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myGully |
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22.10.20, 18:42
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#1
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Freigeist
Registriert seit: Sep 2010
Ort: München
Beiträge: 11.245
Bedankt: 23.296
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Gibt es eine Art Zensur?
Zitat:
Nico Fried leitet die Parlamentsredaktion der SZ. Er und seine Kolleginnen begleiten Bundespolitiker jeder Couleur, sie berichten und ordnen politische Ereignisse und Vorhaben für die Leserinnen und Leser ein. (Foto: Süddeutsche Zeitung)
Nico Fried, Leiter der Parlamentsredaktion der SZ in Berlin, über die Genese von Artikeln und Meinungsfreiheit.
Gibt es eine Art Zensur? Muss ein Artikel von einem Leiter genehmigt werden?
Svetlana Dietz
Über den Artikeln in der SZ stehen in der Regel die Namen der Autorinnen und Autoren. Aber an jedem Artikel haben noch andere Menschen mitgewirkt: die Kollegen, die ihn auf korrekte Fakten, plausible Argumente, sprachliche Verständlichkeit und orthografische Richtigkeit geprüft haben. Das war's. Eine Zensur findet nicht statt. Dieser eindeutige Satz, der im Artikel 5 des Grundgesetzes das Verhältnis von Staat und Medien mitbeschreibt, gilt auch für die Süddeutsche Zeitung.
Das beginnt schon damit, dass Redaktion und Verlag getrennt sind. Wer auch immer die Zeitung beziehungsweise den Süddeutschen Verlag besitzt, kann keinen Einfluss darauf nehmen, welche Artikel erscheinen, und erst recht nicht, welche Meinungen vertreten werden.
In der Redaktion gilt: Jede Meinung ist zulässig, sofern sie nicht gegen gemeinsame Grundwerte der Gesellschaft verstößt oder antidemokratisch, rassistisch oder antisemitisch ist. Darauf achten die verantwortlichen Redakteure - und wenn doch mal etwas durchrutscht, was Leserinnen und Leser als anstößig empfinden, muss die Chefredaktion Stellung beziehen. Wenn man sie gut begründen kann, ist also prinzipiell jede Meinung willkommen. Und wenn es dazu sogar noch eine Gegenmeinung gibt, ist das geradezu der Idealfall. Immer öfter druckt die Süddeutsche Zeitung deshalb zu Themen ein Pro & Contra auf ihrer Meinungsseite.
Eine Blattlinie gibt es nicht. Jede Autorin und jeder Autor steht mit den Artikeln nur für die eigene Position ein, nicht für eine generelle Haltung der SZ. Pluralität ist erwünscht. Der Volontär kann der Chefredakteurin widersprechen, es entsteht ihm daraus kein Schaden. Die Zeitung will ihren Leserinnen und Lesern auch nicht vorschreiben, was sie denken sollen, sondern Argumente anbieten, über die nachzudenken sich lohnt.
Natürlich wird in der Redaktion über Meinungen auch gestritten. In den Ressorts etwa, wenn eine Kollegin oder ein Kollege die Idee für einen Kommentar präsentiert. Oder in Konferenzen, wenn es darum geht, welche Themen in der nächsten Ausgabe der SZ Platz finden sollen. Und nicht selten auch am Tag danach, wenn eine Meinung gedruckt oder im Digitalen verbreitet wurde. Diese Diskussionen sind für die Zeitung hilfreich, weil häufig gleich die nächsten Ideen für Kommentare daraus entstehen. Aber niemand schreibt Autoren eine Meinung vor, auch nicht beim Redigieren. Im Gegenteil: Der beste Redakteur eines Kommentars ist, wer den Argumenten zu noch mehr sprachlicher Präzision und argumentativer Schärfe verhilft - selbst dann, wenn er völlig anderer Meinung ist. nif [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
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Eine Stellungnahme der SZ und Einblick.
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Die folgenden 6 Mitglieder haben sich bei MunichEast bedankt:
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22.10.20, 22:59
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#2
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Chuck Norris
Registriert seit: Sep 2009
Beiträge: 3.742
Bedankt: 5.703
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Das ist kein Einblick, sondern eine geradezu lachhafte Wunschvorstellung, die vor allem in den Köpfen der Leser herrschen soll. Es wäre so als würde ich eine Parteischranze in China fragen wie es um die Freiheit in seinem Land bestellt ist. Was wird der wohl sagen? Natürlich alles bestens! Weiß man nun über China bescheid?
