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GNU Terry Pratchett: Eine Hommage für Eingeweihte an den Scheibenwelt-Erfinder

Wo kann Terry Pratchett acht Jahre nach seinem Tod noch durch die Welt reisen? Im Internet!



Der Tod von Terry Pratchett hat zwar Teile des Internets für immer verändert, allerdings sind diese Änderungen nicht für alle sichtbar. Wer weiß, wonach er oder sie schauen muss, findet im Header von Webseiten oder E-Mails eine Hommage an den Erfinder der Scheibenwelt.

Der britische Schriftsteller lebte von 1948 bis 2015 und schrieb in seinem Leben eine Menge bizarre und humorvolle Bücher, darunter viele rund um die Scheibenwelt. Die Scheibenwelt ist eine Welt, die auf vier Elefanten liegt; diese stehen auf einer Schildkröte, die durchs All schwimmt.

Auf der Scheibenwelt gibt es mehrere Gebiete und Städte, eine der bekanntesten ist Ankh-Morpork. Pratchetts Bücher inspirierten viele Menschen – das Impressum von Golem.de beispielsweise nennt unter anderem ein Buch von Terry Pratchett als einen Grund für die Namenswahl.

Ein Roman und seine Folgen

Die Romane zur Scheibenwelt werden von Fans teilweise in Unterreihen zusammengefasst, so gibt es die Hexen-Romane oder auch die Feucht-von-Lipwig-Romane. Der Scheibenwelt-Roman Ab die Post erschien 2004 auf Englisch. Drei Jahre später folgte die deutschsprachige Taschenbuchausgabe, die ich seitdem mehrmals gelesen habe.

Der Roman war der erste, in dem der Charakter Feucht von Lipwig die Hauptfigur ist – ein Betrüger, der eigentlich, schon vor dem Roman und unter anderem Namen, zum Tode verurteilt wurde. Der Herrscher von Ankh-Morpork gibt ihm allerdings in diesem Roman die Aufgabe, die marode Post der Stadt zu restaurieren.

So will Ankh-Morpork unabhängiger von den Klackern werden. Diese können über große Entfernungen Nachrichten aller Art übermitteln, indem sie Lichtsignale von einem Klacker-Turm zum nächsten schicken. Interessant für uns ist die Tatsache, dass die Klacker einen Overhead haben. Dort schicken sich die verschiedenen Türme zum Beispiel Instruktionen. Und auch die Nachricht "GNU", gefolgt vom Namen "Claus Liebherz".

Dabei ist das GNU ein dreiteiliger Code. Das G besagt, dass die Nachricht weitergeleitet werden muss, das N, dass die Nachricht nicht aufgezeichnet werden soll, und das U, dass die Nachricht, wenn sie am letzten Turm angekommen ist, wieder zurückgeschickt werden muss. Zusammen bedeutet das also, dass der übermittelte Name immer und immer weiter und hin- und hergesandt wird.

So wird an Claus Liebherz erinnert, einen jungen Mitarbeiter und Sohn des Mannes, der die Klacker erfunden hat. Claus starb einen Monat vor Beginn der Geschichte – und nach Ansicht einiger Leute war das kein Unfall. Im Buch heißt es: "Kennst du nicht die Redensart 'Ein Mann ist nicht tot, solange sein Name gesprochen wird'?". Dies wird mit der Nachricht "GNU Claus Liebherz" im Overhead technisch umgesetzt.

2015, also elf Jahre nach Veröffentlichung des Romans, starb Terry Pratchett. Ebenfalls 2015 entwickelten Reddit-User eine technische Lösung in Anlehnung an die Klacker-Nachricht aus dem Buch, um an Pratchett zu erinnern.

Wie das Headerfeld an Terry Pratchett erinnert

Seitdem wird analog zur Idee in seinem Buch im Header zum Beispiel von Webseiten oder E-Mails an Terry Pratchett erinnert. Dafür wurde das Headerfeld X-Clacks-Overhead eingeführt. Der Wert für dieses Feld ist: "GNU Terry Pratchett". Auf gnuterrypratchett.com werden mehrere Möglichkeiten beschrieben, den entsprechenden Eintrag zu setzen beziehungsweise ihn auch sichtbar zu machen. Auf dieser englischsprachigen Seite stehen Varianten für Webserver, E-Mail-Server, Browser, E-Mail-Clients, Content-Management-Systeme, diverse Skriptsprachen und mehr. Ist der Eintrag gesetzt, ist im Header auch X-Clacks-Overhead zu finden.

Bei Firefox findet sich der Eintrag dann unter anderem auf folgendem Wege: mit F12 die Entwicklerwerkzeuge öffnen und auf Netzwerkanalyse gehen. Klickt man dann auf einen Link, sind sämtliche übermittelte Daten zu sehen. Mit einem Klick auf einen Datensatz können die Kopfzeilen angesehen werden, die der Browser mitgeschickt hat, und die, mit denen der Server geantwortet hat, formatiert oder unformatiert. Bei Google Chrome ist der Weg nahezu identisch, statt Netzwerkanalyse heißt es Netzwerk und statt Kopfzeilen Header.

Da dies auf Dauer doch etwas umständlich ist, nutze ich das Firefox-Add-on GNU_Terry_Pratchett. Dieses macht den Eintrag sichtbar, sowohl als Animation als auch als Klartext. Das Add-on funktioniert leider (noch) nicht auf meinem Tablet, aber auf meinem Laptop läuft es konstant mit. Auch für Chrome gibt es mehrere Add-ons, wobei ich nur eins davon getestet habe.

Bei Risiken und Nebenwirkungen ...

Grundsätzlich ist es ja möglich, eigene HTTP-Headerfelder zu definieren. Allerdings wurde 2012 im RFC 6648 die Best Practice definiert, dass diese nicht mehr mit X- anfangen. Das Headerfeld X-Clacks-Overhead hält sich offensichtlich nicht an diese Best Practice. Bis Juli 2023 ist dies unproblematisch, für die Zukunft kann das natürlich nicht ausgeschlossen werden.

Natürlich erzeugt dieses Vorgehen Traffic, der nur für Eingeweihte sinnvoll ist. Für alle anderen ist es reiner Overhead. Ich denke, an anderen Stellen gibt es deutlich mehr Möglichkeiten, Traffic zu sparen – durch Nutzung besserer Dateiformate zum Beispiel. Wer allerdings unbedingt unnötigen Traffic vermeiden will, sollte diese Angabe besser nicht übermitteln.

Der Crawler Dearheart hat im Juli 2023 mehr als 1.300 Seiten mit dem Header X-Clacks-Overhead gezählt. Einige Seiten haben dabei auch weitere Namen zu Terry Pratchett ergänzt. So wandert Terry Pratchett, leise und für viele unerkannt, noch heute durch das Internet. Und auch außerhalb des Internets gibt es diese Form der stillen Erinnerung: Der Kinofilm Maurice der Kater, ebenfalls basierend auf einem seiner Bücher, enthält als Post-Credit-Szene ebenfalls die Worte "GNU Terry Pratchett".

Im Laufe der Zeit hat Emanuel Kessler alle Bücher der Scheibenwelt gelesen. Auch seine Homepage hat GNU Terry Pratchett in den zusätzlichen Headerinformationen stehen.

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