[ziesell]

US-Bericht: Start von Artemis III verschiebt sich wohl auf 2027

Eine US-Behörde hat sich den Entwicklungsstand bei den Raumanzügen und der Landefähre für die Mondmission Artemis III genauer angeschaut. Sie hält einen Starttermin im Jahr 2025 für unwahrscheinlich.



Das Amt für Rechenschaftspflicht der US-Regierung (Government Accountability Office; Gao) hat am 30. November 2023 einen Bericht zum bevorstehenden Start der Mondmission Artemis III vorgelegt. Mit dieser Mission sollen im Jahr 2025 wieder Menschen zum Mond gebracht werden und auf dessen Oberfläche landen. Die Verfasser des Berichts gehen davon aus, dass der Launch auf Anfang 2027 verschoben wird.

Der Hauptgrund dafür ist die Abhängigkeit von den privaten Raumfahrtunternehmen SpaceX und Axiom. Die Firma von Elon Musk (SpaceX) steuert mit einem modifizierten Starship die Landefähre für die Mondmission Artemis III bei. Axiom soll die neuen kommerziellen Raumanzüge für die Mondoberfläche liefern.

Gao-Behörde befürchtet Verzögerungen bei der Mondmission

Aus dem Bericht der staatlichen Aufsichtsbehörde geht hervor, dass Verzögerungen beim Starship-Programm von SpaceX und Designprobleme bei den Raumanzügen von Axiom den Zeitplan der amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa gefährden: "Die Nasa und ihre Auftragnehmer haben Fortschritte gemacht, einschließlich des Abschlusses mehrerer wichtiger Meilensteine, aber sie stehen immer noch vor zahlreichen Herausforderungen bei der Entwicklung des menschlichen Landungssystems und der Raumanzüge."

Für die Artemis-III-Landemission und die nachfolgenden Expeditionen zur Mondoberfläche werden die Astronauten die Erde mit der Mega-Mondrakete SLS (Space Launch System) der Nasa verlassen und mit dem Orion-Raumschiff in die Nähe des Mondes fliegen. Dort soll das Raumschiff an das kommerzielle Landefahrzeug von SpaceX ankoppeln und schließlich auf der Mondoberfläche mit zwei Astronauten landen.

Nasa spekuliert schon länger mit einer Verzögerung von Artemis III

Bereits im Juni erklärte Jim Free, Leiter des Artemis-Programms bei der Nasa, dass sich der Start vermutlich auf 2026 verschieben wird. Im August deutete Free dann an, dass die Nasa "am Ende eine andere Mission fliegen könnte", wenn die für die Mondlandung erforderliche Hardware nicht bereit sei. Damit könnte theoretisch die Mondlandefähre von Blue Origin und damit Musks Konkurrent Jeff Bezos noch vor SpaceX die nächsten Menschen zur Mondoberfläche bringen.

Statt einer Mondlandung könnten auch andere Missionen zur Mondexploration an die Stelle von Artemis III rücken. Free verweist dabei auf die Erfahrungen beim Aufbau der Internationalen Raumstation ISS. Die Nasa und ihre internationalen Partner haben den Aufbau der Raumstation mehrmals neu geplant, je nach Bereitschaft neuer Module und anderer Elemente.

Enger und kaum einhaltbarer Zeitplan

"Das Human Landing System soll vom Projektstart bis zum Start in 79 Monaten fertiggestellt werden, was 13 Monate kürzer ist als der Durchschnitt der Nasa-Großprojekte", schreibt das Gao in seinem Bericht. Es sei unrealistisch zu erwarten, dass das HLS-Programm (bei Artemis III ist es das modifizierte Starship) die Entwicklung mehr als ein Jahr schneller als der Durchschnitt abschließen werde, gibt die Behörde zu bedenken.

Die Auswirkungen würden jedoch nicht die geplante Mondmission Artemis II betreffen. Diese soll Ende 2024 vier Menschen zum Mond bringen, jedoch nicht auf dem Trabanten landen lassen. Es wird ein Rundflug sein. Zwar hält die Nasa weiterhin an dem Starttermin im November 2024 fest, vermutlich wird sich der Launch aber um wenige Monate auf das Jahr 2025 verschieben.

Der zweite Start des Starships am 18. November 2023 zeigte laut der Gao deutliche Fortschritte. Die Rakete hat demzufolge fast die Orbitalgeschwindigkeit erreicht. Zudem erbrachten alle Raptor-Triebwerke der Rakete die erwünschte Leistung. Jedoch bestehe weiterhin ein "großes Volumen an verbleibenden Arbeiten" für SpaceX, bis sie ein funktionstüchtiges Landefahrzeug für den Mond fertigstellen können, heißt es von der Behörde.

Zudem muss die Landefähre im Weltraum durch andere Starship-Tankraumschiffe betankt werden. Sie sollen ein Treibstoffdepot in der erdnahen Umlaufbahn bilden.

Das umgebaute Starship soll an die Tankschiffe andocken, um den nötigen Treibstoff für die Reise zum Mond, die Landung am Mond-Südpol und den Rückflug aufzutanken. "Aus den Unterlagen der Nasa geht hervor, dass SpaceX nur begrenzte Fortschritte bei der Entwicklung der Technologien gemacht hat, die zur Unterstützung dieses Aspekts seines Plans erforderlich sind", schrieb die Gao.
Auch der Entwurf der Raumanzüge bereitet Probleme

Ähnlich sieht es bei Axiom aus. Bei den neuen kommerziellen Raumanzügen müssen "noch erhebliche Anstrengungen unternommen werden, um die Designprobleme" zu lösen. Die Anzüge sollen den Astronauten nämlich Mobilität beim Betreten der Mondoberfläche bieten. Die derzeitigen Raumanzüge der Nasa sind veraltet und haben nicht die nötige Flexibilität, um damit in einer Umgebung mit geringer Schwerkraft zu laufen.

Axiom greift bei ihrer Entwicklung auf die Vorarbeit der Nasa bei der Modernisierung der Raumanzüge zurück. Es zeigte sich jedoch, dass "der ursprüngliche Entwurf der Nasa nicht das für die Artemis-III-Mission erforderliche Mindestmaß an lebensnotwendiger Unterstützung" bot, erklärt die Gao in ihrem Bericht. "Infolgedessen sagten Vertreter von Axiom, dass sie bestimmte Aspekte des Raumanzugs neu entwerfen könnten, was die Lieferung für die Mission verzögern könnte." Ein Start im Jahr 2025 scheint somit immer unwahrscheinlicher zu werden.

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