Ich hatte mal vor vielen Jahren das Vergnügen mit einem ehemaligen Redakteur des Tagesspiegels, der mir aus erster Hand bestätigte, was Paul Sethe schon 1965 im Spiegel beschrieb:
Zitat:
Pressefreiheit ist die Freiheit von zweihundert reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten.
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Die innere Pressefreiheit ist nur dann gegeben, wenn man die Blattlinie vertritt. Wer dagegen verstößt wird sicher immer Volontär bleiben. Und natürlich darf der Verlag beliebig Einfluss nehmen. [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] Oder meint hier jemand, das berühmte ehemalige Nachrichtenmagazin hätte seinen [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ], wenn alle Blätter ihren Redakteuren freie Hand lassen würden? Es ist eigentlich ein Witz, dass der Autor auf den Artikel bezug nimmt, der eben durch den seit jeher umstrittenen Tendenzschutz eingeschränkt wird.
Bei abwegigen Meinungen geht es nicht pauschal gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung. Allein die Formulierung ist perfide: Was wir schreiben ist der korrekte Rahmen, alles andere ist verfassungswidrig oder auf andere Weise verdächtig, und das obwohl die Süddeutsche [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ].
Da mittlerweile jeder Mensch theoretisch die Reichweite hat, die früher großen Verlagen oder Sendern vorbehalten war, geht es hier natürlich um Deutungshoheit. Herhalten müssen irgendwelche geistigen Querschläger die man vor wenigen Jahren nicht einmal erwähnt hätte. Ich frage mich ohnehin welche Demokratie eine Medienlandschaft braucht, die sich nur noch im Vergleich zu potenziell Geisteskranken als bessere Alternative aufspielen kann.
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Die folgenden 5 Mitglieder haben sich bei Nana12 bedankt:
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23.10.20, 09:19
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#3
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Banned
Registriert seit: Feb 2016
Beiträge: 868
Bedankt: 784
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Im Grunde genommen ist es ganz einfach. Es gibt einen festgelegten Spielraum, in denen die Medien freie Hand haben. Vor allem wenn sich das Ganze in den Redaktionen abspielt. Wichtig ist nur das der Artikel am Ende soweit abgesegnet wird das der Redakteur keine Persona non grata wird, die Zeitung weiterhin aus Berlin regierungsnahe Informationen erhält und der Platz im Delegationsflieger für Wirtschaft und Presse bei Regierungsbesuchen gesichert ist.
Erst vor kurzem gab es dazu einen lesenswerten Brief an die FAZ von einem langjährigen Konsumenten bzgl. seiner Abo-Kündigung.
[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
Es trifft wohl zu, was in den letzten Jahren immer wieder festgestellt und auch von Peter Hoeres bekräftigt wurde: Journalisten schreiben heute in erster Linie für ihresgleichen. Sie suchen die Anerkennung in ihrem eigenen Milieu, was in der wechselseitigen Verleihung von Journalistenpreisen seinen Höhepunkt findet. Dem „Portal für preisgekrönten Journalismus” – das gibt es tatsächlich, und zwar offenkundig ohne jede satirische Absicht – entnehme ich, dass es in der Bundesrepublik 548 Journalistenpreise und 17 253 Preisträger gibt. Wenn mehr als ein Preis pro Tag verliehen wird, kommt sicher jeder mal dran, der nicht allzu sehr aneckt.
Da will ich als Leser und Abonnnent nicht weiter stören.
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Die folgenden 2 Mitglieder haben sich bei Klopperhorst bedankt:
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23.10.20, 14:07
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#4
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working behind bars
Registriert seit: Apr 2013
Beiträge: 2.928
Bedankt: 12.522
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Nö, oder?
Der Schwurbler ist schon wieder da.
