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myGully |
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16.02.21, 21:18
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#1
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Super Moderatorin
Registriert seit: Mar 2009
Ort: South Bronx
Beiträge: 23.836
Bedankt: 61.529
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Vor 50 Jahren Die Anrede „Fräulein“ wurde abgeschafft
Zitat:
Diskussionen um Gendersternchen und Sprachrassismus haben zu neuen Sprach- und Schreibregelungen in Medien und Amtsdeutsch geführt, die teils noch umstritten sind. Als vor 50 Jahren die Anrede „Fräulein“ aus dem offiziellen Deutsch verbannt wurde, ging das schnell – dank 68er-Revolte und neuer Frauenbewegung.
Signorina, Señorita, Mademoiselle – sie klingen so gut, die Diminutive erotischer junger Weiblichkeit, die übersetzt immer dasselbe bedeuten: kleine Frau oder kleine Dame. Zu Deutsch Fräu-lein. Das Gouvernante „Fräulein Rottenmeier“ erscheint dahinter, oder das ausgestorbene Fräulein von Stand, dem diese Bezeichnung einst allein zukam, oder die Stenotypistin aus Erich Kästners „Chor der Fräuleins“. Das Fräulein – ein Neutrum, dazu verkleinert. Man muss sich nicht lange fragen, warum „Männlein“ keine Anredeform geworden ist.
„Die Doppelanrede Frau – Fräulein ist nichts anderes als die offizielle Einteilung und Wertung des ganzen weiblichen Geschlechts nach seiner erklärten Beziehung zum Manne. Der Personenstand ist beim Manne Privatangelegenheit, bei der Frau aber Gegenstand öffentlichen Interesses.“
Ein Plädoyer für die Abschaffung
Dieses Plädoyer für die Abschaffung des „Fräuleins“ schrieb 1952 eine Leserin des CDU-Parteiblatts „Union in Deutschland“. Von da an dauerte es nur noch knapp 20 Jahre, bis das Unwort im Amtsverkehr endgültig getilgt wurde. Bekannt gemacht wurde das am 16. Februar 1971, nach mehr als 100 Jahren Unmut. Eine Etappe in diesem Sprachkampf war die Rede der FDP-Abgeordneten Elisabeth Lüders, die 1954 wieder einmal versuchte, ihr Publikum im Plenarsaal für das Thema zu interessieren.
„Ich werde mich ganz kurz fassen, wenn ich mich auch nicht, wie ein Kollege aus der CDU vorschlägt, auf einen Satz beschränken kann.“
Von den meisten Bundestagsdebatten auch der frühen Zeit gibt es Tonaufnahmen; leider just nicht vom 17. Dezember 1954. War der Tag nicht spannend genug? Aber es gibt ja Protokolle. Elisabeth Lüders also erinnerte an die erste ministerielle Verfügung zur Anrede Frau und Fräulein im Jahr 1869.
Genehmigung nur als „königliche Gunstbezeigung“
„Die Forderungen der Frauen dazu flogen, wie es damals üblich war, in die ministeriellen Papierkörbe. Damals wurde unsere Forderung auf Genehmigung des Titels Frau für erwachsene weibliche Personen mit der Begründung abgelehnt, eine solche Genehmigung könne nur als „königliche Gunstbezeigung“ gegeben werden.“
Das Protokoll verzeichnet „Heiterkeit“ im Saal, wo man sich überhaupt köstlich zu amüsierten schien. 1919 nahm die Weimarer Republik das Thema schon ernster und verfügte: „Frau“ sei keine Personenstandsbezeichnung. Also durften sich auch Unverheiratete so nennen – im nichtbehördlichen Alltag. Der NS-Staat gab sich nach und nach toleranter, der arische Zuchtgedanke sollte am Ehestand nicht scheitern. Als amtliche Bezeichnung aber blieb das Fräulein eisern erhalten. Bis die 1969 geschmiedete sozialliberale Koalition daranging, alte Zöpfe abzuschneiden. In der DDR hatte man's lässig genommen und 1951 die Anrede „Frau“ allen erlaubt, die sie wollten. Bis zur Wende blieb das Fräulein in Gebrauch, dafür sparte man sich die weibliche Endung: alle waren, ob Frau oder Mann, Ingenieur, Journalist und sogar Amtmann.
