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Ungelesen 10.01.24, 22:21   #26
Elum1402
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Ich bin bei manchen Punkten sogar bei Dir.

Bin ja selbst DSB/ITler an den Schulen - die Kombination macht manchmal einfach nur Kopfschmerz.

Natürlich in einer perfekten Welt wäre der Digitalpakt groß genug gewesen, dass jeder Schüler ab der 1. Klasse ein Schul-iPad bekommt (was auch ausgetauscht wird wenn es zu alt wird), darauf könnte man auch den Zugang für den Eltern einrichten um die Emails abzurufen.

Leider wird so so, dass (Stand jetzt) 7 iPads pro Klasse ausgegeben werden. In der Regel reichte das Geld des Digitalpaktes für keine Supportverträge mehr aus, ergo werden diese Geräte schnell ausfallen). Die Geräte müssen auch versichert sein. Das kostet den Staat einfach zu viel.
Ich bin da ganz bei Dir.

Mir antworten sehr viele Behörden per Mail...in der Regel startet man per Mail eine Anfrage, man schreibt 2-3 Nachrichten hin und her und der Verwaltungsakt wird postalisch zugestellt - klar, ist mir lieber als Wochen auf nen Termin im Rathaus zu warten oder 2-4 Briefe schicken zu müssen.
Der eigentliche Verwaltungsakt (der Bescheid, die Rechnung, die Entscheidung) kommt regulär richtig per Post.
(Erste Ausbildung war als Verwaltungsfachangestellter).
Das es beim Arbeitsamt anders aussieht, kann ich mir vorstellen, da wird aber auch zwischen Sachbearbeiter und Kunde mit ganz anderen Bandagen gekämpft.

Uns wurde noch vor 3 Monaten gesagt, dass wir Office 365 wegen der DSGVO nicht mehr nutzen dürfen, anscheinend weil dort viel über die Cloud läuft. Einzelne Word, Excel Lizenzen wären nicht so das Problem.

Bei Übersetzungen gehen wir davon aus, dass die Eltern eben im Freundes-/Verwandtenkreis/Nachbarkreis nach jemandem schauen muss, der z.B. ein Protokoll übersetzt - den Schuh ziehen wir uns als Schule nicht auch noch an.
Selbst Lehrkräfte mit arabischen Background dürften so etwas nicht übersetzen, weil ihre Übersetzungen nicht staatlich anerkannt sind. Dementsprechend haben wir 3-4 Übersetzerbüros an der Hand für die wichtigen Schuleingangsgespräche und so etwas (das müssen die Eltern am Ende unterschreiben - sonst kann das Kind nicht aufgenommen werden). Die Übersetzer zahlt unterm Strich dann auch das Land.

Wir DSB/ITler an Schulen sitzen doch in unseren Netzwerktreffen und schlagen die Hände über den Kopf zusammen wie wir nun mit XYZ umgehen sollen wenn unser Dienstherr wieder neue Anordnung rausgehauen hat. Einerseits sollen wir rechtliche Dinge beachten, haben aber keine/wenig Austattung um so etwas durchzusetzen und unterm Strich ging es uns ums unterrichten.

Wenn ich weiß, dass einer meiner Schüler in 80% der Fälle seine Schwimmsachen zum wöchentlichen Schwimmunterricht vergisst - schreib ich Abends gerne den Eltern eine Nachricht bei Signal, dass sie bitte daran denken sollen. Das soll so auch nicht sein, dass ist allen klar. Aber besser als versuchen dort telefonisch jemanden zu erreichen (idR geht da niemand dran). Deswegen können die Eltern mir gerne schreiben, Anrufen halt nur in absoluten Notfällen -was leider häufig auch missbraucht wird. Und E-Mails werden auch selten abgerufen. Sei es weil die Geräte durch die soziale Schicht nicht vorhanden sind oder weil auch wenig Interesse besteht.

Am Ende des Tages wollen/sollen wir den Schülern was beibringen, dafür hab ich gelernt und will bezahlt werden. Das die DSGVO so sperrig und teilweise (für Schulverhältnisse) unrealistisch ist, ist mir klar. Nützt aber nix weil ich die Anordnung erstmal befolgen muss - klar denk ich mir - wo kein Kläger, da kein Richter.
Ich persönlich kann in der Situation halt nur schauen was ich mit den mir vorhandenen Möglichkeiten erreichen kann.

Und wenn Eltern keine passenden Geräte haben, keine Zugänge geschaltet bekommen, Fremdsprachenhürden existieren - kann ich mich furchtbar drüber aufregen, dann aber dennoch wieder Unterricht vorbereiten und irgendwie abwägen, wie die Kids dadurch keinen Nachteil haben.

Edit:
Ein Alltagsbeispiel wäre vielleicht der Abend vor dem großen Tagesausflug. Du als Lehrkraft weißt genau genau, dass wieder mindestens 20% der Kinder nichts mitbringen werden, weil deren Eltern es einfach nicht hinbekommen die Elternbriefe zu lesen. Also schreib ich ihnen in der Signalgruppe der Klasse (wo nur ich schreiben kann), dass man doch bitte morgen an den Ausflug denken möge. Die Alternative wäre 25 Eltern anrufen (gewiss nicht, man hat ja auch mal Feierabend) oder 25 Mails per Verteiler zu schicken (wäre ne Idee, nur weiß man das viele Eltern Abends um 20h ihre EMails nicht mehr öffnen).
Wenn dann Dein Vorgesetzter die Nutzung von Signal billigt - bist Du sogar dankbar dafür. Klar kann ich mir persönlich denken, dass das auch nicht so megatoll ist, aber wenigstens nicht so schlimm wie WhatsApp.
Aber hey, den Messenger darfst Du nutzen - macht auch wenig Sinn, aber wenigstens hat sich die Mehrarbeit der Planung des Ausflugs gelohnt, weil fast jeder mitfahren kann.
Das ist der Balanceakt zwischen Pädagoge und DSB/ITler. Warum sollen 10jährige den Nachteil haben, weil der Staat nicht genug Geld in die Hand nimmt, zu wenig Infrastruktur anbietet und uns vor Ort "alleine" lässt.
Ich hab z.B. gute 300 Endgeräte zum administrieren - glaube ab 100 PC´s sollte eine Firma einen Vollzeit ITler anstellen der sich nur darum kümmert.
Ich habe 1 Std. für DSB und 1 für IT - das wars.
Natürlich strick da jeder mit heißen Nadeln herum.
Das einzig Positive bei der Nummer ist, dass wenn eine Lehrkraft Probleme wegen der DSGVO bekommen sollte, die Behörden prüfen was die pädagogische Intention dahinter war.
Bei dem Beispiel mit dem Tagesausflug würde niemand Ärger bekommen, einen Rüfel allerhöchstens. Das macht einen Unterschied zu "normalen" DSGVO Verletzungen.

Geändert von Elum1402 (10.01.24 um 22:43 Uhr)
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Rassalam (11.01.24)