wichtige Punkt sind selbstverständlich Jobs. Die EU als Institution gibt hohe Milliardensummen für Forschung aus, viele davon sind gebunden in teils hochkomplexen Programmen wie »Horizon«. Solche Forschungsprojekte, an denen immer mehrere EU-Länder beteiligt sind, sind äußerst aufwendig und sehr verwaltungsintensiv.
Offene Arme
Einzelne EU-Staaten, noch besser aber die EU als Ganzes, sollten in Erwägung ziehen, zusätzliche Verfahren zu etablieren, die deutlich schneller und auch für Individualforscherinnen und -forscher funktionieren – und insbesondere Leuten, die ohnehin schon Spitzenforschung machen, weitgehend freie Hand lassen. Denn das sind Menschen, die ohnehin intrinsisch motiviert sind und nicht die Füße hochlegen werden, nur weil sie vor Arbeitsantritt nicht einen dreißigseitigen Antrag verfasst haben. Auch Peer Review lässt sich bei so etwas schlank und schnell gestalten, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Die Bereitschaft der europäischen Community wäre zweifellos vorhanden.
Im zweiten Schritt wäre es, gerade auch für Deutschland, sinnvoll, möglichst viele Professuren in einschlägigen Gebieten zu schaffen. Das wäre auch, im Vergleich zu all den Ausgaben, die Trumps Aktivitäten verursachen werden, vergleichsweise billig. Aber so etwas dauert. Also sollten wir Fachleute mit Forschungsprojekten holen und anschließend mit Professuren (oder anderen Dauerstellen) halten.
Es geht hier keineswegs nur, aber natürlich auch, um Klimaforschung. Trumps Kahlschlag betrifft auch Bio- und Lebenswissenschaften, natürlich medizinische und pharmakologische Forschung, Epidemiologie und so weiter, außerdem die Erforschung erneuerbarer Energien. Aber auch Forschende aus ganz anderen Bereichen, von Physik bis künstliche Intelligenz, werden danach streben, das wissenschaftsfeindliche US-Klima der kommenden Jahre hinter sich zu lassen.
Wir sollten sie mit offenen Armen empfangen. Das wird Europa nützen. Und wer weiß, vielleicht sogar ein paar Leuten bei den Republikanern klarmachen, dass Donald Trump gerade die intellektuelle und wissenschaftliche Zukunft ihres Landes wegwirft.
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Es ist erschreckend, wie sehr Angst und Desinformation eine scheinbar aufgeklärte Zivilisation zerstören kann.
Heute werden wir das auch hier erfahren, denn optimistisch geht anders.
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