Frech-freie Auffassung bis „Fräuleinwunder“
In der Bundesrepublik kam die Abschaffung des „Fräuleins“ mit der 68er Frauenbewegung; eine erste Andeutung gendergerechter Sprachregelung – noch ganz ohne Zumutungen fürs Sprachgefühl. Die Neuerung setzte sich überraschend schnell durch, die sprichwörtlichen Fräuleins „vom Amt“ oder „zum Diktat“ wurden nostalgische Floskeln. Es gab also auch Verlustgefühle.
„Ich darf allerdings sagen, dass es immer Frauen gegeben hat und wahrscheinlich ebenso in Zukunft geben wird, die auch in vorgeschrittenem Alter wünschen, Fräulein genannt zu werden.“ Das hatte Elisabeth Lüders 1954 spöttisch bemerkt. Eine frech-freie Auffassung vom Fräulein war aber schon dabei, die Konnotation des Wortes zu verändern.
Das begann mit den begeisterten Erinnerungen amerikanischer Besatzungssoldaten und ging weiter mit dem „Fräuleinwunder“ der 50er-Jahre. Ein paar Jahrzehnte später punkte sich die Mädchenband „Fräulein Wunder“ zum Erfolg, trauten manche Frauen sich, abgeklärt auf der Anrede zu bestehen – wie die Schauspielerin Iris Berben –, sahen andere darin einen Ausdruck heiterer Ungebundenheit.
Denn wie man ein Wort anblickt, so guckt es zurück. Das Fräulein lebt seine ironisierte Existenz munter weiter.
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Quelle: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
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Die folgenden 4 Mitglieder haben sich bei Avantasia bedankt:
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16.02.21, 22:52
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#2
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Streuner
Registriert seit: Aug 2013
Beiträge: 11.095
Bedankt: 13.104
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Ava, wie heißt das Gegenwort zu „Fräulein“? Junker oder Herrchen?
Ersteres versetzt uns ins Mittelalter, letzteres klingt Gassigehen.
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17.02.21, 07:14
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#3
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Chuck Norris
Registriert seit: Apr 2009
Beiträge: 4.933
Bedankt: 12.043
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Moin,
mein Gerechtigkeitswahn ist der Grund, warum ich noch nie "Fräulein" gesagt habe. Wenn mich, als ich 17 war, einer mit "Männlein" angesprochen hätte, wäre ich auf der Stelle zum knochenharten Kampfkarnickel mutiert.
P.S. Ich muss mich berichtigen. Die Tochter wird, so ihre Erinnerung so weit zurückreicht, "So, nu aber Abmarsch in Bett Fräulein!" noch kennen.
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Wenn Kik den Preis pro Shirt um einen Euro erhöht um seinen Mitarbeitern ein besseres Gehalt zu zahlen, dann finden wir das alle gut.
Und dann gehen wir zu Takko einkaufen ...
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Die folgenden 3 Mitglieder haben sich bei Melvin van Horne bedankt:
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17.02.21, 08:12
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#4
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Master of Desaster
Registriert seit: Dec 2014
Beiträge: 4.065
Bedankt: 3.100
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In wie weit sich das obig erwaehnt nun zum Gendersternchen hinziehen laesst...bemerkenswert..
Ich habe mehrfach mittlerweile ganzseitige und mehrseitige Abhandlungen gelesen, die diesen neuen grossen Wurf beinhalten.
Offengesagt plagt mich da etwas zwischen Augekrebs, nicht zuende lesen wollen, bishin zur leichten Lese-bedientheit.
Aus der kognitiven Geschichte kennt man die 7 relevanten Dinge des Lernens. Ich nehme gleich mal Tor 1..die Verweigerung.
Geändert von Caplan (17.02.21 um 09:34 Uhr)
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Die folgenden 2 Mitglieder haben sich bei Caplan bedankt:
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17.02.21, 09:22
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#5
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Profi
Registriert seit: Jan 2013
Beiträge: 1.695
Bedankt: 1.920
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Politisch korrekt wird die Anrede "Fräulein" aktuell nur noch für kleinwüchsige Damen*innen und Damessen*trans verwendet.
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Jeder Tag ohne Zettel am Zeh ist ein guter Tag!
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei acherontia:
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17.02.21, 11:50
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#6
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Legende
Registriert seit: Aug 2011
Ort: in der Wildnis
Beiträge: 15.622
Bedankt: 34.762
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Ich kann mich noch lebhaft erinnern wie wütend ich wurde, wenn man mich als verheiratete Frau mit Kind noch immer herablassend mit Fräulein angesprochen hat, weil ich jünger ausgesehen habe als ich war. Das waren durchwegs ältere Männer, die so eine Art Überlegenheit ausdrücken wollten. Der Tonfall bei Fräulein ähnelte sehr dem Tonfall wenn man "armes Hascherl" sagt. Anfang der 60er war Fräulein der erste Schritt vom Teenager zur Frau. Gerne wurde er auch für alte Jungfrauen verwendet. Später hat sich das in eine allgemeine Herabsetzung umgekehrt. Von mir aus kann der Begriff sofort aus dem Sprachschatz gestrichen werden.