Info zu den "NuoViso" Links:
[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
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Die folgenden 6 Mitglieder haben sich bei Uwe Farz bedankt:
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10.01.23, 16:56
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#6
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Bewusstsein Wandel
Registriert seit: Jun 2017
Ort: Antarktis
Beiträge: 626
Bedankt: 423
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Jeder weiss das gewisse Meinungen auch in Übereintimmung mit Werbung gedruckt werden. Auch viele TV Beiträge
Ausserdem warum schreiben dann alle das gleiche, teilweise mit gleichen Fotos....Als der Newspaperbereich noch umfangreicher war, habe ich mir die Mühe gemacht verschiedene Tageszeitungen zu lesen....Es gab kaum Unterschiede....Die meisten Infos gab es aber bei SZ und FAZ...Abweichend hat nur die Bildzeitung berichtet....
Und so viele Filme, Musik, Bücher hier in Deutschland, gekürzt, indiziert und verboten werden, will ich gar nicht sagen....Da ist Österreich mit der Zensur schon wesentlich Demokratischer. In Österreich bekommst du UNCUT MOVIES.....
Scheinbar hat der Jugendschutz auch nichts gebracht, hier drehen die Teenager mehr am Rad als in Österreich.
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11.01.23, 17:02
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#7
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Anfänger
Registriert seit: Sep 2010
Beiträge: 1
Bedankt: 1
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Zitat:
Zitat von PornoPups
Ausserdem warum schreiben dann alle das gleiche, teilweise mit gleichen Fotos....Als der Newspaperbereich noch umfangreicher war, habe ich mir die Mühe gemacht verschiedene Tageszeitungen zu lesen....Es gab kaum Unterschiede....
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Nennt sich dpa: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei alexz:
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11.01.23, 17:28
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#8
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Freigeist
Registriert seit: Sep 2010
Ort: München
Beiträge: 11.245
Bedankt: 23.296
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Zitat:
Zitat von PornoPups
Und so viele Filme, Musik, Bücher hier in Deutschland, gekürzt, indiziert und verboten werden, will ich gar nicht sagen....Da ist Österreich mit der Zensur schon wesentlich Demokratischer. In Österreich bekommst du UNCUT MOVIES.....
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Das hat nichts mit staatlicher Zensur zu tun. Indiziert bedeutet die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien erlaubt den Film nur für Erwachsene, das ist Zensur ?
Filmschnitte macht die Film- oder auch Fernsehindustrie selbst, zum einen um ein verkaufsfördernde Empfehlung der Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft zu bewirken, zum Beispiel FSK 16 oder im TV mehr Werbung unterzubringen. Staatliche Zensur Fehlanzeige.
Filme oder andere Medien werden in Deutschland verboten wenn die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien sie als strafrechtlich relevant bewertet. Manchmal verbieten auch Gerichte Medien die gegen geltendes Recht verstoßen, auf Antrag. Strafrecht ist Zensur ? Eher nicht !
Wer hier in Deutschland von staatlicher Zensur redet hat nicht verstanden was Zensur bedeutet !
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Die folgenden 4 Mitglieder haben sich bei MunichEast bedankt:
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11.01.23, 20:02
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#9
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viel-leserin
Registriert seit: Sep 2008
Beiträge: 1.763
Bedankt: 4.684
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Zitat:
Zitat von PornoPups
Und so viele Filme, Musik, Bücher hier in Deutschland, gekürzt, indiziert und verboten werden, will ich gar nicht sagen....Da ist Österreich mit der Zensur schon wesentlich Demokratischer. In Österreich bekommst du UNCUT MOVIES...
Scheinbar hat der Jugendschutz auch nichts gebracht, hier drehen die Teenager mehr am Rad als in Österreich.
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ich widerspreche jetzt einfach mal dieser stammtischparole, dass hinter den rad-drehenden-jugendlichen zwingend filme oder spiele stehen müssen... also egal wie die filme geschnitten sind - die jugendlichen würden trotzdem am rad drehen... da muss anderes geschehen, um das zu verhindern oder einzuschränken.
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„Spunk!“, sagte Pippi triumphierend. „Spunk?“, fragte Tommy. „Was bedeutet das?“ „Wenn ich das bloß wüsste“, sagte Pippi. „Das Einzige, was ich weiß, ist, dass es nicht Staubsauger bedeutet.“
Astrid Lindgren
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Die folgenden 2 Mitglieder haben sich bei elise bedankt:
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12.01.23, 11:04
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#10
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Newbie
Registriert seit: Oct 2008
Beiträge: 75
Bedankt: 39
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Wenn man den gängigen Medientheorien folgt, gibt es immer eine Art von Zensur. Was nicht gleichbedeutend ist mit staatlicher Zensur.
