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Ungelesen 14.09.21, 00:07   #9
ckong
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Huh,
jetzt wollte ich eigentlich nur irgendwo einen Post absetzen, um im Anschluss daran den Messenger nutzen zu dürfen, und nun stolpere ich in diese Thematik rein.

Als ich meine Katze einschläfern lassen musste, war das wie ein Genickschuss für mich. Das lag auch an meiner damaligen Lebenssituation, und die kleine Madame war praktisch meine einzige Familie.

Dass sie terminal erkrankt war, habe ich lange gewusst. Ich habe es aber irgendwie auch schön verdrängt. Irgendwann war sie psychisch verändert, erkannte mich nicht immer, bekam Atemnot. Der letzte Gang zur Tierärztin war ein selbstverständlicher Freundschaftsdienst. Die Probleme fingen erst danach an.

Wenn man so symbiotisch mit einer Katze lebt, ist danach alles kalt und leer. Dass ausgerechnet ich einen Tipp geben könnte, wie man damit fertig wird, kommt mir fast absurd vor. Schließlich lebte ich mehrere Jahre in diesem Zustand.

Dennoch will ich dir zwei Strategien an die Hand geben, die mir geholfen haben. Erstens, etwas neues lernen. Also eine Sache, in die man sich schon immer reinfuchsen wollte, aber die man doch nie angegangen ist. Bei mir war es das Programmieren von Microcontrollern, um damit kleine „Wesen“ zu erzeugen, die ihre Umgebung wahrnehmen. Also etwas, was mich so forderte, dass es mich aus dem emotionalen Tal herausgezwungen hat.

Zweitens, falls die Trauer so heftig ist, dass es von der Intensität in Richtung Partnerkonflikt/Trennung geht, sich selbst in seinen Empfindungen ernst nehmen und ein Antidepressivum in Erwägung ziehen. Mir hat Escitalopram geholfen, und ich empfehle es im Bekanntenkreis so oft, dass man mich bereits für einen Pharmavertreter hält. Es ist das einzige mir bekannte moderne AD, bei dem man nicht wochen- oder monatelang auf die behauptete Wirkung warten muss. Ich merke bereits nach einer Stunde, dass sich die Emotionen „entkrampfen“ und man wieder einen Fokus für andere Inhalte haben kann.

Ansonsten kann ich dir nur die Dinge sagen, die man auch beim Verlust eines Menschen sagen würde. Behalte die schöne Zeit mit deiner Katze in Erinnerung, aber fühl dich nicht schuldig, wenn du ihren Tod mal für einen Moment vergisst.

Sie hat es hinter sich. Auf unserem Weg müssen wir immer wieder etwas zurücklassen. Das ist hart. Aber in Gedanken kann sie bei dir bleiben und dich in den Horizont begleiten.
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