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Die folgenden 2 Mitglieder haben sich bei TinyTimm bedankt:
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17.02.21, 11:59
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#7
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Banned
Registriert seit: Jul 2019
Beiträge: 2.617
Bedankt: 2.412
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Bitte sofort Kinderbücher umschreiben in denen das Wort Fräulein vorkommt. Und ganz viele Gendersternchen hineinklatschen damit es "besser" lesbar ist.
Fräulein kenne ich als Begriff für junge unverheiratete Frauen oder wenn die Teenager Tochter/Enkelin gebockt hat.
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei Kirkwscks4eva:
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17.02.21, 12:33
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#8
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Legende
Registriert seit: Aug 2011
Ort: in der Wildnis
Beiträge: 15.622
Bedankt: 34.762
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Das Fräulein wurde ja auch besungen:
[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
Da hatte es aber noch den Hintergrund der amerikanischen Besatzungssoldaten,
weshalb es auch von Chris Howland gesungen wurde,
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei TinyTimm:
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17.02.21, 14:52
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#9
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Profi
Registriert seit: Feb 2013
Beiträge: 1.730
Bedankt: 3.396
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Also ich erinnere mich noch an meine Schulzeit Anfang der 60er Jahre.
Wir hatten damals eine etwas ältere Lehrerin, die bestand auf der Anrede Fräulein...
Ok, waren auch irgendwie andere Zeiten....
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Diskutiere nie mit einem Idioten, denn wenn du dich auf sein Niveau herabläßt, schlägt er dich mit seiner Erfahrung.
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17.02.21, 14:58
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#10
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Legende
Registriert seit: Aug 2011
Ort: in der Wildnis
Beiträge: 15.622
Bedankt: 34.762
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Zitat:
Zitat von gerhardal
Wir hatten damals eine etwas ältere Lehrerin, die bestand auf der Anrede Fräulein...
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Gab es bei mir auch noch "Bitte Fräulein Lehrerin..." Damals war es normal, heute klingt es seltsam.
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17.02.21, 15:07
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#11
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Banned
Registriert seit: Jul 2019
Beiträge: 2.617
Bedankt: 2.412
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Anfang der 80er wurde in der BRD auch noch der Begriff Fräulein benutzt - als Teil eines Künstlernamens: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
Wie sich Fräulein Menke wohl heutzutage nennen müsste ohnen einen Shitstorm von gegenderten Schneeflöckchen zu riskieren?!
Das Menke
Cis-Frau Menke
Menke divers
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17.02.21, 16:51
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#12
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Streuner
Registriert seit: Aug 2013
Beiträge: 11.095
Bedankt: 13.104
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„Fräulein Menke“ bleibt als Künstlername erhalten.
In der NDW sind alle Ausdrücke auf die Namen überspitzt dargestellt.
Ich kannte auch einige ältliche Dorfschönheiten, die auf dieser Anrede beharrten.
Eine war meine Klassenlehrerin bis Mitte der '70er.
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21.02.21, 12:20
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#13
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Master of Desaster
Registriert seit: Dec 2014
Beiträge: 4.065
Bedankt: 3.100
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ja, es war ja auch eine Form,u.a., die Jungfraeulichkeit auszudruecken
Geändert von Caplan (22.02.21 um 06:27 Uhr)
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21.02.21, 18:26
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#14
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sauger
Registriert seit: Apr 2010
Beiträge: 353
Bedankt: 634
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Wenn man keine anderen Probleme hat, macht man sich welche.
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22.02.21, 17:36
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#15
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WEHRKRAFTZERSETZER
Registriert seit: Nov 2014
Beiträge: 78
Bedankt: 158
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Hier im Faden beschweren sich wieder mal Männer über ein Thema von dem sie keine Ahnung haben.
Zum dumm Zeug labbern reicht das aber...
Dann stammtischen und schwätzen sie auch noch am Thema vorbei...peinlich.
Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit!
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Ich sah Gott, Sie war schwarz!
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23.02.21, 06:00
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#16
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Master of Desaster
Registriert seit: Dec 2014
Beiträge: 4.065
Bedankt: 3.100
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ahja..welch Aussagefaehigkeit.
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