Dass alle Meinungen zugelassen werden und jeder zu jedem Zeitpunkt das sagen kann was er möchte, ist in den Medien noch nie der Fall gewesen. M. Foucault hat das in seiner Diskursordnung eruiert.
Zitat:
„Ich setze voraus, daß in jeder Gesellschaft die Produktion des Diskurses zugleich kontrolliert, selektiert, organisiert und kanalisiert wird – und zwar durch gewisse Prozeduren, deren Aufgabe es ist, die Kräfte und die Gefahren des Diskurses zu bändigen, sein unberechenbar Ereignishaftes zu bannen, seine schwere und bedrohliche Materialität zu umgehen.“
Gibt da verschiedene Medientheorien.
N. Chomsky geht in seinem Filtermodell davon aus, dass in den Massenmedien die objektive Berichterstattung durch eine in der Regel ungesteuerte und unbewusste „Filterung“ von Informationen verhindert wird.
Gibt noch andere Wissenschaftler, die sich damit beschäftigt haben.
Jacques Ellul, Pierre Bourdieu ...
Die einseitige Darstellung von Wahrheit, bzw. Medienwelt vs. Wirklichkeit ist ein inhärenter Prozess der Medien. Hat aber nichts mit staatlicher Zensur zu tun.
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Die folgenden 2 Mitglieder haben sich bei beggo bedankt:
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12.01.23, 12:20
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#11
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Anfänger
Registriert seit: Jan 2023
Beiträge: 3
Bedankt: 1
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Einseitige Berichterstattung und geringe Meinungsvielfalt entsteht auch ganz ohne Zensur einer Autorität. Medien werden von Menschen gemacht und menschliches Handeln wird von psychosozialen Faktoren beeinflußt.
Jede geäußerte Meinung steht in Wechselwirkung mit der Welt. Angst vor Nachteilen und der Wunsch nach Anerkennung spielen bei Meinungsäußerungen immer eine wichtige Rolle. Menschen neigen deshalb zur Selbstzensur und passen ihre Meinungen bewußt oder unbewußt an die erwarteten Folgen an.
Eine freie und unabhängige Meinungssäußerung setzt ein hohes Maß an Selbstreflexion voraus und erfordert die Bereitschaft, Nachteile für die eigene Haltung in Kauf zu nehmen - zwei Eigenschaften, die bei Menschen eher selten sind.
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei LongjumpPete:
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12.01.23, 12:39
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#12
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Bewusstsein Wandel
Registriert seit: Jun 2017
Ort: Antarktis
Beiträge: 626
Bedankt: 423
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Zitat:
Zitat von MunichEast
Filmschnitte macht die Film- oder auch Fernsehindustrie selbst, zum einen um ein verkaufsfördernde Empfehlung der Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft zu bewirken, zum Beispiel FSK 16 oder im TV mehr Werbung unterzubringen. Staatliche Zensur Fehlanzeige.
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Seit vernünftig. Zensiert euch selbst, bevor wir es machen
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Die folgenden 2 Mitglieder haben sich bei PornoPups bedankt:
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12.01.23, 13:22
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#13
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Bewusstsein Wandel
Registriert seit: Jun 2017
Ort: Antarktis
Beiträge: 626
Bedankt: 423
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Ich glaube Freiwillige Zensur ist das bescheuerteste was man machen kann.
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13.01.23, 01:37
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#14
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Erfahrenes Mitglied
Registriert seit: Sep 2009
Beiträge: 622
Bedankt: 186
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Zitat:
Zitat von PornoPups
Ich glaube Freiwillige Zensur ist das bescheuerteste was man machen kann.
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Da geht es um Jugendschutzgesetzgebung und Umsatz. Häufig wird es auch scheibchenweise veröffentlicht, erst geschnitten, dann uncut. Der Fan kauft zweimal.
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Die folgenden 2 Mitglieder haben sich bei sunsetstrip bedankt:
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