ZEITMAGAZIN NR. 28/2021 7. JULI 2021, 16:55 UHR EDITIERT AM 10. JULI 2021, 7:10 UHR
Quelle: Sabine Wienker-Piepho, Universität Freiburg / Universität Jena
• Sylt: Ekke Nekkepenn ist ein Meergeist, er lebt mit seiner Frau auf dem Grund der Nordsee
• Hamburg: Der Seeräuber Störtebeker geht nach seiner Enthauptung an elf Männern vorbei und rettet sie damit vor der Todesstrafe
• Hameln: Der Rattenfänger von Hameln lockt mit seiner Pfeife Kinder statt Ratten aus der Stadt
• Bodenwerder: Der Baron von Münchhausen ist der sprichwörtliche Lügner. Der echte Baron lebte in Bodenwerder
• Hannoversch Münden: Doktor Eisenbarth ist ein fahrender Wunderarzt (ebenfalls mit realem Vorbild)
• Köln: Wenn die Kölner schlafen, verrichten Heinzelmännchen deren Arbeit
• Köln: Kölns Bürgermeister beerdigt seine scheintote Frau Richmodis, die einen Grabräuber verjagt
• St. Goarshausen: Die Loreley sitzt in hellen Mondnächten auf dem Felsen am Rheinufer, kämmt sich ihre Haare und lässt Boote kentern, deren Schiffer zu ihr aufschauen
• Simmern: Der Schinderhannes ist in der Sage eine Art deutscher Robin Hood (in Wirklichkeit war er ein Schwerkrimineller, seine Opfer waren oft Juden)
• Weinsberg: Frauen retten ihre Männer im Huckepack vor dem Feind, weshalb die Burgruine bis heute Weibertreu genannt wird
• Oberkirch/Durbach: Undine ist ein Wassergeist. Auf der Ruine der Schauenburg bei Oberkirch ist sie in Stein zu sehen
• Freiburg: Ein Hirsch entkommt seinem Jäger durch einen übernatürlich weiten Sprung über eine Schlucht, die Hirschsprung heißt
• Usedom: Die Stadt Vineta geht unter, weil ihre Bewohner verschwenderisch geworden sind. Eine Wassernixe hatte es vorausgesehen
• Schwerin: Das Petermännchen ist der Geist des Schweriner Schlosses
• Sonnenberg: Eine entführte Frau verrät den Räuber Vieting, der sich auf dem Sonnenberg versteckt
• Kneitlingen bei Schöppenstedt: Till Eulenspiegel narrt alle und hat wohl ein reales Vorbild
• Kyffhäuser-Gebirge: Kaiser Friedrich I., genannt Barbarossa, schläft im Gebirge
• Wandersleben: Der Graf von Gleichen wird auf einem Kreuzzug gefangen genommen und von einer Sultanstochter befreit
• Regensburg: Der Bürger Dollinger gewinnt ein Duell mit einem heidnischen Ritter, nachdem man ihm ein Kreuz auf die Lippen gepresst hat
Das Buch Deutsche Sagen der Brüder Grimm erschien in zwei Bänden 1816/18, die Sammlung vormals mündlich überlieferter Sagen war ein Bestseller. Diese Geschichten erlebten im 19. Jahrhundert einen Boom.
Sagen sollen, anders als Märchen, geglaubt werden. Sie haben einen Bezug zu realen Begebenheiten und Orten. Für diese Deutschlandkarte hat die Volkskundlerin Sabine Wienker-Piepho die berühmtesten der in Deutschland spielenden Sagen ausgewählt. Einige der Figuren kennt auch heute fast jeder: Till Eulenspiegel, den Rattenfänger von Hameln, den Baron Münchhausen, die Loreley. Andere sind weitgehend vergessen.
Die Grimmschen Märchen, erschienen ab 1812, sind besser durch die Jahre gekommen. Sicher auch, weil heute niemand mehr ernsthaft an Sagen glauben kann. Poetischer sind die Märchen außerdem. Und Märchen gehen gut aus – Sagen oft sehr schlecht.
Die wenigsten Großeltern von heute würden ihren Enkelkindern zum Einschlafen vom Rattenfänger erzählen, der die Kinder holt. Nicht alles, was Tradition hat und aus der Region kommt, erfreut sich gerade neuer Beliebtheit.
Ich finde die Sage vom Haalgeist in Schwäbisch Hall sehr interessant. Der Salzgeist auf Hochdeutsch. Zum einen wurde er im Laufe der Zeit sehr verklärt, dabei geht der Ursprung vermutlich auf einen Serienmörder zurück. Die frühesten schriftlichen Erwähnungen zu dem Haalgeist sind aus dem 15. Jahrhundert.
Es gibt verschiedene Quellen, eine mal aufgeführt :
Der Haalgeist
In Schwäbisch Hall gibt es einen Geist, den man den Haalgeist nennt, nach dem Salzbrunnen oder »Haal«, wo er umgeht. Er ist ein alter Salzsieder und zeigt sich immer drei bis vier Tage vor einer Überschwemmung, trägt eine Laterne in der Hand und geht vom Kocher her auf die untere Stadt zu, indem er beständig mit lauter Stimme ruft: »Raunit aus! Raunit aus!« So weit er aber vorwärts geht, so weit tritt jedesmal in den nächsten Tagen der Kocherfluß über. Der Haalgeist, den man auch im Kocher platschen hören kann, ist schon öfters in die Stadt gekommen. Dann haben die Leute Keller und Wohnungen geräumt und haben sich vor der Überschwemmung in Sicherheit gebracht. jedesmal hat der Geist die Ausdehnung des Wassers genau angezeigt.
Der Haalgeist tut niemandem etwas. Man muß ihn nur ruhig gehen lassen. Wird er aber geneckt, so kommt er in einer erschreckenden Gestalt, als schwarzer Pudel oder als zotteliges Kalb mit feurigen Augen, so daß die Menschen sich entsetzen und krank werden. Ein Nachtwächter wollte den Geist einmal an der Nase herumführen. Dieser merkte es aber. Er -wurde dafür vorn Haalgeist bei der Henkersbrücke in den Kocher geworfen, so daß er elendiglich ertrinken mußte.[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
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Die Loreley hat die Rheinschiffer mit ihrem Gesang betört.
Ne gute Quelle für weitere Sagen und Schauergeschichten ist Geisterspiegel.
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Draalz, willkommen als neuer Mod!
Geändert von karfingo (10.07.21 um 21:16 Uhr)
Grund: edit
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