"Unabhängiger" Experte in Pirate Bay-Prozess arbeitete für IFPI
Der einzige Sachverständnige in einem dänischen Prozess um The Pirate Bay hat früher bei einer Anwaltskanzlei gearbeitet, zu deren prominentesten Kunden auch die Urheberrechtslobbyisten von der IFPI gehören. Er ist nicht der erste, dem derlei Verstrickungen nachgewiesen wurden.
Kristian Løkkegaard war im Februar als Sachverständiger in einem Prozess gehört worden, bei dem es um die Sperrung von The Pirate Bay durch den ISP Tele2 ging. Angestoßen worden war der Prozess durch die IFPI, die mit ihrem Sieg die Blockade des wichtigsten BitTorrent-Trackers durch Tele2 in Dänemark erreichte.
Løkkegaard arbeitet heute bei DtecNet Software, einem Anti-Piraterie-Unternehmen. Die von DtecNet vertriebene Software stammt ursprunglich von der "Antipiratgruppen" - und dem Anwaltsbüro Johan Schlüter. Viele der Teilhaber dort sind auch Mitgesellschafter von DtecNet. Dieses Anwaltsbüro ist dazu der frühere Arbeitgeber von Kristian Løkkegaard. Zwei Jahre lang hat der spätere Sachverständige dort gearbeitet - unter anderem auch im Auftrag der IFPI.
Herausgekommen ist diese Verknüpfung per Zufall - durch einen Eintrag in Løkkegaards LinkedIn-Profil. Morten Agervig Helles, ein Vertreter des zur Sperrung von The Pirate Bay verurteilten ISPs Tele2, zeigt sich geschockt:
"Selbst in meinen wildesten Träumen hätte ich nicht geglaubt, dass sie einen Sachverständigen nutzen würden, der früher für sie gearbeitet hat,"
erklärte er. Das Gericht in Frederiksberg wusste vermutlich nichts von dem Interessenkonflikt. Aus Transparenzgründen hätte Løkkegaards frühere Beschäftigung für die IFPI bekannt sein müssen, doch in den Gerichtsunterlagen findet sich kein Hinweis darauf, dass dem so war. Das Gericht wollte bisher keine Stellungnahme dazu abgeben. Der vermeintlich unabhängige Sachverständige gibt unterdessen an, sich nicht genau an die Abläufe während des Prozesses erinnern zu können. Die Information hätte dem Gericht allerdings bekannt sein müssen - er zumindest habe sie nicht verheimlicht. Dieser Fall ist bereits der zweite innerhalb von nur einer Woche, in dem ein vermeintlich unabhängiger Prozess-Teilnehmer als IFPI-Vertreter enttarnt wurde. Zuvor war bereits bekannt geworden, dass Jim Keyzer, Chefermittler im Prozess gegen The Pirate Bay in Schweden, neuerdings bei Warner Bros. auf der Gehaltsliste steht.
Auch in dieser Sache sind neue Details ans Tageslicht gekommen: Keyzer will nämlich nach sechs Monaten wieder zurück ins Polizeibüro wechseln. Warner Bros. habe ihn nur temporär eingestellt - für ein halbes Jahr. Ein Vorgang, der die Korruptionsvorwürfe in diesem Fall weiter befeuern wird. Staatsanwalt Håkan Roswall dagegen sieht in dem Vorgang kein Problem - ähnliches sei schon einmal vorgekommen, Polizeikräfte seien nun einmal ungewöhnlich fähige Leute. Ein anderes Interesse von Warner Bros. sieht er nicht - man könne sogar etwas Positives darin sehen, dass Keyzer für das Unternehme arbeite. Es werde seine Fähigkeiten in Filesharing-Fällen verbessern.
Quelle : Gulli.com/news
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